Beziehungsstrafen in Therapie

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Shukria
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Beziehungsstrafen in Therapie

Beitrag Di., 21.12.2021, 09:45

Ich hänge gerade sehr in dem Vergleich zwischen meiner aktuellen und ehemaligen Therapeutin, im Umgang mit mir.

Bei der aktuellen kann ich sagen oder schreiben wie es mir geht, wo ich mir grad Unterstützung wünsche und es kommt immer was nettes, bzw eine Idee zurück was ich dann ausprobieren kann für mich. Manchmal schreib ich dann noch mal obs geklappt hat oder auch wenn noch was offen ist.

Von meiner ehemaligen kenne ich es eher unberechenbar, vor allem in den Stunden. Manchmal Verständnis und Mitdenken aber zunehmen Ungehaltenheit und Bestrafungen wenn ich zb Angst vor ihr hatte oder in Gefühlen feststeckte. Was bei mir zu noch größerem inneren Stress führte.

Ich versteh gar nicht wie 2Therapeutinnen so unterschiedlich auf gleiche Sachen reagieren können. Früher bei der alten Therapie dachte ich das liegt an mir, ich bin /mache halt was falsch. Jetzt durch die neue Therapie stell ich das zunehmend in Frage.

Wer entscheidet denn ob es richtig oder falsch ist wenn man noch mal um Unterstützung bittet, ich oder das Gegenüber? Wenn man länger in der Umsetzung braucht, es nicht gleich klappt oder eben das gleiche Problem immer wieder auftaucht. Eigentlich kann doch nur ich wissen ob ich noch was brauche oder nicht, ob ich so klar komme mit meinen Gefühlen die aushalten kann oder noch eine Hilfestellung brauch.

Ich find es grad richtig krass zu realisieren wie oft ich mit einem Beziehungscut in der alten Therapie abgestraft wurde wenn ich etwas nicht konnte wie zb reden in der Stunde oder das gleiche emotionale Problem wie Angst vor ihr mehrfach ansprach. Ich denke, kein Wunder das ich immer so Panik vor der hatte, ich wusste ja nie wann sie mit Zuwendung /Anteilnahme und wann mit Zurückweisung /Beschämung agiert. Ich hab eigentlich es erst jetzt verstanden das ich bei der aktuellen Therapeutin bei Kontakten immer noch mit einer Bestrafung rechne und das das aber noch nie passiert ist.
Das gibt mir ein ganz anderes Gefühl, überhaupt erstmals eins, von Beziehungssicherheit, mich ausprobieren zu dürfen und damit mir selbst, also dann auch wirklich ihr sagen zu können wo ich stehe und nicht die ganze Zeit dabei zu überlegen ob ich was falsch mache im Kontakt.

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No Twist
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Beitrag Di., 21.12.2021, 10:21

Liebe Shukira,

so richtig eine Frage hast du ja nicht gestellt. Aber ich lasse dir mal ein paar Gedanken da: Vielleicht ist es besser für dich, wenn du nicht vergleichst und die alte Therapie eben als etwas vergangenes begreifst, was jetzt glücklicherweise vorbei ist. Mir zumindest tut es immer gar nicht gut, wenn ich mich mit alten Verletzungen auseinandersetze. Also ganz alleine. Was du schreibst, beschreibst, könnte auch ein Thema für die neue Therapie sein.
Vielleicht hilft dir der Gedankengang, dass nicht alle Menschen gleich gut passen und nicht jeder Therapeut bzw. jede Therapeutin zu jedem Klienten. Manchmal passt es eben nicht so gut und vielleicht lässt sich das nicht immer direkt merken. Das Verhalten deiner vorherigen Therapeutin ist wohl nicht gerade therapeutisch gewesen, aber umso besser, dass du jetzt mit einer Therapeutin arbeitest mit der es funktioniert.

