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dito
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Post Fri, 16.Apr.04, 20:51      Vertrauen lernen Reply with quoteBack to top

wünsch euch ein schönes wochenende !

irgendwann hab ich mal gegoogelt, was vertrauen ist. danach subjektive erwartung bzgl. erfüllung von verhaltensvorstellungen (anderer).

irgendwann hab ich auch hier mal gelesen, in einer partnerschaft könne man sich auch mal anlehnen, mal der schutzbedürftige sein.

von hause aus kenne ich eher den anspruch stark zu sein. sich mal drücken und so gabs von meiner seite aus spätestens seit der pubertät gar nicht mehr, affig und so. indianer war man.

mit ca. 20 hatte ich dann einen selbstmordversuch wegen angenommenen vertrauensmißbrauchs durch meinen vater, wobei sich später herausstellte (später = nach ca. 3 jahren, als ich wieder zugänglich war), dass das kompletter blödsinn war, mein vater hatte das nie getan.

ich hab ihn sehr geliebt und er war für mich beschützer in jeder situation. 1998 starb er.

ob seitdem oder seit irgendwann, ich weiß es nicht, jedenfalls sind meine subjektiven erwartungen, mich anlehnen zu können, dahin. ich glaube nun, dass ich bzgl. meiner partnerschaft den maßstab in extremen anlege, alles oder nichts und entsprechend emotional (zurückhaltend) reagiere.

ich kann nicht das richtige maß finden, das maß, was an subjektiver erwartung objektiv auch ok. wäre. unzulänglichkeiten nicht zu akzeptieren vielleicht aufgrund des eigenen anspruchs nach perfektion.

und mach die partnerschaft kaputt, weil ich mich nicht anlehne, immer nur mir selbst vertraue. die starke, die schwach sein will, aber es vor lauter misstrauen nicht kann.
meinem vater hab ich blind vertraut, ich konnte sicher sein, dass er entscheidungen mit wissen und lebenserfahrungen getroffen hat, gründlich durchdacht.

er war "anlehnbar".
hochintelligent, lebenserfahren, ausgewogen und seine werte waren anspruchsvoll.

er ist nicht mehr da.
nun bin nur noch ich da, auch intelligent Wink , lebensunerfahren, unausgewogen und meine werte sind anspruchsvoll.
und möcht mich manchmal ausruhen von der anstrengenden reise durch entscheidungen, die über meine grenzen gehen, die u.u. weh tun. möchte ohne indianer zu spielen mich anlehnen an jemanden, der nicht so hochintelligent, lebenserfahren, ausgewogen und anspruchsvoll wie mein vater ist.
ich kann es nicht.
ich messe in meinen höhen, und die sind so kompromisslos.
wenn ich fehler mache, so ist das nicht verzeihlich, es ist zwingend zu verbessern.

wie lernt man, der unzulänglichkeit des menschen zu vertrauen ?
wie lernt man, händchen zu halten ?
wie lernt man, nicht perfekt sein zu müssen ?
wie lernt man, nicht anders zu sein ?

mein mann, meine arbeitskollegen sagen, ich wäre - anders.
eher auf- als abwertend.
ich wär so gern wie sie.

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dito
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Post Fri, 16.Apr.04, 21:14      Re: vertrauen lernen Reply with quoteBack to top

Hallo dito,

dito wrote:

mit ca. 20 hatte ich dann einen selbstmordversuch wegen angenommenen vertrauensmißbrauchs durch meinen vater, wobei sich später herausstellte (später = nach ca. 3 jahren, als ich wieder zugänglich war), dass das kompletter blödsinn war, mein vater hatte das nie getan.

ich hab ihn sehr geliebt und er war für mich beschützer in jeder situation. 1998 starb er.


Hat es in deinem Leben neben deinem Vater auch deine Mutter gegeben? Aus welchem Grund hast du immer stark sein müssen? Was war das für eine Situation, als du einen Vertrauensbruch deines Vaters angenommen hast? Fragen über Fragen... die aber wichtig sind.

Momentan sehe ich nur, dass du eine überstarke Vaterbeziehung hattest und den Tod deines Vaters möglicherweise noch nicht so recht überwunden hast.

