Wann will man Kinder? Soll man überhaupt?

neu an Bord! 3 Sindelfingen M, 35

Wir leben seit 3 Jahren zusammen und haben uns das Leben miteinander ganz gut eingerichtet. Wir sind beide 35 und berufstätig. Jetzt stellt Sie die Aussage in den Raum, ein Kind haben zu wollen.

Für mich ist diese Überlegung relativ weit weg. Ich bin beruflich sehr eingebunden und habe daneben noch ein Hobby, welches meine große Leidenschaft darstellt. Darüber hinaus bin ich selbständig und lebe mit einer großen beruflichen Unsicherheit.

Im Falle einer Schwangerschaft würde Sie Ihren Beruf, zumindest für einige Jahre, aufgeben müssen. Da wir beide etwa gleich viel verdienen (und es bisher auch geschafft haben, alles auszugeben) käme neben den finanziellen Einschränkungen eine zusätzliche Belastung auf uns, insbes. mich, hinzu. Mein Hobby wäre dann wohl auch verloren.

Eigentlich wollten wir uns auch eine Immobilie (Altervorsorge, etc.) anschaffen, mit nur einem Einkommen kann man das dann wohl auch nur noch schwer darstellen.

Gleichzeitig stelle ich bei mir eine gewisse Langeweile fest. Mein Beruf, mit einer Menge Enthusiasmus und Idealismus begonnen, stellt sich als Zeitfresser heraus, der neben einer Menge Zeitaufwand nur mittelmäßigen wirtschaftlichen Erfolg (gemessen an meinen Erwartungen und Ausbildung) verspricht. So vergehen die Jahre in einer unglaublichen Geschwindigkeit, die bei mir den Gedanken entstehen lässt: Auf einmal wachst Du auf bist alt.

Wie stellt man seinen eigenen Kindeswunsch fest? Wie vermeidet man eine Fehlentscheidung? Soll man ein Kind in die Welt setzen, wenn man selber nicht weiß, wann man sich damit auseinander setzen soll? Wiegt ein Kind den Verlust an persönlicher Freiheit und das Mehr an Verantwortung auf? Wie kommen bei all diesen Fragen und Problemen überhaupt Wunschkinder zur Welt, oder ist meine persönliche Situation einfach nicht geeignet?

Würde mich über Ratschläge sehr freuen

Liebe Grüße

Marco

Forums-InsiderIn 150 Rhein/Main M, 38

Hallo Marco,

Du sagst

Quote:

Jetzt stellt Sie die Aussage in den Raum, ein Kind haben zu wollen.

Unterhaltet Ihr Euch nach 3 Jahren zum ersten Mal zu dem Thema? Oder hat sich IHRE Ansicht dazu geändert? Kennt Sie Deine Einstellungen und Prioritäten? Kennst Du sie?

Stelle Dir mal Deinen 80. Geburtstag vor und die Leute, die um Dich sind. Was wünschst Du Dir, was man über Dich und Dein Leben sagt? Siehst Du Kinder / Enkel? Möchtest Du gerne welche sehen? Warum? Wie passt das zu Deinen anderen persönlichen Werten?

Auf wen bezieht sich die von Dir genannte "Langeweile"? Tatsächlich nur auf den Beruf? In der Partnerschaft habt Ihr Euch nach Deinen Worten "eingerichtet". Bist Du "zufrieden"? Oder "glücklich"? Ist es das, was Du vom Leben willst? Oder willst Du mehr? Was bist Du bereit dafür zu riskieren?

Wie Andere über einen Kinderwunsch denken, sollte und muss Dir egal sein. Du musst Deine Entscheidung für Dich und Dein Leben treffen. Was ist schlimmer: eine (scheinbare) Fehlentscheidung oder gar keine Entscheidung? Du selbst vermutest, man kann nicht Kinder, Hobby und Karriere unter einen Hut bringen. Kann man nicht? Wieso? Hast Du es versucht? Oder ist das unbequem?

Es ist Dein Leben - Du musst bestimmen, wo es lang geht, damit Du eben nicht irgendwann feststellst, dass Dein Leben gelebt wurde - nur leider nicht von Dir ...

[nicht mehr wegzudenken] 1213 @ home W

Fehlentscheidung...
wenn das Kind erstmal da ist, würdest du es um nichts in der Welt wieder hergeben und ausserdem kannst du dir das Leben ohne es gar nicht mehr vorstellen.