Viele Grüße
Ich hab an Gestern nicht gedacht und nicht an Morgen
Es ist Nacht, ich steh am Fenster
Und für einen Augenblick leb ich im Jetzt

von: Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen

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lisbeth
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Beitrag Di., 21.12.2021, 11:03

Hallo Shukira,

ich erlebe das ähnlich, wenn ich die Analytikerin mit meiner Ex-Therapeutin vergleiche, bei der ich abgebrochen hatte, weil es damals total eskaliert ist.
Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Und gleichzeitig, paradoxerweise: Gibt es auch total viele Parallelen.
Ich hatte tierische Angst vor einer Wiederholung dieser Verstrickungen. Ich wusste auch die ganze Zeit, dass es durchaus Punkte gab, wo ich zum Geschehen und zur Dynamik beigetragen habe, unbewusst oft oder weil ich nicht anders konnte.
Und ich war mit der Analytikerin auch öfters an Punkten festgefahren, wo es sich wieder so anfühlte wie mit der Ex-Therapeutin. Und von ihr sogar auch ähnliche Reaktionen kamen. Das war echt haarig.

Der Unterschied: Wir konnten immer darüber im Austausch bleiben, auch wenn es uns beiden sehr viel abverlangt hat. Die Erfahrung, dass die Analytikerin sich darauf einlässt und in der Beziehung bleibt, auch wenn es total verfahren und kompliziert ist, war für mich dabei sehr heilsam und vertrauensfördernd. Die Analytikerin reflektiert sich und ihr Handeln sehr viel mehr und kann auch mal zugeben, wenn sie daneben gelegen hat. Die Analytikerin hat mit mir relativ offen darüber geredet, was mein Verhalten (oder nicht-Verhalten) bei ihr auslöst. Da war auf ihrer Seite auch viel Ohnmacht und Hilflosigkeit dabei. Und ich glaube, dass manche Therapeut:innen mit diesen Gefühlen nicht gut umgehen können und die "Schuld" dafür dann gerne den Patient:innen zuschieben.
Und: Auf meiner Seite ist Scham ein ganzganz großes Thema. Und das ist für das Gegenüber oft auch vermintes Gelände. Auch hier kann es sein, dass jemand mit solch tiefen Schamgefühlen nicht gut umgehen kann und dann die Patient:innen dafür "verantwortlich" macht oder sogar bestraft.

Warum es mit der einen Person klappt und mit der anderen nicht? Ich glaube, diese Frage stelle ich mir nicht mehr. Ich weiß inzwischen auch, dass ich bei der Ex-Therapeutin auch was ganz bestimmtes gesucht habe, was sie auch sehr direkt bedient hatte. Das waren sozusagen die altbekannten Muster. Kann schon sein, dass das alles sehr ungünstig zusammengepasst hat und dann zur explosiven Mischung wurde. Ja, sie hätte das alles anders händeln müssen, sie hätte irgendwann sagen müssen, dass sie überfordert ist und keine Ahnung mehr hat, wie sie mir helfen soll und dass sie merkt, wie sie auf mich zunehmend aggressiv und ungehalten reagiert. Das wäre auch nicht schön gewesen und ich wäre sicherlich auch sauer gewesen und hätte mich im Stich gelassen gefühlt. Aber es hätte vielleicht den Weg geöffnet, um sich halbwegs im Guten zu verabschieden. Die Analytikerin war auch 2-3 x an diesem Punkt. Sie hat es jedes Mal thematisiert, was für mich in der Situation furchtbar war. Wir haben darüber sehr offen geredet, ob das hier noch so passt. Sie hat mir sehr deutlich gesagt, was sie zweifeln lässt, aber gleichzeitig signalisiert, dass sie mich nicht von heute auf morgen fallen lässt. Wir haben beide um die Beziehung gekämpft und inzwischen glaube ich, dass wir damit erfolgreich waren. Eins von diesen Gesprächen war so schräg, dass ich mir sicher war: Hey, das ist ihr eigenes Thema, das sie jetzt hier reinbringt. Das habe ich ihr dann auch gesagt. Und sie hat es auch später bestätigt, dass es tatsächlich eher ihr Film war, was ich ihr sehr hoch anrechne. Sowas wäre von der Ex-Therapeutin nie im Leben gekommen...
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― Anne Lamott

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 21.12.2021, 12:07

Shukria hat geschrieben: Di., 21.12.2021, 09:45
Wer entscheidet denn ob es richtig oder falsch ist wenn man noch mal um Unterstützung bittet, ich oder das Gegenüber? Wenn man länger in der Umsetzung braucht, es nicht gleich klappt oder eben das gleiche Problem immer wieder auftaucht. Eigentlich kann doch nur ich wissen ob ich noch was brauche oder nicht, ob ich so klar komme mit meinen Gefühlen die aushalten kann oder noch eine Hilfestellung brauch.


