Seite 2 von 3
Re: Enttäuschte Erwartungen im neuen Job
Verfasst: Mo., 07.03.2022, 15:20
von Theory
@Waldschratin: was meinst du damit, was genau soll ich mir reinziehen und wie? Dass es heute anders ist? Vielleicht ist es genau das, was es braucht… im Kopf ist grad das Kreisel “OhGott ich schaff das nicht” am Laufen… dh also ich soll mir immer wieder aufschreiben, was ich alles schon geschafft habe?
Meinst du das so?
@Miss_understood: ja, die Umstände waren von Beginn an einfach nicht ideal. Es ist alles einfach um 180Grad anders… ich bin in einem anderen Team, hab eine andere Chefin (wir verstehen uns gut), das Team ist nur zu 50% besetzt, gerade auch die Seniors fehlen, viele sind Dauerkrank, das Unternehmen erweist sich als nicht so “Arbeitnehmerfreundlich” wie es sich verkauft hat, um mich abzuwerben, und ich muss aus diesen Gründen einfach viel mehr Gas geben, als erwartet, fühle mich jetzt schon Urlaubsreif und ausgebrannt, und soll noch mehr pushen…
Das ist alles so gar nicht meine Welt… ich wollte eigentlich einen “Experten Job”, indem ich Berater für das Team bin, mehr an der Seitenlinie stehe und die Analysen mache, mir was kreatives ausdenke… nun aktuell mache ich ein Projekt zu einem Thema, das mir gar nicht liegt, weil es genau konträr zu meinem Fachgebiet ist, und soll das führen und intern vorantreiben und verkaufen… mit all den Widerständen, Konflikten und dem Abholen unterschiedlicher Stakeholder. Das ist einfach ganz anders, als ich das dachte….
Grundsätzlich versucht mich die Chefin mit ein paar guten Projekten, die sie mir in Aussicht stellt, zu locken, aber die aktuelle Situation brennt mich komplett aus….. :((
Ich weiss nicht, wieso kann ich keine Entscheidung treffen wie du? Was ist es, dass ich solche Angst vor Entscheidungen habe?
Ist die Ursache auch hier die Angststörung?
Sollte ich lieber Anti Depressiva nehmen? Wird es mir dann (endlich) leichter fallen, das Leben? Aktuell quäle ich mich ja sehr durch meinen Alltag… und Nachts schlafen… kann ich mich nicht mehr erinnern, wann das zuletzt gut ging….
Re: Enttäuschte Erwartungen im neuen Job
Verfasst: Mo., 07.03.2022, 15:28
von kaja
Auch hier wird dir niemand sagen können ob Medikamente dir im speziellen Einzelfall helfen.
Dafür solltest du einen Psychiater aufsuchen.
Bedenklich finde ich eher, dass dir ein Psychotherapeut von der Einnahme abrät. Wenn es sich nicht um einen ärztlichen Psychotherapeuten handelt, hat er bei dem Thema gar nichts zu melden. So eine Verhaltensweise ist allerdings aus PA und (seltener) aus der TfP nicht unbekannt.
An der Stelle würde ich mich einfach fragen, ob du bei Krebs auch eine Chemo nicht nehmen würdest.
Eine psychische Erkrankung ist halt keine Befindlichkeitsproblem, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung.
Probier halt aus ob es dir hilft und wenn nicht lässt du es halt wieder.
Von Zerdenken der Thematik wird jedenfalls keine Besserung einsetzen.
Re: Enttäuschte Erwartungen im neuen Job
Verfasst: Mo., 07.03.2022, 17:08
von Waldschratin
Du hattest geschrieben
Theory hat geschrieben:Es fühlt sich an, als wäre ich einer großen Gefahr ausgesetzt, wenn ich einen Fehler mache (und es gibt viele Fallstricke hier).
Ich habe einfach Todesangst, wenn ich einen Fehler mache… was natürlich Blödsinn ist, denn niemand stirbt, nur weil er einen Fehler macht.
Aber für mich als Kind war das wohl so, wenn ich von meinem Vater angeschrien wurde :(
Das "war".
Was aber ist im Jetzt und hier anders als es damals war?
Z.B. könntest du formulieren "Ich darf Fehler machen"
"Ich überlebe es, einen Fehler zu machen", sowas in der Art.
