Das Gefühl, andere reden/lachen über mich

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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GoodHope
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Das Gefühl, andere reden/lachen über mich

Beitrag Mi., 08.10.2008, 09:27

kennt wer das auch? Da sitzt man in einer Gruppe von Menschen und man hat ständig das Gefühl das über einen geredet wird, obwohl das natürlich nicht sein kann, denn sooooo wichtig kann man als Mensch ja wohl nicht sein.
Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los und es belastet mich stark.
Ich versuche schon zu Treffen zu gehen, um neue Menschen kennenzulernen. Aber immer wieder erschwert mir das Gefühl, das über mich geredet wird mein Versuch Freunde zu finden.

Hat jemand eine Idee wie ich das beheben kann, oder das es mir nicht soviel ausmacht, auch wenn die Leute jetzt wirklich über mich reden sollten? was sollte man dann am besten für eine Einstellung haben???

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Georgine
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Beitrag Mi., 08.10.2008, 09:58

wenn du alles so machst, wie du es für richtig hältst, kann es dir letztendlich egal sein, was über dich geredet wird.

kannst du dich daran erinnern, wann es damit anfing, dass du darüber nachdachtest, dass die leute über dich reden? gab es da einen wendeprunkt in deinem leben, ab dem du eventuell aus einem bestimmten grund nicht mehr selbstbestimmt handeln konntest. Vielleicht tatest du ab diesem punkt etwas für andere, um deren erwartungen und wünsche zu erfüllen und konntst dich selbst nicht mehr mit deinem tun identifizieren. Vielleicht verlief dein leben ab diesem zeitpunkt in eine für dich falsche richtung?

vielleicht ist aber auch etwas belastendes oder traumatisches in deinem leben passiert (drogenkonsum, abtreibung), welches dich dazu brachte, dich für deine person zu schämen, sodass du deshalb glaubtest, jeder würde mit dem finger auf dich zeigen (/es wissen/dich dafür verurteilen).

es ist nur ein schwacher trost, aber letztendlich bedeutet rufmord selbstmord, da diejenigen, denen der tratsch erzählt wurde, letztendlich immer, wenn sie an den berichtenden denken, das gesagte mit ihm in verbindung bringen und mit ihm assoziieren, auf ihn projizieren.
wie kommt der lästerer darauf, etwas derartiges zu denken? letztendlich muss die problrmatik die das gerücht beinhaltet etwas mit ihm, dem sprecher selbst zu tun haben.

soviel dazu, wie du damit umgehen kannst, wenn tatsächlich jemand über dich gerüchte verbreitet.

wie du es vermeiden kannst, erst büberhaupt an so etwas zu denken/es dir einzubilden, das weiß ich leider nicht. wie du selbst schon schreibst, könnte die befürchtung bei dir paranoiden charakter haben.

möglich wäre auch, dass du selbst viel über andere redest oder, dass es geheimnisse in deinem leben gab/gibt. vielleicht darfst du diese nicht verraten, weil sie dir anvertraut wurden und du bist nun zum schweigen verdammt, gerade dadurch hast du aber das gefühl, es wüsste jeder.

offenheit ist auch ein probates mittel, sich gegen verleumdung zur wehr zu setzen. offen die eigenen einstellungen zu kommunizieren und das eigene profil somit zu definieren, hilft, gerüchten vorzubeugen.

gibt es denn vieles in deinem leben, über das andere reden könnten/für was du dich schämst?