Du kannst immer um Unterstützung bitten wenn du das Gefühl hast du schaffst irgendwas alleine nicht.

Dann kann dein Gegenüber diese gewähren oder dir freundlich erklären, warum er/sie denkt dass du das jetzt mal alleine lösen kannst.

Das darfst du dann in Frage stellen, weil dein Gegenüber ist nicht allwissend oder ein Telepath und wenn du gute Argumente hast warum du die Hilfe brauchst dann sollte das kompetente Gegenüber das mit dir diskutieren um zu sehen was da wirklich los ist und ggf einlenken.

Um Leute mit einem Allwissenheits- und Machttrip die dir sagen sie wissen besser was für dich gut ist als du und die dir ihre Sicht der Dinge aufdrücken wollen sollte man im Leben wo immer das möglich ist einen Bogen machen. Das ist toxisch und wenn du da nicht wirklich drüberstehen und das an dir abperlen lassen kannst wird dir das mental schaden.

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Montana
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Beitrag Di., 21.12.2021, 13:43

münchnerkindl hat geschrieben: Di., 21.12.2021, 12:07 Du kannst immer um Unterstützung bitten wenn du das Gefühl hast du schaffst irgendwas alleine nicht.

Dann kann dein Gegenüber diese gewähren oder dir freundlich erklären, warum er/sie denkt dass du das jetzt mal alleine lösen kannst.
Theoretisch ist das so. Praktisch nicht unbedingt.

Das ist gerade aktuell bei mir Thema und inzwischen weiß ich auch, worin das Problem liegt.

Ich gehe eigentlich immer davon aus, dass ich nicht um Unterstützung bitten darf (oder um was auch immer). Und zwar deshalb, weil darauf oft und lange Zeit in meinem Leben Strafe erfolgte. Fürs Fragen selbst, und fürs Nicht-selber-wissen oder -können. Sich selbst helfen war oberstes Gebot. Und Schwäche keinesfalls offenbaren.

Besonders fatal: Wiederholungen. Also bloß nicht etwas ein zweites Mal fragen oder gar noch öfter. Aufgrund von Amnesien ist die Gefahr aber extrem hoch, sobald ich eine Person etwas länger kenne. Mehr Kontakte ergeben eine größere Wahrscheinlichkeit für Wiederholungen.

Das wurde gerade in der Therapie zum Thema, weil ich über dieses und jenes furchtbar gern mal sprechen würde, aber nicht weiß, ob ich das schonmal getan habe. Und zu fragen offenbart Schwäche, denn ich weiß es nicht, obwohl ich sollte. Also habe ich riskiert, gestraft zu werden, obwohl ich das aus Therapien auch kenne. Und in dieser aktuellen Therapie ist es plötzlich anders. Keine Strafe. Stattdessen Interesse dafür, dass da durch Amnesien Probleme entstehen. Anscheinend schon so lange und oft, dass das bereits in meiner Jugend Leute zur Weißglut getrieben hat (und dazu, mich zu bestrafen). Ich habe Frieden hergestellt, indem ich ständig unwissend und überfordert geblieben bin, durch Nicht-Fragen. Aber mir geht es schlecht damit.

Und jetzt weiß ich das. Endlich.

