Wie komme ich an ihn heran?

sporadischer Gast 6 sachsen W, 18

Ich habe ein Problem, das bestimmt einige von euch kennen.

Es gibt einen Menschen in meinem Leben, den ich sehr gern habe. Wir kennen uns seit über vier Jahren, trotzdem komme ich auf Gefühlsebene nicht so richtig an ihn heran. Er hatte es nicht leicht im Leben, ist früh von zu Hause ausgezogen, sein Vater ist gestorben und zu seiner Mutter hat er aufgrund des schlechten Verhältnisses zu seinem Stiefvater auch kaum Kontakt. Obwohl er schon fast 30 ist, hatte er noch keine Beziehung, die länger als ein dreiviertel Jahr hielt. Vielleicht liegt es daran, dass er niemanden richtig nah an sich heran lässt. Er überspielt viel, wirkt unnahbar und auf andere wahrscheinlich ziemlich arrogant.

Er hat aber in einer schwachen Minute mal zu mir gesagt, dass er sich eine Familie wünscht. Weiß von euch jemand einen Rat, wie ich an ihn heran komme? Wie ich es schaffe, dass er sich auf mich einlässt und endlich mal ein Stück seiner Schutzmauer aufgibt? Ich würde ihn so gern glücklich machen und ihm zeigen, wie schön Liebe und Geborgenheit sein kann.

Vielleicht hat jemand von euch sowas schon mal erlebt und kann mir ein paar Tipps geben. Würde mich sehr freuen!

neu an Bord! 2 Oberhausen W, 16

Hi Luca-Felicitas!

Ich habe einige glückliche Erfahrungen mit Jungen gemacht (keine Männer, bin ja erst 16) Da ich den Menschen in den du verliebt bist, nicht gut kenne bzw. einschätzen kann, möchte ich nicht zu voreilig sein. Aber ich kann dir etwas sagen: beschere ihm einen schönen Tag, irgendwas, was er mag, wo du weist, dass er darauf abfährt (vielleicht eine besondere Sportart, oder was) du lädst ihn ein, und nachher beim essen im Café oder sonstwas, küsst du ihn einfach. Denn.... würdest du dich NICHT über einen Kuss von einer Person, die du nett findest, freuen? Du kannst ihn ja auch erst nach dem 2. Date küssen. Es hilft wirklich, wenn Frauen initiative zeigen, weil sich Männer das oft nicht trauen, ihr Image könnte darunter leiden etc... Bei Frauen ist das etwas anderes, denke ich.

Viel Erfolg!

sporadischer Gast 6 sachsen W, 18

Hallo Helvi!

Danke dir. Ich glaube, das werde ich mal probieren. Im Sommer hat man da ja viele Möglichkeiten. Es ist nur schwierig, weil er soviel arbeitet und sich kaum auf so etwas einlässt. Vielleicht ist seine Arbeit aber auch einfach nur eine Flucht oder Ablenkung von seiner Einsamkeit. Aber vielleicht kann ich ihm ja zeigen, dass es noch viele andere schöne Dinge auf dieser Welt gibt! Very Happy

Forums-InsiderIn 312 NÖ W, 33

Hallo Luca-Felicitas!

Bei deinen Zeilen kommt mir ein bißchen ein unwohles Gefühl. Dieses Schutzmauer-durchdringen wollen ist des öfteren ein (früh erlerntes) Muster, das einen nicht glücklich macht, aber einen sicher lange in Atem hält. So wie Sysiphos von seinem Stein in Atem gehalten wird.

Er hat seine Schutzmauer. Und die wird er auch behalten. Wenn du damit klarkommst - ok. Aber an einen Menschen schon mit: "Nur in diesem Punkt müßte er sich ändern" oder noch schlimmer "müßte ich ihn ändern" heranzutreten - find ich nicht gut. Du bist auch nicht dazu da, "ihn glücklich zu machen". Das muß er schon selber schaffen. Klingt mir doch sehr nach Retter-Wünschen bei dir. Confused

lg
H.

sporadischer Gast 6 sachsen W, 18

Hallo Harmattan!

danke für deine Zeilen. Ich weiß, dass Menschen sich nur selbst ändern können und es ist weder meine Aufgabe noch mein Wunsch ihn um 180 Grad zu drehen. Es geht einfach nur darum, dass ich ihn wirklich gern habe und mit ihm eine schöne Zeit verbringen möchte. Ich akzeptiere seine Grenze, verstehe auch ihren Sinn und weiß, dass das kein Hindernis ist, um mit ihm glücklich zu sein. Es geht hier nicht um ein Helfersyndrom oder dergleichen, sondern einfach nur um ein tiefes Gefühl zu ihm und darum ihm dabei zu helfen, das zuzulassen.

