Nach PTBS wieder zu Gefühlen finden

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Janundso
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Nach PTBS wieder zu Gefühlen finden

Beitrag So., 16.01.2022, 18:53

Heyyy,

Hatte zwar schon davor ein paar Traumas - aber bis vor etwas mehr als einem Jahr hatte ich Zugang zu meinen Gefühlen. Danach folgte ein Trauma - und seitdem habe ich kaum Zugang zu meinen Gefühlen. Selbst Körperempfindungen wie zB Seitenstechen oder die Lunge beim Joggen spüre ich kaum mehr.

Habe oft innere Spannungen. Dissoziiere auch. Habe das Gefühl, es ist keine typische PTBS. Habe keine Flashbacks oder so.

Hab jetzt vor, da mit EMDR ranzugehen. Ich fände spannend, wie lange ihr nach einem Trauma gebraucht habt, bis ihr wieder eure Gefühle gespürt habt. Und was euch geholfen hat.

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Gespensterkind
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Beitrag Mo., 17.01.2022, 06:45

Hallo Jaundso,
was heißt:
Janundso hat geschrieben: So., 16.01.2022, 18:53 Hab jetzt vor, da mit EMDR ranzugehen.
Hat das Dein Therapeut gesagt? Oder hast Du davon gelesen und willst es jetzt auch?
EMDR macht man nicht "einfach so", sondern nur bei bestimmten Traumata und Zielsetzungen, es gibt ansonsten noch viele andere mögliche Verfahren in der Traumatherapie. Vor allem muss eine gewisse Belastbarkeit für EMDR vorhanden sein. EMDR sollte immer erst der zweite Schritt sein, viel wichtiger ist eine vorangegangene Stabilisierungsphase, in der man lernt, mit schwierigen Erfahrungen/Flashbacks/Intrusionen/Gefühlen fürsorglich umzugehen. Ansonsten ist die Gefahr einer Retraumatisierung zu hoch.
Janundso hat geschrieben: So., 16.01.2022, 18:53 Ich fände spannend, wie lange ihr nach einem Trauma gebraucht habt, bis ihr wieder eure Gefühle gespürt habt. Und was euch geholfen hat.
Das lässt sich wohl so pauschal kaum sagen. Jeder ist da individuell anders, jedes Trauma ist anders. Jede Symptomatik ist anders. Ich habe nach wie vor zu vielen traumatischen Erlebnissen aus meiner Kindheit keine oder nur abgespaltene Gefühle. Die Gefühle sind ja schon irgendwo in Dir da, Du kannst sie nur nicht erleben, weil sie vielleicht gerade zu unaushaltbar sind. Daher ist es eben auch wichtig, zunächst stabil genug zu sein, um diese Gefühle auch in einer Traumakonfrontation überhaupt aushalten zu können. Das ist nicht immer der Weg.

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Janundso
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Beitrag Mo., 17.01.2022, 11:10

Gespensterkind hat geschrieben: Mo., 17.01.2022, 06:45

Hat das Dein Therapeut gesagt? Oder hast Du davon gelesen und willst es jetzt auch?
EMDR macht man nicht "einfach so", sondern nur bei bestimmten Traumata und Zielsetzungen, es gibt ansonsten noch viele andere mögliche Verfahren in der Traumatherapie. Vor allem muss eine gewisse Belastbarkeit für EMDR vorhanden sein. EMDR sollte immer erst der zweite Schritt sein, viel wichtiger ist eine vorangegangene Stabilisierungsphase, in der man lernt, mit schwierigen Erfahrungen/Flashbacks/Intrusionen/Gefühlen fürsorglich umzugehen. Ansonsten ist die Gefahr einer Retraumatisierung zu hoch.
Ne, dachte ich mir selbst ^^ Belastbarkeit finde ich an mir total schwer zu beurteilen. Danke für den Input mit "Gefühlen umgehen lernen". Dachte bisher, die Stabilisierungsphase ist eher zum Psyche aufbauen notwendig. Ich glaube schon, dass ich auch schon vor dem Trauma meine Baustellen habe was Umgang mit Gefühlen angeht.