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Shukria
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Beitrag Di., 21.12.2021, 14:02

No Twist hat geschrieben: so richtig eine Frage hast du ja nicht gestellt. Aber ich lasse dir mal ein paar Gedanken da:
Das stimmt, danke ☺️
No Twist hat geschrieben: ist es besser für dich, wenn du nicht vergleichst und die alte Therapie eben als etwas vergangenes begreifst, was jetzt glücklicherweise vorbei ist.
Mir zumindest tut es immer gar nicht gut, wenn ich mich mit alten Verletzungen auseinandersetze. Also ganz alleine.
Ich vergleiche immer dann wieder wenn sich Parrallelen auftun und ich in der Angst versumpfe das es genauso bescheiden jetzt läuft oder ich verstehen will warum es anders läuft, was mein Anteil war/ist und aber auch erstmals was nicht zu mir gehört oder wo was altes getriggert wird.
Je besser ich das verstehe desto weniger stresst mich die aktuelle Therapeutin und desto besser kann ich auch Teile von Verantwortung für die damalige verfahrene Situation von mir abprallen lassen und sagen: nicht meine Baustelle. Da meine ehemalige Therapeutin keinerlei Anteile für das Misslingen übernommen hat ist es mir wichtig ihre wenigstens jetzt zuordnen zu können. Alle liegen nicht bei mir.

Es ist halt ein Unterschied für mich ob ich denke ich hab alleinig was falsch gemacht/mit mir stimmt was absolut nicht oder ob ich merke, die ehemalige Therapeutin hatte Druck möglichst viel in den wenigen Stunden für mich zu erreichen (positiv motiviert) hat den aber 1:1 an mich durchgereicht wie du kannst in der Stunde grad nicht reden... Schreiben sowohl per Mail als auch einen Brief in die Stunde mitbringen verbiete ich dir aber, damit du jetzt redest. In der Situation seh ich nicht das sie Druck hat und warum, ich seh nur das sie das was mir helfen würde und ich nutze um mit ihr in Kontakt zu kommen rigoros verbietet.

Ob das therapeutisch war oder nicht weiß ich nicht, hilfreich wars jedenfalls nicht, für mich wars BeziehungsStress und eine Wiederholung meiner Kindheitserfahrungen.

Aber ich werd das noch mal in der Therapie sortieren.

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Shukria
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Beitrag Di., 21.12.2021, 14:26

Hallo lisbeth, Ja genau, ich hab immer wieder Angst vor einer Wiederholung und thematisieren das in regelmäßigen Abständen immer wieder mit ihr. Es ist ein absoluter Unterschied und dennoch merke ich immer wieder Parallelen im Prozess wo ich merke das es jetzt an mir liegt diesmal anders zu reagieren oder ich es eben erst schnalle weil die Therapeutin anders reagiert diesmal.

Mich verwirrt das noch immer sehr. Wahrscheinlich weil ich irgendwie bei Therapie dachte das sei wie Mathe. Es gibt halt ein, zwei Lösungswege und alle kommen zum gleichen Ergebnis. So ist es aber nicht. Mich verwirrt das wirklich das Ergebnis ein anderes ist, es mir besser geht und hab noch die Sätze von der ex Therapeutin im Ohr, das ist so das bleibt ihnen für immer und jetzt merke ich, es verändert sich mit anderen Ansätzen und einer mir gegenüber freundlicheren, deutlich weniger druckvollen und auf Mitbestimmung fokusssierten Haltung.
Wir konnten immer darüber im Austausch bleiben, auch wenn es uns beiden sehr viel abverlangt hat. Die Erfahrung, dass die Analytikerin sich darauf einlässt und in der Beziehung bleibt, auch wenn es total verfahren und kompliziert ist, war für mich dabei sehr heilsam und vertrauensfördernd.

Stimmt, das erlebe ich auch und auch das ist ein riesiger Unterschied. Die alte hat nie eigene Anteile reflektiert und Kritik meinerseits wurde immer abgewiegelt, da ließ sie nichts ran an ihre Unfehlbarkeit. Sie hat nie Fehler gemacht. Das war dann vorbei und ich sollte nach vorne sehen. Das fehlte diese ehrliche Auseinandersetzung.

Warum es mit der einen Person klappt und mit der anderen nicht? Ich glaube, diese Frage stelle ich mir nicht mehr.