Glaube, das hat nichts mit Rettung zu tun.

Helferlein 41 weit weg W, 36

Hallo Luca,

kann mich den Worten von Harmattan nur anschliessen.

Ich hatte auch ein eher ungutes Gefühl, als ich deinen Bericht las, da ich mich nur zu gut in diese Rolle "es muss doch zu schaffen sein, diese Mauer um diesen Mann zu durchbrechen" hinein versetzen kann.

Ich spreche da aus eigener Erfahrung, da ich es fast geschafft hätte, mich selbst zu "brechen", während die Mauer um diesen Mann, den ich geheiratet habe, noch nicht einmal ansatzweise gebröckelt ist.

Ich habe mir immer gesagt, dass ich ihn liebe und ihn deshalb von dieser Mauer befreien muss, doch ich musste auch erkennen, dass solche Mauern ihre Gründe haben und man an diesen Mauern nicht aus "Liebe" rütteln sollte, da der Mensch dies nur als Druck und Zwang erleben muss und sich zurückzieht.

Ich habe mich von meinem Mann getrennt.

Mein jahrelanges "ihn hinter seiner Mauer erreichen zu wollen" hat mich viel Kraft und Nerven und Gefühle gekostet. Ich war viel allein im Zusammensein mit ihm. Das ist die schlimmste Form von Einsamkeit.

In diesen Zeiten ist mir erst richtig bewusst geworden, dass ich, indem ich an seiner Mauer "gearbeitet habe" auf der Strecke geblieben bin.

Es war aber auch eine Flucht vor meiner eigenen Problematik.

All die Jahre habe ich eigene Wünsche unterdrückt, nur noch für den Partner gelebt, weil ich mit Sicherheit auch Angst vor dem eigenen Leben hatte.

Ich bin jetzt in Therapie und ich stecke mitten im Praktikum und möchte ein Studium beginnen.

Meinem Ex-Partner wünsche ich, dass er vielleicht doch eines Tages den Weg zum Therapeuten schafft, denn an dieser Mauer und an seinem Glück muss er selbst arbeiten.
Er muss ja auch selbst den Wunsch haben, glücklich zu werden, und das nach seinen eigenen Vorstellungen.
Jeder definiert Glück anders.

Ich wollte dir nur erzählen, wie es bei mir war.

Ich wünsche dir alles Gute.

LG

Sani

sporadischer Gast 6 sachsen W, 18

Das würde dann weiter gefasst aber heißen, dass alle Menschen mit Schutzmauer ihr Leben lang allein bleiben müssen, weil andere daran zerbrechen könnten. Das kann's ja auch nicht sein.

Forums-InsiderIn 152 Dortmund M, 35

Hi Luca-Felicitas,

Ich denke nicht, dass diese Menschen ihr Leben lang allein hinter dieser Mauer bleiben müssen.
Aber ich glaube (auch aufgrund von eigenen Erfahrungen mit einem solchen "hinter-der-mauer-leben-Mann"), dass diese Menschen selber diese Mauer erkennen und abbauen müssen.

Ich war sogar selbst man so ein Mensch hinter einer Mauer, durch Psychotherapie (die ich aber selbst wollte und lanciert hab) hab ich gelernt, die Mauer abzubauen, warum ich diese Mauer überhaupt hab und wie ich ohne sie leben kann.
Daraufhin wollte ich eben besagten Mann oben auch von seiner Mauer befreien, hat nicht geklappt, ich hab nur gelitten, geheult, kam mir blöd und ungeliebt vor... bin dann gegangen, blöd gesagt zu einem ohne Mauer und lebe nun in einer glücklichen Beziehung.

Ähnlich wie in einer Sucht muss der Betroffene wohl irgendwie Selbsterkenntnis erlangen, ebenso wie das Bedürfnis nach einer Veränderung. Wieso sollte er sonst wollen? Vor allem, wenn er noch denkt, dass es ihm so gut geht...

Wie schon richtig (meiner Meinung nach) gesagt wurde, bist Du nicht dazu zuständig ihn glücklich zu machen, sondern er selber (kann schon sein, dass er dazu Hilfe benötigt -> Therapeut?), nur dann könnt ihr zusammen Glück erleben und eine ausgewogene Beziehung erleben...

PS: mir kam beim Lesen Deines Artikels unwillkürlich das Buch von Robin Norwood - wenn Frauen zu sehr lieben in den Sinn...

