Nie ankommen

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
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hungryheart
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Nie ankommen

Beitrag Mo., 20.04.2009, 19:46

hey ihr,

ich fühle oft so eine große unruhe, die dazu führt, dass immer wieder "etwas neues" beginne. in beziehungen und freundschaften steuere ich inzwisschen bewusst gegen. in diesem bereich ist ruhe eingekehrt.

aber in allen anderen bereichen habe ich weiter diese unruhe und dieses innere getriebensein, was dazu führt, dass ich immer wieder altes abschließe und mich neuem zuwende.
es ist dabei keineswegs so, dass ich dinge beginne und nicht zuende führe. im gegenteil, ich bin schon fit in dem, was ich tue, mache ungern halbe sachen und ziehe die dinge durch.

ein beispiel: ich habe vor einige jahren begonnen, reiten zu lernen und relativ viel zeit in dieses hobby investiert. jetzt, wo ich es endlich gut kann, liebäugele ich mit einem neuen sport (für den ich das reiten aufgeben müsste, zwei sportarten schaffe ich zeitlich nicht)
mit vielen anderen hobbies ist es das selbe.

beruflich denke ich gerade sehr ernsthaft darüber nach, nach abschluss der jetzigen spezialisierung noch eine zweite ganz andere anzuschließen (und auch abzuschließen...wie gesagt: durchziehen ist nicht das problem)

ich habe irgendwie nie das gefühl , wirklich angekommen zu sein.

in beziehungen hatte ich das lange auch. das ist aber der einzige bereich, in dem ich eine stetige besserung spüre.
bei einigen menschen kann ich sogar sagen "ich bin angekommen" (mein mann, meine beiden besten freundinnen).
aber in vielen freundschaften ist die unruhe und die lust, mich neuen menschen zuzuwenden noch da.....

kennt das jemand??
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hawi
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Beitrag Mo., 20.04.2009, 20:20

Hey du,

ich gehe einfach mal davon aus, es werden sich noch einige melden, die das kennen, was du beschreibst.

Also fange ich mal als jemand an, der es nicht kennt, diese Unruhe nicht hat.
Klar, auch ich wollte zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliches, habe einiges gemacht, erreicht, einiges nicht.
Aber das Gefühl, irgendwo ankommen zu müssen, das hatte, habe ich eher nicht, jedenfalls nicht als negatives Gefühl. Auch deshalb, ich fange zwar neues an, bleibe aber wohl eher länger dabei als du.
Und ich hatte oft das Gefühl, angekommen zu sein. Wobei ich es gar nicht so genannt habe. Es war eher etwas selbstverständliches, einfach gutes verlässliches Leben. Aber das hat auch einen Haken. Denn so verlässlich ist Leben und ankommen nicht, wie ich feststellen durfte. Das was heute selbstverständlich und gut da ist, worüber man sich keine Gedanken macht, kann morgen nicht mehr da sein. Für jemanden wie mich, der die Suche nach Neuem nicht so betrieben, gelernt hat, wie du anscheinend, gar nicht so einfach, damit auf einmal anzufangen.
Sicher, ein wenig Ruhe, um das schätzen zu können, das genießen zu können, was du hast, das wünsche ich dir. Aber deine Unruhe, das, was dich antreibt, solltest du vielleicht auch ein wenig Wert schätzen, als Fähigkeit sehen und nicht nur als etwas, das dich hindert, anzukommen.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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candle
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Beiträge: 6138

Beitrag Mo., 20.04.2009, 21:04

Hallo hungry!

Was meinst Du denn mit anderen Bereichen?

Ich finde das eigentlich ganz normal, dass man nach einem Abschluß schaut was man danach macht, ebenso bei Hobbies. Tue ich auch.

Warum eigentlich nicht?

Du bist ja sehr klarsichtig: Was steckt dahinter? Hast Du eine Ahnung?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Gärtnerin
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Beitrag Di., 21.04.2009, 15:56

Muss es überhaupt ein Ziel sein, irgendwo anzukommen? Ich kenne das so nämlich auch nicht. Es gibt Ruhepole für einige Zeit, aber irgendwann treibt es mich wieder weiter.

Mein Vater hat mir neulich zu meinem 40. Geburtstag geschrieben: "Du hast einen langen und nicht immer leichten Weg hinter dir. Aber ich denke, du bist an einem Platz angekommen, an dem du leben kannst." Oberflächlich betrachtet stimmt das. Nach vielen Jahren psychischem Chaos, finanzieller Unsicherheit, immer wieder neuen Arbeitsstellen und zahlreichen Umzügen, lebe ich endlich an einem Ort, an dem ich mich wohlfühle. Ich bin psychisch einigermaßen stabil, habe Halt in mir selber gefunden - das war noch vor wenigen Jahren ein weit entferntes Wunschziel. Ich habe meine Traumarbeitsstelle, seit kurzem sogar mit unbefristetem Arbeitsvertrag, und eine kleine, aber gemütliche Wohnung.

