Umgang mit Verschwörungstheoretiker - innerhalb der Beziehung

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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kathasophie2012
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Umgang mit Verschwörungstheoretiker - innerhalb der Beziehung

Beitrag Fr., 04.02.2022, 18:29

Hallo ihr Lieben.

Ich bin an einem Punkt, an dem ich einfach nicht mehr weiter weiß. Seit Beginn der Pandemie hat sich mein Partner immer eingehender mit Verschwörungstheorien beschäftigt - heute sehe ich ihn an einem Punkt, der fernab der Realität ist und habe keine Ahnung, wie ich damit länger umgehen soll/ kann.

Seit einem Jahr lebt er nun gefühlt ausschließlich für solche Theorien, befeuert diese, will sie JEDEM aufzwingen. Jeder, der nicht genauso denkt, ist in seinen Augen 'dumm, blind, ein Schlafschaf,...' - ich denke einige kennen das mittlerweile.

Vom Aufstehen, über die Arbeit, bis hin zum ganzen Rest des Tages dreht sich alles um seine alternativen Medien. Ich sehe ihn nicht mehr ohne Telegram geöffnet zu haben/ fragwürdige Dokus zu schauen/ noch fragwürdigere Bücher zu lesen. Mittlerweile ist so ziemlich jede Theorie die es so gibt seine Wahrheit. Reptiloiden, Kinderblut trinken, Kannibalismus & Satanismus, Elite, Great Reset, Überwachung,... Corona ist sowieso geplant um die Menschheit zu reduzieren. Ich ertrage das nicht mehr. Bis zuletzt habe ich immer wieder in Stundenlangen Gesprächen versucht ihm klarzumachen, dass es nicht gesund sein kann, seinen kompletten Lebensinhalt für solche Themen zu opfern und alles für bare Münze zu nehmen. Mittlerweile sehe ich ihn (selbst Ausländer!) als rechtsradikal und wirklich einfach weltfremd und kann mir SO keine Zukunft mit ihm vorstellen. Aber sechs Jahre einfach wegschmeißen? Das packe ich nicht und will vorher alles versucht haben, an ihn ranzukommen.

Mich belastet das psychisch enorm und ich war deshalb sogar in Therapie. Leider konnten auch die Ratschläge meiner Therapeutin nichts bewirken, ich konnte lediglich lernen, mich selbst etwas besser zu schützen. Dazu kommt, dass es mir mittlerweile echt schwer fällt, ihn erstzunehmen. Die Stimmung in der Beziehung ist durchgehend angespannt, er nimmt nicht mehr an unserem Leben Teil. Er sieht es als seine Aufgabe, die Welt zu retten - dadurch, dass es sich informiert. Unsere beiden Hunde und ich haben da keinen Platz mehr. Ich erkenne ihn nicht wieder und sehe langsam schwarz.

Vielleicht war/ ist ja jemand in einer ähnlichen Situation und kann mir noch etwas mit auf den Weg geben.

Meinungsverschiedenheiten gab es natürlich auch vorher immer, jedoch war es früher möglich, darüber sachlich zu reden. Jetzt wird er laut, aggressiv und ich kann nicht mehr zählen, wie viele Gegenstände aus unserem Haushalt schon dran glauben mussten. Auch ist für ihn keine 'Mitte' möglich, in der ich mich - auf Corona bezogen - sehe. Mit kritischem Denken hat es bei ihm lange schon nichts mehr zu tun. Ich sehe ihn als Extremist und Ideologen, er hat überhaupt kein Interesse mehr an meinem Leben und von 'Partnerschaft' kann eigentlich schon lange nicht mehr die Rede sein.

Ich bin echt ratlos und am Ende meiner Kräfte angelangt.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 04.02.2022, 18:37

Ich hab so jemanden in meinem Umfeld, in einem Verein in dem ich bin.

Ich würde sagen, die Beziehung kannst du drangeben. Die Person mit der du die Beziehung eingegangen bist gibt es so nicht mehr. Ich vermute mal dass du dein Leben ohne Missionierungsversuche mit diesen Bullshit jeden Tag verbringen möchtest.

Ist unschön, aber ich sehe da keine weitere Grundlage.


