Wie bekämpfe ich meine Vorfreude?

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.
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Bernd4
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Wie bekämpfe ich meine Vorfreude?

Beitrag So., 20.03.2022, 10:11

Hi,

Beispiel:
Ich buche eine Kurzurlaub nach Hamburg. Am Tag vorher beim Kofferpacken bin ich aufgeregt vor Vorfreude. In der Nacht schlafe ich dann schlecht. Im Zug frühmorgens schlafen alle, ich sitze mit einem Puls von 100 unruhig da.

Ich versuche mit Atemübungen, Muskelentspannung, Netflix oder Handygames mich abzulenken, aber bleibe während 5 Stunden Zugfahrt auf hohen Stresslevel.

Was kann ich noch tun? Ich fühle mich nicht gestresst wie vor einem Bewerbungsgespräch. Aber ich verliere in der Situation die Fähigkeit meinen Körper zu entspannen. In Hamburg mittags angekommen, ist der erste Urlaubstag kaputt, weil ich nicht mehr lange durchhalte.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 20.03.2022, 10:24

Jedliche Methoden die da helfen würden, zB ruhiges Verweilen Meditation, progressive Muskelentspannung, autogenes Training etc muss man in Zeiten wo man es nicht braucht intensiv üben damit es dann funktioniert wenn man es braucht.

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leuchtturm
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Beitrag So., 20.03.2022, 10:27

Für mioch klingt das eher nach Stress als nach unbeschwerter Vorfreude, und so ähnlich formulierst du es ja auch.

Du könntest versuchen, herauszufinden, was genau dich unruhig macht:

das Gefühl, etwas könnte nicht klappen? Was genau wäre das im jeweiligen Fall?
das Gefühl, raus aus dem gewohnten Trott zu sein? Damit sind oft Unischerheiten verbunden; welche wären das?

So würde ich versuchen, dem Stress auf die Schliche zu kommen. Dann erst kann man Strategien im Umgang damit entwickeln

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MerleX
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Beitrag So., 20.03.2022, 13:14

Ich würde gar nicht versuchen, den Stress zu vermeiden. Ich würde eher zum Gegenteil tendieren … den Schlafmangel usw. überhaupt nicht als schlimm ansehen, sondern als Teil der „Reisevorbereitung“ (nach dem Motto: je weniger Schlaf, umso besser!)

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass (mich) nicht der Schlafmangel an sich erschöpft und den restlichen Tag „kaputt“ macht, sondern in erster Linie der Versuch, den Schlafmangel zu verhindern (das ist richtig paradox). Man kann auch mit gelassenem Ausruhen im Bett relativ entspannt am nächsten Morgen aufstehen.

Also, seit ich auf jeden Fall nicht mehr versuche, dagegen zu arbeiten, erschöpft mich selbst eine komplett fehlende Nacht vor einer Reise nicht mehr. Stattdessen wird einfach die zweite Nacht perfekt

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chrysokoll
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Beitrag So., 20.03.2022, 13:31

ich würde die Aufregung akzeptieren.
Natürlich kann man versuchen herauszufinden was da so aufgeregt macht und auch Strategien (Entspannungstechniken) üben oder eben die Reisezeit anpassen. Also nicht früh morgens reisen etc.

Aber: Was ist schlimm daran?
Eine Reise ist doch aufregend, das ist dann eben so. Das ist Urlaub, dann hat man eben einen Tag wenig geschlafen.
Ich würde dann den ersten Tag bewusst ruhig angehen, mir eine Pause gönnen wenn ich müde werde, nicht alles vollpacken.
Und wenn z.B. alle im Zug schlafen und man selber nicht schlafen kann, dann würde ich versuchen das Beste draus zu machen, den Blick aus dem Zug geniessen, Lesen, ein Hörbuch oder Musik hören oder mich schon auf den Zielort vorbereiten statt mich zu Entspannung zu "zwingen"

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sebi
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Beitrag So., 20.03.2022, 14:02

Und ergänzend zu MerleX kann ich aus meiner Erfahrung noch sagen: Allein der Gedanke daran, dass ich wohl wieder nicht oder zu wenig schlafen kann/werde, lässt mich schon nicht/kaum schlafen.
Es bleibt also, zumindest für mich, die einzige Option, anzunehmen, dass es ist, wie es ist. Und manchmal ändert sich bereits dadurch schon was.
Zuletzt geändert von sebi am So., 20.03.2022, 14:05, insgesamt 1-mal geändert.
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chrysokoll
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Beitrag So., 20.03.2022, 14:05

das geht mir auch so, allein die Idee ich "muss" schlafen hält mich verlässlich von Schlaf ab.