Ich mir schon noch um auseinander setzten zu können erstmals was meine und ihre Anteile waren um nicht einfach wieder in Wiederholungen zu laufen aber auch um mich entlasten zu können und die Verantwortung aufzuteilen, das nicht mehr - so wie sie es darstellte alles allein bei mir lag, weil das Vertrauen fehlen würde. Also es alleinig meine Schuld gewesen sei. Ob sie eigene Anteile bei sich gesehen hat, mir hat sie es nicht gesagt als ich sie fragte woran es gescheitert ist. Da kam nur, an Ihnen.

Ich weiß auch was ich bei ihr suchte und auch fand(Mutterersatz) aber zum Glück ist das emotional durch. Also trotz allem bleibt sie in meinem Herzen aber ich werd nicht noch einmal so eine ungesunde und machtvolle Helferinnenbeziehung zulassen.


Wie hast du es geschafft zu gehen?

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Shukria
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Beitrag Di., 21.12.2021, 14:40

[quote=Montana post_id=1208281
Ich gehe eigentlich immer davon aus, dass ich nicht um Unterstützung bitten darf (oder um was auch immer). Und zwar deshalb, weil darauf oft und lange Zeit in meinem Leben Strafe erfolgte. Fürs Fragen selbst, und fürs Nicht-selber-wissen oder -können. Sich selbst helfen war oberstes Gebot. Und Schwäche keinesfalls offenbaren.
[/quote]
Ja das kenne ich, und trotzdem, genau deswegen wünsche ich mir in der aktuellen Therapie andere Erfahrungen, keine Bestrafung sondern Bestätigung in der grundsätzlichen Haltung um Unterstützung bitten zu dprfen/sollen.

Und wenn es unangemessen war oder sie meint ich kann das schon selber dann einen Diskurs auf Augenhöhe. Das sie auch mir vertraut das ich zuhöre und umsetze wenn ich verstanden habe worum es geht. Das man zusammen nach einem Umgang sucht mit dem beide können.

Momentan ist es aber auch bei mir noch total Angstbesetzt wenn ich alleine nicht weiter komme und um Unterstützung fragen muss. Zumal das kein statischer Prozess ist wie ein mal fragen und das reicht.

Manchmal reicht 1mal, manchmal brauch ich 2-3 Anläufe bis ich weiß was ich tun kann um die Gefühle zu händeln oder bis ich was sortiert bekommen habe und das beschämt und stresst mich noch immer enorm.

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Arakakadu
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Beitrag Di., 21.12.2021, 14:49

Spannend dass das sooo unterschiedlich ist.
Ich glaube Therapeuten haben eben auch Probleme. Bei dir klingt das ja so, also hätte die Therapeutin mit dir auch ein "komm her, geh weg spiel" gespielt.
Du weißt Ja, dass ich auch ganz ganz viel Angst habe und mir blöde Sachen einbilden. Von außen betrachtet, bin ich dankbar dass der immer noch in Beziehung bleibt mit mir. Das ist sehr heilsam. Nur kann ich ned damit umgehen und lerne keine Emotionsregulation 😁🙄

Und ich habe absolut keinen Vergleich. Mein Therapeut fühlt sich zu 70% für mich warm und weich an. 30% bin ich nur unsicher und erlebe ihn als böse und abwertend, aber das ist wieder mein Thema...
Hast du immer VT gemacht?

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 21.12.2021, 18:20

Shukria hat geschrieben: Di., 21.12.2021, 14:02ob ich merke, die ehemalige Therapeutin hatte Druck möglichst viel in den wenigen Stunden für mich zu erreichen (positiv motiviert) hat den aber 1:1 an mich durchgereicht wie du kannst in der Stunde grad nicht reden... Schreiben sowohl per Mail als auch einen Brief in die Stunde mitbringen verbiete ich dir aber, damit du jetzt redest. In der Situation seh ich nicht das sie Druck hat und warum, ich seh nur das sie das was mir helfen würde und ich nutze um mit ihr in Kontakt zu kommen rigoros verbietet.


