Ewig Durchfall wegen Angstattacken -was hilft wirklich?

sporadischer Gast 13 Niedersachsen M, 30

Guten Tag.

Leide schon seit JAHREN unter ständigen Durchfällen und auch erhöhten Harndrangattacken (eines von den beiden ist es immer - wechseln sich wie abgesprochen ab). Einige Ärzte sind sich schon sicher (auch Therapeuten): Das ist das Resultat erhöhter Angst.

Morgens ists vor dem Arbeitsweg ganz besonders schlimm: Vor der Arbeit 20 Minuten auf dem Klo verbringen und pressen wie bei einer Geburt, und dann gleich auf der Arbeit wieder aufs Klo. Stehen dann Termine an, bei denen man Meetings mit mehreren Personen in einem Raum hat oder sogar rausfahren muss mit anderen im Auto - GRAUENHAFT!!! Und immer bin ich total unruhig wenn mir andere etwas am Bildschirm erklären wollen oder ich selbst nicht am Steuer sitze, sondern andere fahren. Fazit: Schnell auf Toilette. Geht das nicht, gehts geradewegs in die psychosomatische Hölle (unerträgliche Bauchschmerzen, Schwitzen ...).

Ich schlafe auch seit Jahren eher unruhig. Ständig plagen mich Alpträume, ich knirsche mit den Zähnen, wache oft auf, mache das Licht an, oder latsche einfach so herum. Das ist mal schlimm, mal ganz weg, und mal weniger schlimm. Vielleicht deshalb auch der extreme Durchfall morgens? Scheinbar reagiert mein Darm schon im Schlaf auf seelische Beschwerden.
Eines ist immer sicher: Termine auf der Arbeit sind das schlimmste, vor allem, wenn es mit anderen Menschen zu tun hat. Ist mir zumindest so aufgefallen. Dabei bin ich ein wirklich geselliger und fröhlicher Mensch. Und ich WEISS, dass ich eigentlich keine Angst haben müsste (fühle mich sogar oft über den Dingen stehend Wink

), auch andere Menschen ängstigen mich EIGENTLICH nicht - aber im Inneren schlummert trotzdem irgendetwas. Ich kanns nicht deuten. Leider schränkt mich mein Problem mittlerweile extrem ein und ich fühle mich meiner Freiheit beraubt.

Ein angestrengtes "Lockern" und "Denken an andere Dinge" bringt bei mir gar nichts. Vor allem Neues schreckt mich umso mehr ab - neue Arbeitsstelle (Alptraum), neue Menschen kennenlernen, oder die Parkplatzsuche in einem Ort, den ich nicht kenne (Schwitz).

Nun will ich bald eine neue Therapie beginnen, verspreche mir aber wegen allgemeiner Skepsis (Therapeuten sind auch nur Menschen) keine große Hoffnung. Was kann mir also wirklich helfen?

Da ist von Bachblüten die Rede, von esoterischem Schnickschnack - nicht mein Ding, schätze ich.

Was hier teilweise jetzt so lustig klingt, ist für mich mittlerweile extrem zum Lebensbestandteil geworden und ES NERVT MICH WIRKLICH! Bitte um Hilfe. Danke.

Gruß
Anonym.

Forums-InsiderIn 155 graz/österreich W, 25

du sagst, die ärzte haben dass schon festgestellt.... und was haben sie dir empfohlen? ich mein, die werden dich doch nicht einfach wieder so heimgeschickt haben???

lg, cassi

sporadischer Gast 13 Niedersachsen M, 30

Die Ärzte haben mir einen Therapeuten empfohlen (oder Medikamente gegen Angst). Ich weiss aber auch nicht, ob es nicht doch mit Ernährung zusammen hängt. Glaube aber nicht, denn ich ernähre mich absolut gesund (teilweise auch mal ohne Gluten etc.). Außerdem hätte ich dann Nachts nicht solche Schlafstörungen und vor allem Morgens das Problem.

