Probleme mit der Vergangenheit meines Freundes

Helferlein 51 NÖ W, 27

Hallo!

Ich führe nun knapp ein halbes Jahr eine We-Beziehung, welche an sich sehr glücklich verläuft.
Etwaige Schwierigkeiten (Posting: Nichtmelden meines Freundes unter "Trennung & Liebeskummer") wurden mit der Zeit mehr od. weniger erfoglreich aus der Welt geschafft. Wink

Im Grunde genommen wäre nun alles perfekt, sollte man glauben. Rolling Eyes

Doch ich bemerke, dass ich zunehmend mit der Vergangenheit meines Freundes (24) nicht klarkomme.
Je mehr ich von seiner "früheren" Lebensweise in punkto Frauen, Fortgehen, usw. erfahre, belastet mich dies immer mehr.
Mein Gott, ich traue mich ja gar nicht zu fragen mit wie vielen Frauen er bereits etwas hatte...
Vergangenes We hat mir seine Schwägerin erzählt, dass er vor 4-5 Jahren mal was mit einer 18jährigen am Laufen hatte, welche damals Mutter eines 6 Monate altes Baby war. Ok, ist ja nicht so schlimm, aber er hat sie "nur" sexuell gesehen ausgenutzt und sie hat ihn als Fels in der Brandung gesehen. Als er dann sozusagen satt war von ihr, hat er sie eiskalt abserviert. Das ist meiner Meinung nach doch extrem a-mäßig und ich kann nicht wirklich nachvollziehen wie man sich so verhalten kann.
Ich bin bzw. war in dieser Hinsicht ganz anders. Bei ihm kristallisiert sich immer mehr heraus, dass er jede Möglichkeit sozusagen genutzt hat, egal wie, wann, wo.
Es ist mir schon klar, dass er vor mir Frauen hatte, doch die Art und Weise, mit welcher er in dieser Richtung sein Leben sehr extrem gestaltet hat finde ich für meine Verhältnisse sehr besch..... .

Ich rede mir immer wieder ein, dass dies vor meiner Zeit war und er ja jetzt nicht mehr so ist, aber nur der Gedanke daran, dass er mit zig Frauen einfach nur so im Bett war macht mich krank.

Ergeht es sonst auch noch jemanden so? Kennt diese Problematik wer?

Ich habe ihn darauf noch nicht angesprochen, weil ich gar nicht weiß wie bzw. was mir/uns das dann bringt?

Balla

sporadischer Gast 26 Österreich W, 21

liebe balla!

ich kann dich sehr gut verstehen, ich habe auch massive Probleme mit diesem Thema. Mein Freund ist mein erster, als wir zusammengekommen sind war ich 18 und er 22. Natürlich war mir klar dass er vor mir andere Frauen gehabt hatte und ich habe ihn dann gleich am Anfang unserer Beziehung ausgefragt weil ich wusste dass ich mich immer damit quälen würde wissen zu wollen was es da alles vor mir gab.
Auch er ist von seiner Art her sehr anders als ich, v.a. würde ich nie (also kann es mir nicht vorstellen) mit jemand fremdes ins bett gehen, er tat es schon. Dieser Gedanke beschäftigt mich auch weil ich mir einfach denke mit was für einem mann ich zusammen bin. Sicher, die meisten würden sagen "das ist doch nicht schlimm" aber für mich ist es das irgendwie schon.
Auch denke ich mir manchmal ob es besser gewesen wäre wenn er statt einer langen Beziehung nur mehrere kurze gehabt hätte, ob mir das auch so weh tun würde. Bei Affären, ONS usw. denkt man er ist selbstsüchtig, nur auf Sex aus, man denkt an nicht wünschenswerte Eigenschaften. Aber wenn ich daran denke dass er eine sehr lange BEziehung in seiner Jugend hatte bin ich eifersüchtig auf diese Vertrautheit die er mit seiner Ex hatte, die gemeinsamen Erlebnisse. Also wie man es dreht oder wendet, ich werde immer irgendwie eifersüchtig sein befürchte ich.

Aber anstatt mich ständig zu quälen werde ich ihn sobald wie möglich (wieder) darauf ansprechen denn ich halte es nicht aus mit diesen GEdanken so herumzulaufen. Ich halte nichts davon alles reinzufressen, wenn mir was nicht passt oder mich etwas stört dann rede ich mit meinem Freund, von selber kann ja bitte nicht drauf kommen was mich gerade stört, oder?