LG Naomi

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einbayer
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Post Fri, 16.Apr.04, 21:40      Re: vertrauen lernen Reply with quoteBack to top

wie lernt man, der unzulänglichkeit des menschen zu vertrauen ?
wie lernt man, händchen zu halten ?
wie lernt man, nicht perfekt sein zu müssen ?
wie lernt man, nicht anders zu sein ?

Indem man einfach damit in kleinen Schritten anfängt und immer wieder sieht das die Welt davon nicht untergegangen ist.
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dito
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Post Fri, 16.Apr.04, 21:43      Re: vertrauen lernen Reply with quoteBack to top

die Mama war diejenige, die ich beschützt habe nach dem tod meines vaters. ist glaube keine wertung meinerseits, denn sie sagt, ich hätte ihr sehr geholfen. hab sie zu mir geschleppt, als sie dann wieder nach hause wollte, tgl. telefoniert und geguckt, dass sie auch ordentlich beschäftigt ist.......hab angst gehabt, dass sie endlos fällt und versucht, es zu verhindern. sie hats gut geschafft, aber sie ist in sich auch stärker, als ich vermutete.

ja, ich hab den verlust meines vaters nie überwunden und ich weiß auch nicht, wie und ob das überhaupt gehen sollte. wie geht sowas " überwinden", es war so ungerecht (krebs). selbstmitleid ist es nicht wirklich, mir tun seine unverwirklichten träume so weh.

der angenommene vertrauensmißbrauch war, dass mein damaliger freund meinem vater intimitäten (=verhalten beim liebe machen) über mich erzählte. danach zu mir ins bett kam, und mir dieses mitteilte. der rest war kurzschluss. und der nächste rest war, dass mir im kh mitgeteilt wurde, wie scheiße ich bin. und der übernächste rest war, dass ich fast durchdrehte, weil ich da weg wollte, mir dazu die kanüle hätte rausziehen müssen und etliche kilometer durch die nacht, flucht, die keiner will und versteht, situation, die keiner will und versteht, uhren an der wand zerhacken die endlosigkeit. mein körper ist abgedreht.
ich wollte nach hause.

und ich glaube, ich will das immer noch *so unreif*

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dito
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Post Fri, 16.Apr.04, 22:01      Re: vertrauen lernen Reply with quoteBack to top

Liebe dito,

dito wrote:
die Mama war diejenige, die ich beschützt habe nach dem tod meines vaters.


Verstehe. Und vor dem Tod deines Vaters? Wie stark war deine Mutter da für dich präsent? Konntest du dich da anlehnen bei ihr oder bei deinem Vater, wenn du Probleme hattest?

dito wrote:
ja, ich hab den verlust meines vaters nie überwunden und ich weiß auch nicht, wie und ob das überhaupt gehen sollte. wie geht sowas " überwinden", es war so ungerecht (krebs). selbstmitleid ist es nicht wirklich, mir tun seine unverwirklichten träume so weh.


Naja, mit der Zeit kannst du schon drüber hinwegkommen. Natürlich ist es schlimm, dass dein Vater zu früh an Krebs gestorben ist. Hast du das Gefühl, dass du mal so richtig um ihn getrauert hast, und dass es dann vielleicht leichter wurde? Ich glaube, viele Menschen verdrängen die Trauerphase, und das kann sich dann z.B. in einer Depression äußern oder einen dann irgendwann einholen.

Die unverwirklichten Träume deines Vaters kannst du nicht verwirklichen, das ist vorbei. Aber du kannst deine eigenen Träume verwirklichen.

dito wrote:
der angenommene vertrauensmißbrauch war, dass mein damaliger freund meinem vater intimitäten (=verhalten beim liebe machen) über mich erzählte. danach zu mir ins bett kam, und mir dieses mitteilte. der rest war kurzschluss.


Naja, das war aber dann eigentlich ein Vertrauensmissbrauch deines Freundes, oder? Hat dein Vater deinen Freund akzeptiert? Wenn ich zuviel frage, dann sag´s bitte.

