Ich will keine sozialen Kontakte mehr

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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neina
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Ich will keine sozialen Kontakte mehr

Beitrag Mi., 25.02.2009, 02:10

Hallo,

mein „Problem“ ist folgendes:

Ich habe kaum noch soziale Kontakte und will mich von den noch Bestehenden lossagen, aber in Zukunft auch keine neuen knüpfen.
Ich studiere seit mittlerweile 3 Jahren und wohne in einer WG.
Sobald die Schule vorbei war und ich meine eigene Wohnung hatte, habe ich aufgehört, mich an sämtlichen normalen Freizeit-Aktivitäten zu beteiligen bzw. sie zu unternehmen.
Mittlerweile verlasse ich seit ca. 2 Jahren das Haus nur noch alle drei Tage, denn ich gehe nur 2 mal die Woche zu den Vorlesungen und spreche dort auch nie mit jemandem, ansonsten führen mich nur noch die täglichen oder wöchentlichen Besorgungen in die Öffentlichkeit. Die verbinde ich aber stets mit dem Gang zur Uni, damit ich ja nicht unnötig aus meinem Zimmer raus und unter Leute kommen muss. Den Rest des Tages verbringe ich mit Putzen, Lernen und surfe im Internet. Mit meinen Mitbewohnern habe ich auch kaum Kontakt, wenn man das „Hallo“ in der Küche weglässt und von den zwei, drei jährlichen „Pflicht“-Kochabenden mal absieht. Eine Wohnung für mich alleine kann ich mir leider nicht leisten.

Ich war noch nie jemand, der einen besonders großen Freundeskreis hatte oder dauernd neue Menschen kennenlernen wollte, aber ich hatte immer ein paar enge Freunde, die mir auch noch alle bis heute erhalten geblieben sind. Das sind Freundschaften, die bestehen teilweise seit 15 Jahren, was in Anbetracht meines Alters doch extrem lange ist. Jetzt will ich sie aber nicht mehr. Es gibt gar keinen Grund dafür, aber ich will sie einfach nicht mehr haben und versuche nun, den Kontakt auslaufen zu lassen. Es klappt auch langsam. Und ich finde es überhaupt nicht schade.

Die einzigen, zu denen ich noch Kontakt habe und in Zukunft haben werde, sind meine Eltern und Geschwister. Das aber nur selten und gezwungenermaßen, denn die würden mich niemals in Ruhe lassen. Und würde ich versuchen, auch dort die Kontakte auslaufen zu lassen, müsste ich mich früher oder später rechtfertigen, wieso ich denn nicht mehr vorbei käme. Eine absolute Horrorvorstellung, denn schließlich habe ich keinen Grund, alle wären nur verletzt, und meine wahre Motivation will ich nicht offenlegen. Da ist ein Höflichkeitsbesuch ein, zwei mal im Monat mit ein bisschen Geplauder und anschließend ein paar Wochen Ruhe doch deutlich angenehmer.

Ich stelle mir in letzter Zeit auch verstärkt vor, wie ich später, wenn ich genügend Geld habe, irgendwo in der Abgeschiedenheit ein Haus kaufe, dort ganz alleine lebe und ausschließlich zum Arbeiten rausgehe, bis an mein Lebensende.
Und das Arbeiten ist das Problem, darum schreibe ich.

Im Grunde finde ich mein Leben so nämlich hervorragend. Es gefällt mir so und das Letzte, was ich will, sind irgendwelche Kontakte, Gespräche, Feiern etc. Ich habe auch keine Panik oder Angst vor Menschenmengen und ich kann ganz normal mit mir fremden Leuten reden, ob nun in der Bank, an der Kasse etc. Aber all das nur so lange, wie absehbar ist, dass es bei dieser Art von Kontakt bleibt.
Denn sobald ich mich intensiver längere Zeit mit anderen auseinandersetzen muss und unterwegs, außer Haus bin, stresst mich das enorm. Ich will dann einfach nur nach Hause und ganz allein in mein Zimmer. Ich habe auch verlernt, wie man mit Menschen redet, wenn es eben nicht um etwas Geschäftliches (Bank, Einkaufen..) geht. Ich kann mich eben einfach absolut nicht mehr mit anderen auseinandersetzen und will das auch gar nicht. Das ruft eine so unbeschreiblich große Unlust in mir hervor, dass ich mich frage, ob ich später überhaupt arbeitsfähig sein werde und ob diese Entwicklung noch im Rahmen des Normalen liegt. Oder ob ich das schleunigst gegensteuern sollte, weil ich sonst in ein paar Jahren nicht mehr gesellschaftsfähig bin. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass ich später mal ausschließlich von zu Hause werde arbeiten können, ist gering. Und Arbeiten muss ich leider, da führt kein Weg dran vorbei, da ich nur so unabhängig von anderen sein kann und mich somit nie wieder mit ihnen auseinandersetzen muss. Außer zum Arbeiten an sich.. ein Teufelskreis wird das.