Möglichst nur einen Satz, möglichst einfach gehalten, und v.a. positiv formuliert.
Also nicht "Ich werde nicht sterben, wenn...", denn dann liest dein Hirn nur "sterben" als Reizwort und triggert die Panik.
Sondern "Ich überlebe es, wenn..."
Und dir solche Sätze dann echt reinziehen, ohne das "große Ganze", das im Untergrund rumwerkelt.
Richtig "reindenken" in so einen Satz, dein Inneres davon ausfüllen lassen, dich drauf konzentrieren und dem mehr und mehr Raum geben in deinem Denken.
Re: Enttäuschte Erwartungen im neuen Job
Verfasst: Di., 08.03.2022, 06:36
von Molly88
Theory hat geschrieben: ↑So., 07.11.2021, 22:38
Hallo zusammen,
ich habe vor kurzem einen neuen Job in einem großen Unternehmen begonnen.
Noch am ersten Tag wurde mir eröffnet, dass es Kündigungen geben wird - meine Abteilung sei auch betroffen. Viele Stellen fallen weg, meine jedoch soll bleiben und in einer neuen Abteilung integriert werden.
Wann das passiert, und wie genau die Aufgabenaufteilung im neuen Team dann sein wird, stehe noch in den Sternen und hängt auch von den Verhandlungen mit dem Betriebsrat ab.
Aktuell ist also die Situation für mich so, dass ich zwar vorerst in der einen Abteilung eingearbeitet werde, aber bereits jetzt mit der neuen Chefin und dem neuen Team zusammenarbeite. Bisher wird mein Aufgabenbereich von allen anderen "nebenher" mitgemacht. Da ich diese Themen in Zukunft eigentlich übernehmen soll (was aber wie gesagt auch nicht fix ist, denn auch ich habe eine Probezeit von 6 Monaten und kann jederzeit den Kündigungen zum Opfer fallen) - aber daher sind Konflikte vorprogrammiert.
Mein ursprünglich erwarteter Aufgabenbereich wird von allen Teammitgliedern in Frage gestellt - sie kennen die Funktion so nicht, auch wenn meine Chefs diese so aufbauen wollen, aber sie schanzen mir regelmäßig völlig andere Aufgaben zu.
Zusätzlich ist die Stimmung (verständlich) schlecht und mir ist aufgefallen, dass aber davon gesprochen wird, dass unabhängig der Kündigungen die Stimmung schlecht und der Druck sehr hoch ist (lange Arbeitszeiten).
Zusammengefasst:
es werden nicht nur meine Erwartungen nicht erfüllt und ich bin sehr enttäuscht, sondern die Zeit dort macht einfach keinen Spaß. Meine Motivation mich überhaupt in die Themen einzuarbeiten ist auf ein Minimum gesunken, da ich mich "veräppelt" fühle, da mir Dinge versprochen wurden (ich Erwartungen hatte) die nun nicht erfüllt sind. In so einem desolaten Zustand habe ich bisher noch kein Unternehmen vorgefunden ... gefühlt macht auch jeder das, was ich in Zukunft machen soll (meine Rolle wird neu geschaffen), d.h. Konflikte sind vorprogrammiert.
Mein Problem:
Ich brauche das Geld aktuell - da ich vor kurzem höhere unerwartete Ausgaben hatte. Zumindest bis Ende des Jahres.
Ansonsten ist es allerdings eher so, dass ich am liebsten sofort kündigen würde.
Gründe: ich ärgere mich über die leeren Versprechungen, die sie nun nicht halten, über das Chaos (wer macht nun was und dass ich mich mit Kollegen darum streiten darf, was eigentlich meine Rolle ist) und darüber, dass ich auf unbestimmte Zeit nun mit zwei Chefs und zwei Teams mich abstimmen muss (und damit eine Überforderung meinerseits natürlich vorprogrammiert ist, da ich von beiden Seiten Anfragen bekomme - man grenze es zwar ein, aber es wird vom Team ignoriert).
Was würdet ihr tun?
Wie soll ich die Zeit dort überstehen?
Am liebsten würde ich dort keinen Tag länger reingehen, aber ich brauche das Geld - wenn ich kündige, bin ich 3 Monate gesperrt und bekomme gar nichts!
Vielen Dank für eure Unterstützung, ich bin verzweifelt..
Finanzielles Problem:
Hast du keinen Partner / Partnerin, der/die dich unterstützt…?