Okay, aber das ist einfach nur massiv unprofessionell. "Möglichst viel" kann man nicht erzwingen. Das Gras wächst nicht schneller wenn man daran zieht. Das müsste eigentlich jeder Mensch der in einem therapeutischen Beruf, Physiotherapie, Logopädie etc arbeitet als Grundwissen verinnerlicht haben.

Und dann stellt sich die Frage, was hat sie dazu getrieben, zu meinen sie müsste "möglichst viel in kurzer Zeit" erreichen und warum sie nicht in der Lage war diesen Druck als falsch zu sehen. Was hat da ihren falschen Ehrgeiz das zu wollen motiviert. Wollte sie das wirklich für dich erreichen oder nur um ihre Eitelkeit als Therapeutin zu befriedigen.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Di., 21.12.2021, 18:30, insgesamt 1-mal geändert.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 21.12.2021, 18:25

Shukria hat geschrieben: Di., 21.12.2021, 14:26 und hab noch die Sätze von der ex Therapeutin im Ohr, das ist so das bleibt ihnen für immer und jetzt merke ich, es verändert sich mit anderen Ansätzen und einer mir gegenüber freundlicheren, deutlich weniger druckvollen und auf Mitbestimmung fokusssierten Haltung.


Das ist ja noch unprofessioneller. Das kann man sagen, wenn man dir ein Bein amputiert hat. Das Bein wächst nicht mehr nach, egal was du tust. Aber nicht wenn du sagen wir mal Borderline oder eine PTBS hast. Klar geht es ggf nie komplett weg, aber eine weitere Besserung ist da doch immer im Rahmen des Möglichen.

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Montana
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Beitrag Di., 21.12.2021, 19:24

Mir hat auch ein Therapeut mal gesagt (nach x Jahren!), es ginge doch bei mir von Anfang an nicht um Heilung, sondern darum, dass ich meine bleibende Behinderung akzeptieren lerne....

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Shukria
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Beitrag Di., 21.12.2021, 22:49

Ich weiß nicht was von ihren Aktionen therapeutisch war, einiges jedenfalls nicht. Zb haben wir Traumabearbeitung gemacht und auch da stockte es, also ich konnte bestimmte Dinge aus Vermeidung heraus nicht in Worte fassen.
Also triggert sie mich mit Absicht und ohne Zustimmung. Benutzte die Code Wörter vom Trauma. Ich war sofort drinne und... Ja Bearbeitung war dann möglich aber es hat sich falsch angefühlt. Ohnmächtig. Und.. Aber was soll man da sagen wenn man es einfach nicht weiß.

Woher soll man als Laie in der ersten Therapie wissen was therapeutisch und professionell ist und was nicht. Zumal sie wirklich interessiert daran war das es mir besser geht und engagiert. Aber einfach noch 1-2h dafür aufwenden bis ich es mir selbst zutraue mich den Bildern und Gefühlen aus eigener Stärke heraus zu stellen, die hat sie nicht aufgebracht /mir eingeräumt. Ihr Verhalten mir gegenüber war mir halt auch sehr vertraut aus meiner Erziehung, Druck, funktionieren und Dinge durchziehen, über eigene Grenzen gehen weil etwas nunmal eingeplant wurde, auch wenn ich mich innerlich überhaupt nicht bereit dazu fühle. Das Muster war absolut vertraut, ich kannte kein anderes.

Bei der jetzigen hab ich lange gebraucht noch mal in die Traumabearbeitung einzusteigen, wusste selbst gar nicht was so einen Widerstand auslöst. Sie ging ganz anders damit um, sagte das ich entscheide ob, wann und wieviel ich hier erzähle, sie mich nicht zwingt. Da war der innere Knoten gelöst. Meine Verwirrung ob der unterschiedlichen Herangehensweise zu thematisieren hab ich mich aber erst sehr viel später getraut.

Sie war ziemlich geschockt als ich ihr erzählt wie das erste EMDR ablief, ich wollte nur wissen ob mein Gefühl das es sich falsch anfühlte so massiv und ohne Zustimmung getriggert zu werden, ob das stimmig ist, ob ich meiner Wahrnehmung trauen kann.

