Warum Therapeuten-Wechsel?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Winni
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Warum Therapeuten-Wechsel?

Beitrag Mo., 18.10.2021, 19:01

Hallo in die Runde,

ich bin neu hier und habe mich inzwischen schon etwas „durchgescrollt“. Viele inspirierende Beiträge, die Lust machen auf mehr 🙂.

Für mich ist gerade eine 2jährige Therapie zu Ende gegangen. Ich bin emotional noch ziemlich an meinen Therapeuten „gebunden“, es war eine intensive, fordernde, aber gute Zeit. Und wir haben über diese „Dürreperiode“ gesprochen die folgt, wenn etwas Liebgewordenes zu Ende geht. Es ist ok.

Was mich aber beschäftigt: Ich schließe nicht aus, dass ich ihn irgendwann später wieder aufsuche, wenn ich Klärungs- und Redebedarf hätte. Ich sehe keinen Bedarf für mich, mir dann einen anderen Therapeuten zu suchen. Wie ich aber aus vielen eurer Beiträge herauslese, habt ihr - zumindest viele von euch - schon diverse Therapeuten gehabt. Darf ich euch nach den Gründen fragen? Warum seid ihr nicht zum Vorherigen zurückgekehrt?

War es Unzufriedenheit mit dem Therapieverlauf?
Oder ungute Beziehung zum Therapeuten?
Oder … ?

Ich könnte mir gerade gar nicht vorstellen, mir im Bedarfsfall „etwas Neues“ zu suchen. Wieder neu eine Beziehung aufbauen, alte Geschichten erneut erzählen, Vertrauen fassen, Kämpfe fechten… alles wieder von vorne…

Ich freue mich auf eure Geschichten!
LG Winni

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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 18.10.2021, 19:37

Eine hat einen neuen Job angenommen, die andere wurde pensioniert. 1x bni ich umgzeogen
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 18.10.2021, 19:53

Winni hat geschrieben: Mo., 18.10.2021, 19:01
Ich freue mich auf eure Geschichten!
LG Winni
es ist schön dass du so einen guten Therapieabschluss finden konntest !

Nun, ich habe nach misslungenen Therapien gewechselt, einmal bin ich umgezogen, bei der aktuellen Therapie war mir klar ich möchte eine andere Therapierichtung ausprobieren.

Ich hatte auch mal das Gefühl mit einer Therapie einfach "fertig" zu sein, mit den Ergebnissen, mit dem was mir die Therapeutin geben konnte.

Manche wechseln wohl auch weil sie bald eine weitere Therapie anfangen und der Richtungswechsel dann von der Kasse finanziert wird.

Ich kann gut verstehen dass es sich jetzt, so kurz nach dem Ende für dich so anfühlt dass du nirgendwo anders hingehen willst und würdest. Vielleicht magst du ja auch in zwei Jahren anknüpfen, vielleicht brauchst du auch gar keine Therapie mehr.
Es kann ja aber auch sein dass der Therapeut dann keinen Platz mehr frei hat oder du doch denkst "frischer Wind", ein neuer Mensch, eine neue Richtung könnten mehr bringen

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Montana
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Beitrag Mo., 18.10.2021, 21:23

Meine erste Therapie scheiterte, weil der Therapeut mit meinen Problemen nicht klarkam. Sie endete also vorzeitig. Die zweite endete mit Erreichen der maximalen Stundenzahl und hatte mich letztendlich auch nicht weitergebracht. Die dritte läuft noch und ich möchte definitiv nirgendwo anders hin. Wäre dieser Therapeut zufällig der erste gewesen, wäre das aber auch nicht gutgegangen, weil er nach eigener Aussage damals noch zu wenig Ahnung von dissoziativen Störungen hatte. Es muss also nicht nur der richtige Therapeut gefunden werden, sondern auch zum richtigen Zeitpunkt.

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MerleX
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Beitrag Di., 19.10.2021, 06:41

Ich finde, es kommt darauf an, wieviel Zeit dazwischen liegt. In der Frühphase ist es sicher angenehm, das Vertraute wiederzufinden. Wenn mehrere Jahre dazwischen liegen, würde ich eher wechseln.

Man sollte nicht unterschätzen, wie stark man sich nach einer Therapie verändert, gerade wenn man es geschafft hat, alte Knoten zu lösen. Da kann es durchaus sinnvoll sein, einen anderen Therapeuten oder Therapeutin aufzusuchen, um von vornherein anders oder neu wahrgenommen zu werden.