Sprich doch auch mit deinem Freund, hab keine Angst. Oder glaubst du dass es besser wird wenn du mit diesen Zweifeln alleine bist? Er ist schließlich auch da um dir zuzuhören, oder?

wünsche dir alles gute,
trini

Forums-InsiderIn 235 Deutschland W, 57

Trini20 wrote:

Dieser Gedanke beschäftigt mich auch weil ich mir einfach denke mit was für einem mann ich zusammen bin.
trini

Hallo Ihr Beiden!

Ich denke, dieser Satz von Trini ist ein ganz entscheidender. Mit welchem Mann ist man da zusammen.

Ist es nicht eigentlich so, dass man sich einen treuen Mann wünscht, einen Mann, der einen liebt, einen Mann, dem man selber als Mensch etwas bedeutet?
Es ist doch sicher eher so, als dass man mit einem Mann zusammen sein möchte, dem es um sein eigenes sexuelles Vergnügen geht, egal mit wem er das hat.
Also ich kenn keine Frau, der die zweite Möglichkeit lieber wäre.

Nun denke ich mir, wenn ich jetzt mit einem Mann zusammen bin, der eine Beziehung hatte, die von Liebe geprägt war, in der er MIT einer anderen Frau zusammen gewesen ist, dann bin ich mit einem Mann zusammen, dem genau das etwas bedeutet. Gut, es scheint wohl schief gegangen zu sein, denn sonst wäre er ja jetzt nicht mit mir zusammen, aber von der Grundtendenz her sucht er das, was ich auch suche.
Wenn ich hingegen mit einem Mann zusammen bin, der schon zig Frauen ganz kurz "gehabt" hat, dann weiß ich, er sucht eigentlich etwas anderes als ich es suche. Auf diese Frauen, die schon mal mit ihm "zusammen" waren, braucht man bestimmt nicht eifersüchtig zu sein.
Auf die eine, mit der er schon mal versucht hat, eine Beziehung zu leben, vielleicht schon eher. Aber man kann ja auch nicht erwarten, dass man jemanden trifft, der sich noch niemals verliebt hat. Das wäre ja auch merkwürdig.

Also ich denke, es sollte nicht um Eifersucht gehen, Eifersucht auf etwas, was schon vorbei ist, sondern man sollte sich anschauen, mit welchem Mann da zusammen ist.

Alles Liebe für Euch

lui

Helferlein 51 NÖ W, 27

Hi!

Danke für deine rasche Antwort!

Hmmm...er hatte auch eine längere Beziehung, aber darauf bin ich komischerweise nicht eifersüchtig.

Mich "stört" rein nur, dass er ohne Wenn und Aber so quasi durch die Gegend ge..... hat. Ich war eben nie der Typ für solche One-Night-Stands. Ich kann es auch ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, dass man das Intimste und Schönste, was man mit einem Menschen teilen kann, mit irgendwelchen "Verfügbaren" austauscht. Dafür fehlt mir echt der Durchblick!
Ich habe echt ein Problem damit dieses Vorleben in diesem extremen Ausmaß zu akzeptieren!

Nur hinzu kommt eben in letzter Zeit (je mehr ich über seine Vergangenheit erfahre), dass ich mir schon bei manchen Berührungen seinerseits denke, wie viele hat er schon genau so angefaßt, od. ob ich ihm denn auch sexuell "genüge".
Es ist nicht so, dass ich seine Zärtlichkeiten dann nicht mehr genießen kann, aber dass mir allein der Gedanke an die zig Frauen durch den Kopf schwirrt finde ich schlimm.

Ich habe ihn bis dato noch nicht wirklich darauf angesprochen, weil ich befürchte, dass meine Einschätzung der Anzahl wegen noch weit überschritten werden könnte. Wahrscheinlich ist es auch Selbstschutz, denn wie man so schön sagt >Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.< Doch auf Dauer kann man so etwas in einer Beziehung nicht verdrängen und ich weiß, dass ich mich damit auseinandersetzen muss.

Ich tu mir sehr schwer die momentane Sitution zu bewältigen. Zuvor hatte ich auch noch nie einen Freund, welcher seine Sexualität so "intensiv" in dieser Hinsicht ausgelebt hat.

Balla

Helferlein 51 NÖ W, 27

Hallo Lui!

Quote:

Wenn ich hingegen mit einem Mann zusammen bin, der schon zig Frauen ganz kurz "gehabt" hat, dann weiß ich, er sucht eigentlich etwas anderes als ich es suche. Auf diese Frauen, die schon mal mit ihm "zusammen" waren, braucht man bestimmt nicht eifersüchtig zu sein.
Auf die eine, mit der er schon mal versucht hat, eine Beziehung zu leben, vielleicht schon eher.

