Das Glück von anderen abhängig machen

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Janna15
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Beiträge: 1

Das Glück von anderen abhängig machen

Beitrag Mi., 27.04.2022, 21:26

Wie soll ich anfangen? Es ist so schwer über sein Innerstes zu schreiben...
Täglich hadere ich mit mir selbst.
Eigentlich habe ich keine schlechte Meinung von mir, denn ich habe schon einiges gemeistert in meinem Leben.
An manchem davon, wäre der eine oder andere vielleicht zerbrochen.
Ich war schon ziemlich tief unten in meinem Leben, aber ich habe es geschafft, mich nicht unterkriegen zu lassen und ein anderes Leben zu führen.
Eines, dass ich eigentlich sehr mag.
Ich habe Kinder, die ich über alles liebe, eine gute Ehe, einen guten Job und ein ganz gutes Umfeld.
Trotzdem bringen mich Kleinigkeiten dazu, mich selbst in Frage zu stellen. Mich nicht mehr so zu mögen. Ich bekomme einen riesigen Kloß im Hals und habe Angst, dass alles aus den Fugen gerät und vor allem davor, allein zu sein.

Allein war ich schon. Allein mit meinen Problemen, meinen Sorgen...
Vor allem nach dem Selbstmord meiner Mutter. Und allen Problemen, die das mit sich brachte.
Eigentlich habe ich das alles verarbeitet und hinter mir gelassen. Aber Spuren davon sind ein Teil von mir, der immer gegenwärtig ist.
Ich brauche Menschen um mich, kann nicht ohne soziale Kontakte.
Ich traue mich nicht, meine Meinung zu sagen. Aus Angst dadurch nicht gemocht zu werden und dadurch allein zu sein.
Das projiziert sich auch auf meine Kinder. Ich habe solche Angst davor, dass sie keine Freunde haben. Meine kleine Tochter kommt jetzt zur Schule.
Sie hat drei gute Freundinnen. Man darf sich nur zwei in die Klasse wünschen.
Dass sie eventuell nicht von den anderen gewünscht wird, belastet mich seit Wochen.
Wenn sich die anderen Kinder vermeintlich öfter untereinander verabreden, als mit ihr, habe ich wieder diesen Kloß im Hals. Mache mir Sorgen, dass sie allein ist, vielleicht keinen neuen Anschluss findet. Dabei habe ich ganz offene, tolle Kinder...

Immer habe ich das Gefühl es allen recht machen zu müssen, damit ich gemocht werde.
Brauche immer Bestätigung vor mir selbst.
Meine Schwägerin, die neben mir wohnt, ist eine schwierige Person, die sehr schnell beleidigt ist, immer die Wahrheit einfordert, aber sie dann nicht vertragen kann.
Sie hat immer eine Cousine unserer Kinder kritisiert, da sie angeblich so gemein zu ihrer Tochter war.
Jetzt ist ihrer Tochter wirklich gemein und unfair zu meiner jüngsten Tochter. Sie ignoriert das aber total. Heute habe ich es angesprochen.
Ich weiß, dass ich im recht bin und dass es in Ordnung war, es anzusprechen und ich es auch freundlich getan habe.
Aber trotzdem fühle ich mich, als hätte ich etwas falsch gemacht. Habe Angst davor, dass sie mich nun nicht mehr mag und wir weniger Kontakt haben.
Das verdirbt mir den ganzen Tag.
Ich bemühe mich so anderen gegenüber, versuche auf sie einzugehen, biete meine Hilfe an, wenn sie gebraucht wird, mache alles mit. Trotzdem habe ich immer das Gefühl, nicht beliebt zu sein. Dann schäme ich mich deswegen vor meinen Kindern. Ich möchte, dass sie eine Mama haben, auf die sie stolz sein können.
Ich bin so unglücklich mit der Situation! Möchte mein Glück selbst in der Hand haben und mich nicht von anderen abhängig machen.

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rainman33
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Beitrag Do., 12.05.2022, 00:08

Also eine psychotherapeutische Betreuung wäre bei dir in jeder Hinsicht anzuraten. Weil nur dort kann man so einigermaßen lernen, in einem geschützten und behutsamen Umfeld sein Inneres zu offenbaren, sein Selbstwertgefühl zu stärken und vor allem sich seiner unbewussten Ängste und verzerrten Selbstwahrnehmung klar zu werden, um etwas Ordnung und Stabilität in dein seelisches Leben hineinzubringen.

