mio hat geschrieben:Du kannst niemanden langfristig zwingen am Leben zu bleiben.
Das geht sogar ziemlich lange. Man kann suizidale Menschen auch über Jahrzehnte in psychiatrischen Eindrichtungen gefangen halten.
mio hat geschrieben:Das mag in Österreich so sein, in Deutschland ist das anders.
Nein, ist es nicht. Auch, wenn es noch so oft behauptet wird. Auch, wenn man es nicht Tötung, sondern Neutralisierung oder Befriedung nennt. Guck Dir mal im Detail an, welche Pflichten auf Männer im V-Fall zukommen.
mio hat geschrieben:Es gibt keine Pflicht jemanden zu töten nur weil der sich selbst tot sehen möchte.
Dann wäre der finale Rettungsschuß bei der Suicide-by-Variante allerdings illegal.
mio hat geschrieben:Das passiert ja nur, wenn jemand hinzugezogen wurde der eine Garantenpflicht hat. Also zB. ein Arzt oder die Polizei.
Das ist irrelevant. Sanktion ist Sanktion. Verhinderte Suizidanten erleben das Einsperren und die zwangsweise verabreichte Gabe von Psychopharmaka in den meisten Fällen als Bestrafung. Soviel ich weiß, können außerdem auch Nicht-Ärzte und Nicht-Polizisten für unterlassene Hilfeleistung bestraft werden, wenn sie in der Lage gewesen wären, einen Suizidanten von seiner Tat abzuhalten.
mio hat geschrieben:Eine depressive Erkrankung bedeutet aber ja nicht ZWANGSLÄUFIG dass derjenige zu keinerlei zwischenmenschlicher Regung mehr fähig ist oder aber geistig soweit umnachtet, dass er nicht mehr in der Lage ist Verantwortlichkeiten klar zu erkennen.
Wenn das so ist, bedeutet das aber auch, dass es sehr wohl Suizidanten gibt (auch depressive), die über ausreichende rationale Kapazitäten verfügen bezüglich der Entscheidung zum Suizid.
mio hat geschrieben:Diese SIND nämlich nicht verantwortlich. Verantwortlich ist derjenige der sich das Leben nimmt.
Das ginge nur, wenn ihm selbst auch wirklich seine "eigene" Lebendigkeit gehören würde. Was aber schon aufgrund des Gewaltmonopols des Staats nicht zuteffend ist, ganz zu schweigen von allen anderen Besitzansprüchen durch andere. Woraus sich ergibt, dass Suizidanten sogar am allerwenigsten Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen können (was ja auch ein sehr guter Grund gegen Suizidbeihilfe wäre).
mio hat geschrieben:Trotzdem ist die Person tot und hat so nicht wirklich etwas erreicht für sich.
Das Beenden von (wenn auch nur temporär) unerträglichem Leid wäre keine Leistung?
mio hat geschrieben:Selbst wenn der "Plan" aufgeht, was ja auch nicht sicher ist, so können die zweifelhaften Früchte nicht mehr selbst geerntet werden.
Es geht ja auch nur darum, negative Früchte nicht mehr zu ernten.
mio hat geschrieben:Nein, das bedeutet für mich letztlich nur, dass derjenige dann wirklich FREI handelt und nicht aufgrund einer psychischen Einschränkung oder sonstiger schwieriger Umstände die an sich bewältigbar wären wenn Hilfe gesucht würde.
Soweit ich mitgekriegt habe, suchen die meisten Suizidanten im Vorfeld sehr wohl nach Hilfe, sie wird ihnen aber kategorisch verwehrt. Was ja auch verständlich ist in Anbetracht des
Matthäus-Effekts.
mio hat geschrieben:(…) aber es wäre sicherlich leichter es zu unterstützen wenn diese Gewissheit wirklich ABSOLUT sein könnte. Nur lässt sich das von außen leider oder auch zum Glück, je nachdem wie man will, ebensowenig zuverlässig einschätzen wie eine angebliche "Nicht-mehr-Gefährdung".
Trifft aber genauso darauf zu, ob die Probleme des Suizidaten überhaupt lösbar sind.
Nico hat geschrieben:Arm sind dann nur die, die jetzt so theatralisch herumjammern, dass sie ja dableiben müssen, obwohl sie in Wirklichkeit ganz und gar nicht gehen wollen.
Da könnte vielleicht sogar etwas dran sein, denn wer die Wahl hat, hat die Qual.
Decision fatigue ist definitiv eines der größten Probleme der heutigen Ziviliation.