Mich zumuten und bitte ohne dich zu nerven?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lotuseater_5
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Mich zumuten und bitte ohne dich zu nerven?

Beitrag Fr., 21.01.2022, 22:11

Hallo,

ist mein erster Beitrag in diesem Forum, obwohl ich schon lange immer wieder mitlese und sehr oft eure Beiträge in anderen Threads mir sehr geholfen haben.

Ich stehe derzeit in meiner Therapie an. Habe sehr viele Jahre Therapie hinter mir, teilweise sehr retraumatisierende und verletzende Stunden. Für mich waren die Therapiestunden genauso schlimm, wie mein traumatisierendes Umfeld,ich dem ich aufgewachsen bin. Habe eine Odysee an verschiedenen Therapieanläufen durchlaufen müssen, um draufzukommen, dass ich irgendwie nicht dafür gemacht bin um zu vertrauen, geschweige denn meine Gefühle zu verbalisieren.Therapien hatten eins gemeinsam: sie haben mir meine Hoffnung genommen- fast.

Nun bin ich seit eineinhalb Jahren in einer systemischen Therapie und es ist zum ersten Mal so, dass ich mich wertgeschätzt und angenommen fühle.Kann es selber nicht glauben, dass ich diesmal gut gelandet bin. Zum allerersten Mal habe ich das Gefühl, mein Gegenüber versteht meine Sprache und kann bei der komplexen Thematik mitkommen.

Vor 2 Wochen habe ich meiner Therapeutin geschrieben, dass ich aufhören werde. Ich teilte ihr mit, dass ich nicht glaube, dieser Komplexität meiner Psyche gewachsen zu sein, dass ich die Kraft nicht habe für eine Psychotherapie und die Ruhe im Kopf.
Ich käme mit meiner Widersprüchlichkeit nicht klar und je mehr ich über mich erfahre,umso
Stärker drängt sich dieser quälende Gedanke eines Rachegefühls (Täter betreffend).

Außerdem, teilte ich ihr mit, würde sie so oder so mit näherem Kennenlernen meiner Person draufkommen, dass ich Kräftezehrend bin. Dass es schöner wäre, ich gehe jetzt als später, wenn es schon zu spät ist und ich quasi nur ausgehalten werde.

Ausschlaggebend für mein Beenden wollen waren 3 Situationen, in denen sie auf mich genervt reagiert hat in diesen eineinhalb Jahren. Einmal, weil ich noch die Toilette nutzen wollte im Wartebereich nach der Stunde. Zu dem Zeitpunkt war bei uns Lockdown und es gab die Regel mit 2m Abstand zum nächsten. Allerdings hat da schon der nächste gewartet im Wartezimmer und ich war so verunsichert, ob ich jetzt noch die Toilette nutzen „darf“. Sagte ich ihr also, ob ich noch das wc nutzen darf. Sie reagierte genervt und sagte, na ist ja für die Klienten? und das war wie Eine Ohrfeige für mich. Ich schäme
Mich für die Situation zu genüge. Es ging alles so schnell.
Beim 2.Mal, wieder nach der h, wollte sie mir ein buch leihen, -hatten wir vergessen. Also klopfte ich beim Fenster an, 2min nach dem die Stunde vorbei war. Normalerweise würde ich sowas nie tun, aber a) war kein Klient mehr da (es war spät am Abend) und b) brauchte ich dieses „heilige“ buch um mehr zu schlafen. (..) da war sie auch genervt, weil sie wahrscheinlich ihren Feierabend genießen wollt oder weil die Orchideen erstmal weg mussten von der fensterbank oder was weiß ich.
Aber jedes Mal hatte ich das Gefühl etwas furchtbar schlimmes getan zu haben. Ich hab mich so schuldig gefühlt.

Ich sprach sie jedes Mal darauf an, aber sie tat es irgendwie ab mit der Aussage: Sie wollen es halt richtig machen.

Sie sagt mir, ich kann mich ihr zumuten, aber eigentlich darf ich es nicht oder? Ich muss immer auf der hut sein, ich muss wieder aufpassen und mich anpassen. Also was stimmt jetzt?
Es macht mich verzweifelt. Übertreibe ich? Übersehe ich etwas? Wann darf ich mich ihr zumuten? Während den 50min? Oder auch unmittelbar kurz nach der sitzung?