Die von dir erwähnte "Abhängigkeit" vom Wohlwollen anderer Menschen ist ein typisches Beispiel (hatte das selbst viele Jahre lang) für mangelndes Selbstwertgefühl, unbewusste Schuldgefühle und negativ verformte Selbstwahrnehmungsmuster.

Und da kann dir hier im Forum kaum jemand wirklich Hilfestellung leisten, das geht praktisch nur über professionelle Fachkräfte, also Psychotherapeuten und Psychiater...

Man darf generell bei psychischen Problemen nie vergessen, dass der Großteil unseres psychischen Leids auf unbewusster Ebene abläuft und nur ein ganz geringer Teil überhaupt bewusst wahrnehmbar bzw. mit dem bewussten Vernunftdenken irgendwie beeinflussbar ist..das ist letztlich auch ein Hauptgrund dafür, warum man sich selbst niemals therapieren oder mit Hilfe von irgendwelchen "klugen" Ratschlägen oder Büchern helfen kann..man steht sich nämlich permanent mit der eigenen Vernunft und den vielfältigen Abwehrmechanismen (die eben genau dazu dienen, dass das Unbewusstsein im Verborgenen bleibt) selbst im Wege..

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Malia
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Beitrag Do., 12.05.2022, 09:20

Hallo, Janna

du hast dir vieles erarbeitet mit einer schwierigen Biografie und dir ein schönes Leben voller Liebe aufgebaut.


Was wäre anders in deinem Leben, wenn du dich akzeptieren, mögen würdest?

Ich frage deswegen, weil es mir ähnlich geht wie dir.
Nur habe ich mich irgendwann total zurückgezogen von den Menschen, bin kein Risiko mehr eingegangen.
Erst jetzt komme so richtig hinter die Ursachen:
1. wenn ich etwas gutes habe, kann es mir weg genommen werden
2. ein vertrautes Denk- und Verhaltensmuster kann auch Sicherheit geben

Für mich beginnen Veränderungen immer mit Akzeptanz und damit, herauszufinden wohin ich meine Energie gebe, wo ich mitverantwortlich bin für das, was geschieht.

Du hast hier von deinem Leid geschrieben - ein erster Schritt vielleicht?
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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münchnerkindl
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Beiträge: 9547

Beitrag Do., 12.05.2022, 10:01

Janna15 hat geschrieben: Mi., 27.04.2022, 21:26 Eigentlich habe ich keine schlechte Meinung von mir, denn ich habe schon einiges gemeistert in meinem Leben.
An manchem davon, wäre der eine oder andere vielleicht zerbrochen.
Ich war schon ziemlich tief unten in meinem Leben, aber ich habe es geschafft, mich nicht unterkriegen zu lassen und ein anderes Leben zu führen.
Eines, dass ich eigentlich sehr mag.
Ich habe Kinder, die ich über alles liebe, eine gute Ehe, einen guten Job und ein ganz gutes Umfeld.
Trotzdem bringen mich Kleinigkeiten dazu, mich selbst in Frage zu stellen. Mich nicht mehr so zu mögen. Ich bekomme einen riesigen Kloß im Hals und habe Angst, dass alles aus den Fugen gerät und vor allem davor, allein zu sein.


Hört sich für mich so an als ob du die "Meinung über dich selbst" davon abhängig machst dass du leistest. Ein guter Selbstwert ist nicht primär eine Meinung über sich selbst sondern das sich wohlfühlen in und mit sich selbst in Abwesenheit von Meinungen über sich selbst. Weil Meinungen beinhalten immer eine Beurteilung und selbst eine positive Beurteilung beruht immer darauf einen Vergleich anzustellen.

Ich denke das nicht alleine sein können hängt auch mit dieser Tendenz zusammen. Wenn man alleine ist hat man keine Ablenkung. Man ist dem eigenen Innenleben ausgeliefert. Da werden dann Stimmung und emotionale Strömungen lauter und treten in den Vordergrund die evtl sehr belastend sind. Wie Ängste, innere Unruhe. Du hast dafür keine Lösung in und aus dir selbst, also suchst du die Ablenkung davon im Aussen.

Was die Angst vor dem Alleinsein angeht, da ist der Suizid der Mutter schon ein möglicher Auslöser. Weil das ist ein traumatisches Ereignis und da können sich Ängste bilden vor gleichartigen Situationen.

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