Waldschratin
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Beitrag Fr., 04.02.2022, 19:03

Bei mir ists inzwischen eine langjährige Freundin und ein näheres Familienmitglied.
Mich erinnert es schwer an ne Art Sektentum, Sektendenken, Gehirnwäsche inbegriffen.
Mit den mir bekannten Menschen haben diese Personen mittlerweile kaum noch was gemein. Ich find das erschreckend, hab aber auch keine andere Art, dem zu begegnen, als mich inzwischen fernzuhalten.
Weil ja wirklich reden, argumentieren, Kompromisse suchen und dergleichen einfach nichts bringen. Es auf der Beziehungsebene inzwischen auch keine Begegnungen mehr geben kann.
Ich spüre, dass mich diese beiden Leute gar nicht mehr wahrnehmen können. Dass sie niemanden um sich rum mehr wahrnehmen können.

Ich hab tatsächlich schon mal überlegt, mich an so ne Sektenberatungsstelle zu wenden...

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stern
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Beitrag Fr., 04.02.2022, 20:00

Leichter gesagt, als getan. Ich würde zunächst offen kommunizieren, wie es dir in dieser "Beziehung" geht.

Unabhängig vom Verschwörungskram ist das ja kaum mehr eine Beziehung, die ihren Namen verdient, wenn Telegram, whatever bedeutsamer ist als du und eure Beziehung:
kathasophie2012 hat geschrieben: Fr., 04.02.2022, 18:29 ... er hat überhaupt kein Interesse mehr an meinem Leben und von 'Partnerschaft' kann eigentlich schon lange nicht mehr die Rede sein.

Ich bin echt ratlos und am Ende meiner Kräfte angelangt.
Auf inhaltlicher Ebene, glaube ich nicht, dass es ab einem gewissen Grad der Radikalisierung noch ein Zusammenkommen gibt... ich nehme an, dass hast du auch schon versucht. Die sog. Alternativen Medien erscheinen mir wie eine Art Einstiegsdroge. Oft hochgradig manipulativ. Ich weiß nicht, ob die Parallele zu Drogen oder Süchten gelungen ist, aber wenn sich alles nur noch darum dreht (wie du schreibst), würde ich ihn irgendwann vor die Wahl stellen. Eure Beziehung und weg mit dem Kram. Oder er kann sich fortan ganz seiner alternativen Welt widmen, ohne dich. Du kannst ihn genauso wenig retten wie er die Welt.

Dass er auch aggressiv wird, ist ferner ein Warnzeichen.

Ich habe auch zur Kenntnis genommen, dass es Literatur zu Thematik gibt. Könnte aber keine empfehlen.

Kürzlich hatte ich eine Doku gesehen, wie jemand einem Reporter Einblick gewährte. Eigentlich ein sympathischer Kerl (wenn es um andere Themen ging). Aber festgezimmerter Verschwörungsglaube. Und das wäre für mich auch ein Punkt, wo ich ich mich fragen müsste, ob es noch genug Gemeinsamkeiten gibt, wenn das Weltbild, Denkweisen, Vorstellungen von der Wirklichkeit, whatever massiv verschieden sind... und inwieweit ich als ertragen kann.

Ideologie ist keine Krankheit. Sektenberatung, wie waldschratin schreibt, ist vllt. auch noch einen Versuch wert.
Eine weise Therapeutin meinte Mal, mit Ideologen könne man nicht reden.
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Bluemoon123
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Beitrag Fr., 04.02.2022, 20:41

Sektenberatung wäre mir jetzt auch eingefallen. Hier heißt das inzwischen "Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen". Ist also nicht mehr nur auf die "klassischen" Sekten begrenzt.

Außerdem hat sich bei uns jetzt sogar eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Verschwörungstheoretikern gegründet. Vielleicht gibt es sowas bei Euch in der Gegend auch?