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Mo., 17.01.2022, 11:49

Hallo Jaundso,

ja ich kenne das mit der Gefühlstaubheit. Hatte ich, als ich noch nicht in Sicherheit war, sondern mich (aus Gründen, die ich hier nicht näher erläutern möchte) noch am Tatort aufhalten musste bzw. mit aggressiven Menschen zu tun hatte. Habe in der Zeit auch viel Soldatenliteratur gelesen. Hat aber nicht geholfen.
Es liess nach, als ich in Sicherheit war und einen Behandlungsplatz, wo mir versichert wurde, dass man diese Belastung nicht aushalten müsse. Ich musste erst mal lernen, welches Gefahrenlevel normal ist (allg. Lebensrisiko) und die Trauer und Wut zulassen. Therapieverfahren eher unwichtig, m.E., aber Traumatherapie schon. Ging aber auch schon, bevor ich Erfahrungen mit EMDR hatte.
Ein Scheißgefühl, ich weiß, und eine Scheißanforderung, so als unkaputtbarer Rambo durch die Gegend rennen zu müssen.

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Janundso
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Beitrag Fr., 18.02.2022, 15:14

Hier weiß nicht zufällig jemand, ob dbt skills auch schaden können, wenn man sie ohne therapeutische Anbindung verwendet? Oder ob man das bedenkenlos machen kann?

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Sinarellas
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Beitrag Fr., 18.02.2022, 21:05

Hast für dich entschieden, dass dein Erlebnis ein Trauma war oder wurde dir das von Ärzten / Therapeut mitgeteilt?
hast du mal über dein Empfinden mit Dissoziationen mti einem Arzt gesprochen?
Denkst du, du erlebst eine Traumafolgestörung oder ist das von dir benannte Trauma "frisch"?
Keine Flashbacks? Wie schauts aus mit vermeidung?
Eigentlich wirfst du mehr Fragen in den Raum mit deinem Eingangspost, als dass ich antworten geben könnte.
Du bist noch sehr jung, wenn du Symptome die durch traumatische Erlebnisse bedingt sind erlebst, solltest du sofort in eine Traumatherapie, damit sich da nichts verfestigt.
Mit EMDR kommst du nicht zu "gefühlen" einfach so, das klappt so nicht wie du dir das vorstellst, vielleicht aber ist dein Ansatz auch noch nicht ganz korrekt.

Geh zum Arzt, lass dir eine tehrapeutenliste geben, geh zum Therapeuten und berichte von deinen Symptomen, er schaut mti dir zusammen, was in deiner individuellen Situation hilfreich sein könnte.

Für mich klingt das was du machen willst nach Selbsttherapie, lass die Finger davon, wenn du von Trauma sprichst.
..:..

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Janundso
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Beitrag Fr., 18.02.2022, 22:04

Sinarellas hat geschrieben: Fr., 18.02.2022, 21:05 Hast für dich entschieden, dass dein Erlebnis ein Trauma war oder wurde dir das von Ärzten / Therapeut mitgeteilt?
hast du mal über dein Empfinden mit Dissoziationen mti einem Arzt gesprochen?
Denkst du, du erlebst eine Traumafolgestörung oder ist das von dir benannte Trauma "frisch"?
Keine Flashbacks? Wie schauts aus mit vermeidung?
Wirklich viel habe ich darüber nicht geredet, nein. Hatte drei probatorische Stunden - Sie konnte das Ganze glaube ich nicht ganz einordnen.

Ob es eine Traumafolgestörung oder frisch ist, ist auch schwer zu beurteilen. Hatte davor auch schon Traumas - jedoch trotzdem Zugang zu Gefühlen. Die Traumas hab ich eigentlich auch ganz gut verkraftet. Weiß nichtmal, ob das wirklich traumatisch war. Dann kam eben danach ein frisches Trauma, und für meine Psyche war das viel zu viel. Die Reaktion darauf war echt so extrem, dass mein Psychiater erst dachte, das wäre ne Psychose. Das Problem war eben einfach, dass ich retraumatisiert war - und direkt darauf ein neues Trauma folgte.