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chicheringrün
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Beitrag Mi., 08.10.2008, 13:37

Hallo BlackHope,

mir ging bzw. geht es immer noch ähnlich wie dir. Nur war es bei mir nicht so extrem, dass ich, wenn ich in einer Gruppe von Leuten saß, ich das gedacht habe, sondern "nur", wenn ich z.B. an Menschen vorbei gelaufen bin oder in ihrer Nähe stand. An der Bushaltestelle z.B. und die dann gelacht haben etc. pp.
In Deutsch haben wir im Unterricht zum Ende unserer Schulzeit einen Text bekommen. So wie immer halt, analysieren, interpretieren. Ich hab das nie gemocht, fand es sinnlos, zumal meine Interpretation nie mit der offiziell richtigen Lösung übereinstimmte. Also eigentlich ein Text wie jeder andere. Doch dieser Text hat mich geprägt, verändert, vielleicht auch etwas die Augen geöffnet. Über letzteres müsste ich einmal nachdenken, ob das wirklich so ist ...
Der Text entstammt der Erzählung (?) "Seegeister" von Ilse Aichinger. gefunden habe ich ihn hier: http://window.edu.ru/window_catalog/fil ... 110151.pdf In der pdf-Datei ist es die Seite 37, linke Seite, bei der Mitte ungefähr.

Liebe Grüße
chicheringrün

Der Übersicht halber kopiere ich ihn hier mal rein.

"(...)
Da waren auch noch drei Mädchen, die am Heck des Dampfers standen
und sich über den einzigen Matrosen lustig machten, den es auf
dem Dampfer gab. Sie stiegen am flachen Ufer ein, fuhren an das bergige
Ufer hinüber, um dort Kaffee zu trinken, und dann wieder an das
flache zurück.
Der Matrose beobachtete vom ersten Augenblick an, wie sie lachten
und sich hinter der vorgehaltenen Hand Dinge zuriefen, die er wegen
des großen Lärms, den der kleine Dampfer verursachte, nicht verstehen
konnte. Aber er hatte den bestimmten Argwohn, daß es ihn und den
Dampfer betraf; und als er von seinem Sitz neben dem Kapitän herunterkletterte, um die Fahrkarten zu markieren, und dabei in die Nähe der
Mädchen kam, wuchs ihre Heiterkeit, so daß er seinen Ärgwohn bestätigt
fand. Er fuhr sie an und fragte sie nach ihren Karten, aber sie hatten
sie leider schon genommen, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als die Karten zu markieren. Dabei fragte ihn eines der Mädchen, ob er auch den Winter über keine andere Beschäftigung hätte, und er antwortete:
“Nein.” Gleich darauf begannen sie wieder zu lachen.
Aber von da ab hatte er die Empfindung, seine Mütze hätte das
Schild verloren, und es fiel ihm schwer, den Rest der Karten zu markieren.
Er kletterte zum Kapitän zurück, nahm aber diesmal nicht die Kinder
der Ausflügler vom Verdeck mit hinauf, wie er es sonst tat. Und er
sah den See von oben grün und ruhig liegen, und er sah den scharfen
Einschhitt des Bugs – schärfer konnte auch ein Ozeanriese nicht die See
durchschneiden –, aber das beruhigte ihn heute nicht. Vielmehr erbitterte
ihn die Tafel mit der Aufschrift “Achtung auf den Kopf!”, die über
dem Eingang zu den Kabinen angebracht war, und der schwarze Rauch,
der aus dem Kamin bis zum Heck wehte und die flatternde Fahne
schwärzte, als hätte er die Schuld daran.
Nein, er tat auch im Winter nichts anderes. Weshalb denn der Dampfer
auch im Winter verkehre,fragten sie ihn, als er wieder in ihre Nähe
kam. “Wegen der Post!” sagte er. In einem lichten Augenblick sah er sie
dann ruhig miteinander sprechen, und das tröstete ihn für eine Weile;
aber als der Dampfer anlegte und er die Seilschlinge über den Pflock
auf dem kleinen Steg warf, begannen sie, obwohl er den Pflock haargenau
getroffen hatte, wieder zu lachen und konnten sich, solange er sie
sah, nicht mehr beruhigen.
Eine Stunde später stiegen sie wieder ein, aber der Himmel hatte
sich inzwischen verdüstert, und als sie in der Mitte des Sees waren,
brach das Gewitter los. Das Boot begann zu schaukeln, und der Matrose
ergriff die Gelegenheit beim Schopf, um den Mädchen zu zeigen, was
er wert war. Er kletterte in seiner Ölhaut öfter als nötig über das Geländer
und außen herum und wieder zurück. Dabei glitt er, da es inzwischen
immer stärker regnete, auf dem nassen Holz aus und fiel in den
See. Und weil er mit den Matrosen der Ozeanriesen gemeinsam hatte,
daß er nicht schwimmen konnte und der See mit der See, daß es sich
darin ertrinken ließ, ertrank er auch.
Er ruht in Frieden, wie es auf seinem Grabstein steht, denn man zog
ihn heraus. Aber die drei Mädchen fahren immer noch auf dem Dampfer
und stehen am Heck und lachen hinter der vorgehaltenen Hand. Wer
sie sieht, sollte sich von ihnen nicht beirren lassen. Es sind immer dieselben."
"Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten."
Willy Brandt