Re: Enttäuschte Erwartungen im neuen Job
Verfasst: Di., 08.03.2022, 08:39
von Theory
Grundsätzlich habe ich einen Partner, aber er verdient weniger als ich. Unsere Wohnung in der Großstadt ist recht teuer. Mit dem Arbeitslosengeld würde ich meine Fixkosten aber decken können.
Re: Enttäuschte Erwartungen im neuen Job
Verfasst: Do., 10.03.2022, 17:42
von Theory
Hi zusammen,
Erstmal vielen Dank für die Antworten Anfang der Woche. Ich habe die Woche „überlebt/überstanden“ und es geht mir heute, Donnerstag wieder gut.
Ich hatte heute auch einen Termin beim Psychiater - zum Glück konnte ich den Termin ergattern, sehr häufig wartet man mehrere Monate auf einen Termin. Er hat mir direkt zwei Medikamente aufgeschrieben, denn noch in der Sprechstunde hatte ich allein vom Erzählen der Situation eine kleine Panikattacke.
Er hat mir Tropfen gegeben (Escitalopram 20mg/ml) und für den akuten Notfall Alprazolam, bis die Tropfen wirken.
Ich bin nun gespannt - alleine durch das Gespräch und das Aufschreiben der Medikamente bin ich ruhiger geworden. Natürlich habe ich Angst vor möglichen Nebenwirkungen, habe aber heute direkt mit 2 Tropfen begonnen. Er meint, dass man nach 10 Tagen etwas merken sollte.
Mir ist nun über den Verlauf der Woche klar geworden, dass es erstmal wirklich chaotische Zustände in dem Unternehmen sind und diese Chaos bei mir ein Gefühl von Kontrollverlust auslöst, das wiederum meine Panikattacken triggert. Er meinte, es klingt danach, als hätte ich mal eine Situation der Todesgefahr erlebt und ja, da gibt es tatsächlich eine Trauma auslösende Situation in meiner Kindheit (eigentlich mehrere), die als Ursache angesehen werden können.
Viele Grüße
Re: Enttäuschte Erwartungen im neuen Job
Verfasst: Mi., 16.03.2022, 07:41
von Theory
HAllo - ein kurzes Update.
Nachdem ich direkt die Nebenwirkungen der Medikamente gespürt habe (ich gehe nicht ins Detail), habe ich so eine Ablehnung gespürt, dass ich sie nicht weiter genommen habe.
Ich brauche diese Medikamente nicht und ich bin auch der Meinung, wenn es so weit ist, dass ich Medikamente brauche, nur mit einer ungünstigen Situation in einem chaotischen Unternehmen klar zu kommen, dann geht das zu weit.
Ich habe mir vor Jahren mal geschworen, dass ich meine Gesundheit schützen werde, und diese Medikamente sind so schwerwiegend, greifen so sehr in mein System ein - nein, danke.
Es muss andere Möglichkeiten geben.
Wie aber werde ich nun handlungsfähig. Ich weiß nun bereits, diese Firma macht mich schon nach 5 Monaten „krank“. Ich werde nicht meinen Kompetenzen entsprechend eingesetzt, es macht mir wenig Spaß. Ich habe zwar einen sehr guten Draht zu meiner Chefin, aber sie braucht mich auch wie ein Stück trockenes Brot in der Zeit des Hungers (ihr fehlen an jeder Ecke die Mitarbeiter). D.h. Natürlich wird sie versuchen, mich zu unterstützen und zu überreden, dass ich bleibe. Der Ausblick auf diese neue Rolle ist zwar gut - in meiner Vorstellung - aber ob dies wirklich so umsetzbar ist, ist wirklich fraglich.
Ich merke aber, wie ich in einer Art „Schockstarre“ aus Angst vor den Konsequenzen, weder das eine noch das andere tue - also weder kann ich mich auf diesen Job einlassen, noch kündige ich wirklich.
Ich habe in der Zwischenzeit auch herausgefunden, welches Erlebnis in meiner Kindheit diese Schockstarre/Angst triggert. Es gibt eine Situation, in der ich einmal fast ertrunken wäre. Damals wurde ich von meinem Vater dazu „gewzungen“, im tiefen Schwimmbecken, bei einem Hahnenkampf teilzunehmen. ICh war noch klein (vielleicht 4 Jahre) und konnte noch nicht schwimmen. Mein Bitten und Betteln, mein „Nein“ hat einfach nicht gereicht. Also saß ich bald auf seinen Schultern und wurde direkt in der ersten halben Minute runtergeworfen, nach hektischem Gerangel - gegen meine 4 Jahre ältere Schwester mit doppelt so hohem Körpergewicht konnte ich nicht viel tun.