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kathasophie2012
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Beitrag Fr., 04.02.2022, 21:57

Das kann ich so sehr nachempfinden. Tut mir leid, dass du das so erleben musst. Eine Sektenberatungsstelle ist noch eine Option - ich habe mich bei veritas bereits gemeldet, allerdings sind die aktuell randvoll und ich stehe nun auf der Warteliste - mir wurde aber gleich gesagt, das könne mehrere Monate dauern, bis jemand die Kapazität hat. Ich erkundige mich nochmal nach anderen Möglichkeiten in die Richtung. Alles Gute dir!
Waldschratin hat geschrieben: Fr., 04.02.2022, 19:03 Bei mir ists inzwischen eine langjährige Freundin und ein näheres Familienmitglied.
Mich erinnert es schwer an ne Art Sektentum, Sektendenken, Gehirnwäsche inbegriffen.
Mit den mir bekannten Menschen haben diese Personen mittlerweile kaum noch was gemein. Ich find das erschreckend, hab aber auch keine andere Art, dem zu begegnen, als mich inzwischen fernzuhalten.
Weil ja wirklich reden, argumentieren, Kompromisse suchen und dergleichen einfach nichts bringen. Es auf der Beziehungsebene inzwischen auch keine Begegnungen mehr geben kann.
Ich spüre, dass mich diese beiden Leute gar nicht mehr wahrnehmen können. Dass sie niemanden um sich rum mehr wahrnehmen können.

Ich hab tatsächlich schon mal überlegt, mich an so ne Sektenberatungsstelle zu wenden...

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kathasophie2012
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Beitrag Fr., 04.02.2022, 22:01

Eine Selbsthilfegruppe ist sicher eine tolle Idee - gleich, wie es nun in meinem Fall ausgehen wird. Alleine schon, weil ich mich zwangsläufig mittlerweile frage, ob ich denn wirklich im 'Recht' bin. Es ist für mich so alltäglich geworden zu hören, ich sei einfach zu naiv und blind. Austausch mit Leidensgenossen könnte da denke ich eine Bereicherung sein.
Bluemoon123 hat geschrieben: Fr., 04.02.2022, 20:41 Sektenberatung wäre mir jetzt auch eingefallen. Hier heißt das inzwischen "Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen". Ist also nicht mehr nur auf die "klassischen" Sekten begrenzt.

Außerdem hat sich bei uns jetzt sogar eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Verschwörungstheoretikern gegründet. Vielleicht gibt es sowas bei Euch in der Gegend auch?

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kathasophie2012
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Beitrag Fr., 04.02.2022, 22:10

Vielen Dank dür deine Worte. Ich kann dir nur recht geben, Beziehung kann man es nicht mehr nennen und er hat nichts mehr mit dem Menschen gemeinsam, den ich damals kennen- und lieben gelernt habe. Trotzdem wünsche ich mir natürlich nichts mehr, als 'ihn' zurückzubekommen. Es war alles so schön, bis die Pandemie und seine Wandlung kamen. Obwohl ich bereits früh gemerkt habe, dass er sehr leicht zu manipulieren ist. Und auch Süchte bezogen auf tatsächliche Drogen waren immer wieder Thema. Ich glaube wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, weiß ich, dass wir keine gemeinsame Zukunft haben. Kann ich mir auch absolut nicht vorstellen, so wie es gerade ist. Wahrscheinlich geht es mir mehr darum, alles in meiner Macht stehende versucht zu haben. Und die Hoffnung auf ein Wunder ist natürlich da, nur sollte ich mich daran wohl nicht festhalten. Es ist so unfassbar schade und tut so weh. Vor der Pandemie waren Kinderwunsch und Hausbau nicht nur ein Thema, sondern unsere Vision. Wir wollten gemeinsam unsere Zukunft gestalten und eine Familie gründen. Es schmerzt so sehr. Wahrscheinlich ist es wohl aber gut, dass diese Seite von ihm zum Vorschein gekommen ist. Ich will mir nicht ausmalen wie schwer es mit Kind/Kindern und ihm als Vater wäre.
stern hat geschrieben: Fr., 04.02.2022, 20:00 Leichter gesagt, als getan. Ich würde zunächst offen kommunizieren, wie es dir in dieser "Beziehung" geht.

Unabhängig vom Verschwörungskram ist das ja kaum mehr eine Beziehung, die ihren Namen verdient, wenn Telegram, whatever bedeutsamer ist als du und eure Beziehung:
kathasophie2012 hat geschrieben: Fr., 04.02.2022, 18:29 ... er hat überhaupt kein Interesse mehr an meinem Leben und von 'Partnerschaft' kann eigentlich schon lange nicht mehr die Rede sein.