Ich hänge noch immer sehr das ich mir nie ganz sicher bin, auch nicht bei der aktuellen Therapeutin was an Interventionen jetzt aus dem Hut gezaubert wird, ob mir das gut tut. Trotz aller Selbstbestimmung in der aktuellen Therapie zuck ich auch heute noch wenn es mir nicht gut geht auch körperlich zusammen wenn sie Vorschläge macht. Obwohl sie mir noch nie was übergestülpt hat oder fremdbestimmt wie etwas jetzt zu laufen hat. Heute würde ich da auch nicht mehr mitmachen. Nur ganz ausblenden kann ich die erste Therapeutin und ihre übergriffigen Reaktionen nicht. Also die Angst das es wieder so nen Drall bekommt. Warum die ehemalige immer wieder so druckvoll agierte weiß ich nicht. Das es mit mir persönlich wenig zu tun hat, das ist mir aber inzwischen schon klar.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 22.12.2021, 09:20

Shukria hat geschrieben: Di., 21.12.2021, 22:49 Ich hänge noch immer sehr das ich mir nie ganz sicher bin, auch nicht bei der aktuellen Therapeutin was an Interventionen jetzt aus dem Hut gezaubert wird, ob mir das gut tut. Trotz aller Selbstbestimmung in der aktuellen Therapie zuck ich auch heute noch wenn es mir nicht gut geht auch körperlich zusammen wenn sie Vorschläge macht.
Dass dir das immer noch nachhängt und du weiter misstrauisch bist und Angst vor Übergriffigkeit hast, ist normal und nachvollziehbar. So wie du deine aktuelle Therapeutin beschreibst, nimmt sie das ja auch nicht persönlich, sondern kann damit gut umgehen, oder?

Für mich war es wichtig, das immer wieder anzusprechen, wenn es auftauchte und mir Rückversicherung zu holen, dass ich (und diese Themen) Raum haben. Das ist sozusagen deine Aufgabe in diesem Prozess. Nicht wegdrücken, sondern in den Raum lassen. Je mehr das einfach da sein durfte, umso mehr konnte sich das auch verändern, und ist immer mehr in den Hintergrund getreten. Irgendwann fragte die Analytikerin mich mal etwas provokant, ob es jetzt wirklich noch darum gehe? Oder ob diese Rückversicherung vielleicht eine "Ersatzhandlung" sei? Und wenn ich mich rückversichern müsse oder wolle, warum ich mir das nicht ganz unmittelbar und direkt gestatte, anstatt das indirekt über die Situation mit der Ex-Therapeutin zu machen? Und selbst das war damals dann für mich in Ordnung (weil sie da ziemlich ins Schwarze getroffen hatte). Aber ich weiß auch, dass ich hätte sagen können: Nee, Frau Analytikerin, da liegen Sie falsch. Und dann hätten wir gemeinsam geschaut, was da los ist und was ich brauche.