Ich finde übrigens auch die Überschrift schwierig: Wie bekämpfe ich meine Vorfreude.
Vorfreude muss man doch nicht bekämpfen. Die kann man doch einfach so lassen, warum sollte man sich nicht freuen?
Und wenn man einmal wenig oder nicht schläft passiert ja auch nichts

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sebi
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Beitrag So., 20.03.2022, 14:06

So ist es chrysokoll. Und ich finds so spannend, dass man durch diese verhindernden Gedanken, genau das serviert bekommt, was man nicht willl.
Man wünscht sich einen guten Schlaf und bekommt, weil man befürchtet, wieder nicht schlafen zu können, eine schlaflose Nacht.
Ich könnte Lieder davon singen.
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sebi
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Beitrag So., 20.03.2022, 14:23

Das Thema Schlaf ist so vielschichtig. Und so denke ich, es ist weniger die Vor-Freude, die nicht schlafen lässt, sondern die Angst, dann, wenn es so weit ist.
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candle.
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Beitrag So., 20.03.2022, 14:55

Bernd4 hat geschrieben: So., 20.03.2022, 10:11 Ich buche eine Kurzurlaub nach Hamburg. Am Tag vorher beim Kofferpacken bin ich aufgeregt vor Vorfreude. In der Nacht schlafe ich dann schlecht. Im Zug frühmorgens schlafen alle, ich sitze mit einem Puls von 100 unruhig da.
Ich frage mich gerade was schlimm ist an den körperlichen Reaktionen? Im Prinzip ist da nichts schlimm dran und der Puls ist auch im Normbereich.

Was beschäftigt dich denn, wenn du eine Kurzreise buchst? Willst du das vielleicht eigentlich gar nicht?

Also Vorfreude würde ich grundsätzlich nie ausschalten wollen.

candle
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Kreativus50
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Beitrag Mo., 21.03.2022, 00:33

Hm, Du wählst "harte" Worte, wie 'bekämpfen' und 'durchhalten' . Klingt eher, als zögest Du in den Krieg und nicht in den - wie ich dachte - Urlaub??? Klingt eher nach Funktionieren in der Freizeit. Etwas, was Du machst aus innerem Zwang und nicht aus Lust.
Gibt's bzw. gab es Dinge, die Du planst/machst wo Du Vorfreude, Leichtigkeit ohne diese Stresserscheinungen hast? Oder ist immer K(r)ampf?

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lisbeth
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Beitrag Mo., 21.03.2022, 09:04

Auch mir ist deine Wortwahl aufgefallen, Bernd.
Muss man Vorfreude "bekämpfen" - geht es bei einem Urlaub um "Durchhalten"?
Ist automatisch alles "kaputt", weil man körperlich erschöpft ist?

Vielleicht bist du gar nicht der Typ, der auf Kurzreisen steht oder ständig neue Reize braucht?
Ich kann mich am besten in bekannter Umgebung entspannen. An einem neuen Ort brauche ich mehrere Tage, bis ich innerlich "angekommen" bin und mich auch wirklich erholen kann. Seit ich das über mich weiß, plane ich meine Erholungspausen entsprechend. Bloß weil alle in meinem Umfeld viel und gerne reisen, heißt das nicht, dass das für mich das Passende ist. Kurztrips an unbekannte Orte stressen mich. An bekannten Orten gelingt es mir dagegen meistens, Entspannung zu finden. Wenn ich länger (> 1 Woche) an einem Ort bin, fällt das nicht mehr so sehr ins Gewicht, weil mir genug Zeit bleibt, mich zu akklimatisieren.

Vielleicht taktest du deine Reisen auch zu eng? Gerade bei Kurztrips ist ja der Druck hoch, die Zeit maximal auszunutzen. Mit Koffer ins Büro und von dort direkt in den Zug usw. Mir geht es besser, wenn ich mir zwischen Arbeit und Losfahren einen oder zumindest einen halben Ruhetag gönne. Das macht den klassischen Wochenend-Kurztrip natürlich komplizierter, aber da mir solche Kurztrips nicht viel geben außer viel Stress, schaue ich inzwischen genauer hin, ob ich diese Reisen überhaupt machen will oder nicht. Wenn mir die Reise trotz meiner Vorbehalte wichtig ist (Familienfest, Geburtstag von Freunden, Konzert das ich unbedingt sehen will), dann plane ich für mich einen Puffertag ein.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Paulchen_22
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Beitrag Di., 22.03.2022, 13:54

Ich stimme auch für "annehmen der Situation". Bei mir ist es so, dass ich am ersten Abend im Urlaub immer Bauchschmerzen habe und leicht depressiv/wehmütig werde. Das war tatsächlich als Kind schon so: am ersten Urlaubsabend habe ich immer mit dem Bauch über den Beinen meiner Mutter gelegen, weil ich Bauchschmerzen hatte - selbst im Restaurant, wenn wir essen gegangen sind. Dabei habe ich mich immer auf den Urlaub gefreut und auch heute freue ich mich immer auf den Urlaub. Ich freue mich in der Regel sogar auf die Fahrt, weil ich gerne Auto oder mit der Bahn fahre. Aber trotzdem - egal wie weit oder nah wir wegfahren: der erste Abend ist nicht gut. Dabei bin ich nicht unbedingt der Typ "Heimweh".

Seitdem ich das erkannt habe und es einfach als gegeben annehme, geht es mir damit besser. Mein Mann weiß Bescheid und es ist auch für ihn kein Problem, wenn wir den ersten Abend ruhig angehen lassen. Am nächsten Morgen ist alles gut und wir können in den Urlaub starten. Manchmal muss man eben auch einfach geduldig und nachsichtig mit sich selbst sein ;-)

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