Ich weiß eben nicht, was ich von meiner Situation zu halten habe, mir erscheint sie, emotional betrachtet, vollkommen normal und wünschenswert. Aber wenn ich mal ein bisschen überlege und das mit dem Leben anderer vergleiche, fällt mir schon auf, dass mein Verhalten doch leicht merkwürdig ist und später zu Problemen führen kann. Aber vielleicht ist das eben in meiner Persönlichkeit angelegt, nicht krankhaft, und der richtige Lebensweg für mich? Oder es ist eben doch verdreht, ich weiß es nicht.

Wie schätzen Außenstehende das ein?

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MissX
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Beitrag Mi., 25.02.2009, 04:55

Hey,

also, ich kenne das auch, dass ich zumindest zeitweise keine sozialen Kontakte brauche, aber auf Dauer, könnte ich mir das nicht so richtig vorstellen.
Für mich ist es schwer nachzuvollziehen, dass man wirklich gar keine Kontakte benötigt ...
neina hat geschrieben:Wie schätzen Außenstehende das ein?
Was ich mich beim Lesen deines Textes gefragt habe, war, was du "besser" oder "vorteilhafter" daran empfindest keine Kontakte zu haben, als welche zu haben.
Du hast geschrieben, dass dich zu enge Kontake stressen und du sie deshalb vermeidest. Wenn diese Art von Stress einfach so komplett wegfallen würde, würde das irgendetwas an deiner Einstellung ändern?
neina hat geschrieben:Aber all das nur so lange, wie absehbar ist, dass es bei dieser Art von Kontakt bleibt.
Also, dass dir niemand zu nahe kommt und dich wirklich kennenlernt.
neina hat geschrieben:Im Grunde finde ich mein Leben so nämlich hervorragend.
Ok. Das ist ziemlich schwer mir das vorzustellen. Was aber natürlich nicht heißt, dass es bei dir nicht so ist.
neina hat geschrieben:Aber vielleicht ist das eben in meiner Persönlichkeit angelegt, nicht krankhaft, und der richtige Lebensweg für mich? Oder es ist eben doch verdreht, ich weiß es nicht.
Das weiß ich auch nicht, weil ich nicht einschätzen kann, ob du mit diesem Lebensweg wirklich glücklich bist, wenn du ehrlich zu dir bist. Das könnte sein oder eben auch nicht.
Es könnte einerseits sein, dass man in die "soziale Isolation" vor etwas flüchtet.
Andererseits finde ich, dass das schon ein Lebensentwurf sein kann, wenn du damit wirklich glücklich sein solltest. Ich halte es zumindest schon für möglich, dass es einige wenige Menschen gibt, die in sozialer Isolation glücklich werden können.

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zucker
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Beitrag Mi., 25.02.2009, 08:40

neina hat geschrieben:
Im Grunde finde ich mein Leben so nämlich hervorragend.
(...)
Aber vielleicht ist das eben in meiner Persönlichkeit angelegt, nicht krankhaft, und der richtige Lebensweg für mich?
Das kannst du nur herausfinden, wenn du eine Zeit lang genau so zurückgezogen lebst, wie du es beschrieben hast. Und da dir diese Art des Lebens ja hervorragend gefällt, spricht rein gar nichts dagegen.