Du liest dich auch ein wenig so, als ob du dir Vorwürfe machst, dass du das bei der alten Therapeutin so mitgemacht hast? Vielleicht ist es auch an der Zeit, da dir selbst gegenüber etwas mitfühlender und gnädiger zu sein? Du hast das getan, was zu dem Zeitpunkt für dich möglich war, so gut es ging. Dir vorzuwerfen, dass es nicht "gut genug" gewesen sei, macht alles nur nochmal schlimmer. Und damit gibst du dir ja auch selbst eine (Teil-)Schuld.
Shukria hat geschrieben: Di., 21.12.2021, 22:49 Nur ganz ausblenden kann ich die erste Therapeutin und ihre übergriffigen Reaktionen nicht. Also die Angst das es wieder so nen Drall bekommt.
Solche Situationen wird es immer wieder geben, wo diese Befürchtungen auftauchen. Auch dann: Ansprechen. Die Analytikerin ist mit mir dann Schritt für Schritt durchgegangen: Was ist heute anders? Ohne Suggestivfragen.
Und genau das, diese Unterschiede herauszuarbeiten, hat mir sehr dabei geholfen, das voneinander besser zu trennen. Irgendwann fing ich dann an, das alleine zu machen, ohne dass ich sie dabei an meiner Seite brauchte.
Und allein solche Momente waren für mich auch immer sehr deutlich "anders".
Die Ex-Therapeutin hat mich dann immer ganz intensiv mit Hundeblick angeschaut und gefragt: Was sehen Sie? Und es war klar, wie die "richtige" Antwort zu lauten hatte, und ganz lange hab ich sie auch bedient, aus alter Gewohnheit heraus, und weil ich von kleinauf so "dressiert" war. Und irgendwann hab ich mich dieser "richtigen" Antwort verweigert. Hab gesagt, ich weiß was Sie jetzt hören wollen, aber für mich ist das nicht greifbar oder spürbar. Und das hat dann (mit) zur finalen Eskalation geführt.
Die Analytikerin gibt mir in solchen Momenten Raum. Ich kann die Augen zu machen, oder mich von ihr wegdrehen, wenn ich das brauche. Ich war auch schon mal 5 Min. auf dem Klo, um in Ruhe darüber nachzudenken. :anonym:
Und so nach und nach wuchs aus der Erfahrung heraus das Gefühl, dass das hier wirklich alles Platz hat.
Das braucht Zeit. Diese alten Erfahrungen haben sich ziemlich intensiv in deine Hirnstrukturen eingefräst. Da muss erstmal ein neuer Weg gefunden und dann gebahnt werden. Es braucht viele viele Wiederholungen, bis ein altes Muster von einem neuen, besseren Muster ersetzt worden ist.
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― Anne Lamott

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lisbeth
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Beitrag Mi., 22.12.2021, 09:49

Shukria hat geschrieben: Di., 21.12.2021, 14:26 Wie hast du es geschafft zu gehen?
Wir hatten einen Dauerkonflikt, der aber kaum offen thematisiert wurde. Es ging um den Verlängerungsantrag, den sie mir zugesagt hatte, und den sie aber über einen längeren Zeitraum (viele Monate, nicht nur 4 Wochen...) nicht gestellt hat. Die Gründe dafür liegen im Dunkeln und ich denke, das sind ihre ganze eigenen Probleme. Wir haben uns trotzdem weiter wöchentlich gesehen, mir war klar, dass sie diese Stunden kaum abrechnen kann.
Dieser Antrag war der berühmte Elefant im Raum, über den nie gesprochen werden konnte. Irgendwann hab ich das Thema doch angeschnitten, weil es mich immer mehr belastet hat und ich auch das Gefühl hatte, ich habe ihr gegenüber keine Freiheit mehr, Dinge die mich stören offen zu benennen. Da ist das ganze dann sehr unschön eskaliert und es wurde sehr untherapeutisch, sie hatte ja auch genug Stoff von mir bekommen, damit sie mich in der Luft zerfetzen konnte. Sie hat mir auch einen "Fluch" mit auf den Weg gegeben. (Der mich lange verfolgt hat. Inzwischen kriege ich ihn aus dem Kopf gar nicht mehr zusammen. Das kann sich also auch verändern!)
Ich bin dann gegangen. Ursprünglich hatten wir eine Pause vereinbart. Sie wollte in der Zeit den Antrag stellen, gleichzeitig signalisierte sie aber auch, dass sie dann die ganzen Stunden nachträglich abrechnen wollte was in diesem Ausmaß Abrechnungsbetrug gewesen wäre. Und gab mir auch mit, dass ich nicht glauben müsse, dass mein Platz nach der Pause noch frei sei. Mir war irgendwann klar, dass sie diesen Antrag sowieso nie stellen wird. Und habe ihr dann einen Brief geschrieben und das beendet. Mittlerweile glaube ich, dass sie mich (unbewusst) vielleicht auch ein Stückweit "rausgeekelt" hat, weil die Situation mit dem Antrag so verfahren war, dass es da eigentlich keinen guten Weg nach draußen gab, ohne dass sie die Verantwortung dafür hätte übernehmen müssen. Dazu war sie - aus welchen Gründen auch immer - nicht bereit oder in der Lage.
War sehr unschön das Ganze und mir ging es auch eine ganze Weile danach sehr schlecht.
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