Umgang mit Süßigkeiten bei Essstörung

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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Colafreak
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Umgang mit Süßigkeiten bei Essstörung

Beitrag Mi., 16.03.2022, 18:50

Mich würde interessieren, wie ihr mit dem Thema binge-eating und Süßigkeiten umgeht.

Ich kann schwer auf Süßes verzichten und ich habe schon mehrmals gelesen, dass es Quatsch ist, ganz auf Süßes zu verzichten, ich hab ja schon vieles ausprobiert, mit und ohne Verzicht, aber nach einiger Zeit habe ich wieder großes Verlangen danach.
Ich kenne auch wieder welche, die sagen, man soll bei dieser Störung komplett darauf verzichten.

Bin mir da unsicher, auch bei meinen Kindern. Meine Tochter sagte auch letztens,dass sie nie auf süßes verzichten könnte. Sie hat wohlgemerkt gar keine Essstörung.
Bin mir da nicht sicher und damit sie nicht das selbe Dilemma wie ich mit machen muss, möchte ich ihr eigentlich ein gesundes Maß an Süßes bei bringen.
Andersherum ging der Schuss nämlich bei mir als Kind nach hinten los.
Ich habe nie gelernt ein gesundes Maß zu Süßem zu haben.

Was meint ihr?

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Philosophia
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Beitrag Do., 17.03.2022, 06:41

Vielleicht wäre es da hilfreich mit natürlichen Süßigkeiten zu "arbeiten" - Obst enthält Fruchtzucker und ist zudem auch noch gesund. Honig oder Marmelade mit Joghurt mixen und schon hat man was schön Süßes. Das Problem bei den vorgefertigten Süßigkeiten ist doch auch, dass sie so ungesund sind und deren Hersteller darauf aus sind, dass wir nach denen süchtig werden.
Es wird einem als Kind oft beigebracht, dass Süßigkeiten ne Belohnung sind oder so was in der Art - sie werden dabei sehr aufgewertet. In Wahrheit ists Junkfoot und tut einem nix Gutes.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


KAA
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Beitrag Do., 17.03.2022, 06:59

Ich würde dir auch empfehlen, dir ein paar Süßigkeiten selbst zu machen. Im Internet gibts viele Rezepte, z.B. Haferflocken-Bananen-Kekse, sind ganz einfach zuzubereiten und schmecken auch süss, wenn man sehr reife Bananen (die schon braun werden/sind) nimmt.

Oder Erdbeeren, sonstiges Obst mit Joghurt oder Sauerrahm mixen, ich bevorzuge Sauerrahm. Ein TL Zucker dazu mischen, darf aber auch sein.

Erdbeeren (oder anderes Obst) mit Schokolade, also Schoko mit Butter schmelzen und die Erdbeeren reintunken und im Kühlschrank kurz hart werden lassen. usw. usf.
Alternativen die auch die Lust auf Süsses stillen.

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Colafreak
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Beitrag Do., 17.03.2022, 07:21

Das sind sehr gute Ideen, ich verwende schon in meiner Küche gar keinen normalen Zucker mehr, wir nehmen Xylit.
Ein Zuckeraustauschstoff aus Birkenrinde.
Trotzdem bekommt man leider auch Lust auf das ungesunde Zeug.
Ich kann ja versuchen es zu vermeiden und dann diese Dinge aus probieren.
In den Drogeriemärkten gibt es ja auch schon einiges als Alternative.
Viele Grüße

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KAA
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Beitrag Do., 17.03.2022, 07:35

Ganz vermeiden bzw. verzichten würde ich nicht raten, denn dann kann es sein, dass es dich überkommt und du umso mehr Süßigkeiten isst.

Besser ist es sich für die Woche bspw. "nur" eine Tafel Schoko zu gönnen, Beschäfigungen gegen Langeweile, da greift man auch gern zu Süßem - oder beim Fernsehen.

Du kannst dir auch ein paar einfache und schnelle Rezepte aufschreiben und sie irgendwo aufhängen, Küche vllt. am Kühlschrank, schauen dass du immer ein paar Zutaten zu Hause hast, es muss auch kein frisches Obst sein, Tiefkühlprodukte (zB. versch. Beeren, oder auch Trockenobst) sind auch geeignet. Halten auch länger, wenn es denn nicht ganz so klappt, Umstellung braucht Zeit.