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Beitrag Do., 09.10.2008, 07:35

Hallo Georgine,

dein text war treffend und ich mußte lange überlegen und nachdenken ob das nicht etwas mit mir zutun haben könnte, das mitdem schämen. Ja, es gibt eine Sache die mein Leben ins Extreme andersrum bekehrt hat. Aber schämen tue ich mich dafür nicht, ich ärgere mich, das mir das passiert ist und das es so gelaufen ist. Ich denke ja auch schon, das mitunter alle lachen, weil ich denke, das es mit der Situation zutun hat. also das ich das auf mich projiziere, weil ich das Gefühl habe, das alle deswegen lachen, und im nachhinein lachen sie wegen was ganz anderem.
Ich habe schon oft sachen rausgehört wo ich felsenfest überzeugt war, das ich gemeint war, aber dann hat sich herausgestellt, die meinten gar nicht mich. Es ist verwirrend und belastend zugleich. Denn wenn man immer denkt: die Leute reden über einen, dann kann man nicht zufrieden leben. Das streng an und ich merke das ich auch daran kaputtgehe. Habe mir ja schon ärztliche Hilfe geholt, aber das hilft alles nichts. Die können mir das Gefühl nicht wegzaubern.

grünli der text hat mir geholfen zu sehen, das man die Lacher und Lästerer so sein lassen sollte wie sie sind. Man kann sie doch nicht ändern. deswegen ist der Matrose wahrscheinlich in den See gefallen, weil er glaubte sie ändern zu können. Man kann halt nichts ändern, wenn einer Gerüchte über einen verbreitet oder aber wenn einer lacht. Vielleicht sollte man das nun mal so hinnehmen? Ich sag schon mitunter immer: dann ist es halt so. Aber wehtun, tut es doch.
Paranoia denke ich mal habe ich nicht. Das mitdem Trauma hast du aber schon recht Georgi. deswegen werde ich darüber mal länger nachdenken.

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Georgine
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Beitrag Do., 09.10.2008, 08:30

was ich noch nicht so ganz verstehe: hast du nun angst davor, dass im bekanntenkreis/kollegenkreis über dich geredet & gelacht wird oder, dass fremde auf der straße über dich reden?
das ist ein gravierender unterschied, wie ich finde.
kannst du dir denn jeweils denken, worüber die leute reden oder hast du keine ahnung und musst darüber nachgrübeln, was es sein könnte?

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Beitrag Do., 09.10.2008, 13:12

mir tuts eher weh wenn Bekannte über mich reden, auch Leute die ich näher kenne. Bei Leuten auf der Straße ist es so, das es mir zwar auch wehtut, aber nur kurz. also wie so nen kurzer Stich.

ich kann mir denken worüber die Leute reden, deswegen tut es ja weh,weil ich das langsam vergessen will und es wird immer wieder aufgewärmt. Nur ist mir nicht logisch, wieso das auch in einer Gruppe passiert wo ich die Leute überhaupt nicht kenne????
das ist so intressant zu erfahren. und es verwirrt mich ein wenig.