Mir ist es zumindest so gegangen. Ich hatte vor gut 10 Jahren eine Therapie, die mir definitiv viel gebracht und gut getan hat. Als ich dann Ende letzten Jahres nochmal angefragt habe wegen eines ganz anderen Problems, habe ich gemerkt - wir haben uns beide verändert. Ich war dann ganz froh, dass die Therapeutin auch skeptisch war, ob es sinnvoll ist, einfach an die „alte Bekanntschaft“ anzuknüpfen.
Ich bin jetzt bei einer völlig anderen Therapeutin und muss sagen, mir hätte nichts besseres passieren können. Ganz am Anfang hat es mich irritiert, dass sie anders auf mich eingeht. Jetzt merke ich - das ist genau das, was ich im Moment brauche: eine neue Perspektive auf mich und mein Leben.
Und nebenbei: das ist auf gar keinen Fall ein „alles wieder von vorne“

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Hailey00
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Beitrag Di., 19.10.2021, 10:04

Bei mir war es eine gruppentherapie.

Die Leute dachten ich sei wegen einer Magersucht da, aber das stimmte nicht. Mein essverhalten ist gut und mein Körpergeruch habe ich von meiner Familie aus. Das wollte mir aber keiner richtig glauben. Hauptsächlich war ich wegen der panikattacken da, aber mir wurde wieder nur "trink mehr Cola, iss mehr süßes" an den kopf geworfen.

Da war mir klar, das mach ich nie wieder mit.


Truemmerlotte
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Beiträge: 81

Beitrag Di., 19.10.2021, 10:55

Hallo,
schön das du den Abschied vom Therapeuten so klar hast und gut damit umgehen kannst.

Während meiner ersten ambulanten Therapie habe ich vorzeitig beendet, weil es mir durch die Therapie einfach gut ging und wir beide, mein Therapeut und ich, das Gefühl hatten, dass es jetzt einfach gut ist.

Nach 2-3 Jahren hatte ich erneut einige Baustellen und ich bin zu ihm zurück.
Während der Therapie fühlte es sich eigentlich auch gut an, allerdings jetzt im Nachhinein habe ich das Gefühl, dass sich nicht viel verändert hat und wir nicht wirklich weiter gekommen sind. Ich nur zu ihm bin, weil es zwischen uns halt gut passte und ich ihn sehr mochte und natürlich das Vertrauen der ersten Therapie noch vorhanden war. Wir haben viel über meine Themen geredet, so ist's nicht, aber wir sind immer nur drum herum gekreist und konnten sie nie richtig bearbeiten.
Die letzten paar Stunden habe ich dann, auch durch Corona bedingt, nicht mehr wahrgenommen, da ich merkte das mir der Abschied immer schwerer fallen würde.
Nach diesem harten Schlussstrich war mir klar, dass ich nicht nochmal zu ihm gehen kann/möchte, da wir einfach nicht zusammen weiter kommen.

Du wirst gucken müssen, ob ihr, wenn du (wir hoffen mal erstmal einfach nicht) nochmal Bedarf hast, diesen auch mit ihm bearbeiten kannst und er dafür auch der Richtige ist.
Man wird sich wahrscheinlich schon noch mögen und vertrauen, aber es muss dich ja auch weiter bringen.
Ich hoffe du versteht was ich meine...

Liebe Grüße

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Winni
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Beitrag Mi., 20.10.2021, 21:55

Vielen lieben Dank euch für eure Beiträge!