LG Naomi

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Post Fri, 16.Apr.04, 22:24      Re: vertrauen lernen Reply with quoteBack to top

Naomi wrote:

Verstehe. Und vor dem Tod deines Vaters? Wie stark war deine Mutter da für dich präsent? Konntest du dich da anlehnen bei ihr oder bei deinem Vater, wenn du Probleme hattest?


präsenz mutter schwierig für mich zu beurteilen, da mein vater der stärkere und der sie beschützende war. wie gesagt, sie ist stärker als ich glaubte, aber ich bin kompromissloser, würde ich ihre interessen vertreten ,und insoweit wahrscheinlich "stärker".

ich hab mich einfach nicht "angelehnt". ich hab auch meinem vater nie wirklich erzählt, wenn und dass ich probleme hatte.
aber im tiefsten inneren weiß ich, ich hätte es können. obs ne lösung gegeben hätte, keine ahnung.

Quote:
Hast du das Gefühl, dass du mal so richtig um ihn getrauert hast, und dass es dann vielleicht leichter wurde? Ich glaube, viele Menschen verdrängen die Trauerphase


keine ahnung. ich weiß nicht, ob das, was ich fühle, verarbeitung oder verdrängen ist.

Quote:
Die unverwirklichten Träume deines Vaters kannst du nicht verwirklichen, das ist vorbei. Aber du kannst deine eigenen Träume verwirklichen.


mein vater hatte welche. ich denke nur noch nach.


Quote:
aber dann eigentlich ein Vertrauensmissbrauch deines Freundes, oder? Hat dein Vater deinen Freund akzeptiert? Wenn ich zuviel frage, dann sag´s bitte.


vetrauensmissbrauch meines vaters bestand darin, dass ich glaubte, er hätte sich das angehört. akzeptiert hat er ihn nicht. hab ich erst viel später erfahren, dass er sich arrangiert hat. und auch unterstützt. um meinetwillen.

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dito
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Post Fri, 16.Apr.04, 22:38      Re: vertrauen lernen Reply with quoteBack to top

Liebe dito,

[quote="dito"] [ wie gesagt, sie ist stärker als ich glaubte, aber ich bin kompromissloser, würde ich ihre interessen vertreten ,und insoweit wahrscheinlich "stärker".

ich hab mich einfach nicht "angelehnt". ich hab auch meinem vater nie wirklich erzählt, wenn und dass ich probleme hatte.
aber im tiefsten inneren weiß ich, ich hätte es können. obs ne lösung gegeben hätte, keine ahnung.
Quote:


Naja, ich denke mir, das muss dir dann schon als Kind abgewöhnt worden sein, denn sonst hättest du dich getraut über deine Probleme zu reden. Kannst du mit deiner Mutter über deinen Vater reden?

[quote="dito"]
Quote:
Hast du das Gefühl, dass du mal so richtig um ihn getrauert hast, und dass es dann vielleicht leichter wurde? Ich glaube, viele Menschen verdrängen die Trauerphase


keine ahnung. ich weiß nicht, ob das, was ich fühle, verarbeitung oder verdrängen ist.


Dann denke ich, dass du noch nicht richtig getrauert hast. Es hat aber natürlich jeder Mensch eine andere Art zu trauern. Aber wenn du getrauert hättest, dann wüsstest du´s.

dito wrote:
vetrauensmissbrauch meines vaters bestand darin, dass ich glaubte, er hätte sich das angehört. akzeptiert hat er ihn nicht. hab ich erst viel später erfahren, dass er sich arrangiert hat. und auch unterstützt. um meinetwillen.


Ich könnte mir vorstellen, dass darin ein Problem für dich lag, dass dein Vater deinen Freund nicht akzeptierte. Hat er eigentlich im allgemeinen andere Menschen neben sich akzeptiert?

Du solltest all diese Dinge vielleicht in der Therapie besprechen, denke ich.

LG Naomi

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Post Fri, 16.Apr.04, 22:51      Re: vertrauen lernen Reply with quoteBack to top

Naomi,

so engagiert *lächel* woher hast du die kraft ?

mein vater hat meinen jetzigen partner akzeptiert. regelrecht begeistert.

ich vermeide es, mit meiner mutter über meinen vater zu sprechen. es ist lange her. ich will ihr nicht weh tun.

therapie kommt aus diversen gründen nicht in frage.
entweder ich finde mein leben oder eben nicht.
ich suche, weniger nach den ursachen als nach der lösung, die weniger absolut als schwarz oder weiß ist.

so subjektiv alles.

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Post Fri, 16.Apr.04, 23:08      Re: vertrauen lernen Reply with quoteBack to top

Liebe dito,

dito wrote:

so engagiert *lächel* woher hast du die kraft ?