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chicheringrün
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Beitrag Do., 09.10.2008, 14:16

Geht es darum, dass du meinst als "Ehebrecherin" verschrien zu sein, die du nicht bist?

Zu der Geschichte: Ich hab mir nach dem Lesen von der Geschichte keine Gedanken mehr darüber gemacht, ob die anderen gerade über mich lachen oder über etwas anderes. Ich hatte es so verstanden, dass der Matrose denkt an ihm sei ein Makel, etwas Aussätziges, unperfektes Verhalten oder unperfekte Handlungen, worüber die Leute lachen und sich lustig machen. Nach dem der Matrose allerdings nicht mehr war, lachten sie genauso weiter wie zuvor, ohne, dass er anwesend war. Der von ihm angenommene Lachgrund war weg, doch verändert hatte sich nichts.
Fazit: Wenn Leute in deiner Gegenwart lachen (in deinem Fall reden), dann lachen (reden) sie nicht über dich. Sie würden auch lachen (reden), wenn du nicht da wärst.
Soviel zu meiner Interpretation.
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Beitrag Do., 09.10.2008, 15:22

Nur ist mir nicht logisch, wieso das auch in einer Gruppe passiert wo ich die Leute überhaupt nicht kenne????
das ist so intressant zu erfahren. und es verwirrt mich ein wenig.
das kann nicht sein.
wohnst du denn in einem winzigkleinen dorf, in dem gossip die einzige willkommene abwechslung im alltag ist?
ich hatte die geschichte auch so verstanden, wie chigr.

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Beitrag Fr., 10.10.2008, 09:13

ja, handelt um die geschichte wie grünli sie meint. das mit der ehebrecherin genau. Immer wieder erlebe ich das Leute darüber reden, obwohl ich sie gar nicht kenne, und sie mich auch nicht zu kennen scheinen.

Kann es echt sein, das ich mich im Prinzip selbst verletzen will damit und das selbst immer wieder aufwärme, obwohl das ja eigentlich vergessen will, es mir aber aus irgendeinem grund immer wieder vorenthalte, so das es automatisch passiert, das die Leute darüber reden? das läßt mich nämlich nicht mehr los und ich weiß nicht, warum ich der Sache immer wieder begegne. das muß doch irgendeinen Grund geben oder nicht?

selbst wenn ich einkaufen gehe, was "Krankhaft" ist, habe ich das Gefühl das leute drüber reden. so als würde ich mir quasi selbst immer die Verletzungen zuziehen. Den Sinn allein habe ich darin allerdings noch nicht gefunden, da wäre gut mal die Meinung von einem Psychologen zu hören, aber leider habe ich im Moment nur einen Psychiater und der verschreibt mir nur Medis.

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Chaotic
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Beitrag Di., 28.10.2008, 22:16

also ich hab das Thema selbst erst vor kurzem mit jemandem an- und ausdiskutiert. Und wir sind beide draufgekommen, dass es keinen Sinn hat, Zeit darin zu investieren um herauszufinden, was andere jetzt (in einer bestimmten Situation) von dir denken (ganz egal ob Kleidungsstil, Uni Erfolg,.....)
Am besten ist es meiner Meinung nach, derartiges Gelächter zu ignorieren oder sogar selbst einfach spontan zum Lachen anzufangen.... Zumindest ich habe es mir in der letzten Zeit angewöhnt, einfach öfter spontan zu lachen, auch wenn es nichts zu lachen gibt....wirkt auch irgend wie ansteckend (im positiven Sinne).......

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Beitrag Mi., 29.10.2008, 07:55

chaotic, lachen soll ja auch angeblich befreiend wirken, vielleicht versuche ich das mal.
wenn andere lachen, sollte ich vielleicht einfach mitlachen, vielleicht merken die dann wie blöd das ist.