Wie ich zuvor schon geschrieben habe, bin ich nicht auf seine längere Beziehung von früher eifersüchtig.
Ich würde aber auch nicht meinen, dass ich auf seine zig Frauen eifersüchitg bin. Ich bekomme es nicht geregelt, dass er so viele ohne tiefere Zuneigung im Bett hatte.

Quote:

Ist es nicht eigentlich so, dass man sich einen treuen Mann wünscht, einen Mann, der einen liebt, einen Mann, dem man selber als Mensch etwas bedeutet?
Es ist doch sicher eher so, als dass man mit einem Mann zusammen sein möchte, dem es um sein eigenes sexuelles Vergnügen geht, egal mit wem er das hat.
Also ich kenn keine Frau, der die zweite Möglichkeit lieber wäre.

Seine Treue und Liebe bezweifle ich auch nicht. Ich würde mal sagen, dass er genau so gelebt hat wie du den zweiten Typ Mann beschrieben hast.
Es ist auch so, dass wir schon mal annähernd über ONS gesprochen haben und was wir davon halten. Er meinte dazu, wenn vorher alles abgeklärt wäre, dann ist das doch kein Problem.
Auch dann finde ich es nicht ganz ok, weil doch fast immer Blödsinn rauskommt. Und wenn ich mir dann die Geschichte mit dem Mädl mit Baby durch den Kopf gehen lasse, dann war ihm das was nachher passiert auch völlig egal.

Wahrscheinlich habe ich für manche auch eine sehr engstirnige Meinung, aber ich denke, dass der Mensch doch dazu fähig ist/wäre über seine Handlungen Herr zu sein. Ohne Rücksicht durch Betten zu hüpfen finde ich beinahe schon abartig und es gleicht dem Tierreich sehr.

Na ja ... Rolling Eyes

Balla

Guest W

Balla wrote:

Ergeht es sonst auch noch jemanden so? Kennt diese Problematik wer?

Ja, ich kenne diese Problematik. Knapp 10 Jahre lang bin ich jedem Rockzipfel hinterhergelaufen. Hatte eine Affäre nach der anderen, habe Frauen konsumiert und sie öfter gewechselt als meine täglich frische Unterhose.Irgendwann gründete ich zusätzlich mit zwei Freunden das größte deutsche Hur_enforum, in dem Freier Testberichte von Prostituierten veröffentlichen. Ich bin jetzt 33 Jahre alt und blicke auf Sexkontakte zu knapp 100 privaten Frauen und ca. 200 gewerblichen Damen zurück.

Dennoch habe ich zwei glückliche Beziehungen gelebt, in denen ich ein treuer, verläßlicher und liebevoller Partner war. Sie scheiterten aus Allerweltsgründen, wie z. B. auseinandergelebt, etc.

Nur meine letzte Beziehung - und mir die liebste - scheiterte tragischerweise genau daran, dass meine Partnerin meine Vergangenheit nicht mit ihren eigenen Wertvorstellungen decken konnte: 10 Jahre jünger, Sizilianerin, konservativ, prüde und zu guter Letzt war ich auch noch derjenige, der sie entjungfern durfte. Sie wusste von Anfang an, worauf sie sich einließ. Doch obwohl sie mir bescheinigte, ein außerordentlich liebevoller und vertrauenverdienender Mann zu sein, kam sie auf Dauer nicht mit meiner Vergangenheit klar. Trotz beiderseits intellektuellem Zugang zu dem Thema und nächtelangen Diskussionen haben wir im Bereich Sexualität keinen Wertekonsens erreichen können. Nach eineinhalb Jahren ist jetzt Schluß. Ich bedauere es zutiefst. Ich habe mir so sehr gewünscht, eine gemeinsame Zukunft mit ihr zu haben.

Ich übe mich jetzt darin loszulassen. Denn irgendwann kommt der Zeitpunkt, da muß auch ich diesen Planeten verlassen. Und wenn ich erfolgreich war im Loslassen, habe ich es bis dahin akzeptieren können.

Stevie B.

Helferlein 51 NÖ W, 27

Lieber Stevie!

Du schilderst mir die andere Sichtweise.

Nur W A R U M hast du damals (heute?) so gelebt?
Was war der Reiz für dich tagtäglich Frauen durchzutesten? Was ist an solch einer Lebensweise schön?
Wie ich weiter oben bereits geschrieben habe, ist der sexuelle Akt doch das Schönste und Intimste, welches man mit einem Menschen teilen kann und gerade deswegen doch auch einzigartig.
Stumpft diese Besonderheit bzw. Einzigartigkeit nicht mit der Zeit ab? Rolling Eyes

Warst du über diese 10 Jahre hinweg glücklich dabei?

Ich denke nicht, dass ich aufgrund dieser Vergangenheit meines Freundes die komplette Beziehung in Frage stelle, jedoch möchte und muss ich versuchen einen Weg zu finden, damit ich damit klarkomme.