Ich hatte gestern die erste stunde nach meiner email. Es ging um diese email und dass wir uns das in ruhe anschauen und durchbesprechen meine Zweifel und dass ich dann ja noch immer eine Entscheidung treffen kann.

Ich kenn mich nicht mehr aus, ich bitte um eure Meinungen.

Danke

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Shukria
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Beitrag Sa., 22.01.2022, 08:03

Dann ist sie halt genervt.... Ist ja nichts schlimmes. Niemand kann alles so machen das er nicht anderen mit seinem Verhalten mal gehörig auf den Zeiger geht.

Die Frage ist doch eher, was hält dich davon ab das als etwas gewaltfreies und unbedeutende Tatsache hinzunehmen.

Du könntest auch die Schultern zucken und dir sagen, na und, ist ja ihr Problem wenn es sie nervt. Sie wird schon was sagen wenn sie sich da was anderes von dir wünscht in solchen Situationen. Ist ihre Verantwortung auf ihre Grenzen zu achten nicht deine. Du musst auch auf deine achten. Bei dir klingt es aber eher nach ungesundem "vorrauseilendem Gehorsam"

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lisbeth
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Beitrag Sa., 22.01.2022, 08:17

Kann gut sein, dass sie mal genervt ist. Ist jeder mal, wenn er ehrlich ist. Aber sie bleibt da. Und ansprechbar. Und du kannst weiter alles mit ihr besprechen und klären. Eltern sind ja manchmal auch von ihren Kindern genervt, das ändert aber erstmal nichts an der Beziehung und dass sie weiter die Eltern ihrer Kinder sind.

Das sind alles Momentaufnahmen. Genervtsein. Müde sein. Unaufmerksam sein. etc. Die gehen auch wieder vorbei, meistens ganz schnell. Und in den meisten Fällen macht das die Beziehung nicht kaputt. Was du machst: Du setzt diese Momentaufnahmen absolut und nimmst das als die einzige Wahrheit an.

Vielleicht kannst du mit der Therapeutin mal anschauen, woher du solche Gefühle noch kennst: Aus deiner Kindheit? Oder aus deiner Partnerschaft?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Winni
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Beitrag Sa., 22.01.2022, 08:18

Liebe Lotuseater,
Nun bin ich seit eineinhalb Jahren in einer systemischen Therapie und es ist zum ersten Mal so, dass ich mich wertgeschätzt und angenommen fühle.Kann es selber nicht glauben, dass ich diesmal gut gelandet bin. Zum allerersten Mal habe ich das Gefühl, mein Gegenüber versteht meine Sprache und kann bei der komplexen Thematik mitkommen.
Das ist für mich der wichtigste Satz: Du fühlst Dich von Deiner Therapeutin verstanden und wertgeschätzt.

Deshalb würde ich alle Vorkommnisse, die dich ggfs. irritieren und aufwühlen, unter das Licht der obigen Aussage stellen: "Ich fühle mich verstanden und wertgeschätzt".
und ich war so verunsichert, ob ich jetzt noch die Toilette nutzen „darf“. Sagte ich ihr also, ob ich noch das wc nutzen darf. Sie reagierte genervt und sagte, na ist ja für die Klienten?
Der Satz "ist ja für die Klienten" hat Dir Deine Frage "darf ich?" beantwortet als "JA". Dass Du die Thera in diesem Moment als genervt empfunden hast - vllt. war sie es, vllt. auch nicht. Wäre das schlimm? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Therapeuten, in dem Moment in dem sie Klienten die Tür zum Abschied öffnen, gedanklich schon "weitergehen". Zum nächsten Klienten, zu den eigenen Problemen, wohin auch immer. In diesem Moment sind sie "Mensch". Und es darf da auch "menscheln". Wichtig fände ich, dass Du so einen - für Dich belastenden - Moment in der nächsten Stunde gleich ansprichst. Und nicht Wochen später daraus einen Kündigungsgrund werden lässt.

Die Sache mit dem Buch wäre für mich jetzt auch nicht dramatisch. Du hast an die Scheibe geklopft - sie hat geöffnet - Du hast das Buch bekommen. Alles gut.