Es ist ja auch so, dass, wenn ich rausfahre ist es immer extrem, sobald ich aber weiss, ich kann jetzt wieder in Ruhe nach Hause fahren (dort wartet schon MEIN FREUND KLO Wink

), wird es schlagartig besser und die Beschwerden verschwinden.

Forums-InsiderIn 155 graz/österreich W, 25

Quote:

Ich weiss aber auch nicht, ob es nicht doch mit Ernährung zusammen hängt

nein, das glaub ich nicht. es wird schon von deinen angstattacken kommen. wenn man aufgeregt ist, kriegt man ja auch oft durchfall oder muss pinkeln gehen. das ist einfach eine natürliche begleiterscheinung von körperlicher erregung/angst.

eigentlich kannst dus wirklich nur mit therapie versuchen, um deine angstattacken wegzukriegen. auf keinen fall mittel nehmen, die den durchfall stoppen (-> sehr gefährlich, darmverschluss!)

Quote:

Es ist ja auch so, dass, wenn ich rausfahre ist es immer extrem, sobald ich aber weiss, ich kann jetzt wieder in Ruhe nach Hause fahren (dort wartet schon MEIN FREUND KLO ), wird es schlagartig besser und die Beschwerden verschwinden

kenn ich, ich muss auch immer aufs klo, wenn ich weiss, jetzt wärs nicht günstig, weils hier keins gibt/ ich keine ruhe habe.

es ist halt leider eine recht unangenehm reaktion des körpers, du kannst echt nur versuchen, die psychische ursache zu bekämpfen...

lg, cassi

sporadischer Gast 7 Hessen M, 25

Hallo TNTDarm. Als ich den von dir geschriebenen Beitrag gelesen habe, dachte ich das kann doch nicht sein. Der Beitrag hätte von mir sein können (müssen). Du beschreibst genau die Symtome, unter denen ich leide. Ich bin immer noch sprachlos, denn ich dachte bisher, dass ich der einzige bin, der diese Beschwerden hat. Jetzt bin ich erst mal ein wenig beruhigt.
Ich bin schon mehrere Male an Depressionen erkrankt und wusste bis vo einiger Zeit noch nicht was die Auslöser dafür sein könnten. Dann wurde mir aber bewusst, dass dieser tägliche Stress, den du ja auch beschrieben hast, auf lange Sicht zu Depressionen führen kann. Nun würde ich gern wissen, ob du mittlerweile schon eine Therapie begonnen hast. Und falls ja, wo setzt diese Behandlung an? Ich stehe nämlich gerade am Anfang einer Verhaltenstherapie und bin noch ziemlich skeptisch was den Erfolg betrifft.

Ich fände es schön wenn wir uns ein wenig Erfahrungen austauschen könnten, da wir augenscheinlich dasselbe Problem haben

Forums-InsiderIn 323 Deutschland W, 35

Ich kenne das!
Was hilft ist alleine durch Psychotherapie herauszufinden was der Angst zugrunde liegt und dann diesen Kern bearbeiten.
Helfen können am Anfang Medikamente gegen die Angst wenn du allzusehr unter Panikattacken leidest bzw gibt es auch Medikamente für einen nervösen Darm.

Ich würde Dir empfehlen zur Behandlung einen Psychiater aufzusuchen, der kennt sich bestens aus und wird dir evtl Medikamente , aber vor allem Psychotherapie verordnen.

Ich war immer gegen Medis, bin jetzt aber froh dass ich den Versuch gewagt habe. Begib Dich in fachlich kompetente Behandlung, das ist mein Rat!

Helferlein 67 Berlin M, 38

Auch mir gehts so! Immer wenn ich irgendwo hin, dann muß ich aufs Klo! Habe dann Darmdrücken und muß dann erstmal eine Weile auf dem Klo.
Auch wenn ich unterwegs dann bin muß ich oft aus der Straßenbahn aussteigen und renne dann in eine Gaststätte, um dort meiner Aufregung des Darmes klar zu werden

Mittlerweile habe ich eine Psychotherapie begonnen, aber helfen zut es noch nicht, ich merke noch nichts. 5 Sitzungen hatte ich bisher

Forums-InsiderIn 323 Deutschland W, 35

Na so schnell hilft Psychotherapie nicht in der Beziehung auf deinen nervösen Darm. Wie gesagt wenn es wirklich sehr störend (also täglich oder fast täglich) ist dann gibts da auch Medis dagegen. Hatte ich mal vom Hausarzt, hat geholfen.
Was auch hilft sind Entspannungsübungen, ich bevorzuge Pregressive Muskelentspannung nach Jakobsen.
Kannst sicher auch vom Therapeuten lernen!