Da so viele Menschen da im Pool waren ist nicht direkt aufgefallen, dass ich längst unter Wasser war und schon mehrere tiefe Schlucke Chlorwasser genommen habe und damit rang, an die Wasseroberfläche zu kommen. Schließlich wurde ich „rausgezogen“ und war völlig panisch/ schockiert natürlich.
Ich denke, dass daher meine Panikattacken kommen, die ich nun habe, wenn ich merke, dass mich eine Situation überfordert. Und dass aus dieser Zeit und von diesem tyrannischen, rücksichtslosen Vater auch meine Angst kommt, "Nein" zu sagen. Und dass ich damals auch gelernt habe, dass ich in einer Zeit in der ich nicht schwimmen konnte, mich nicht selbst aus dieser Situation befreien konnte, und die Hilfe von anderen brauche, um mich aus dieser Situation zu befreien (aus dem Wasser gezogen werden).
Es wird immer klarer, und das Schreiben darüber alleine hilft bereits.
Jetzt muss ich nur noch schaffen, das neue Wissen zu "integrieren" und zu verstehen, dass das vielleicht damals so war, dass ich aber heute eine Erwachsene bin, "schwimmen" kann und dass ich mich aus dem tiefsten Wasser selbst befreien kann. Dies muss ich mir einfach immer wieder klar machen und vor Augen halten.
Was meint ihr? Was könnte mir helfen, dass ich wieder die Verantwortung für mich übernehme und halndlungsfähig werde?
Re: Enttäuschte Erwartungen im neuen Job
Verfasst: Do., 17.03.2022, 21:36
von chrysokoll
natürlich gibt es andere Möglichkeiten !
Welche siehst du denn für dich?
Mir geht es immer besser wenn ich konkrete Pläne, Ziele oder einen Zeitrahmen habe.
Ganz offenbar ist dieser Job nicht das was du suchst.
Wie sind deine Chancen eine neue Stelle anzutreten?
Könntest du überbrücken, also finanziell, wenn du kündigst?
Diese Dinge solltest du dir ganz klar überlegen.
Wenn es gar nicht geht würde ich mich an deiner Stelle auch erst einmal krank schreiben lassen und in der Zeit ganz konkret planen wie es weiter geht. Damit du wieder das "Ruder" in der Hand hast.
Was ist wenn du mit deiner Chefin Klartext redest? Also dass du nicht das machst was du erwartet hast und so auch nicht weiter machen möchtest und wirst.
Ich finde es sehr gut und wichtig dass du die Ursachen und Zusammenhänge mit Kindheitserlebnissen erkennst, das ist ein wichtiger Schritt
Re: Enttäuschte Erwartungen im neuen Job
Verfasst: Sa., 19.03.2022, 08:14
von Theory
chrysokoll hat geschrieben: ↑Do., 17.03.2022, 21:36
natürlich gibt es andere Möglichkeiten !
Welche siehst du denn für dich?
Mir geht es immer besser wenn ich konkrete Pläne, Ziele oder einen Zeitrahmen habe.
Ganz offenbar ist dieser Job nicht das was du suchst.
Wie sind deine Chancen eine neue Stelle anzutreten?
Könntest du überbrücken, also finanziell, wenn du kündigst?
Diese Dinge solltest du dir ganz klar überlegen.
Wenn es gar nicht geht würde ich mich an deiner Stelle auch erst einmal krank schreiben lassen und in der Zeit ganz konkret planen wie es weiter geht. Damit du wieder das "Ruder" in der Hand hast.
Was ist wenn du mit deiner Chefin Klartext redest? Also dass du nicht das machst was du erwartet hast und so auch nicht weiter machen möchtest und wirst.
Ich finde es sehr gut und wichtig dass du die Ursachen und Zusammenhänge mit Kindheitserlebnissen erkennst, das ist ein wichtiger Schritt
Du hast recht, es gibt andere Möglichkeiten.