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Philosophia
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Beitrag Do., 17.03.2022, 07:57

Was diese Gelüste angeht - ich war schon immer eine Schokoladenliebhaberin. Jetzt versuche ich aber, komplett darauf zu verzichten wegen Hormonproblemen. Anfangs habe ich wirklich gelitten, aber jetzt habe ich mich schon daran gewöhnt. Es geht, doch es braucht eine gewisse Zeit, die erstmal schwer ist. Immer wenn mich die Gelüste nach Schoki fast gekillt hätten, habe ich mir bewusst Obst zubereitet. Ich habe auch gemerkt, dass das Praktische an solchem Fertigsüßkram ja ist, dass der sofort zur Verfügung steht und dann ess ich das Zeug auch immer schnell und dann ists auf einmal weg. Schon das bewusste Zubereiten von Obst sorgt auch dafür, dass ich bewusster und langsamer esse. Ich bin dabei, meine Gedanken im Kopf so zu steuern, dass Miretwasgönnen auch wirklich heißt, dass ich mir und meinem Körper und somit auch meiner Seele etwas langfristig Gutes tue.
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KAA
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Beitrag Do., 17.03.2022, 08:04

Ok. Andere brauchen aber mehr Zeit und Versuche, das ist auch völlig ok. Wenn es denn sofort klappt, auch. Ich würde Schokolade jetzt aber nicht so ganz verteufeln. Die Dosis macht das Gift.

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Colafreak
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Beitrag Do., 17.03.2022, 08:08

Ich kann mir auch vorstellen, Obst als Ersatz zu nehmen, weil ich auch gerne Obst esse, jeden Tag. Aber es ist natürlich die Gewohnheit und der "Ersatz" für anderes, was einem fehlt.
Im Moment ist es auch leider immer schwer bei mir, eine ganze Zeit lang habe ich es auch ganz gut ohne geschafft. Leider habe ich das,was ich letztes Jahr geschafft habe zunichte gemacht.
Ich habe eigentlich schon früh gemerkt,dass es wieder Berg ab ging, habe versucht, heraus zu kommen, aber ich habe es leider nicht geschafft.
Jetzt fange ich wieder von vorne an und ich muss dafür gerade richtig stark sein.

Bei mir im Job läuft es ganz schlecht, dann läuft es in der Partnerschaft nicht gut, obwohl ich ganz genau weiß, dass mein Mann mich über alles liebt und er mich unterstützen möchte und ich bin mit mir selbst sehr unzufrieden.
Da ist es natürlich umso schwerer, was bestimmt einige hier auch kennen.

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Philosophia
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Beitrag Do., 17.03.2022, 08:11

@ KAA:Ich verteufle Schoki auch nicht (leckeeeer), nur ich musste es halt sein lassen und hätte nie gedacht, dass das tatsächlich geht. Doch es geht (bis jetzt - was nicht heißt, dass ich das für immer durchhalte).
@ Colafreak: Das kenne ich - ich habe andere destruktive Verhaltensmuster, die unter Belastung sehr schlimm werden können. Es ist so schwer, dass denn sein zu lassen. Ich will mir aber nicht mehr schaden, ich will gut zu mir sein. Aber bis das wirklich umsetzbar ist, brauchts auch wirklich individuelle Zeit. Ich musste meine Verhaltensweisen im wahrsten Sinne des Wortes "satt" haben.
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Beitrag Do., 17.03.2022, 10:10

Colafreak hat geschrieben: Do., 17.03.2022, 07:21 Das sind sehr gute Ideen, ich verwende schon in meiner Küche gar keinen normalen Zucker mehr, wir nehmen Xylit.
Davon würde ich absolut die Finger lassen.

Das wird im Dünndarm nicht aufgenommen und landet unverdaut im Dickdarm. Und da füttert es dann die Darmbakterien. Und ich gehe mal ganz stark davon aus, dass wenn man regelmässig nennenswerte Mengen davon isst, es auf Dauer die Zusammensetzung der Darmflora verändert weil man eben nur bestimmte Arten füttert, die dann die andren verdrängen und überhand nehmen.

Es gibt immer mehr Erkenntnisse dass eine durch Fehlernährung veränderte Darmflora Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat. Und Xylit als Stoff der natürlicherweise in unserer Nahrung nicht vorkommt regelmässig gegessen ist eine Fehlernährung.

Iss halt einfach normalen Zucker, aber weniger davon.


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Beitrag Do., 17.03.2022, 10:37

Ich habe gelesen, dass Xylit auch in div. Früchten und Pilzen vorkommt?

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 17.03.2022, 10:56

KAA hat geschrieben: Do., 17.03.2022, 10:37 Ich habe gelesen, dass Xylit auch in div. Früchten und Pilzen vorkommt?

Ja schon. Aber nicht in grossen Mengen.


KAA
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Beitrag Do., 17.03.2022, 11:01

münchnerkindl hat geschrieben: Do., 17.03.2022, 10:10
Colafreak hat geschrieben: Do., 17.03.2022, 07:21 Das sind sehr gute Ideen, ich verwende schon in meiner Küche gar keinen normalen Zucker mehr, wir nehmen Xylit.
Und Xylit als Stoff der natürlicherweise in unserer Nahrung nicht vorkommt regelmässig gegessen ist eine Fehlernährung.