Eine Zeitlang habe ich diese Sicherheit sehr genossen und mich endlich ausgeruht. Aber dann kam die innere Unruhe: Das kann doch nicht alles sein...? Zuerst habe ich diese Unruhe verdrängt. Dann habe ich unbewältigte Vergangenheitsprobleme darin gesucht und mich vergeblich bemüht, ihr mit psychotherapeutischen Mitteln zu Leibe zu rücken. Doch inzwischen weiß ich, es war der normalen Ruf meiner Seele, die zu persönlicher Entfaltung und Weiterentwicklung drängt. Jetzt, wo der äußere sichere Rahmen stimmt, ist plötzlich der Raum da, Neues zu probieren, ein Raum für Kreativität, für Wachstum. Das kann innerlich sein, drückt sich aber auch immer wieder im Außen aus. Ich finde das viel spannender als jedes Ankommen!
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Gärtnerin
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Beitrag Di., 21.04.2009, 17:04

Hallo hungryheart,

ich habe noch einmal über meine vorige Antwort nachgedacht und fürchte, dass ich wie so oft ziemlich schnell bei mir selber gelandet bin und dabei womöglich an deinem Anliegen vorbeigeschrieben habe.

Du hast dein Nie-Ankommen deswegen zum Thema in diesem Forum gemacht, weil du darunter leidest, vermute ich, und nicht weil du es als spannendes, erfülltes Leben empfindest. Also müsste die Frage wohl lauten: Welches innere Bedürfnis versuchst du mit immer neuen äußeren Dingen zu füllen? Was steckt dahinter, welche tiefe Sehnsucht treibt dich wirklich an? Wonach hungert dein Herz?

Ob du mit diesen Fragen etwas anfangen kannst?

Liebe Grüße,
die Gärtnerin
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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hungryheart
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Beitrag Mi., 22.04.2009, 18:39

hi lieber hawi, liebe gärtnerin und liebe candle,

viiielen dank für eure tollen gedanken und fragen , die mich sehr ans nachdenken bringen.

(gärtnerin, wie süß, nein passt schon alles)

ich muss erstmal ein bisschen über eure antworten nachdenken, ehe ich dazu etwas schreibe.

danke aber nochmnals erstmal.

lieben gruß
hh
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hungryheart
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Beitrag Di., 28.04.2009, 08:21

hallo ihr drei lieben,

vorneweg nochmals vielen dank für eure antworten.

ihr bewertet das "ruhelose" ja alle drei eher positiv, was mir schon mal viel geholfen hat. manchmal verliert man ja die positiven seiten einere sache aus dem blick, wenn man unzufrieden ist.

dennoch empfinde ich bei allen sicher vorhandenen vorteilen meiner ruhelosigkeit so eine müdigkeit und erschöpfung. ich will eigentlich nicht immer wieder "neu beginnen" und erlebe das als inneren zwang.

auf der ursachensuche bin ich nie wirklich weitergekommen.
die üblichen psycho- allgemeinplätze auf die man so in der therapie kommt : leistung um geliebt zu werden, psychisches nicht-satt werden ("es ist nie genug"), selbstschädigung, sich ablenken wollen usw usw haben mir in bezug auf diese ruhelosigkeit nie was gesagt.

inzwischen hat sich aber etwas für mich geklärt - ich bin -inoffiziell, für mich- um eine diagnose reicher.....

der sohn meiner schwester (die mir auch in bezug auf diese ruhelosigkeit sehr ähnlich ist) wurde letzte woche unter dem verdacht ADHS einer kinder- und jugendpsychiaterin vorgestellt. diese hat nicht nur bei meinem neffen die diagnose tatsächlich gestellt, sondern auch gemeint, ADHS werde sehr häufig vererbt und gleich bei meiner schwester die diagnose auch gestellt.
aufgrund von verhaltensweisen- und auffälligkeiten , die ich eben auch -sogar stärker als meine schwester- aufweise.

irgendwie erklärt sich für mich dadurch sehr vieles.
diese unendliche ruhelosigkeit und sprunghaftigkeit, die ich, weil ich sehr angepasst und um anerkennung bemüht war- mit enormer und riesieger willensanstrengung immer versucht habe, zu bekämpfen (daher: mich gezwungen, dinge mit großer kraftanstrengung zumindest immer durchzuziehen, ehe ich mich neuem zuwende; die motorische unruhe versucht zu unterdrücken etc etc. .....)

ich werde das demnächst mal in der sache einen psychiater aufsuchen und mal besprechen, ob nicht die einnahme eines entspr. medikamentes dann für mich sinnvoll wäre. einfach weil es mich immer schon manchmal schier übermenschliche kraft gekostet hat, gegen dieses unruhige, chaotische, sprunghafte anzukämpfen.....
und es wäre schon cool, wenn ich da ein wenig erleichterung erfahren würde...

lieben gruß
hh
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