Ich könnte zB
- aus gesundheitlichen Gründen kündigen (habe bereits ein Attest vom Arzt)
- mit meiner Chefin sprechen (aber ich habe „keine Lust“ mehr darauf, da ich mich schon so ausgenutzt fühle
- einen neuen Job finden, und dann erst kündigen (wobei ich bereits so ausgelaugt bin, dass das immer schwieriger wird, mich gut zu verkaufen)
Eigentlich hätte ich schon längst gehen sollen.
Ich habe mir nur weil ich Angst hatte davor, zu kündigen, einen Coach und einen Therapeuten zu Rate gezogen. Beide rieten mir seit Dezember, nicht zu kündigen, sondern sind darauf eingegangen, wie ich mich verändern kann, um die Situation als nicht so belastend wahrzunehmen, um die Dinge so zu gestalten, wie ich das gerne will.
Aber es bleibt wie es ist: ich bin unter ganz falschen Voraussetungen und Erwartungen in das Unternehmen eingestiegen. Ich wurde für X geholt, ich mache aber Y. Und dabei ist Y nichts, das ich je machen wollte.
Nun habe ich mich „hineingezwungen“ und unter Ach und Krach und unter schwersten Bedingungen und Herausforderungen dieses Projekt Y gemacht. Bin über meine Grenzen gegangen, habe meine Ressourcen nicht geschont, und stehe nun da, mit einem Körper, der Schwierigkeiten hat, einzuschlafen, der unmotiviert und depressiv ist (ich bekomme seit zwei Wochen meine Morgenroutine nicht mehr hin, geschweige denn Bewegung) und in meinem Kopf ist einfach nur mehr „ich hab keine Lust mehr darauf“.
Und ich habe _keine Ahnung_ warum ich nicht schon längst gegangen bin. Ich habe auch das mit meiner Therapeutin besprochen und ich weiß, dass ich als Kind so tyrannisiert wurde von meinem Vater, dass ich nie gelernt habe, wirklich Verantwortung für mich zu übernehmen und in Situationen, in welchen es kritisch wird, eine Entscheidung zu treffen. In solchen Situationen ist immer unser Vater eingesprungen und hat für uns bestimmt und gehandelt (oft zu unserem Schutz, manchmal auch gegen unseren Willen).
Ich weiß also, dass ich hier lernen muss nun, für mich zu dem Punkt zu kommen, diese Entscheidung treffen zu können. Aber es ist einfach so unglaublich schwer, da mich meine Ängste davon abhalten. Gleichzeitig möchte ich aber nicht diese Medikamente nehmen.
Ich muss das in meinem Alter doch selbst hinbekommen, auch in unangenehmen Situationen, Entscheidungen treffen zu können….
Re: Enttäuschte Erwartungen im neuen Job
Verfasst: Sa., 19.03.2022, 11:07
von chrysokoll
es ist sehr gut dass du deine Möglichkeiten erkennst und klar formulieren kannst!
Ich an deiner Stelle würde mich jetzt erst einmal krank schreiben lassen, um wieder zu Kräften zu kommen, um in Ruhe Entscheidungen zu treffen. Denn nur DU kannst diese Entscheidungen treffen, egal was andere sagen, egal was Therapeuten und Coaches etc. finden.
Für mich wäre es da wichtig noch mit der Chefin Klartext zu sprechen, einfach weil es sich in jedem Fall besser anfühlt danach. Dieses "ich habe alles versucht" ist mir wichtig. Aber auch das kannst nur du entscheiden, das kann für dich anders sein!
In deinem Beitrag lese ich sehr viel "ich muss". Ich muss doch, ich muss dieses können, jenes hinkriegen
Das zieht nur runter
Versuch doch mal das auch vor und in dir selber bewusst umzuformulieren:
ich DARF
Ich darf krank sein. Ich darf mich entscheiden. Ich darf aufhören.
Re: Enttäuschte Erwartungen im neuen Job
Verfasst: Sa., 19.03.2022, 11:27
von Waldschratin
Theory hat geschrieben:Ich weiß also, dass ich hier lernen muss nun, für mich zu dem Punkt zu kommen, diese Entscheidung treffen zu können. Aber es ist einfach so unglaublich schwer, da mich meine Ängste davon abhalten.
Liebe Theory, entschuldige, aber da will ich widersprechen!