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Winterwolke
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Beitrag Mi., 25.02.2009, 08:56

neina hat geschrieben:Das sind Freundschaften, die bestehen teilweise seit 15 Jahren, was in Anbetracht meines Alters doch extrem lange ist. Jetzt will ich sie aber nicht mehr. Es gibt gar keinen Grund dafür, aber ich will sie einfach nicht mehr haben

Die einzigen, zu denen ich noch Kontakt habe und in Zukunft haben werde, sind meine Eltern und Geschwister....
Und würde ich versuchen, auch dort die Kontakte auslaufen zu lassen, müsste ich mich früher oder später rechtfertigen, wieso ich denn nicht mehr vorbei käme. Eine absolute Horrorvorstellung, denn schließlich habe ich keinen Grund, alle wären nur verletzt, und meine wahre Motivation will ich nicht offenlegen.
Du betonst sehr, dass du keinen wirklichen Grund dafür hast, aber sprichst doch von deiner wahren Motivation.
Es gibt immer einen Grund und eine Motivation die hinter jeder Handlung steht.

neina hat geschrieben:Denn sobald ich mich intensiver längere Zeit mit anderen auseinandersetzen muss und unterwegs, außer Haus bin, stresst mich das enorm. Ich will dann einfach nur nach Hause und ganz allein in mein Zimmer. Ich habe auch verlernt, wie man mit Menschen redet, wenn es eben nicht um etwas Geschäftliches (Bank, Einkaufen..) geht. Ich kann mich eben einfach absolut nicht mehr mit anderen auseinandersetzen und will das auch gar nicht. Das ruft eine so unbeschreiblich große Unlust in mir hervor, dass ich mich frage, ob ich später überhaupt arbeitsfähig sein werde
Das sind doch schon mal gute Gründe. Was die auslösen, könntest du rausfinden, wenn du Lust dazu hättest.

Und ich als Aussenstehende finde dein Verhalten nicht normal. Ist aber meine persönliche Meinung.
Wenn du wirklich so von deiner Lebensweise überzeugt wärst, wärst du nicht an der Meinung anderer interessiert und würdest hier - im Psychotherapie-Forum - schreiben.
Lunyu 6.17 (Kapitel Yong Ye)

Konfuzius sprach: “Wer sucht schon einen anderen Weg aus dem Haus, als die Tür?
Warum folgen wir nicht genauso auch in anderen Dingen dem einen richtigen Weg?”

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Eve...
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Beitrag Mi., 25.02.2009, 10:13

Es hat immer schon Einsiedler bzw. Eremiten gegeben, die abgeschieden - allerdings in irgendeiner Einöde - gewohnt haben. Diese habe jedoch entweder religiöse / meditative Gründe und / oder waren ausgesprochen seltsame Zeitgenossen.

Für Dich würde ich das eher als gefährlich ansehen; Du würdest nicht nur zur absoluten Außenseiterin, sondern auch mit den Jahren wahrscheinlich immer eigenbrödlerischer und merkwürdiger - wohl auch in den Augen anderer. Das umfasst dann alles, erst recht die Arbeit ...

Wenn Du Dich darüber hinwegsetzen willst, kann Dich niemand hindern. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das für Dich nicht ohne nachteilige Folgen bliebe, in mehrfacher Hinsicht.

Eve

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Harlekin
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Beitrag Mi., 25.02.2009, 10:37

Wenn der eigene Beruf es ermöglicht, diesem Bedürfnis nachzugehen und dabei unabhängig zu sein, wäre das machbar. Anders aber, wenn man einen Job hat, in dem ein Mindestmass an Sozialkompetenz erwartet wird. Da dürfte es sehr schwer werden. Mag der eine oder andere Mitarbeiter das Aussenseitertum des Kollegen achselzuckend zur Kenntnis nehmen, könnte das aber auch in Richtung Mobbing gehen, weil ein Aussenseiter einfach ausgegrenzt wird. Und wer schon mal gemobbt wurde, weiß, dass das auf Dauer nicht erträglich ist.
Grüße

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lingaroni
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Beitrag Mi., 25.02.2009, 13:26

@neina
also ich genüge mir auch selbst, ich brauche nicht einmal familie. aber wenn du dir darüber so viele gedanken machst ist das vielleicht ein fall für eine kurztherapie.
LG

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lingaroni
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Beitrag Mi., 25.02.2009, 13:28

@harlekin
kann dir nur zustimmen. wenn jemand sich absolut selbst genügt, dann macht das die umgebung irgendwie irre und dann kann es passieren, dass sie grauslich werden.
LG

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lingaroni
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Beitrag Mi., 25.02.2009, 13:35


aber mir ein bisschen sozialtechnik krieg ich das meistens hin ...

