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Hopeless
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Post Mon, 02.Aug.04, 12:25      Beziehung zw. "Normalen" und psychisch Kranken Reply with quoteBack to top

Glaubt ihr, dass so eine Beziehung überhaupt langfristig Chancen haben kann? Es gibt hier so wenige, die sagen "ich habe Depressionen ect. und mein/e Freund/in steht immer 100% hinter mir".
Hab selbst die Erfahrung machen müssen, dass es sehr schwer ist und hab irgendwo Angst, dass es auch dadurch endgültig kaputt geht, weil ich krank bin und mein Freund gesund (oder krank durch meine Krankheit).

Würde gerne mal positive Beispiele hören. Hat jemand von euch einen Partner, der damit klar kommt und wenn ja, wie schafft er/sie das???

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Einsam fühle ich mich, wenn ich eine Hand suche und nur Fäuste finde
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Helene T.
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Post Mon, 02.Aug.04, 12:43      Re: Beziehung zw. "Normalen" und psychisch Kranken Reply with quoteBack to top

Hopeless wrote:
Würde gerne mal positive Beispiele hören. Hat jemand von euch einen Partner, der damit klar kommt und wenn ja, wie schafft er/sie das???

Kann ich dir geben, mich.
Ich bin jetzt 47, meine Depression dürften schon sehr früh begonnen haben, sicher hatte ich sie so ab 11 Jahre. Bewusst wurde mir, dass ich unter Depressionen leide so um 29. Bis ich dann tatsächlich etwas dagegen getan habe, da war ich 43.
Heute sehe ich mich nicht als geheilt, aber ich kann damit sehr gut umgehen und habe ein mindestens genau so hohe Lebensqualität wie nicht depressive Persönlichkeiten auch. Den Vorteil den ich habe, wenn es mir gut geht, dann bin ich mir dessen sehr bewusst und genieße das. Ein Mensch der keine Depressionen hat kommt um diesen Genuss, denn der kennt den Unterschied nicht zwinkernd..
Im ernst... Das ich jetzt dazu in der Lage war mich dieser Situation zu stellen habe ich zu einem großen Teil meinem Partner zu verdanken. Erstens sind ihm psychische Probleme selbst nicht ganz fremd, aber er hat meine auch nicht auf sich genommen. er hat es nicht ignoriert, aber er hat sich nicht von mir manipulieren lassen. Er hat weder den "Mitleidigen" abgezogen, noch hat er mich "ermahnt" oder wollte mir auf Teufel komm raus helfen. Er hat einfach sein Leben gelebt und wenn ich wollte, konnte ich auch daran teilhaben. Und das hat mir verdammt gut getan. Und durch ein persönliches Krisenerlebnis habe ich dann den Mut gehabt: So, jetzt pack ich es an! Diese Schweinerei muss eine andere werden! Ich habe einfach keinen Bock mehr am Leben vorbei zu gehen!
Dann bin ich in Therapie gegangen, habe die Hormonellen Komponenten meiner Erkrankung abgeklärt und bin jetzt auf Grund meines fortschreitenden Alters dahinter, da auch am Ball zu bleiben, damit mir nicht wieder meine Hormone einen Strick durch mein schönes Leben machen und somit geht es mir gut und unserer Partnerschaft auch.

Das heißt, um als depressive Persönlichkeit eine gute Partnerschaft führen zu können sehe ich es in erster Linie wichtig, sich selbst zum Profi der eigenen Probleme zu machen, d.h. eher der Lösung der Probleme. Und wenn sich dann auch noch der passende Partner dazu schlägt, der nicht gleich in Panik ausbricht, wenn einmal etwas nicht so toll läuft, dann ist eine gute Partnerschaft sehr gut möglich.

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Liebe Grüße aus Wien,
Helene
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Post Thu, 05.Aug.04, 16:08      Re: Beziehung zw. "Normalen" und psychisch Kranken Reply with quoteBack to top

Hallo!
Also, ich kann's Dir nur von der anderen Seite beantworten – mein Freund hat – von Zeit zu Zeit – schwere Depressionen, hat eigentlich keine wirklichen Freunde und ist auch sonst nicht unbedingt ein einfacher Charakter.

Du fragst, ob so eine Beziehung langfristig Chancen haben kann – naja, wir sind seit ziemlich genau 7 Jahren zusammen – ich weiß nicht, ob das schon als langfristig gilt Laughing . Ich würde auch sagen, daß ich zu 100% hinter (und manchmal auch vor) meinem Lebensgefährten stehe. Soweit ich weiß, sieht er das ähnlich.

Wie ich das schaffe weiß ich eigentlich nicht, ich hab' aber gewisse Vermutungen: Ich selber bin psychisch stabil und manchmal auch ziemlich unsensibel (*mich genier*). Außerdem bin ich – im Gegenteil zu ihm – ein relativ "erdiger" Mensch, ziemlich harmoniesüchtig, aggressionslos, fürchterlich pragmatisch und ein unheilbarer Optimist. Das sind, meiner Wahrnehmung nach, Eigenschaften, die es mir leichter machen, mit jemandem umzugehen, der instabil ist und oft auf Wolke 7 rumgurkt. Prinzipiell versuch ich einfach, mein eigenes Leben zu leben, wenn ich was mit meinen Freunden/Kollegen/Familie unternehme, biete ich ihm einfach an, mitzugehen – wenn er Lust hat ist es okay und wenn nicht, dann nicht. Wenn ich merke, daß es ihm nicht so gut geht, schränke ich halt meine Treffen mit anderen ein (die sind G. s. D. sehr verständnisvoll....) und versuche, ein bißchen mehr für ihn dazusein.

Außerdem bemühe ich mich, ihn einfach so zu akzeptieren und respektieren wie er ist und ihm das auch zu zeigen. Ich weiß, das das das Wichtigste für ihn ist. Klar geht das nicht immer, ich werd hin und wieder ungeduldig mit ihm, besonders wenn ich sehe, daß er "Blödsinn" macht, der ihm selber schadet, wir streiten dann auch mal, daß die Fetzen fliegen (im Gegensatz zu mir genießt er das, weil er sich nachher besser fühlt, weil er seine Aggressionen los ist....).
Aber im großen und ganzen funktioniert's ganz gut. Vielleicht liegt's auch ein bißchen am Altersunterschied (ich bin 35, er 27)?? Keine Ahnung.

Aber das wichtigste bei uns ist reden, reden, reden, reden, reden, reden, reden, reden

Also, ich wünsch Dir auf jeden Fall viel Glück, und daß Du einen Partner hast/findest, der sich bemüht, Dich so zu nehmen, wie Du bist.
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