*lächel* hab meine Mutter mit 15 Jahren verloren, und erst viel später so richtig getrauert. Hab auch viel kämpfen müssen. Kenn mich daher ein bissl aus.

dito wrote:
ich vermeide es, mit meiner mutter über meinen vater zu sprechen. es ist lange her. ich will ihr nicht weh tun.


Naja, versteh ich nicht ganz. Denn dein Vater ist tot, da gibt´s doch nichts zum Weh-Tun. Ihr könntet gemeinsame Erinnerungen austauschen. Oder willst du selbst nicht daran erinnert werden?

dito wrote:
therapie kommt aus diversen gründen nicht in frage.
(...)
so subjektiv alles.


Ja, alles subjektiv. Aber eine Therapie könnte dir schon helfen, denke ich. Dass du nämlich mit deinen eigenen Stärken und Schwächen besser zurecht kommst, und irgendwann nicht mehr dein Vater die Richtschnur ist, sondern du selbst. Dass du selbst deine Bedürfnisse wahrnehmen kannst. Dann kannst bzw. darfst du dich vielleicht auch mal anlehnen. Aber das müsstest du halt selbst wollen. Sich Hilfe und Unterstützung holen ist nämlich eine Stärke und keine Schwäche.

LG Naomi

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Post Sat, 17.Apr.04, 10:36      Re: Vertrauen lernen Reply with quoteBack to top

Hallo Dito

Auch für mich liest es sich so, als ob du den Tod deines Vaters noch nicht überwunden hast. Wenn du von unverwirklichten Träumen und so schreibst denke ich dass du deinen Vater noch nicht losgelassen hast (oder auch nicht loslassen konntest).
Alles in allem denke ich bist du deinem Vater nichts mehr schuldig. Es hört sich sicher hart an aber er ist tot. Das ist nun mal eine Tatsache.
Du schreibst auch, dass du dich nach seinem Tod um deine Mutter gekümmert hast. Dieses Kümmern - so denke ich - hat dich daon abgehalten um deinen Vater zu trauern und seinen Tod zu akzeptieren. Schließlich musstest du ja stark sein um deine Mutter zu trösten. Möglicherweise hast du dabei deine eigene Trauer verdrängt und/oder übergangen.
Dabei hast du angemerkt, dass deine Mutter stärker ist als du dachtest. Nachdem - wie Naomi feststellte - du deiner Mutter nicht wehtun kannst könntest du ja mal mit ihr über deine Probleme reden. Schließlich ist sie deine Mutter. Ich will damit nicht sagen dass du deswegen Hilfe einfordern kannst/sollst aber sie wird Verständnis für dich und deine Situation haben.
Ich denke übrigens nicht, dass man Vertrauen lernen kann. Wobei ich "Lernen" so betrachte als wie wenn man Englischvokabeln oder einen Theatertext lernt. Vertrauen muss wachsen. Dazu muss man es erstmal pflanzen. Ich glaube du solltest dich als erstes mal deiner Mutter anvertrauen. Du hast sie in ihrer Stärke nicht richtig eingeschätzt. Vielleicht kannst du dich ja an ihr auch anlehnen (so wie einst bei deinem Vater) und weißt es nur nicht.

lg, Ed
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Post Sat, 17.Apr.04, 13:27      Re: Vertrauen lernen Reply with quoteBack to top

mmh.

woran merkt man, dass man getrauert hat ? also, was ist das für ein gefühl danach ?

und, was ist das richtige maß an vertrauen innerhalb der familie/ partnerschaft, was also die richtige erwartung an eine person, sich so und nicht anders zu verhalten (s. erstes posting, google nach begriff "vertrauen") ?
am beispiel:
höchstes vertrauen ist meinetwegen "ich bin mir sicher, wenn ich im meer in einen strudel gerate und drohe zu ertrinken, wirst du versuchen, mich zu retten, auch wenn dein leben dabei in gefahr ist".