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still_still
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Beitrag Mo., 10.08.2015, 21:10

2007 hatte ich zum ersten Mal eine manische und schizoaffektive Episode. Seit 2012 bin ich EU_Renter wegen voller Erwerbsminderung. Seitdem hat sich bei mir schleichend der Gedanke manifestiert, dass andere über mich reden und ich fast täglich Gespräche, Worte und Wortfetzen mitbekomme die eindeutig gegen meine Person gehen. Ich habe mit meinem Therapeuten die ganze Problematik besprochen und er sagte, dass ich nicht so eine wichtige Persönlichkeit bin, dass alle über mich reden und dass ich mir vieles auch einbilden könnte. Aber es ist so unheimlich real, und der Gedanke, dass ich Stimmen höre oder Wortfetzen automatisch fehlinterpretieren könnte, macht mir Angst.
Beispiele:
- wenn ich aus dem Fenster schaue und eine rauche
- wenn ich durch meine Heimatstadt laufe, einkaufen gehe, einfach nur in den Garten gehe (komischerweise ist es in anderen Orten, wo mich keiner kennt überhaupt nicht schlimm)
- wenn ich zuhause bin und das Fenster tagsüber angekippt oder geöffnet ist
Ich höre (oder bilde mir ein), das bestimmte Gartennachbarn immer über mich lästern - vorzugsweise höre ich immer den Wortfetzen - "jetzt kommt der Bekloppte". Dass sie mein gesprochenes Wort im Munde herumdrehen und mir zum Nachteil über mich reden (der andere Garten ist 100m Luftlinie entfernt). Ich merke oft, dass sie meine Arbeiten im Garten abschätzig bewerten (z.B. "das gibt's doch nicht der faule Sack arbeitet am Sonntag", "der versteckt sich hinter der Hecke" (totaler Unsinn).
Ich besuche jeden Tag meinen Onkel, weil ich dort Mittag esse. Auf dem Weg dorthin und zurück (etwa 1km Fußweg) bin ich heilfroh wenn ich angekommen bin. Jeder Passant (oder noch schlimmer eine Gruppe) ist für mich potenziell jemand, der sich über mich lustig machen könnte. Ich bewege mich sozusagen seit einigen Monaten nur noch mit Angst in der Öffentlichkeit (meiner Heimatstadt). Das ganze geht soweit, dass ich zuhause nur nachts die Fenster aufmache oder ankippe, weil ich Angst habe, dass tagsüber jemand über mich redet oder sich über meine Telefonate lustig macht. Alles nagtive was ich von anderen höre beziehe ich grundsätzlich auf mich. Eigentlich ist es furchtbar - das Negative, was ich höre ist so real und ich nehme es mir sofort an - der Puls geht höher, ich laufe schneller...scheiße :(
Heute auf dem Heimweg höre ich erst aus einem Garten: "Schon wieder der faule Sack, der weiß doch gar nicht, was arbeiten ist..." usw usw Wenn ich mir sowas einbilde, dann ist es schon weithinein böse, wenn es Realität ist, noch schlimmer.
Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass sich mein gesamter Freundeskreis vom Gymnasium nach der Krankheit von mir verabschiedet hat. Habe zur Zeit nur einen richtig guten Kumpel, der auch soziale Ängste hat, ansonsten lass ich selten jemanden Fremdes ran.
Wie kann man diesen Gedanken (oder dieser traurigen Realität) begegnen, ohne verrückt zu werden?
„Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, was wir wollen, sollten wir lieber dankbar sein, dass wir nicht alles bekommen, was wir verdienen.“

Dieter Hildebrandt

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Ebbilein
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Beitrag Mo., 10.08.2015, 21:37

Hallo still_still,

so etwas ist schrecklich, ständig das Gefühl zu haben, dass andere Menschen über einen reden.
Vielleicht denkst du auch deshalb, dass andere Menschen so über dich reden könnten, weil du selbst so von dir denkst?
Dass du denkst, dass du faul wärst, weil du nicht arbeiten gehst und ähnliches?
Wenn du aber anders von dir denken würdest und eine andere Einstellung dazu bekommen würdest, wie dass du Rente bekommst und dass dies vollkommen in Ordnung ist.
Dann wird es dir vielleicht auch mehr egal, was andere Menschen über dich reden könnten und dann werden vielleicht auch diese Stimmen weniger?