Forums-InsiderIn 301 D-Xanten M, 39

Hallo Alien

Alien wrote:

...Ich denke nicht, dass diese Menschen ihr Leben lang allein hinter dieser Mauer bleiben müssen...Ähnlich wie in einer Sucht muss der Betroffene wohl irgendwie Selbsterkenntnis erlangen, ebenso wie das Bedürfnis nach einer Veränderung. Wieso sollte er sonst wollen? Vor allem, wenn er noch denkt, dass es ihm so gut geht...

warum muss diese Mauer eingerissen werden?
Wenn ein Mensch hinter diesen Mauern Glücklich ist kann man sie doch lassen, oder?

MartinM

Forums-InsiderIn 152 Dortmund M, 35

Da hast Du natürlich recht,
wenn dieser jemand hinter seinen Mauern glücklich ist, soll er sie stehen lassen.

Doch oftmals hat man doch das Gefühl, dass diese Menschen einsam sind hinter ihren Mauern und vielleicht doch gern mal darüber schauen oder sie ein bisschen tiefer setzen oder gewisse auserlesene Menschen dahinter blicken lassen möchten, aber Angst haben davor, weil sie fürchten, ohne diese Mauer zu verletzlich zu sein, dass man ihnen was antun könne, woraufhin sie sich noch mehr verkriechen würden.
So hab ich zumindest meine Mauer erlebt.
Ich konnte nicht offen über mich reden, weil ich Angst hatte, dass ich deswegen verletzt werden könnte. Ich wollte, weil gewisse Dinge mich belasteten, aber ich konnte nicht.
Deshalb musste ich die Mauer irgendwann mit Hilfe eines Therapeuten tiefersetzen.

Die Mauer muss nicht eingerissen werden, jeder wie er will.
Aber manchmal sind die Mauern zu hoch, um noch am Leben teilzunehmen...

Forums-InsiderIn 301 D-Xanten M, 39

Hallo Alien

Alien wrote:

...Doch oftmals hat man doch das Gefühl, dass diese Menschen einsam sind hinter ihren Mauern und vielleicht doch gern mal darüber schauen oder sie ein bisschen tiefer setzen oder gewisse auserlesene Menschen dahinter blicken lassen möchten, aber Angst haben davor, weil sie fürchten, ohne diese Mauer zu verletzlich zu sein, dass man ihnen was antun könne, woraufhin sie sich noch mehr verkriechen würden...Aber manchmal sind die Mauern zu hoch, um noch am Leben teilzunehmen...

Ich glaube wenn die richtige höhe gefunden ist kann sie auch sehr hielfreich sein. Ich bin z.B. in der Situation, das ich auch so eine Mauer Aufbauen muss. Wenn dann jemand Versucht diese einzureissen würde sie nur uns beide Unglücklich machen.

MartinM

Forums-InsiderIn 152 Dortmund M, 35

Hi MartinM,

Ich denke auch nicht, dass keine Mauer der erstrebenswerte Zustand ist, sondern wie so oft, ein gutes Mittelmass zwischen Schutz und Offenheit.
Eine Mauer, di so dynamisch ist, dass man abzuschätzen lernt, wo man sich öffnen kann und wo es vielleicht eines Schutzes bedarf.

Und eben bin ich der Meinung, dass Mauern, egal wie hoch und stark sie sind, nicht von Aussenstehenden einzureissen sind.
Deshalb denke ich auch, dass es nicht an Luca-Felicitas ist, diesem Mann sein Glück zu zeigen, sondern, dass er es selber lernt zu finden, dass er selber lernt, die Höhe seiner Mauer so einzustellen, dass es für ihn passt.
Vielleicht passt es ja schon für ihn in diesem Moment/Lebensabschnitt(?)

Wahrscheinlich wirst nicht nur Du unglücklich, wenn jemand versucht, Deine Mauer einzureissen, sondern auch in vielen anderen Beziehungen machen sich Leute unglücklich, weil sie den andern ändern wollen und wie Du richtig sagst, am Schluss sind (sehr wahrscheinlich) beide unglücklich...

Forums-InsiderIn 301 D-Xanten M, 39

Hallo Alien

Alien wrote:

...Vielleicht passt es ja schon für ihn in diesem Moment/Lebensabschnitt(?)...auch in vielen anderen Beziehungen machen sich Leute unglücklich, weil sie den andern ändern wollen und wie Du richtig sagst, am Schluss sind (sehr wahrscheinlich) beide unglücklich...

genau das wollte ich Luca-Felicitas damit sagen, sie sollte Ihm zeigen das sie da ist wenn er die Mauer runterschraubt aber nicht traurig sein wenn er (wie ich) die Mauer nie fallen lässt.

MartinM

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