Ich bin echt ratlos und am Ende meiner Kräfte angelangt.
Auf inhaltlicher Ebene, glaube ich nicht, dass es ab einem gewissen Grad der Radikalisierung noch ein Zusammenkommen gibt... ich nehme an, dass hast du auch schon versucht.................
Zuletzt geändert von Pauline am Sa., 05.02.2022, 06:43, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Insgesamt bitte nur relevante Textzeilen quoten. Bitte lies die Netiquette, danke.

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stern
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Beitrag Fr., 04.02.2022, 22:11

Lass' dixh nicht einlullen. Ich denke, hier hilft es nicht weiter, auszudiskutieren, wer Recht hat und wer nicht.
Sondern wenn wer dir diese Themen aufzwingen will, dann ist es vllt. besser, das zu unterbinden (du musst dir nicht alles anhören). Anstelle auszudiskutieren.
Dass du aus Sicht seiner paranoiden Theorien naiv und blind bis, ist (aus seiner Sicht) nachvollziehbar. Sagt aber aber eher etwas über sein Weltbild aus als über dich. Auf mich wirkt es so, als betreibt er auch mit dir eine Art von Gehirnwäsche... wenn du schon an dir zu zweifeln beginnst. Reicht wenn er sich beschallen lässt.
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kathasophie2012
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Beitrag Fr., 04.02.2022, 22:42

@stern
Das ist denke ich sein größter Wunsch. Ich würde keinesfalls solch abstrusen Theorien ernsthaft glauben schenken - anstrengend ist es nichtsdestotrotz.

Unterbinden klappt in dem Sinne, dass er sich zurückzieht und still und heimlich in seine Welt abtaucht. Aber auch wenn er dann mal ne Zeit lang nicht aktiv drüber redet, ist er eben in seiner Wahrnehmung gefangen und beim nächsten Gespräch krachts umso mehr.

Du hast recht, mit argumentieren komme ich nicht weiter. Wahrscheinlich sollte ich ihn wirklich vor die Wahl stellen. Obwohl es auch da vor einigen Monaten schon Aussagen wie 'lässt du dich impfen, bin ich weg' seinerseits gab. Da ich aber bald geimpft werde, wird sich dann sowieso zeigen, ob Hopfen und Malz verloren sind. Immerhin liegt dann die Entscheidung nicht mir bei mir, das ist etwas, wovor ich Angst habe.

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stern
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Beitrag Fr., 04.02.2022, 23:10

kathasophie2012 hat geschrieben: Fr., 04.02.2022, 22:10 Es ist so unfassbar schade und tut so weh. Vor der Pandemie waren Kinderwunsch und Hausbau nicht nur ein Thema, sondern unsere Vision. Wir wollten gemeinsam unsere Zukunft gestalten und eine Familie gründen. Es schmerzt so sehr. Wahrscheinlich ist es wohl aber gut, dass diese Seite von ihm zum Vorschein gekommen ist. Ich will mir nicht ausmalen wie schwer es mit Kind/Kindern und ihm als Vater wäre.
Nachvollziehbar. :-( Vielleicht ist das Familienthema ein Thema, mit du in auf der emotionalen Ebene abholen könntest. Bei dem er merken würde, was er verliert, wenn er so weitermacht: dich und eure gemeinsamen Träume, die ihr hattet. Umso mehr, wenn du nicht alles tolerierst. Dass er merkt: Es wird ernst. Solange du das mitträgst, erkennt er den Ernst der Lage (in Sachen Beziehung) vllt. noch gar nicht. So entsteht vllt. wieder etwas Beziehung, die über seine Verschwörungstheorien nicht herstellbar ist. Kann aber auch sein, dass er mittlerweile abgestumpft ist.

Wenn du sagst, dass Drogen auch schon ein Thema waren: Damit kenne ich mir zwar nicht aus. Aber hier könnte man ihn die Richtung denken, dass er vllt. schon vorher irgendwelche Probleme hatte... oder auch umgekehrt (je nach Ausmaß): Auch Drogen zu besagten Persönlichkeitsänderung beitrugen.

Aber das müsste er wollen, dass er schaut, ob er selbst irgendwo Hilfe bekommen kann. Wenn in seiner Gedankenwelt, die anderen das Problem sind, ist er dafür wahrscheinlich nicht offen.