ich hab in einer obermiesen phase angefangen, zu malen. meinen mann habe ich ausdrücklich gebeten, niemandem etwas zu sagen. was macht er - erzählt es meiner mutter. das hat mich übel enttäuscht. weniger, dass es meine mutter nun wußte, sondern, dass er es erzählt hat. er konnte das nicht verstehen, er verstand primär, dass ich nicht wollte, irgendjemand wüßte konkret diese sache. mir gings nur darum, ich habe ihn um etwas gebeten und er hat sich darüber hinweggesetzt. is das so schwierig....wenn mir einer was unter dem siegel der verschwiegenheit erzählt, kann er sich sicher sein, dass meine persönliche wertung auf keinen fall dazu führen wird, dass ich es weitererzähle.
für mich ist das sehr wichtig und meine enttäuschung ist riesengroß.
ist diese enttäuschung übertrieben - was ist das rechte maß, was ist erwartbar, was nicht.

irgendwann wird es passieren, dass ich den von mir heißgeliebten hund einschläfern lassen muss. für mich ist es, bei allem persönlichen schmerz zwingend, den hund dabei zu begleiten.
ich werde es allein tun müssen, weil mein mann weiß, dass ich es ja tue und er sich damit raushalten kann. letzterer satz ist eine annahme meinerseits und ausdruck meiner erwartungen. ich erwarte also bereits, alleingelassen zu werden.

ich frage mich, ob man mit dieser erwartungshaltung eine partnerschaft aufrechterhalten kann.

ich "oute" mich hier ziemlich....es sind fragen, mit denen ich selbst nicht so recht weiterkomme.

Naomi, sich hilfe in der therapie zu suchen sehe ich durchaus als ausdruck von stärke. mir fiele es mit sicherheit sehr schwer, die anonymität des internets aufzugeben. die frage stellt sich jedoch nicht, ich wüßte gar nicht, wie ich so etwas zeitlich in meinem leben unterbekommen sollte, ohne dass es jemand merkt. mein tagesablauf beginnt um 5.15 uhr und endet gegen 19 uhr. gibts therapeuten, die nächtliche sprechstunden abhalten Wink ?

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Post Sat, 17.Apr.04, 13:54      Re: Vertrauen lernen Reply with quoteBack to top

Gibt es ganz bestimmt.
Mein Tag beginnt um 5lachen Uhr und endet um 22:00 Uhr. Ich bin Mutter, Schwester, Lehrerin, Ehefrau - und irgendwo dazwischen gehe ich zur Therapie.

Sieh es nicht als Vertrauensbruch deines Mannes, dass er deiner Mutter von deinen Malereien erzählt hat. Vielleicht hat er sich eher in den reißenden Strudel gestürzt um dir herauszuhelfen?

Deine Weise die Dinge zu sehen erinnert mich an das hlab volle/leere Glas. Ich habe keine Eltern mehr. Mein Vater starb, als ich 16 war - er war nie erwachsen, hat nie seine Träume erfüllen können und hat sich so dem Alkohol ergeben. Trotzdem hab ich ihn sehr geliebt. Weil er mich sehr geliebt hat. Meine Mutter starb als ich 32 war. Sie war die Starke. Die die alles geregelt hat. Aber aus heutiger Sicht, war mein Vater der Stärkere. Ich habe bis heut mit ihrem Tod nicht abgeschlossen. Fühle mich - wie für alles andere, was um mich herum passiert - verantwortlich, schuldig. Und hoffe, dass ich es irgendwann - mit Hilfe meiner Therapeutin werde aufarbeiten können.

Bevor man Hilfe annehmen kann, muss man erst einmal erkennen, dass man welche braucht. Bei mir hat es Jahre gedauert, in denen ich nie die "Zeit" für eine Therapie hatte.

Ich hoffe für dich, dass du bald eine Lücke in deinem Terminplan finden willst.
Alles Liebe
mim

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Post Sat, 17.Apr.04, 14:45      Re: Vertrauen lernen Reply with quoteBack to top

Quote:
mein tagesablauf beginnt um 5.15 uhr und endet gegen 19 uhr.


Ich arbeite auch viel - aber wenn ich krank bin, dann schaffe ich mir die notwendigen Freiräume, damit ich etwas für mich tun kann. Also: keine Ausreden - setze Deine Prioritäten richtig. Frag doch mal Deinen Mann, wie er Dich dabei unterstützen kann. Bei der Gelegenheit erfährst Du auch etwas über seine Prioritäten. Wink

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Post Sat, 17.Apr.04, 16:31      Re: Vertrauen lernen Reply with quoteBack to top

Liebe Dito,

Edison wrote:
Dabei hast du angemerkt, dass deine Mutter stärker ist als du dachtest. Nachdem - wie Naomi feststellte - du deiner Mutter nicht wehtun kannst könntest du ja mal mit ihr über deine Probleme reden.