Scheinbar hänge ich doch noch ein wenig mehr an meinem Thera, als mir lieb ist :red: und versuche evtl mir unbewußt sozusagen eine Hintertür offen zu halten, um an die gemeinsame Zeit wieder anzuknüpfen.
Als ich dann Ende letzten Jahres nochmal angefragt habe wegen eines ganz anderen Problems, habe ich gemerkt - wir haben uns beide verändert.
...
Ich bin jetzt bei einer völlig anderen Therapeutin und muss sagen, mir hätte nichts besseres passieren können. Ganz am Anfang hat es mich irritiert, dass sie anders auf mich eingeht. Jetzt merke ich - das ist genau das, was ich im Moment brauche: eine neue Perspektive auf mich und mein Leben.
Und nebenbei: das ist auf gar keinen Fall ein „alles wieder von vorne“
Ja, das sehe ich jetzt auch. Es fühlt sich toll an, sich zum Ende einer gelungenen Therapie ein wenig zurückzulehnen und das gemeinsame Zusammensein und das Erreichte sozusagen ein bissl zu genießen. Aber wenn sich später doch wieder die ein oder andere Baustelle eröffnen sollte - wäre es eine andere Baustelle als bisher. Da müsste man dann wirklich schauen, ob das bisher gemeinsam Erlebte wirklich zum Thema passt oder nicht.
Man wird sich wahrscheinlich schon noch mögen und vertrauen, aber es muss dich ja auch weiter bringen.
Ich hoffe du versteht was ich meine...
Da hast Du sicher Recht. Und ich werde mich am besten jetzt erst mal mit "Loslassen" beschäftigen ;-)

Liebe Grüße
"An Ärger festhalten ist wie wenn Du an einem Stück
Kohle festhältst mit der Absicht, es nach jemandem zu werfen -
derjenige, der sich dabei verbrennt, bist Du selbst" (Buddha)

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MerleX
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Beitrag Do., 21.10.2021, 13:40

Winni hat geschrieben: Mi., 20.10.2021, 21:55 Scheinbar hänge ich doch noch ein wenig mehr an meinem Thera, als mir lieb ist :red:
Ist das nicht ganz normal, wenn man eine gute und tiefgründige Erfahrung gemacht hat?

Wenn du dir das nicht erlaubst, dann hast du wahrscheinlich ganz schnell ein „Nachfolgeproblem“, das unbedingt vom Therapeuten bearbeitet werden muss 🤪. Das ist ja auch nicht Sinn der Sache.

Ich würde nicht explizit dagegen arbeiten und „loslassen“ wollen. „Loslassen“ ist so ein Schlagwort, das kann man auch hinterfragen. Das „Mittragen“ der schönen Gefühle ist doch eher etwas Positives, finde ich. Das wird schon von alleine weniger, da muss man nicht auch noch Druck ausüben.
Nimm doch einfach deine Sehnsucht als Ausdruck einer gelungenen Therapie und deiner Beziehungsfähigkeit. Dann erhält dieses von dir ungeliebte Gefühl einen schöneren Sinn und zusätzlich eine Berechtigung (besser, als wenn es dir nur sagt „jetzt habe ich immer noch nicht genug losgelassen!“) ;)

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Winni
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Beitrag So., 24.10.2021, 14:38

MerleX hat geschrieben: Do., 21.10.2021, 13:40 Ich würde nicht explizit dagegen arbeiten und „loslassen“ wollen. „Loslassen“ ist so ein Schlagwort, das kann man auch hinterfragen. Das „Mittragen“ der schönen Gefühle ist doch eher etwas Positives, finde ich. Das wird schon von alleine weniger, da muss man nicht auch noch Druck ausüben.
Nimm doch einfach deine Sehnsucht als Ausdruck einer gelungenen Therapie und deiner Beziehungsfähigkeit. Dann erhält dieses von dir ungeliebte Gefühl einen schöneren Sinn und zusätzlich eine Berechtigung (besser, als wenn es dir nur sagt „jetzt habe ich immer noch nicht genug losgelassen!“) ;)
Hallo MerleX,
mit "Loslassen" meine ich nicht die tiefen Gefühle aus der Therapie und für den Therapeuten. Ich habe hart dafür gearbeitet, diese Gefühle entwickeln zu können :love: ;) Mir war nur nicht bewußt, wie intensiv ich da noch nachspüre. Aber auch das darf noch sein. Prozesse gehen ja nicht mit der letzten Therapiestunde mit einem Paukenschlag zu Ende. Sie wirken nach, dürfen verebben - in der dafür notwendigen Zeit.

Was ich mit "Loslassen" gemeint habe ist: das Bedürfnis, in die Zukunft zu schauen und mir auszumalen, was wäre wenn. WENN ich mal wieder Bedarf hätte, WÄRE er dann dafür der Geeignete... WÜRDE ich wieder mit ihm arbeiten wollen/können... WIE wäre es dann zwischen uns... diese Gedanken sind relativ sinnfrei. Deshalb mein Streben, hier loszulassen und im Hier und Jetzt zu bleiben. Und zu genießen :angel:

Viele Grüße
Winni
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