Und sogar jetzt - nachdem Du die Kündigungs-E-Mail geschrieben hast - hattet ihr offenbar eine gute Stunde. Sie hat Dich bestätigst, dass Du Dich "ihr zumuten darfst". Für mich stellt sich die Frage:
Gestattest DU Dir, dass Du Dich DIR "zumutest"? Gestattest DU es Dir, da zu sein, DU zu sein?

Wir sind alle - manchmal - brilliante, tolle Wesen. Und manchmal sind wir nicht ganz so toll, und manchmal schämen wir uns. Das ist das Leben. Es gilt zu lernen, das auszuhalten.

Es gibt diesen wurderbaren Spruch: "hinfallen", aufstehen, Krönchen zurechtrücken, weitergehen".
Auch das können wir in einer guten Therapie lernen. Gibt Dir die Chance und die Zeit. Ich glaube, Deine Therapeutin tut das auch.

Alles Gute!
"An Ärger festhalten ist wie wenn Du an einem Stück
Kohle festhältst mit der Absicht, es nach jemandem zu werfen -
derjenige, der sich dabei verbrennt, bist Du selbst" (Buddha)

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Lotuseater_5
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Beitrag Sa., 22.01.2022, 09:38

Erstmal danke für eure Inputs- ich merk, dass ich mir vieles daraus mitnehmen kann und fang sofort an puzzleteile in meinem Hirn zusammenzufügen.
Shukria hat geschrieben: Sa., 22.01.2022, 08:03 Die Frage ist doch eher, was hält dich davon ab das als etwas gewaltfreies und unbedeutende Tatsache hinzunehmen.

Du könntest auch die Schultern zucken und dir sagen, na und, ist ja ihr Problem wenn es sie nervt. Sie wird schon was sagen wenn sie sich da was anderes von dir wünscht in solchen Situationen. Ist ihre Verantwortung auf ihre Grenzen zu achten nicht deine. Du musst auch auf deine achten. Bei dir klingt es aber eher nach ungesundem "vorrauseilendem Gehorsam"
Ja, also ich hab definitiv diesen Anteil auch in mir, dass ich sie „Mensch“ sein lassen kann auch und sowas abhaken kann. Wenn mich was irritiert, sprech ich es auch oft meist direkt in der Situation an. Das war auch letzte Stunde ihr feedback an mich. Aber bei dem Thema mit dem Nerven, da zieh ich mich meist als ganzen Mensch zurück. Danke für diesen Hinweis mit dem Gehorsam- ja das ist wirklich so. Nervt mich sehr diese Eigenscahft an mir und ich schäme mich sehr darüber. Das geht soweit, dass ich in die völlige Abwertung meines Selbst hineinrutsch. Ich schäme mich generell für soviel.
So mal sehen, ob das mit dem zitieren geklappt hat :lol:

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Beitrag Sa., 22.01.2022, 09:45

lisbeth hat geschrieben: Sa., 22.01.2022, 08:17 Kann gut sein, dass sie mal genervt ist. Ist jeder mal, wenn er ehrlich ist. Aber sie bleibt da. Und ansprechbar. Und du kannst weiter alles mit ihr besprechen und klären. Eltern sind ja manchmal auch von ihren Kindern genervt, das ändert aber erstmal nichts an der Beziehung und dass sie weiter die Eltern ihrer Kinder sind.


Vielleicht kannst du mit der Therapeutin mal anschauen, woher du solche Gefühle noch kennst: Aus deiner Kindheit? Oder aus deiner Partnerschaft?
Danke! Ich konnte mich meinen Eltern nicht zumuten und dann als Teenager auch nicht meinem „Helfersnetz.“ Das ist so tief verankert in meinem Hirn und gleichzeitig stehts mir so sehr im Weg. Ich will das endlich bereinigen und abhaken und eure Antworten zeigen mir, ich bin am richtigen weg. Hab das damals auch nicht identifizieren können mein Problem, es war so verdeckt. Ich hab die Vermutung, dass ich jetzt alles aufgedeckt hab. Hoffe,das macht Sinn.

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Beitrag Sa., 22.01.2022, 09:52

Winni hat geschrieben: Sa., 22.01.2022, 08:18
Das ist für mich der wichtigste Satz: Du fühlst Dich von Deiner Therapeutin verstanden und wertgeschätzt.

