Psychotherapie - immer nur reden?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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maryblue
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Psychotherapie - immer nur reden?

Beitrag So., 12.03.2023, 14:46

Hallo zusammen,

ich bin nicht die große Rednerin und es fällt mir sehr schwer, mich zu öffnen und meine Anliegen zu benennen und einfach generell zu sprechen.

Bin seit knapp 11 Jahren in Therapie, immer mit Unterbrechungen, zB bedingt durch Umzug oder Studium.

Ich komme langsam an den Punkt, wo mich die Therapie einfach nur noch langweilt und ich keine Lust mehr habe immer nur zu reden (muss dazu sagen, eine Bindung/Beziehung einzugehen und zu halten fällt mir auch mit der Therapeutin, die ich 4 Jahre persönlich kenne (davor war ich bei ihrer Kollegin), sehr schwer).

Macht ihr mal was anderes in der Therapie?

Wir gehen ja schon immer spazieren, aber auch das lockt mich einfach nicht mehr aus der Reserve - irgendwelche Ideen?
Rollenspiele, Spiele generell, einfach ein bisschen kreativer an alles herangehen?

Freue mich auf eure Antworten!

MaryBlue

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sebi
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Beitrag So., 12.03.2023, 15:19

maryblue hat geschrieben: So., 12.03.2023, 14:46 Ich komme langsam an den Punkt, wo mich die Therapie einfach nur noch langweilt und ich keine Lust mehr habe immer nur zu reden.
Vlt ist es ja an der Zeit, die Therapie zu beenden.
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

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Shukria
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Beitrag So., 12.03.2023, 15:39

Das dachte ich auch.

Bei 11Jahren Therapie und wenn „Langeweile“ aufkommt gibts vielleicht nichts mehr zu besprechen.

Du hast ja selbst Ideen benannt was du methodisch anderes machen könntest als Reden, daher weißt du das ja offensichtlich.

Und wieso muss die Therapeutin Dich überhaupt der „Reserve“ locken🤔 Finde die Haltung dahinter merkwürdig und zeigt wenig Eigeninitiative

Entweder du willst was und bringst Ideen ein, eventuell auch wie du gerne rangehen möchtest wie Malen drüber statt drüber reden oder….

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münchnerkindl
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Beitrag So., 12.03.2023, 16:43

Wogegen soll die Therapie denn konkret helfen?

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combattante
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Beitrag So., 12.03.2023, 17:24

Tatsächlich stelle ich mir auch die Frage, ob die Therapie dann überhaupt noch sinnvoll ist bzw. ob es nicht der richtige Zeitpunkt wäre, diese zu beenden.

Geht es dir denn sonst gut oder hast du das Gefühl, dass du die Therapie noch benötigst/ an etwas arbeiten willst?

Ich kenne es von mir, dass ich zwischenzeitlich immer mal wieder Phasen hatte, gerade im stationären Bereich, in denen ich "therapiemüde" war. Heißt, ich hatte an und für sich genug Themen, die ich noch hätte bearbeiten müssen/ wollen, habe hier aber Zeit gebraucht, das bisher Bearbeitete setzen zu lassen. Da hat dann eine kurze Pause gut geholfen und dann konnte ich mich wieder neu darauf einlassen.

Kommt hier bei dir aber natürlich darauf an, ob bei dir solche Themen noch bestehen oder ob du tatsächlich das Gefühl hast, dass es da nichts mehr gibt, was du gerne ansprechen wollen würdest.


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maryblue
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Beitrag So., 12.03.2023, 19:09

Danke für eure Antworten. Mit so viel Vorschlägen zum Thema "Ende" hätte ich nicht gerechnet.

Bei mir bestehen weiterhin Probleme im zwischenmenschlichen Bereich, d.h. ich kann generell schwer Vertrauen fassen und stabile Beziehungen aufbauen, mich auf Kontakte einlassen, ich leide phasenweise unter schweren depressiven Episoden mit immer stärker werdenden Suizidgedanken, habe viele kindliche Anteile in mir, die leider oft in destruktiven Handlungen enden, soziale Ängste, PTBS, ein Suchtproblem und bekomme mein Leben nicht so ganz auf die Reihe - also behandlungsbedürftige Themen gäbe es genug.

Naja aus der Reserve locken...weil es mir wahnsinnig schwer fällt, aus mir herauszukommen, mich zu zeigen, mich dem Gegenüber zuzuwenden. Meine Therapeutin sagt mir regelmäßig, dass sie sieht wie sehr ich mich anstrenge.

Dachte vielleicht dass ich hier hilfreiche Tipps bekomme, wie ich wieder Schwung und ein Vorankommen in die Therapie bringen kann. Wir sind beide in einem Trott gefangen, so ist mein Eindruck.