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neina
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Beitrag Mi., 25.02.2009, 15:41

@MissX
Was ich mich beim Lesen deines Textes gefragt habe, war, was du "besser" oder "vorteilhafter" daran empfindest keine Kontakte zu haben, als welche zu haben.
Mich nicht mehr mit anderen auseinandersetzen zu müssen. Keine Kompromisse mehr zu schließen, mich ganz auf mich selbst konzentrieren zu können, Ruhe zu haben, nicht mehr gestört zu werden, ziemlich vieles eigentlich.
Wenn diese Art von Stress einfach so komplett wegfallen würde, würde das irgendetwas an deiner Einstellung ändern?
Ich denke nicht. Ich habe nichts von anderen. Ein bisschen Spaß vielleicht, kurzzeitig, und auch nur mit einigen wenigen Leuten bei einigen wenigen Aktivitäten, aber der Spaß ist den Stress des zwischenmenschlichen Umgangs nicht wert. Ansonsten, emotional, geben sie mir nichts, jedenfalls nichts Positives.

@ Kopfkino
Du betonst sehr, dass du keinen wirklichen Grund dafür hast, aber sprichst doch von deiner wahren Motivation.
Es gibt immer einen Grund und eine Motivation die hinter jeder Handlung steht.
Mit "kein Grund" meinte ich einfach nur, dass sie mir nichts getan haben. Normalerweise bricht man ja den Kontakt zu Leuten ab, wenn etwas Ungutes vorgefallen ist. Das trifft hier nicht zu.
Wenn du wirklich so von deiner Lebensweise überzeugt wärst, wärst du nicht an der Meinung anderer interessiert und würdest hier - im Psychotherapie-Forum - schreiben.
Eben, ich bin ja nicht überzeugt, ich merke ja nur, dass es mir so gut geht, möchte es darum beibehalten und intensivieren, frage mich aber, ob das überhaupt richtig sein kann. Diese Lebensweise kam ganz ohne mein Zutun, mir war das alles gar nicht richtig bewusst, dass ich verstärkt immer weniger "Lust" auf andere hatte, bis es mir kürzlich auf einmal aufgefallen ist (nämlich da, als ich das erste mal bewusst dachte, ich müsse alle meine Freunde loswerden). Früher war ich anders, habe mich mit meinen Freunden getroffen, war feiern, hatte normale Liebesbeziehungen etc. Ich brauchte, wie gesagt, schon immer weniger und seltener sozialen Umgang als andere, aber ich habe, durchaus auch mit Freude, Dinge unternommen, die ein normaler Jugendlicher eben so macht.
Bei den meisten Leuten war ich beliebt, selbst wenn sie mich kaum kannten, ich konnte gut Small Talk halten, meine Art hat den meisten gefallen, ich war sozial allgemein ziemlich kompetent, kompetenter als, ich würde schätzen, 80 % der restlichen Leute.

Und wie das jetzt auf einmal so kommt, dass ich all das plötzlich verlernt habe und auch überhaupt nicht mehr will, das wundert mich doch und gibt mir zu denken, auch wenn ich es sonst gut finde.

Was ich nicht erwähnt hatte, ist auch folgendes: Ich habe noch Interesse an der Gesellschaft und an den Menschen an sich. Ich lese gerne in Foren die Meinungen anderer, ich lese Nachrichten, was in der Welt passiert, interessiert mich sehr, und auch wenn meine Mutter mal wieder ein bisschen über Nachbarn tratscht, höre ich relativ gespannt zu. Es ist nicht so, dass ich mich komplett von dieser Gesellschaft lossagen will. Ich will nur keinen persönlichen Kontakt mehr zu irgendwem. Und das finde ich vielleicht ein bisschen komisch.


@ Harlekin
Mag der eine oder andere Mitarbeiter das Aussenseitertum des Kollegen achselzuckend zur Kenntnis nehmen, könnte das aber auch in Richtung Mobbing gehen, weil ein Aussenseiter einfach ausgegrenzt wird. Und wer schon mal gemobbt wurde, weiß, dass das auf Dauer nicht erträglich ist.
Das ist übrigens einer der spezielleren Gründe, wieso ich keinen Umgang mehr mit anderen möchte. Mich mit diesen menschlichen Schlechtigkeiten (womit ich nicht sagen will, dass ich frei davon bin, im Gegenteil) auseinandersetzen zu müssen, stößt mich ab.

Danke für alle Antworten!

Ich glaube, ich werd dann einfach mal so weiterleben wie bisher und den Rest auf mich zukommen lassen.

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w_s_
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Beitrag Mi., 25.02.2009, 15:58

Du übersiehst nur zwei: der Mensch ist ein soziales Wesen, und du fühlst dich bei deinem Verhalten nicht wohl.