Eine Hoffnung bestünde, wenn sich das wieder legt, wenn sich die Coronalage bessert... wenn du den Eindruck hast, es hat sich erst mit der Pandemie zugespitzt. Nach der Krise fängt er sich vllt. wieder. Aber Reptiloiden, Kinderblut trinken, Kannibalismus & Satanismus, usw. sind eine Hausnummer... genauso ist möglich, dass er sich zunehmend in der Paranoia (so würde ich das bezeichnen) verrennt.

Telegram verweigere ich weitgehend... was man am Rande so mitbekommt, langt (mir) bereits. Wenn Verschwörungstheorie, dann vllt. auch hier versuchen, ihn eher auf der emotionalen Ebene abzuholen. Also nicht "Theorien" an sich diskutieren (wie Reptiloide), sondern eher, wie es ihm damit geht. Falls er nicht schon zu sehr abgestumpft ist. Aber natürlich nur soweit, wie es es deine Grenzen zulassen. Es hört sich jedenfalls nicht so an, als ginge es ihm selbst gut (damit). Was zumindest nicht verwunderlich wäre, wenn man von Reptiloiden ausgeht.

Aber wie gesagt: Es ist nicht deine Aufgaben, ihn herauszuholen... sondern immer auch fragen, was du vom Leben willst. Was du tragen kannst. Ob es noch eine gemeinsame Basis für eine Beziehung siehst, usw. Und hier scheinst du schon manche Antworten zu haben, hast aber die Trennlinie zu ziehen, fällt dir noch schwer.
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Waldschratin
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Beitrag Sa., 05.02.2022, 09:39

kathasophie hat geschrieben:Eine Selbsthilfegruppe ist sicher eine tolle Idee - gleich, wie es nun in meinem Fall ausgehen wird. Alleine schon, weil ich mich zwangsläufig mittlerweile frage, ob ich denn wirklich im 'Recht' bin. Es ist für mich so alltäglich geworden zu hören, ich sei einfach zu naiv und blind.
Ich schließe mich stern an : Lass dich nicht verwirren! Und ja, such dir Unterstützung von Leuten, die dir den Rücken stärken, ohne dass du zuerst deine Meinung zu ändern hättest.

Dieser Aspekt hat mich dann hellhörig werden lassen, v.a. bei meiner Freundin. Über 30 Jahre lang waren wir oft verschiedener Meinung, auch in Dingen, die uns gegenseitig sehr wichtig waren und wo mal die Eine, mal die Andere gerne gehabt hätte, dass der jeweils Andere was erkennen kann etc.

Da ging es aber immer darum, dass man selber gesehen und verstanden wurde. Und nie drum, dass der Andere "endlich einsieht" und tut ers nicht, er naiv etc. sei.

Das tauchte bei meiner Freundin dann erst plötzlich mit dieser Verschwörungsdenkerei auf.
Eine Art "Sendungsbewusstsein" und ich spüre seither dahinter, dass sie sich sowas wie "weit überlegen" fühlt. Nicht nur mir gegenüber, sondern gleich mal der ganzen Welt.
Weil sie "die Wahrheit erkannt" und "den Feind durchschaut" zu meinen glaubt etc.

Jetzt kenne ich solche Denke schon länger, hab mich seit meiner Jugend in Freikirchen "rumgetrieben" und bin dort immer wieder mal solchen Ideologien begegnet.

Das Schlimme dran ist, dass man automatisch zum "Feind" wird, wenn man sich nicht "bekehren" lässt.
Da gibts dann nur noch schwarz oder weiß und man selber als Person "zählt" gar nicht mehr.

Da bin ich dann auch aus gemachten Erfahrungen raus ganz bei stern`s weiser Therapeutin : Reden kann man dann nicht mehr, denn man redet nicht mehr mit dem Menschen an sich, sondern mit der Ideologie, die in diesem Menschen drinsitzt wie ein Parasit und ihn "umprogrammiert".

Und ich merke da auch wie du die "Ansteckungsgefahr", dass einen das mürbe macht, wenn man dauernd als minderwertig wahrgenommen und auch aktiv belegt wird.
Das triggert nicht nur alte kindliche Verletzungen an, das ist aktives Zersetzen im Jetzt. Als wenn man immer wieder mit mentaler Säure übergossen wird...