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candle.
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Beitrag So., 12.03.2023, 19:22

Jemanden zu antworten, der nicht gerne spricht, finde ich schwierig.
Traurig beim Lesen ist, dass sich deine Situation scheinbar gar nicht verbessert hat.
maryblue hat geschrieben: So., 12.03.2023, 19:09 Dachte vielleicht dass ich hier hilfreiche Tipps bekomme, wie ich wieder Schwung und ein Vorankommen in die Therapie bringen kann. Wir sind beide in einem Trott gefangen, so ist mein Eindruck.
Also erstmal muß deine Therapiezeit auch irgendwann zuende sein.
Und da geht es nicht um "Schwung reinbringen" und ein Animationsprogramm für psychisch Kranke, sondern um harte Arbeit. Du mußt wohl auch Lust haben dich selber zu entdecken. Ich weiß nicht inwieweit du das schon getan hast, aber das kann durchaus ein Abenteuer sein.

Ich denke, dass du es dir etwas einfach machst, wenn du sagst, dass du so schwer erreichbar bist, das kann zumindest Menschen im privaten Umfeld abschrecken. Und den Menschen, der dich rettet und dich aus der Reserve locken kann, gibt es schlicht nicht- der Traum vom Prinzen auf dem weißen Pferd...

Viel Glück!
candle
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alatan
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Beitrag So., 12.03.2023, 19:23

maryblue hat geschrieben: So., 12.03.2023, 19:09 Bei mir bestehen weiterhin Probleme im zwischenmenschlichen Bereich, d.h. ich kann generell schwer Vertrauen fassen und stabile Beziehungen aufbauen, mich auf Kontakte einlassen, ich leide phasenweise unter schweren depressiven Episoden mit immer stärker werdenden Suizidgedanken, habe viele kindliche Anteile in mir, die leider oft in destruktiven Handlungen enden, soziale Ängste, PTBS, ein Suchtproblem und bekomme mein Leben nicht so ganz auf die Reihe
Hallo maryblue,
was schätzt du, wieviel Prozent deiner ursprünglichen Symptomatik sich nach 11-jähriger Therapie erledigt hat? Oder ist sie sogar noch gravierender geworden? Ich frage das, weil man da schauen müsste, wie das sein kann, so eine invalidisierende Aktualsymptomatik passt nicht zu der Therapiedauer - woran liegt es? Nimmst du unterstützend Medikamente? Sind unterhaltende destruktive Faktoren vorhanden? Gibt es andere (innere) Umstände, die dir ein Aufgeben der Symptomatik erschweren? kPTBS, die Spezialbehandlung erfordert?
Gruß, alatan

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münchnerkindl
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Beitrag So., 12.03.2023, 19:30

Hast du denn jemals eine ausführliche Diagnostik machen lassen, weil das kann in so viele Richtungen gehen, zB eine milde Form von Asperger Autismus, Schizoide Persönlichkeitsstörung, komplexe posttraumatische Belastungsstörung usw.

Wenn so eine eher speziellere Problematik dahintersteckt kann es sein dass die "Feld, Wald und Wiesen" Therapieformen da nicht passend sind.

Also wenn das nicht passiert ist wäre das das nächste was ich in Angriff nehmen würde, das machen in der Regel am besten Spezialambulanzen für das Störungsbild das man vermutet.

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chrysokoll
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Beitrag So., 12.03.2023, 20:14

maryblue hat geschrieben: So., 12.03.2023, 19:09
Bei mir bestehen weiterhin Probleme im zwischenmenschlichen Bereich, d.h. ich kann generell schwer Vertrauen fassen und stabile Beziehungen aufbauen, mich auf Kontakte einlassen, ich leide phasenweise unter schweren depressiven Episoden mit immer stärker werdenden Suizidgedanken, habe viele kindliche Anteile in mir, die leider oft in destruktiven Handlungen enden, soziale Ängste, PTBS, ein Suchtproblem und bekomme mein Leben nicht so ganz auf die Reihe
du hast ganz offenbar eine Reihe von gravierenden Problemen.
Bestanden die denn schon zu Beginn der Therapie, hat sich da was verbessert, verändert, verschlechtert?
Wurde überhaupt jemals ordentlich diagnostiziert?

Du schreibst von einem Suchtprobelm, stärker werdenden Suizidgedanken: Das wäre womöglich in einer Klinik besser aufgehoben. Es kann sein dass du erst dann an deinen Themen arbeiten kannst wenn diese Dinge angegangen und gebessert sind.