Forums-InsiderIn 206 Steiermark/Österreich W, 34

Ich kann dazu jetzt nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen:
Als wir uns kennenlernten war uns schon klar, dass wir einmal Kinder wollen. Als mein Mann dann soweit beruflich-fianziell gefestigt war, sodass er eine Familie ernähren kann, haben wir losgelegt.
Ein Kind ist, vor allem im Babyalter, eine grosse Belastung für die Beziehung (schreien, usw.) anstrengend, vor allem für die Frau bedeutet das einen grossen Stress, finanzielle Einbüssung usw., man muss auch auf viel verzichten können (fortgehen usw.)
Das solltest Du Dir schon gut überlegen. Confused

Wenn Du wirklich von ganzem Herzen dazu bereit bist, das gemeinsam mit Deiner Partnerin zu schaukeln, dann solltest Du es tun. Kinder sind lieb, keine Frage und es ist auch wirklich schön eines zu haben, aber sie können sehr auf die Substanz gehen, das darf man nicht unterschätzen. Confused

lg Herndi

sporadischer Gast 7 NRW Bergisches Land M, 49

Hallo Marco,

"Ratschläge" kann dir keiner geben.
Du mußt dir im Klaren sein, Kinder sind etwas Endgültiges, einen Beruf kann man wechseln, eine Partnerschaft beenden, nur Kinder hast du dein Leben lang.

Für mich sind meine zwei Jungs 12 und 16 Jahre das Wichtigste und Schönste überhaupt.
Meine Frau wollte unbedingt Kinder haben und auch ich fand den Gedanken sehr angenehm.
Als unser Jüngster 2 und der Ältere 6 war, wurde bei meiner Frau eine seltene Krebsart festgestellt, die sich nur durch Operationen "behandeln" ließ.
Über zehn Jahre lang wurde meine Frau jedes Jahr ein- bis zweimal operiert.
Letztes Jahr im September ist meine Frau dann verstorben.
Meine zwei Jungs waren sowohl für mich als auch für meine Frau ein sehr grosser Halt.
Trotz der Gewissheit, dass der Tod für meine Frau eine Erlösung war, bin ich in ein sehr tiefes Loch gefallen.
Aus diesem bin ich dann aber relativ schnell wieder rausgekommen, weil ich einfach funktionieren musste.
Beruf , Haushalt, Schule, alles musste weitergehen.
Die Jungs haben mitgeholfen und wir !! haben es geschafft.
Ich schöpfe meinen Lebensmut aus der Freude, wenn ich sehe. dass es meinen beiden gutgeht und dass sie sich wohlfühlen (auch wenn die Mutter fehlt).
Meine Situation ist natürlich nicht der Normalfall;
aber ich habe es nie bereut und werde es sicherlich nie bereuen, dass ich Kinder habe.

neu an Bord! 3 Sindelfingen M, 35

Vielen Dank, dass Ihr euch die Zeit für eine Antwort genommen habt.

@ DeMut

Wir haben das Thema schon öfter diskutiert, jedoch bislang den gemeinsamen Kontext „vielleicht später, aber nicht jetzt“ gehabt. Das hat sich jetzt bei Ihr aufgrund geänderter Lebensumstände verändert.
Zielsicher sprichst Du viele Fragen aus, die mich gerade beschäftigen. Es fällt mir nur schwer, die Antwort darauf zu finden. Mein Unterbewusstsein spricht nur sehr leise zu mir, daher hoffe ich durch andere Erfahrungen die Richtung zu finden, in der ich suchen muss.

@ Sleeper:
Mein Beileid für das, was dein Schicksal Dir / Euch aufgebürdet hat, dies ist sicher eine der schlimmsten Erfahrungen, die das Schicksal einem bereiten kann. Es freut mich zu lesen, dass Ihr gemeinsam diese Tragödie überwunden habt. Dies auch als eine Hilfe für mich, einen Sinn in der Familie bzw. dem „Kinder haben“ erkennen zu können.

Denn das ist vielleicht mein Kernproblem bei der Frage „Warum Kind (er)“. Es fallen mir dann Aussagen von Eltern ein (wie von Incah), die, ohne es rational zu Begründen, ihre Kinder nicht missen wollen. Ein Freund von mir, der immer gegen eigene Kinder war, schaut mich jetzt als (ungewollter) Vater mit glasigen Augen an und sagt wie toll das (was?) ist...
Andere Eltern wiederum nehmen die Belastung sehr wohl wahr, fügen sich in Ihr nicht änderbares Schicksal und sind dankbar für kinderfreie Zeiten.

Aufgefallen ist mir deine Bemerkung Sleeper, der Kinderwunsch deiner Frau habe bei Dir ein angenehmes Gefühl hervorgerufen. Also vor meinem geistigen Auge erscheint zu diesem Thema eine Pro/Kontra Liste, von Emotionen keine Spur.

Was kann man von Kindern positives erwarten; was ist das für ein tolles Gefühl, das die eigenen Kinder vermitteln? Und ist das garantiert, oder muss man dafür veranlagt sein?