Habe nur ich den Eindruck dass du dich hier verteidigst? Warum nur?

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neina
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Beitrag Mi., 25.02.2009, 16:11

Du übersiehst nur zwei: der Mensch ist ein soziales Wesen, und du fühlst dich bei deinem Verhalten nicht wohl.

Habe nur ich den Eindruck dass du dich hier verteidigst? Warum nur?
Dein Eindruck ist richtig, ich verteidige mich, auch vor mir selbst. Und der Grund ist eben, dass ich mir nicht sicher bin, ob mein Verhalten längerfristig gesehen richtig ist oder zu Problem führen wird, deshalb habe ich geschrieben. Gut, das kann mir hier natürlich keiner mit Sicherheit beantworten, ich weiß, aber fremde Einschätzung können mitunter hilfreich sein. Dass das Ganze ein wenig widersprüchlich ist (einerseits sind mir andere egal, andererseits will ich deren Meinung hören) ist mir schon klar. Obwohl, nein, das ist doch nicht widersprüchlich, das passt, denn ich will deren Meinung nur hören, wenn ich es selber will. Jetzt zum Beispiel. Bei sozialen Kontakten wird einem aber auch ungefragt die Ansicht anderer aufgedrückt. Hier könnte ich auch den Computer ausmachen bzw. dieses Forum nicht mehr besuchen und müsste mich nie wieder mit euch auseinandersetzen.
Außerdem übe ich schonmal Wenn ich so wirklich leben werde, werden von den Leuten, mit denen ich den Kontakt nicht eliminieren kann, früher oder später Fragen kommen.
40, unverheiratet, keine Kinder, keine Freunde, keine "richtigen" Bekannten? Das Ganze schon seit Jahren? Das ist in dieser Gesellschaft nicht unbedingt normal.

Ich fühle mich bei meinem Verhalten sehr wohl. Wie gesagt, der Lebensstil gefällt mir. Das Unwohlsein wird nur durch eventuelle, jetzt noch nicht überschaubare Konsequenzen begründet. Und eben dadurch, dass es früher anders war. Somit denke ich mir: Hm, ist da nicht vielleicht doch etwas falsch?
Aber nur, weil ich zweifle, heißt das ja noch lange nicht, dass da auch wirklich etwas Falsches bei ist. Das wäre ja eine grundlegende Entscheidung, und diese sind, denke ich mir mal, regelmäßig mit erheblichen Zweifeln belastet. Wenn man sich ein Haus bauen möchte, wird man zunächst auch hin und her überlegen, ob das nicht schiefgehen kann oder wird. Vielleicht bereut man es später.. vielleicht ist es aber auch das beste, was man hätte tun können.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 25.02.2009, 16:20

Hattest du solche Tendenzen schon immer?

Schon mal was von Asperger gehört?

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Georgine
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Beitrag Mi., 25.02.2009, 17:19

vielleicht könntest du über das internet arbeiten (über so etwas hat jemand im internet-sucht-thread geschrieben.

was studierst du eigentlcih(muss die frage natürlich nicht beantworten). vielleicht könntest du dein studium ja schon in eine bestimmte richtung spezialisieren, die in deine geplante geht.

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Saul
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Beitrag Mi., 25.02.2009, 18:02

Hallo neina,

ich erkenne mich ein bisschen in dem wieder, was du schreibst. Auch ich habe von Zeit zu Zeit die Tendenz, mich von meinen Mitmenschen zurückzuziehen, um einfach für mich zu sein.

Oft verabschiedete ich mich voller Selbstbewußtsein von meiner Umwelt und ging in die "selbstgewählte" Einsamkeit. Und nichts fehlte. Ich wußte, daß ich ein "fertiger" Mensch mit ausgeprägten Sozial-Kompetenzen und Interessen bin und jederzeit - wenn ich nur wollte - zurückkehren könnte.

Allerdings war mir nicht immer so bewußt wie heute, daß mich eine gewisse Angst vor dem Sozialen in die Isolation führte und der Rückzug eigentlich gar nicht meine eigene Entscheidung war.

Mittlerweile bin ich davon überzeugt, daß ein Mensch, der glaubt, auf alle anderen Menschen verzichten zu können, in irgendeiner Weise von seiner Umwelt getrennt ist; irgendein Band zwischen ihm und den anderen fehlt.

Hast du nicht auch ein bisschen das Gefühl, daß da etwas dran sein könnte?

Gruß,
Saul

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