Eine Entscheidung zu treffen, ist nämlich gar nicht "schwer".
Schwer wird einem das, was aus der Entscheidung resultiert für einen.
Entscheidung bedeutet nämlich immer auch, auf mindestens eine Möglichkeit
verzichten zu müssen.
Entscheidung bedeutet meist auch, dass man "ins Blaue rein" was bestimmen muss für sich, dessen Weitreiche man überhaupt nicht blicken kann, und somit hat die Entscheidung jede Menge Potential, dass man "was falsch macht".
Dass dein Vater in deiner Kindheit da jede Menge kaputtgemacht hat, ist klar.
Aber dass du ihm immer noch das auch in deinem Jetzt tun lässt, ist wiederum Deins.
Deine "Entscheidung".
Die Ängste, die dich da nach wie vor noch beherrschen, haben nunmal die Intensität und Absolutheit, in denen sie ein Kind erlebt.
Und ja, diese Ängste dann zu "konfrontieren" mit deiner Entscheidung im Jetzt und auch deinem
Willen im Jetzt, ist nicht nur anstrengend, das macht richtig Not und will einem den Boden unter den Füßen wegziehen.
Ich kann da auch nur sagen : Da muss man immer wieder neu durch.
Muss lernen, dass es geht, die kind-intensiven Ängste mit dem, was man im Jetzt ist zu "halten", damit die heutige Wahrnehmung überhaupt erstmal die Chance bekommt, das "Anders" mitzukriegen.
Die Lösung liegt nicht darin, dass man die Ängste "weggemacht" bekommt.
Sie besteht eher darin, im Jetzt die Erfahrung zu machen, dass man halt
nicht mehr zwangsweise dran absaufen muss.
Und Erfahrung geht nunmal nicht rein übern Kopf, Erfahrung braucht den Körper : Herz und "Bauch" und v.a. das Vegetative.
Die Medikamente sind deshalb auch nicht die "Endlösung", sie können aber dir dabei helfen, dieses "Halten" der übermächtigen Kind-Ängste etwas leichter hinzubekommen, so
dass du überhaupt mal eine Erfahrung von "Doch, ist möglich jetzt!" bekommst.
"Weg" bekommst du diese Ängste an sich aber dadurch nicht.
Für mich sind die überwältigenden Ängste von früher sowas wie "Scheinriesen".
Damals waren die tatsächlich "tödlich".
Aber jetzt bin
ich eine Andere!
Scheinriesenängste erscheinen nur aus der Entfernung so übergroß. Geht man auf sie zu und guckt man sie sich mal genauer an, schrumpfen sie zu ganz normalen Ängsten zusammen.
Nicht, weil die Ängste an Gefährlichkeit nachgelassen hätten.
Sondern weil ich jetzt "groß" bin und somit nicht mehr zu ihnen "aufschauen" muss, sondern wenn ich hingehe, sehr gut "herabgucken" kann.
Das alles lernt sich nicht mal eben so.
Aber es fängt damit an, dass man sich mal eingesteht, was man mit der "Heiligsprechung" der Ängste denn eigentlich im Heute bezwecken möchte.
Selbstvertrauen ist halt nichts, was man sich mal eben "nimmt", das wächst und das "schenkt" man sich genauso wie jedes andere Vertrauen.
Du hast deine derzeitige "Aufgabe" ja schon gut erkannt. Und auch schon jede Menge dafür getan und reingesteckt an Kraft und Arbeit.
Guck dir mal an, wofür die Übermacht der Ängste bei dir steht. Vielleicht weist dir das einen Weg da raus.
Re: Enttäuschte Erwartungen im neuen Job
Verfasst: Sa., 19.03.2022, 11:39
von chrysokoll
danke Waldschratin, genau so sehe ich das auch!
Mir hilft es immer zuerst einmal diese "ich muss" und "ich müsste" Sätze zu hinterfragen, die man ja oft wie selbstverständlich in sich hat.
Wer sagt dass man das muss? Warum? Was passiert wenn ich es nicht tue?
Und dann auch die inneren Katastrophengedanken zu hinterfragen, also was passiert wenn man sich wirklich erst mal krank schreiben lässt? Was passiert wenn man kündigt? Spielt es wirklich eine Rolle was andere sagen oder denken? Wird man ganz realistisch "nie mehr" einen Job finden?