Nach so vielen Jahren hat man sich mit der Therapeutin auch "eingegrooved", da ist dann nicht mehr viel zu erwarten.
Wie auch immer, ein Therapeut ist nicht dazu da dich aus der Reserve zu locken. Wenn dich die Dinge nur langeweilen wäre es an der Zeit den Therapieplatz freizumachen für jemand der ihn braucht. Du kannst ja schauen wie es dir ohne Therapie geht. Dir überlegen was du wie angehen möchtest. Denn DU bist diejenige die die Motivation, den festen Willen braucht. Das liefert dir kein Therapeut alleine.

Und vielleicht wäre auch eine andere Therapieform, eine Gruppentherapie etc. sinnvoller.
Suchtproblematik und Suizidgedanken sollte man sicher zuallererst angehen

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Shukria
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Beitrag So., 12.03.2023, 20:56

Also wenn ich lese wo noch alles Probleme bestehen und ich hätten raten müssen Wielands du schon Therapie machst hätt ich gedacht, du stehst noch ganz zu Beginn 🤔

Was hat sich denn in den ganzen Jahren verbessert?

„Schwung“ bringt man nicht in eine Therapie, ihr habt doch keine Partnerschaft die eingeschlafen ist…. Vielleicht mal die Therapeutin wechseln?

Nach welchem Konzept therapiert sie dich denn?

Normalerweise: Du überlegst welche der Problembereiche du am dringlichsten angehen möchtest bzw überlegst mit der Therapeutin zusammen und dann arbeitet ihr an denen.
Das sollten auch von den vielen nur 2-3 maximal gleichzeitig sein, zuerst das Therapieschädigendes Verhalten also Sucht , Suizidgedanken/Depression, eventuell Unterstützung durch Medikamente, deine Beziehungsschwierigkeiten …

und wenn du stabiler bist und dafür auch Skills hast um dich selber zu stabilisieren noch Traumaaufarbeitung bzgl der PTBS, wenn du dann noch Bedarf hast, eventuell auch stationär

Was habt ihr denn die ganzen Jahre gemacht?

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Takli
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Beitrag Mo., 13.03.2023, 10:07

Ich habe auch eine ähnliche Problematik, erzähle nicht gern von mir (ängstl.-verm. PS) und binde mich irgendwie auch nicht richtig. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß die Verhaltenstherapie bei dieser Problematik viel zu kurz fast. Mittlerweile bin ich bei klientenzentrierter Gesprächstherapie gelandet, die mir hilft mich zu öffnen. Im Laufe der Zeit bin ich zu dem Eindruck gekommen, daß Cluster-c Störungen ganz schwierig zu therapieren sind und daß es dafür kaum therapeutische Ansätze gibt.

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Shukria
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Beitrag Mo., 13.03.2023, 10:23

Takli hat geschrieben: Mo., 13.03.2023, 10:07 Ich habe die Erfahrung gemacht, daß die Verhaltenstherapie bei dieser Problematik viel zu kurz fast.
Ich hab die Erfahrung gemacht, das der Therapeut wichtiger ist als das Verfahren (habe kPtbs)

Gleiches Verfahren (VT) , unterschiedliche Therapeutinnen - sehr unterschiedliche Therapierfolge

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Winni
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Beitrag Mo., 13.03.2023, 10:45

Hallo maryblue,
maryblue hat geschrieben: Dachte vielleicht dass ich hier hilfreiche Tipps bekomme, wie ich wieder Schwung und ein Vorankommen in die Therapie bringen kann. Wir sind beide in einem Trott gefangen, so ist mein Eindruck.
Eine Therapie ist kein schwungvolles Vergnügungsspiel, sondern durchaus schmerzhafte Arbeit. Hier den roten Faden nicht zu verlieren, Deiner Sprachlosigkeit eine Stimme zu geben und immer weiter mit Dir in tiefere Schichten vorzudringen - das wäre Aufgabe Deiner Therapeutin.

Dass ihr nach so langen Jahren nicht (mehr) weiterkommt, sollte Thema werden. Auch wenn es Dir schwerfällt - Du musst das ansprechen. Oder aufschreiben und vorlesen. Ganz wortlos kann Therapie nicht gelingen. Ein Therapeut ist kein Wunderheiler, der die Probleme des Klienten ohne dessen Zutun lösen kann.

Eventuell könnte ein Therapeutenwechsel und/oder ein anderes Therapieverfahren sinnvoll sein. Der neue Ansatz könnte dann neuer Ansporn für Dich sein. Aber der Gesundungs-Wille liegt allein bei Dir.
"An Ärger festhalten ist wie wenn Du an einem Stück
Kohle festhältst mit der Absicht, es nach jemandem zu werfen -
derjenige, der sich dabei verbrennt, bist Du selbst" (Buddha)

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