Denke ich auch. Klar, dass deine Mutter stärker ist als du dachtest. Sie hat ja schon allein aufgrund ihres Alters wesentlich mehr Lebenserfahrung als du.


Edison wrote:
Ich denke übrigens nicht, dass man Vertrauen lernen kann. (...) Dazu muss man es erstmal pflanzen. Ich glaube du solltest dich als erstes mal deiner Mutter anvertrauen. Du hast sie in ihrer Stärke nicht richtig eingeschätzt. Vielleicht kannst du dich ja an ihr auch anlehnen (so wie einst bei deinem Vater) und weißt es nur nicht.


Ed´s Worte bezüglich dem Vertrauen, das erst mal gepflanzt werden muss, gefallen mir besonders gut. Dazu würde für mich auch zählen, dass du, falls du beispielsweise bei deiner Mutter oder auch deinem Mann kein offenes Ohr für deine Probleme findest, dir eine/n Therapeuten/in suchst, um dort einmal deine Probleme zu besprechen. Der/die wird dir bestimmt helfen können.

Ob du dich bei deiner Mutter sowie deinem Vater allerdings bisher tatsächlich anlehnen konntest, ist für mich allerdings bisher eher unklar.

Woran man erkennt, dass man getrauert hat? Naja, wenn du dich wirklich in die Trauer fallen hast lassen, dir die gemeinsame Geschichte genau angeschaut hast, alle guten und schlechten Sachen, und dann irgendwann loslassen hast können, und erkennen hast können, dass du zwar das Kind deines Vaters bist, aber selbst eine eigene Persönlichkeit hast und dein eigenes Leben lebst. Wenn du erkennst, dass du dein Leben eigenständig weiterleben kannst, obwohl dein Vater nicht mehr lebt. Ich weiß nicht, wie ich es besser erklären kann. Körperlich kann sich Trauer so anfühlen, dass dir total kalt ist, dass du in der Arbeit eine Zeit lang unkonzentrierter bist, weil ja deine Energien am meisten in der Trauer gebunden sind, dass du richtig weinst (muss nicht unbedingt öffentlich sein).

Aber ich glaube ja, deine Probleme sind nicht nur mit dem Tod deines Vaters verbunden, sondern auch damit, dass er schon zu Lebzeiten dein riesiges Über-Ich war, wenn ich das so sagen darf.

LG Naomi

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Post Sat, 17.Apr.04, 16:40      Re: Vertrauen lernen Reply with quoteBack to top

ihr seid mir schon welche....... freude

nä, mein mann will das glaube nicht, sone sachen mit therapeut und so. der teilt wahrscheinlich die oft anzutreffende auffassung, die da hingehen, sind kopfkrank, nicht so recht lebensfähig.
ich hatte nie drüber nachgedacht, irgendwann landete ich mal hier.
selten so viel sensibilität, unvoreingenommenheit, verständnis und hilfsbereitschaft gesehen....

und, er hat die vielleicht typisch männliche eigenschaft, nicht mit problemen konfrontiert werden zu wollen, für die er keine lösung weiß.

ich bin schweigsam geworden.......gestern etwas zuviel alkohol, sonst hätt ich das wohl nicht geschrieben.

das halb- volle/leere glas.
naja. die letzten jahre waren vielleicht bissel viel. erst vollstress beruflich und dann vollstress privat. irgendwann hab ich gemerkt, dass ich das lachen verlernt habe. wie ein schalter im kopf, der auf heulen umschaltet, wenns über ein grinsen hinausgeht.
momentan ists ok. ich versuche die fragen zu finden, die ich da irgendwo verbuddelt habe brain und herauszufinden, was ich eigentlich erwarte. und wenn ich das gefunden habe, gibts vielleicht auch wieder sowas wie einen horizont, dem ich entgegenstapfen will. momentan sehr angreifbar, da irgendwie identitätslos und verunsichert, so anfällig für hammer


mein vater war der bemerkenswerteste mensch, den ich kennenlernen durfte. sein langes sterben war ein grauenvoller abschied. ich war froh, als er endlich tot war und dieses hinter ihm lag.


danke euch fürs zuhören.

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