Wenn du woanders bist, hörst du diese Stimmen nicht, weil du dann weißt, dass dich Niemand kennt und Niemand etwas von dir wissen kann vielleicht?

Liebe Grüße
Ebbilein

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still_still
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Beitrag Mo., 10.08.2015, 21:52

Hallo Ebbilein, danke für deine schnelle Antwort.
Ich glaube ja nicht einmal, dass ich das denke oder mir einbilde. Wenn ich zum Bespeil in der unmittelbaren Nähe von jemanden bin, der etwas gegen mich sagt, ist das so unglaublich real, das kann in meinen Augen kaum Einbildung sein. :(
Von mir denke ich nicht, dass ich faul oder "bekloppt" bin. Ich habe einen 1000qm Garten, und ich bin stolz, den zusammen mit meiner family in Schuss zu halten - ich komme gut mit meiner eigenen Wohnung klar - sie ist immer sauber und in Schuss - also das, was ich leisten kann, mache ich. Bekloppt... naja jeder hat seinen Vogel aber ein Zweier-Abi kommt nicht von ungefähr. Ich mag Geografie, Botanik, Sprachen...habe eigentlich ein normales Bild von mir weder positiv noch negativ. Aber den anderen traue ich keinen Zentimeter über den Weg. Ich meine zu Wissen, dass meine Krankheit stadtbekannt ist und dass dies durch Klatsch und Tratsch bis ins Ungeheuerliche gesteigert wird.
Wenn man so die Straße entlag geht und man erntet reihenweise merkwürdige Blicke und vernimmt ab und zu "hier kommt der Bekloppte" wirkt das ziemlich destruktiv und verstörend.
Wenn ich jedoch in der nächstgrößeren Stadt bin, dort meinen Kumpel besuche oder Bekannte in Hamburg oder an der Ostsee besuche, kann ich mich viel freier bewegen, und lebe regelrecht auf. Genau - weil dort niemand etwas von mir wissen kann. Jeder Passant in meiner Heimatstadt ist ein Potenzieller "Mitwisser" von meiner Krankheit und meiner Frühberentung.... LG still_still
„Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, was wir wollen, sollten wir lieber dankbar sein, dass wir nicht alles bekommen, was wir verdienen.“

Dieter Hildebrandt

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Ebbilein
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Beitrag Mo., 10.08.2015, 23:51

Hallo still_still,

dass ist schon einmal gut, dass du nicht schlecht von dir selbst denkst.
Dass du selbst weißt, dass du einiges leistest und kannst ist wichtig.
Dann liegt das Problem wohl eher daran, dass du anderen Menschen nicht traust. Was denke ich auch Gründe haben wird.
Wem hast du persönlich denn erzählt, von deiner Krankheit? Was wohl herumgehen kann ist, dass du nicht arbeiten gehst und das mit der Berentung kann vielleicht so schon auch herauskommen aber dadurch bedingt weiß noch Niemand direkt von deiner Krankheit. Andere Menschen können sich schon etwas „zusammen dichten“, aber erzählt wird immer einiges. Vielleicht ist es wichtig zu wissen für sich, wer kann wirklich „mehr“ wissen, bis auf die Tatsache, dass du zu Hause bist? Auf Dauer bleibt man ja auch nirgends fremd.

Liebe Grüße
Ebbilein

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