Deshalb würde ich alle Vorkommnisse, die dich ggfs. irritieren und aufwühlen, unter das Licht der obigen Aussage stellen: "Ich fühle mich verstanden und wertgeschätzt".

Danke, das werd ich auf jeden Fall machen. Ich seh das in meinem Hirn dann so separat. Also, dass sie mich wertschätzt und immer wieder dazu einlädt, einfach zu sein, mit allem was da ist. Und dann wenn so etwas mich irritiert, sind alle positiven Erfahrungen mit ihr soweit weg. Das muss ich kombinieren miteinander, da liegt soviel Potenzial darin.

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Lotuseater_5
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Beitrag Sa., 22.01.2022, 10:00

Winni hat geschrieben: Sa., 22.01.2022, 08:18

Und sogar jetzt - nachdem Du die Kündigungs-E-Mail geschrieben hast - hattet ihr offenbar eine gute Stunde. Sie hat Dich bestätigst, dass Du Dich "ihr zumuten darfst". Für mich stellt sich die Frage:
Gestattest DU Dir, dass Du Dich DIR "zumutest"? Gestattest DU es Dir, da zu sein, DU zu sein?

Ja ich glaube, das ist mein Thema. Kann ich mich selber aushalten? Was macht diese Scham mit mir? Warum bringt mich in weiterer Folge die Scham dazu in Luft auflösen zu wollen?

Echt Danke euch.

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Koala141
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Beitrag Sa., 22.01.2022, 18:43

Hi Lotuseater
Kann dich gut verstehen, kenne diese Angst vorm Sich-Zumuten.
Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit zwei Büchern der Traumatherapeutin Janina Fisher, "Die Arbeit mit Selbstanteilen in der Traumatherapie" und "Traumaspuren transformieren".
Das ist kein Ersatz für Therapie, aber es hat mir zusätzlich vieles erklärt, was Verhalten aufgrund von Traumata angeht und auch bezüglich der widersprüchlichen Emotionen.

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Lotuseater_5
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Beitrag Sa., 22.01.2022, 21:45

Koala141 hat geschrieben: Sa., 22.01.2022, 18:43 Hi Lotuseater
Kann dich gut verstehen, kenne diese Angst vorm Sich-Zumuten.
Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit zwei Büchern der Traumatherapeutin Janina Fisher, "Die Arbeit mit Selbstanteilen in der Traumatherapie" und "Traumaspuren transformieren".
Das ist kein Ersatz für Therapie, aber es hat mir zusätzlich vieles erklärt, was Verhalten aufgrund von Traumata angeht und auch bezüglich der widersprüchlichen Emotionen.
Danke für deinen Beitrag und die Buchtipps. Ich will mich verstehen und diese knoten entwirren und grad da hilfts auch mir, mich zusätzlich zur Therapie, einzulesen. Speziell was diese widersprüchlichen Verhaltensmuster angeht, meine Hoffnung ist, dass ich mich eher annehmen kann, insbesondere die scham.

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Gespensterkind
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Beitrag So., 23.01.2022, 10:15

Nimm doch das, was Du hier für Dich erkannt und reflektiert hast "mit" in die Therapiestunde. Es zeigt so viel Zerbrechliches und Verletztes von Dir - und erklärt so viel von Dir. Ich glaube, dass gerade diese Situationen, in denen Du den Eindruck hattest, Deine Therapeutin war von Dir genervt, wichtig sind nochmal so oft und immer wieder durchzusprechen, bis sie für Dich wirklich abgehakt werden können. Denn jede noch so gute und vertrauensvolle Beziehung lebt davon, dass Unsicherheiten und Genervtheiten geklärt und "ausgehalten" werden können, ohne dass die Beziehung dadurch kaputt geht.