Balla

Guest W

Hallo Balla,

Balla wrote:

Nur W A R U M hast du damals (heute?) so gelebt?

Ich konnte zwei Gründe identifizieren, warum ich mich zeitweise für diesen Lebensstil entschied:

1) Überkompensation, da ich sehr prüde erzogen wurde
2) Ich habe einen stärkeren Sextrieb

Balla wrote:

Was war der Reiz für dich tagtäglich Frauen durchzutesten? Was ist an solch einer Lebensweise schön?

Wie bei vielen Dingen hat die Medaille zwei Seiten. Auf der einen Seite lernt man, ein einfühlsamer Liebhaber zu werden, da man im Prinzip empirische Studien betreibt. Man lernt häufig wiederkehrende Verhaltensmuster schnell zu identifizieren und entwickelt ein hohes Einfühlungsvermögen. Darüber hinaus verbuche ich im Bereich Lebenserfahrung einfach mehr auf der Habenseite. Zum anderen allerdings, fühlt man sich oft einsam. Insbesondere, wenn es ein heftiges Wochenende mit mehreren Partnerinnen war. Wenn dann wieder mal eine x-beliebige unter einem liegt, habe ich mich oft gefragt, warum tue ich das eigentlich hier? Ich wollte mich am liebsten übergeben. Aber da die positiven Seiten überwogen, fuhr ich fort.

Balla wrote:

Wie ich weiter oben bereits geschrieben habe, ist der sexuelle Akt doch das Schönste und Intimste, welches man mit einem Menschen teilen kann und gerade deswegen doch auch einzigartig.

Das ist Deine ganz persönliche Meinung. Viele, unter anderem ich, denken da ganz anders. Glaube nicht, daß Prostituierte einem Kunden so viel geben, wie ihrem Partner, obwohl sie mit beiden Sex haben. Die seelische Verbindung ist viel wichtiger, als die körperliche Zusammenkunft.

Balla wrote:

Stumpft diese Besonderheit bzw. Einzigartigkeit nicht mit der Zeit ab?

Ich glaube nicht, wenn man ständig über sein Verhalten reflektiert und sich trotz allem im Umgang mit den Geschlechtspartnern von Altruismus leiten läßt.

Balla wrote:

Warst du über diese 10 Jahre hinweg glücklich dabei?

Mal so, mal so. Im normalen Rahmen.

Balla wrote:

Ich denke nicht, dass ich aufgrund dieser Vergangenheit meines Freundes die komplette Beziehung in Frage stelle, jedoch möchte und muss ich versuchen einen Weg zu finden, damit ich damit klarkomme.

Das wird schwer, meine liebe Balla. Ich sehe da eher schwarz, ohne daß ich Dich aber jetzt unzulässig beeinflußen möchte. Inwieweit Du das akzeptieren kannst, hängt stark von Deiner Erziehung und von Deiner sexuellen Sozialisation ab. Im Augenblick habe ich den direkten Vergleich. Meine neue Freundin ist statt 10 Jahre, 12 Jahre jünger. Ich habe ihr von meiner Vergangenheit erzählt, bevor wir zusammen kamen. Sie hat kein Problem damit. Im Gegenteil. Ich muss ihr ständig irgendwelche Storys aus der Vergangenheit erzählen, die sie ziemlich anmachen. Sie studiert Romanistik und spricht fließend Spanisch, Deutsch, Italienisch, Englisch und Polnisch. Sie kommt aus einer polnischen Unternehmerfamilie, die hohen Wert auf Bildung legt. Das war bei meiner Italienerin ähnlich, nur dass sie aus Sizilien kommt.

Und da liegt auch der Hund begraben. Die Sizilianer, die den Frauen jeglichen Kontakt mit anderen Männern bis zu Heirat verbieten. Männliches Machogehabe, dass die Frau als den Besitz des Mannes sieht. Wie kann sich da eine gesunde, selbstbewußte Sexualität entwickeln? Die Polen hingegen, die eine vergleichsweise lockerere Einstellung zur Sexualität haben. In der Familie meiner jetzigen Freundin ist beispielsweise FKK gang und gäbe.

Also Bella. Was ich damit sagen will ist: Bist Du in der Lage umzudenken, dass heisst, Dein eher konservatives Wertekorsett abzuwerfen? Dann habt ihr eine Chance. Wenn Du das nicht hinkriegst, dann schau Dich vielleicht lieber mal nach einem anderen um?

Es gibt nicht nur eine Handvoll Männer, sondern ein ganzes Land voll!

Viele Grüße

Stevie B.

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

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