Dass du v.a. alles tun und nichts versäumen willst, kann ich gut verstehen, geht mir ebenso.
Aber dabei dürfen wir halt auch unseren Selbstschutz nicht vergessen.
Ich glaub, Unterstützung durch SH-Gruppen oder unabhängige Stellen, die einen beraten, sind da wirklich was Gutes.
Ich werde mich auch mal nach SH-Gruppen hier in meiner Nähe umgucken, denn ich denke nicht, dass dieses "Phänomen" sich nur auf meine Freundin und das Familienmitglied beschränken wird.
Mir macht das ganz ehrlich Angst, weitaus mehr, als es ein neuer Virus jemals könnte.

Für dich tuts mir ehrlich leid, denn wenn es den eigenen Partner betrifft, ist das ja noch viel schlimmer als bei einer wenn auch sehr engen Freundin. Da wünsch ich dir ganz viel Kraft! :hugs:
Ich glaub aber schon, dass du so oder so nicht drumrum kommen wirst, die "Böse" zu sein für ihn in euerem Miteinander.
Bei meiner Freundin merke ich das auch : Nur, weil ich nicht rigoros mitziehe und mich "eingemeinden" lasse, fühlt sie sich tatsächlich im Stich gelassen von mir. Egal, was ich sage zu ihr oder auch tue. :dunno:

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Gespensterkind
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Beitrag Sa., 05.02.2022, 11:10

Ich habe für mich gemerkt, dass es mit nicht gut tut, zu viel Kontakt zu solchen Menschen zu haben. Das mag auch an meiner eigenen Vorgeschichte liegen (Sekte, ritueller MB), aber es triggert mich.
Mich zu lange mit Fanatikern und überzeugten Ideologen zu unterhalten ist für mich bereits Gehirnwäsche, weil ich irgendwann nicht mehr weiß, was ich selbst denke und was davon richtig ist oder falsch.
Ich glaube es ist wichtig, bei sich zu bleiben. Und ich finde es gut und tapfer und richtig, dass Du das so für Dich erkennst und daran festhältst.
Es haben hier schon viele viel Gutes dazu geschrieben, was ich nicht noch einmal wiederholen möchte.
Ich will Dich nur ermutigen, Dich dabei nicht zu verlieren und nicht zu viel Kraft darin zu investieren mit einem Menschen eine Beziehung führen zu wollen, der Deine Grund-Anschauung torpedieren will.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 05.02.2022, 12:43

stern hat geschrieben: Fr., 04.02.2022, 23:10 Wenn du sagst, dass Drogen auch schon ein Thema waren: Damit kenne ich mir zwar nicht aus. Aber hier könnte man ihn die Richtung denken, dass er vllt. schon vorher irgendwelche Probleme hatte... oder auch umgekehrt (je nach Ausmaß): Auch Drogen zu besagten Persönlichkeitsänderung beitrugen.


Man muss auch sagen, dass es durch Drogen zu Psychosen oder zumindest Wahn und Halluzinationen kommen kann. Dass er den Bezug zur Realität verliert, paranoide Ängste vor Impfungen, der Corona Mafia oder was auch immer bekommt könnte wenn er Drogen nimmt auch direkt dadurch (mit)verursacht sein.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Sa., 05.02.2022, 12:44, insgesamt 1-mal geändert.

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saffiatou
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Beitrag Sa., 05.02.2022, 12:44

Vielleicht hilft Dir das hier:

https://www.spektrum.de/news/wie-man-mi ... tent=heute

Ich habe ja auch eine Freundin, die sehr an Verschwörungen glaubt, zum Glück ist sie so weit klar, Corona (und Impfungen) nicht in Frage zu stellen. Aber sonst kommen da schon kuriose Theorien über alles Mögliche. Ich höre mir das immer ruhig an und versuche mit Fakten dagegen zu steuern. Aber das ist schwer. Eine Möglichkeit wäre, eine Regel aufstellen und diese Themen meiden.

Wenn Du eben jetzt Kontakt mit diesen Personen hast, kannst Du einfach darauf bestehen, dass sie deine Regeln wie Makse und Abstand einhalten, oder ihr Euch nur draußen trefft. Eine Freundin hat auch solche Nachbarn - Ärzte und die sind auch Leugner und als sie dann im Gespräch einfließen ließen, dass sie nicht geimpft sind, hat sie diese Nachbarn sofort gebeten zu gehen und gesagt, wir können uns so lange da eine hohe Infektionsgefahr ist nur noch draußen treffen.
never know better than the natives. Kofi Annan

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