Eine Therapeutin, die ich aus einem Forum kenne, hat die Vermutung, dass ich starke innere Spannungen habe und dadurch dissoziiere. Habe auch Übersprungshandlungen. Flashbacks habe ich keine.

Klar, in Therapie gehe ich bald. Aber würde mich gern schonmal davor ein wenig stabilisieren. Und weniger dissoziieren.

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Gespensterkind
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Beitrag Sa., 19.02.2022, 13:01

Was verstehst DU denn unter Skills? Du hast irgendein Halbwissen und so Halb-Diagnosen (therapeutin aus einem Forum - die kennt Dich nicht!) und Skills sind zunächst einmal "Fertigkeiten, die man erlernt, um mit bestimmten Situationen besser umgehen zu können".
Das ist erst einmal alles. Und letztendlich macht es immer Sinn, dass Du Dich fragst, wie Du für Dich belastende/schwierige Situationen vielleicht ein bisschen erträglicher/aushaltbarer/weniger belastend gestalten oder umgestalten kannst oder was Du anders machen könntest. Damit bist Du schon bei einem Skill.

Ich hab den Eindruck, Du hast irgendetwas gelesen oder von anderen gehört über bestimmte Skills. Aber die Frage, die Du stellst ist sehr unspezifisch.

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Janundso
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Beitrag Sa., 19.02.2022, 20:33

Gespensterkind hat geschrieben: Sa., 19.02.2022, 13:01 Was verstehst DU denn unter Skills? ¨...........
Klar, die Therapeutin kennt mich nicht. Aber ich glaube, Sie konnte trotzdem verdammt gut erkennen, wie ich so ticke. Dadurch, dass das Forum ihr gehört, hat Sie vernutlich jeden meiner ~300 Posts gelesen.

Mit den dbt skills meinte ich solche, die einen mehr in die Realität bringen. Das Dissoziieren stoppen/ verringern. Wobei ich vermutlich nicht dissoziiere, wie man es beispielsweise von Borderline oder so kennt. Es ist recht wenig wechselhaft und stabil. Mal etwas mehr, mal weniger. Bei Borderline beispielsweise scheint das ja oft so extrem zu sein, dass die Leute sich selbst verletzen, um es zu stoppen. Bei mir ist es einfach so, dass ich mich ein wenig abgetrennt von der Welt fühle. Mal meine Gefühle leicht wahrnehme, mal garnicht. Und oft in solch einen Trance Modus gelange, wie man es teilweise kennt, wenn man müde ist und etwas total langweiliges machen muss.
Zuletzt geändert von Pauline am Sa., 19.02.2022, 22:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Susi99
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Beitrag So., 22.05.2022, 21:01

Hallo Janundso :hallo:

Was sind es denn genau für Gefühle die die du nicht mehr fühlen kannst, sind davon alle Gefühle betroffen?
Denn ich erkenne mich in deinem Problem ein wenig wieder. Ich kann einige Gefühle gar nicht mehr fühlen und andere fühle ich stärker wie es normal sein sollte. '
Kannst du das Gefühl der Liebe und Freunde fühlen und das der Wut und Traurigkeit?
Wie ich es verstanden habe, gab es in deinem Leben eine oder mehrere Situationen in der es besser war nichts mehr fühlen zu können!? Ich denke das diese Gefühlstaubheit dadurch entstanden ist und ich wünschte ich könnte dir hier einen guten Rat geben wie man wieder an die verlorenen Gefühle herankommt. Ich versuche das auch seit langen und habe mittlerweile gelernt damit zu leben, das ich einige Gefühle gar nicht und einige nur sehr schwach fühlen kann. Die Gefühle die ich zu stark fühle machen mir mehr zu schaffen.
Beantworte bitte nur die Fragen von mir die du auch beantworten möchtest, die anderen kannst du gerne weglassen.

Lieben Gruss Susi :flower:

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 23.05.2022, 09:31

Ich würde mich an eine Fachambulanz für Traumafolgestörungen wenden, das diagnostizieren lassen und die eine Therapie empfehlen lassen.
Diese Fachambulanzen werden in der Regel von Uni-Kliniken betrieben.

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