Iss halt einfach normalen Zucker, aber weniger davon.
Darauf habe ich mich bezogen.

In der Natur, kommt es auf jeden Fall vor.
Die Konzentration ist durchaus eine andere, geringere. Wobei Xylit ja auch nicht übermäßig konsumiert werden sollte, da es abführend wirkt.

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lisbeth
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Beitrag Do., 17.03.2022, 11:23

KAA hat geschrieben: Do., 17.03.2022, 11:01
Darauf habe ich mich bezogen.

In der Natur, kommt es auf jeden Fall vor.
Die Konzentration ist durchaus eine andere, geringere. Wobei Xylit ja auch nicht übermäßig konsumiert werden sollte, da es abführend wirkt.
Bloß weil etwas in der Natur vorkommt, heißt das nicht, dass das für Menschen in beträchtlichen Mengen gut verträglich wäre. Siehe Knollenblätterpilz.

Das Xylit, das im Handel erhältlich ist, wird in einem sehr komplexen Verfahren hergestellt, da kommt auch außerordentlich viel "Chemie" also Hilfsstoffe, Stabilisatoren usw. zum Einsatz. Von "natürlich" würde ich da nicht mehr reden. Auch unser Industriezucker ist sogesehen "natürlich", denn er wird aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr hergestellt.

Eine Vorstufe von ASS (Wirkstoff von Asprin) kommt in der Weidenrinde vor, unser Körper ist sogar in der Lage, diese Vorstufe (Salicin) in Salicylsäure umzuwandeln. Trotzdem kann der Wirkstoff dem Körper schaden (Magen, Blutgerinnung, Nieren). ASS ist aber im Gegensatz zu Xylit und co gut erforscht. Was die Zuckeraustauschstoffe im Körper auslösen, vor allem in den Mengen, die man zu sich nimmt, wenn man sämtlichen Zucker damit austauscht, das wissen wir noch gar nicht.

Bei Sorbit (andere Gruppe als Xylit und co, aber auch Zuckeraustauschstoff) weiß man inzwischen, dass diese Austauschstoffe erstrecht einen Heißhunger auf Süßes auslösen können, und so zu einem Teufelskreis führen.

Sinnvoller ist es, Zucker insgesamt zu reduzieren.
Bei Koch- und Backrezepten kann man locker 1/3 bis 1/2 des Zuckers weglassen, ohne dass der Geschmack leidet.
Auf versteckte Zucker achten, vor allem in Fertiggerichten und industriell hergestellen Nahrungsmitteln (Mayonnaise, Salatdressings, Ketchup usw) . Lieber selbst kochen, da weiß ich dann, was an Zucker drin ist oder nicht.

Und sich mal fragen, in welchen Situationen und warum das Gehirn so auf Zucker anspringt. Das ist wirklich ein Suchtstoff. Ich bin selbst eine sehr "emotionale" Esserin. Dh wenn ich auf Dauer gestresst bin oder unsicher, dann kriege ich Heißhunger auf bestimmte Dinge, ua Süßes. Mir hilft es schon, den Zuckerkonsum insgesamt einzuschränken, weil mein Körper dann viel weniger daran gewöhnt ist. Und zum anderen ist es sinnvoll, mir die Situationen genauer anzuschauen, auf die ich dann mit Heißhunger reagiere. Und zu überlegen, wie ich mit diesen Situationen anders umgehen kann. Evtl. kann da auch eine Gruppe oder eine Ernährungsberatung zur Unterstützung sinnvoll sein.

Auf Süßes verzichte ich nicht komplett, aber ich habe ein Limit, wieviel pro Woche (oder auch pro Tag) und achte darauf, dass ich nicht zu viel davon im Haus habe. Und das, was ich einkaufe, ist individuell verpackt. Ist zwar verpackungsmäßig nicht ideal, aber es hilft mir dabei, dass es dann bei einem Riegel Schokolade bleibt (meistens zumindest... :anonym: )
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


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Beitrag Do., 17.03.2022, 11:32

lisbeth hat geschrieben: Do., 17.03.2022, 11:23
KAA hat geschrieben: Do., 17.03.2022, 11:01
Darauf habe ich mich bezogen.

In der Natur, kommt es auf jeden Fall vor.
Die Konzentration ist durchaus eine andere, geringere. Wobei Xylit ja auch nicht übermäßig konsumiert werden sollte, da es abführend wirkt.
Bloß weil etwas in der Natur vorkommt, heißt das nicht, dass das für Menschen in beträchtlichen Mengen gut verträglich wäre. Siehe Knollenblätterpilz.
Das habe ich auch nicht behauptet, sondern klar gestellt, dass es in der Natur durchaus vorkommt.

Ich würde auch keine giftigen Beeren oder Pilze essen, nur weils die Natur hergibt, auch nicht in geringen Mengen.

Und darauf kommts an. Wie bei so vielem.

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