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Alexander
neu an Bord!
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Wohnort München
M, 40


Post Wed, 21.Apr.04, 13:37      Adoptiertem wird Undankbarkeit vorgeworfen ... Reply with quoteBack to top

Hallo Ihr,
jetzt muß ich es doch einmal loswerden: mich quält das Gefühl, nie etwas richtig zu machen, viele Situationen enden im Chaos; wo ich auch bin, richte ich Konfusion an und ... mache alles kaputt (auch bei mir zuhause die elektr. Geräte z.B., oder im übertragenen Sinn: alle Arten von "ordentlichen" Strukturen). Vor allem bringe ich andere Menschen dazu, keinen Respekt, mir gegenüber zu empfinden. Das war schon immer so, früher in der Schule und jetzt bei meinen neuen Arbeitgebern. Außerdem quält mich nach jedem Satz, den ich sage, das Gefühl, mich wieder als Versager dargestellt zu haben.

Das ganze Elend resultiert wohl aus meiner Lebensgeschichte:
ich bin mit 2 1/2 Jahren adoptiert worden. Meine Mutter war bis zum heutigen Tag extrem übergriffig, vor allem verbal, aber auch physisch: will heißen, ich wurde, wo immer es nicht so lief, wie es sich meine Mutter vorstellte, beleidigt, getadelt und auf beschämendste Weise geschlagen und malträtiert. Nie konnte ich es ihr recht machen - und der größte "Witz" ist, dass meine Mutter mir immerzu Boshaftigkeit und die Absicht unterstellte, es nicht "richtig" (also in ihrem Sinne) machen zu wollen. Zudem wirft sie mir bei jeder kleinen Abweichung, die sie konstatiert, Undankbarkeit vor - auch heute noch, obwohl ich schon 40 bin!! Neulich etwa sollte ich aus Dankbarkeit ihr gegenüber eine andere Jacke anziehen, als ich meine Eltern besuchen kam, weil die Jacke am Ärmelende aufgescheuert war. Sie erpresste mich regelrecht, ihrem Wunsch nachzukommen, denn ... sie drohte damit, mich die nächsten paar Jahre nicht mehr sehen zu wollen - sie würde sich einfach auf der Straße zu sehr schämen mit mir. Ich schlug ihr vor, anstelle des gemeinsamen Spaziergangs, in ihrem Wohnzimmer zuhause zu bleiben. Darauf meinte sie dreist, ich würde ja das Zimmer in ihrer Abwesenheit schmutzig machen. Nach einigem Zögern, sagte sie dann: "wenn ich jetzt nicht die von ihr vorbereitete -saubere- Jacke anziehen würde, bräuchte ich nicht mehr nach Hause kommen".
Ständig steigert sie sich so in ein tiefes Gefühl des Ekels, Zorns mir gegenüber hinein, dass sie wie von Sinnen erscheint. Und ich habe doch meine Mutter so gerne, und möchte, dass es ihr gut geht - aber ich komme nicht mehr an sie heran; im Gegenteil: jedes Wort dreht sie mir im Mund herum; ich bräuchte mich nur "wie ein anständiger Erwachsener" benehmen, dann würde sie auch nicht so ausrasten.

Inzwischen bin ich in therapeutischer Behandlung. Trotzdem muß ich alle paar Minuten daran denken, dass wohl keine Versöhnung (bei der beide einen Schritt aufeinander zugehen müssten) mehr möglich sein wird; mein Vater ist wohl über die Jahre hinweg durch sie so domestiziert worden, dass er nicht vermitteln kann. Jemand müßte meiner Mutter -quasi ex cathedra- beibringen, dass ihre Ansichten über mich verzerrt und falsch sind und ihr ebenfalls die Hilfe eines Therapeuten gut täte.
Das allerschlimmste für mich ist, dass ich deutlich spüre, dass es meine Mutter gut mit mir meint, ... sie mich aber dafür verabscheut, dass ich ihr soviele kleine Bitten abschlage (wie z.B. die Jacke anzuziehen, die ihr dabei helfen würde, sich nicht für mich schämen zu müssen).

Wisst Ihr, was das für eine Art von Verstrickung ist, die da zwischen uns dreien (Vater, Mutter, ich) wirkt? Was müßte passieren, damit meine Mutter wieder ihren Realitätssinn zurückerhält? Oder ist die Geschichte eigentlich schon zuende - und ich sollte, so traurig es für mich ist, allmählich Abschied nehmen von einer Mutter, die es so nie gab -und nach der ich mich doch so sehr gesehnt hatte? Hat jemand eine ähnliche Konstellation erlebt? Wie habt ihr diesen düsteren Lebenshintergrund allmählich bewältigt?
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wanderduene
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W


Post Wed, 21.Apr.04, 14:19      Re: Adoptiertem wird Undankbarkeit vorgeworfen ... Reply with quoteBack to top

also der vater meiner freundin hat so eine ähnlich lebensgeschichte... ich find es wirklich mutig, dass du so offen drüber reden kannst. also zu dem vater meiner freudin... er wurde von einer sehr wohlhabenden frau mit mann adoptiert, musste eine schulen abbrechen, zog mit einer frau und einem kind für ein paar jahre nach kanada um eine landwirtschaft aufzubauen, kam nach ein paar jahren mit 4 kindern bankrott zurück und lebt seitdem mehr oder weniger unter der finanziellen unterstützen der adoptiveltern ein abenteurerleben ohne ja etwas rauszuholen.

ich interpretier das immer so, dass er und dem komischen verhältnis zur adoptivmutter nie richtig erwachsen werden konnte bzw. wollte. nach wie vor ist er auf unterstützung angewiesen.
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