Liebe Grüße vom Grübelnden

Helferlein 45 Wald W, 99

Marco, was du auch machst, es wird dich reuen (hat einmal ein Philosoph gesagt, den Namen hab ich aber vergessen, könnte auch von mir sein). Mein Mann und ich wir haben es nach drei Jahren Ehe einem Kind überlassen, ob es kommen will oder nicht. Dachten, es kommt eh nicht. Ist aber trotz Knaus-Ogino sofort gekommen. Nachher haben wir es bereut, ein so liebes Kind in den Outfall von Tschernobyl gesetzt zu haben und in die anderen Schwierigkeiten des Lebens. Ganz abgesehen davon, dass wir Eltern außer Freuden auch Probleme mit dem Kinde erleben mussten, Not und Krankheit. Und jetzt zahlen wir gerade sein Studium und das zehrt auch. Ist es das, was du verhindern willst? Ich glaube, man muss da nicht so viel denken und überlegen. Wenn die Kinder kommen wollen, sogar zu sehr seltsamen Eltern, dann werden sie das tun. Dann schaffen wir Eltern das auch, sie großzuziehen. Das ist eben das Leben.
Ich habe eine alte kinderlose Freundin, die sammelt wie besessen Kinder-Ansichtskarten. Weiß auch nicht, wieso ich dir das erzähle.

sporadischer Gast 7 NRW Bergisches Land M, 49

Hallo Marco,

bei deinem Freund (dem ungewollten Vater) kann ich dir die glasigen Augen erklären.
Babys sind faszinierend. Sie freuen sich, wenn sie ihren Vater sehen und strecken ihm die Ärmchen entgegen.
Sie zeigen unverhohlen ihre Liebe.
Dass du eine Pro und Kontraliste aufstellst, ist vollkommen normal, hab ich genauso gemacht.
Die Emotionen waren nicht Knall auf Fall da.
"Positives" kannst du bei Kindern nicht erwarten.
Auch kann dir ein tolles Gefühl niemand versprechen.
Eine gewisse Veranlagung scheint bei dir doch vorhanden zu sein, weil du den Kinderwunsch nicht kategorisch ablehnst.
Euer Leben wird sich gravierend ändern, es wird Einschränkungen geben, ob es sich lohnt.......
Glücklicherweise kann niemand in die Zukunft sehen, sonst hätte ich meine beiden Söhne (aus rationalen Gründen) mit Sicherheit nicht.

Very Happy

Das Problem ist jetzt nur, wenn du dir kein Kind anschaffst, weisst du nie, wie es gewesen wäre, wenn... Very Happy

Forums-InsiderIn 152 Tirol W, 37

Hallo Sleeper!

Muss ja wirklich schmunzeln Razz

Ich wurde mit 18 schwanger, war in der letzten Klasse und konnte eigentlich nicht den Weg gehen, den ich mir eingebildet hatte ...... ABER ... mein SOHN, inzwischen bald 15 Cool

ist eine irrsinnige Bereicherung! Und eine Herausforderung ...... kann mir ein Leben ohne Kind nicht vorstellen, ehrlich gesagt. Und .... mein Lebensgefährte hat auch zwei Kinder, 19 und 23 ............ haben auch Liebeskummer, Sorgen etc. ......... aber ich genieße es und bin dankbar, wenn sie sich bei uns ausweinen, ausreden etc. (sie wohnen zwar nicht bei uns, aber sie sind da Wink

) ..... ist doch soooo schön ......... und vielleicht, ja, vielleicht meldet sich ja bald Nachwuchs an Wink

LG
Brigitte

neu an Bord! 2 W, 23

Hallo Marco,

allein dass du dir über die Möglichkeit ein Kind zu bekommen so viele Gedanken machst sollte man nicht ganz ausser Acht lassen. Ich hatte immer das GEfühl, dass ein Kinderwunsch je älter man wird immer stärker wird und vielleicht bei dir erst in ein paar Jahren voll ausgeprägt ist. Der Gedanke muss erstmal in einem wachsen, man muss sich dran gewöhnen.

Und da wird es wirklich schwierig. Du hast viel mehr Zeit dich dran zu gewöhnen als deine Partnerin. Was ist wenn du in 8 Jahren sagst, so jetzt will ich aber doch und bin mir ganz sicher. Dann ist das zeitliche Fenster bei euch schon fast geschlossen und eure Chance vertan. Und daran kann man Jahre nagen. Die Sinnfrage, die sich jeder irgendwann stellt ist mit Kindern einfach leichter zu beantworten. Man muss nicht die hohe Kunst des "Sich-Selbst-Genügen" beherrschen.

Welche Konsequenzen hätte ein "nein" für deine Partnerin?

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