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Malia
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Beitrag So., 23.01.2022, 11:02

Das war jedenfalls ein guter "Test", Lotuseater.
Was mir noch dazu einfällt:
und wenn sie wirklich "genervt" war?
Welche Bedeutung hätte das für dich ?
Es wäre einfach nur die Grenze eines anderen Menschen, an die du gestoßen wärst.
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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Beitrag Mo., 24.01.2022, 23:38

Gespensterkind hat geschrieben: So., 23.01.2022, 10:15 Nimm doch das, was Du hier für Dich erkannt und reflektiert hast "mit" in die Therapiestunde. Es zeigt so viel Zerbrechliches und Verletztes von Dir - und erklärt so viel von Dir. Ich glaube, dass gerade diese Situationen, in denen Du den Eindruck hattest, Deine Therapeutin war von Dir genervt, wichtig sind nochmal so oft und immer wieder durchzusprechen, bis sie für Dich wirklich abgehakt werden können. Denn jede noch so gute und vertrauensvolle Beziehung lebt davon, dass Unsicherheiten und Genervtheiten geklärt und "ausgehalten" werden können, ohne dass die Beziehung dadurch kaputt geht.
Danke für deinen Beitrag Gespensterkind. Ich bin echt am Überlegen, ob ich es wirklich nochmal ansprechen sollt und ihr erklären sollt, warum weshalb. Aber vielleicht sollt ich mir deinen letzten Satz nochmal gründlich durchlesen. Ich hab das Gefühl, da steckt mehr drin, und je öfter ich ihn mir durchlese, umso mehr begreif ich, aber umso größer werden auch meine Hemmungen. Vielleicht deshalb, weil es um „ Zerbrochenes“geht? Würde rein theoretisch Sinn machen.
Danke für den Denkanstoß.

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Lotuseater_5
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Beitrag Mo., 24.01.2022, 23:48

Malia hat geschrieben: So., 23.01.2022, 11:02 Das war jedenfalls ein guter "Test", Lotuseater.
Was mir noch dazu einfällt:
und wenn sie wirklich "genervt" war?
Welche Bedeutung hätte das für dich ?
Es wäre einfach nur die Grenze eines anderen Menschen, an die du gestoßen wärst.
Danke Malia. Ja was, wenn sie wirklich genervt war? Ein Teil von mir denkt sich, ja und, dann war sie es halt. Warum kompliziert, wenn es einfach auch geht? Das Leben kann so einfach sein. Oft wenn ich mit meinem Mann rede rede und unsere Kinder reden drein und ich will mein Gespräch fortsetzen und es klappt partout nicht. Dann bin ich auch genervt- trotzdem sag ichs ihnen, auch wenn sie noch sehr klein sind alle 3, sie verstehen es. Und sie wissen Mama ist genervt gerade, aber sie umarmt und liebt uns trotzdem.

Dann aber gibt es so eine Stimme in meinem Kopf, die sich irgendwie „erwischt“ fühlt. Wie wenn ich irgendwann einmal in meinem Leben die Grenzen von einem anderen Menschen so derart unverschämt ignoriert und zerstört hätte. Einfach drübergestiegen. Und genauso fühlt sich das dann an! Ich hab das Gefühl etwas so Verbotenes gemacht zu haben. Derweil habe ich soetwas nie gemacht. Wirklich. Ich war immer so bedacht darauf, die Grenzen der anderen penibelst einzuhalten. Aber vermutlich sind mir meine eigenen Grenzen nie bewusst gewesen.

Und die Ironie an dem Ganzen, was mich, merk ich grad, sehr traurig stimmt: ich wollt mich einfach trauen. Trauen, etwas ohne viel Nachzudenken zu machen. Unkontrolliert sein. In dem Fall nach einem Buch fragen und beim Fenster nochmal anklopfen.

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Koala141
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Beitrag Di., 25.01.2022, 10:06

Liebe Lotuseater
Wollte dir nur dalassen, dass ich sehr interessiert mitlese, weil ich mich in deinen Gedanken von "sich zumuten" so gut wiedererkenne. Vielleicht lerne ich ja was von dir. Diese Scham/Peinlichkeit, weil man "zuviel gewollt" hat. Lieber zurückzucken als "ich brauche etwas von dir/Ihnen" sagen, wenn's eine Person ist, die einem wichtig ist, die aber nicht auf gleicher Augenhöhe ist wie man selbst. Diese Scham, zuzugeben, dass man bedürftig ist. Ich frage mich, ob's daran liegt, dass man Angst hat vor dem potentiellen Kleingemachtwerden oder daran, dass es (früher) erwartet wurde, dass man bedürfnislos funktioniert.
Ich lese gerne mit! Alles Gute.

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