Re: Enttäuschte Erwartungen im neuen Job
Verfasst: Mo., 21.03.2022, 07:31
von Theory
Guten Morgen,
ihr beiden habt so recht.. in allen Punkten.
Es ist meine Angst, die mich dazu bringt, die Dinge so zu sehen. Ich habe vor einigen Jahren ein paar schlechte Erfahrungen im Beruf gemacht, und nun sehe ich beide Fälle zusammentreffen... auch das löst bei mir Angst aus.
Bei den Medikamenten habe ich ja auch "Angst" davor, sie zu nehmen, weil ich schon Erfahrungen machte, wo mir Medikamente mehr schadeten als nützten.
Aber es stimmt, meine Ängste sind so stark, dass mein ganzes Denken davon infiziert ist und ich nicht mehr klar denken kann.
... Ich traue mich allerdings nicht, mich krankzuschreiben.. (auch das noch), auch wieder, weil ich nur Angst vor den Konsequenzen habe...
Es tut mir leid, es muss ganz fürchterlich klingen, aber es ist nach wie vor dieses Dilemma und ich bin "unbeweglich"....
Re: Enttäuschte Erwartungen im neuen Job
Verfasst: Mo., 21.03.2022, 07:39
von Waldschratin
Nee, das klingt nicht "fürchterlich", liebe Theory, das klingt mir einfach sehr vertraut, weil ichs ja ähnlich kenne und immer wieder damit umgehen muss.
Angst frisst einen, leider umso mehr, wenn man ihr nachgibt und nachgibt und nachgibt.
Da wird sie regelrecht "gefüttert" und zum Riesen.
Und ja, kenn ich auch, wie sehr sie einen lähmt und alles einfriert und man erstarrt.
Nur, was hast du denn für Pläne für dein weiteres Leben, grade im Hinblick auf die Angst?
Wie soll das weitergehen, was willst du für dich und dein Leben und wie stellst du dir vor, mit der Angst in Zukunft umzugehen?
Re: Enttäuschte Erwartungen im neuen Job
Verfasst: Mo., 21.03.2022, 08:02
von Theory
Das ist eine gute Frage. Wenn du sagst, "der Angst nachgeben" weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, was du damit meinst?
Ich vermute, dass ich schon von meiner ängstlichen Mutter die Ängste habe. Durch verschiedene traumatische Ereignisse haben sich nun diese Ängste so verstärkt, dass ich nun hier bin und fast arbeitsunfähig werde, weil sie mich so einnehmen.
Wenn du mich fragst, was meine Pläne für mein Leben sind, dann wird das sehr unklar, obwohl ich vor der Annahme dieses Jobs eine sehr klare Sicht darauf hatte, was ich tun will.
Ich vermute, ich müsste raus aus dem Job, dann wären die Ängste erstmal weg. Ich mache eine Gesprächstherapie seit Dezember. Und am Freitag werde ich eine Hypnose machen. Aber ich weiß nicht, wie ich diese Angst "anschaue" und "kleiner machen soll"... da sie soll allgegenwärtig ist. Dabei ist es sehr komisch, denn gestern fühlte ich mich klar und entspannt. Erst heute morgen, beim bloßen Gedanken an diesen Job, wird mein Tinnitus und meine Ängste so lauter, meine innere Stimme schreit "NEIN! Hör auf, geh da nicht mehr hin!!" aber ich habe solche Angst, ein "Nein" oder eine "Kündigung" auszusprechen, weil ich Angst habe davor, danach nichts gutes mehr zu finden....
Dabei habe ich noch vor ein paar Monaten gesagt, dass es sogar gut wäre, wenn ich mir ein paar Monate Zeit lasse, mich zu orientieren, um wieder neu durchzustarten...aber heute ist mein Kopf leider wieder in einer grauen Angstwolke und alles andere als frei.
Ich habe nun 2 Tropfen von diesem Excitalopram (20mg) genommen (entspricht 2mg), aber ich merke, ich schwenke hin hund her, ob ich es weiternehmen soll...denn es war ja bisher in meinem Leben auch nicht notwendig, Medikamente zu nehmen... und ich habe solche Angst davor, dass es meinem Darm/Magen wieder schlechter geht (ich habe lange unter einer chronischen Darmentzündung gelitten und es seit 2 Jahren endlich im Griff).
Ich versuche nun einen Spaziergang zu machen.