Mein Doppelleben
Verfasst: Do., 18.04.2024, 20:30
Hallo liebes Forum,
ich bin neu hier und hoffe, dass ich mit meiner Geschichte auf den ein oder anderen Rat stoße. Es geht um Erlebnisse, die mittlerweile zwar ein Jahr zurückliegen, mich aber immer noch sehr beschäftigen und belasten. Mit Menschen aus meinem Umfeld darüber zu sprechen, erscheint mir unmöglich. Aber vielleicht finde ich ja hier Verständnis oder jemanden, der Ähnliches erlebt hat
Letztes Jahr hab ich nach meinem Bachelorabschluss und einer schmerzhaften Trennung von meinem langjährigen Freund beschlossen, für eine Weile ins Ausland zu gehen. Ich wollte einfach nur raus, den Kopf freibekommen und neue Erfahrungen sammeln. Australien mit einem Working Holiday Visum erschien mir perfekt dafür.
In Sydney hatte ich dann ein kleines Zimmer etwas außerhalb der Stadt gemietet. Mit dem Vermieter hatte ich zuvor nur losen Kontakt über Facebook, er schien aber ganz nett. Der Mietvertrag war noch nicht unterschrieben, aber er meinte, das habe Zeit und ließ mich erstmal so einziehen. Ich dachte mir nichts weiter dabei.
Dann kam irgendwann der Abend, an dem plötzlich einer seiner Bekannten vor der Tür stand und behauptete, mein Vermieter habe ihn geschickt. Ich war völlig perplex und überfordert mit der Situation. Irgendwie landeten wir im Bett. Ich habe mich danach schrecklich gefühlt, schmutzig und benutzt.
…Aber das blieb kein Einzelfall. In den folgenden Wochen kam es immer wieder vor, dass irgendwelche Männer bei mir auftauchten, als sei das ein ganz normaler "Besuchsservice". Wenn ich meinen Vermieter darauf ansprach, gab er zu verstehen, dass er das als eine Art Gegenleistung fürs mietfreie Wohnen betrachtet und manchmal haben sie mir auch etwas Geld gegeben. Ich weiß, wie naiv und dumm das war. Natürlich hätte ich da direkt einen Schlussstrich ziehen müssen. Aber ich war irgendwie gelähmt.
Erst kurz vor meiner Rückkehr fasste ich den Mut, da auszuziehen und bin noch etwas gereist. Heute quält mich die Frage, warum ich nicht viel früher die Reißleine gezogen habe. Die Vorstellung, dass meine Familie oder Freunde je davon erfahren könnten, macht mich krank vor Angst. Er ist immer noch im Facebook mit mir befreundet, und übrigens auch mit meinen Eltern (warum ?!) und inzwischen auch ein paar anderen Freunden von mir.
Eine Therapie habe ich bisher nicht in Betracht gezogen. So schlimm die Sache auch war, komme ich mir doch nicht "krank genug" dafür vor. Außerdem will ich nicht, dass irgendjemand davon weiß.
Hat jemand einen Rat für mich, wie ich diesen Schatten aus meiner Vergangenheit loswerde? Oder hatte schon mal jemand eine ähnliche Situation? Es würde mir schon helfen zu wissen, dass ich damit nicht ganz alleine bin.
Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit und entschuldige mich für den langen Text. Es tut gut, das überhaupt mal auszusprechen.
Eure Hannah
ich bin neu hier und hoffe, dass ich mit meiner Geschichte auf den ein oder anderen Rat stoße. Es geht um Erlebnisse, die mittlerweile zwar ein Jahr zurückliegen, mich aber immer noch sehr beschäftigen und belasten. Mit Menschen aus meinem Umfeld darüber zu sprechen, erscheint mir unmöglich. Aber vielleicht finde ich ja hier Verständnis oder jemanden, der Ähnliches erlebt hat
Letztes Jahr hab ich nach meinem Bachelorabschluss und einer schmerzhaften Trennung von meinem langjährigen Freund beschlossen, für eine Weile ins Ausland zu gehen. Ich wollte einfach nur raus, den Kopf freibekommen und neue Erfahrungen sammeln. Australien mit einem Working Holiday Visum erschien mir perfekt dafür.
In Sydney hatte ich dann ein kleines Zimmer etwas außerhalb der Stadt gemietet. Mit dem Vermieter hatte ich zuvor nur losen Kontakt über Facebook, er schien aber ganz nett. Der Mietvertrag war noch nicht unterschrieben, aber er meinte, das habe Zeit und ließ mich erstmal so einziehen. Ich dachte mir nichts weiter dabei.
Dann kam irgendwann der Abend, an dem plötzlich einer seiner Bekannten vor der Tür stand und behauptete, mein Vermieter habe ihn geschickt. Ich war völlig perplex und überfordert mit der Situation. Irgendwie landeten wir im Bett. Ich habe mich danach schrecklich gefühlt, schmutzig und benutzt.
…Aber das blieb kein Einzelfall. In den folgenden Wochen kam es immer wieder vor, dass irgendwelche Männer bei mir auftauchten, als sei das ein ganz normaler "Besuchsservice". Wenn ich meinen Vermieter darauf ansprach, gab er zu verstehen, dass er das als eine Art Gegenleistung fürs mietfreie Wohnen betrachtet und manchmal haben sie mir auch etwas Geld gegeben. Ich weiß, wie naiv und dumm das war. Natürlich hätte ich da direkt einen Schlussstrich ziehen müssen. Aber ich war irgendwie gelähmt.
Erst kurz vor meiner Rückkehr fasste ich den Mut, da auszuziehen und bin noch etwas gereist. Heute quält mich die Frage, warum ich nicht viel früher die Reißleine gezogen habe. Die Vorstellung, dass meine Familie oder Freunde je davon erfahren könnten, macht mich krank vor Angst. Er ist immer noch im Facebook mit mir befreundet, und übrigens auch mit meinen Eltern (warum ?!) und inzwischen auch ein paar anderen Freunden von mir.
Eine Therapie habe ich bisher nicht in Betracht gezogen. So schlimm die Sache auch war, komme ich mir doch nicht "krank genug" dafür vor. Außerdem will ich nicht, dass irgendjemand davon weiß.
Hat jemand einen Rat für mich, wie ich diesen Schatten aus meiner Vergangenheit loswerde? Oder hatte schon mal jemand eine ähnliche Situation? Es würde mir schon helfen zu wissen, dass ich damit nicht ganz alleine bin.
Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit und entschuldige mich für den langen Text. Es tut gut, das überhaupt mal auszusprechen.
Eure Hannah