Helferlein 67 Berlin M, 38

Ich möchte es lieber ohne Chemie schaffen, diese leidige Problem los zu werden. Denn normal ist das ja nicht

Forums-InsiderIn 323 Deutschland W, 35

Nein ist es nicht.
Aber es gibt sowas wie ein "Reizdarmsyndrom" und da helfen dann auch Medikamente (und damit meine ich jetzt keine Psychopharmaka).
Würde ich mal abklären lassen!

sporadischer Gast 13 Niedersachsen M, 30

Schön, dass sich dieser Thread doch noch etwas mehr entblättert. Ich habe morgen meine erste Sitzung - alle weiteren Sitzungen können leider erst wegen Terminmangels Anfang nächsten Jahres starten. Ich werde euch auf dem Laufenden halten ...

Und nein, ich halte auch nichts von medikamentöser Behandlung. Dazu würde ich auch erst greifen, wenn ich mir tatsächlich mal - pardon - in der Öffentlichkeit in die Hose schei**en würde. Rolling Eyes

Soweit kam es zum Glück noch nie.

Von den anderen hier hätte ich gern noch gewusst, ob es bei euch ebenfalls VOR ALLEM morgens auffällig schlimm ist, zum Abend hin die Symptome eher abnehmen.

TNTDarm Wink

sporadischer Gast 7 Hessen M, 25

Hi. Bei mir ist es so wie du es beschrieben hast. Morgens, wenn der Wecker klingelt, denke ich sofort an die Arbeit und muss dann erst mal aufs Klo. Wenn ich dann ins Auto steige entspannt sich die Lage wieder. Je näher ich jedoch der Arbeit komme, desto schlimmer wird es dann wieder. Und meine erste Aktion auf Arbeit ist - wie solls auch anders sein - der Gang zum Klo. Wenn ich dann vor einem Problem stehe, oder mit jemandem telefonieren muss kommt sofort wieder ein sehr unangenehmes Gefühl in mir hoch und der Durchfall ist nicht mehr aufzuhalten. Am Wochenende oder im Urlaub habe ich diese Beschwerden nicht. Gegen Abend nehmen die Beschwerden immer mehr ab und ich werde dann auch lockerer. Tagsüber (auf der Arbeit) bin ich doch sehr verkrampft und tue mich sehr schwer mit Menschen zu reden. Im privaten Bereich bin ich nicht menschenscheu.
Ich hab in einem Artikel gelesen, dass der Darm ein weitestgehend autonomes Nervensystem besitzt, welches dem Gehirn sehr stark ähnelt. Und in diesem - ich nenne es mal 'Darm-Gehirn' - können Gefühle gespeichert werden. Beispielsweise für Erfolg/Misserfolg. In einer bestimmten Situation (z.B. auf der Arbeit) wird auf den Darm ein Reiz ausgeübt und der Darm reagiert entsprechend auf den Reiz. Da dieses Nervensystem nahezu selbständig ist, kann man auch mit Kopfsache wie z.B. gut Zureden, sich Mut zusprechen wenig machen.
Bei mir hat das ganze noch andere Auswirkungen. So ist mir jeden morgen sehr übel und ich grübele über diese Angst und was damit zusammenhängt. Über längere Zeit führt es zu extremen Stimmungstiefs bis hin zu Depressionen.

So das reicht erst mal für heute. Also bis zum nächsten mal ihr Hosenscheißer *grins*

Ich hoffe das nehmt ihr mir nicht übel, schließlich zähle ich mich ja selbst dazu und ein bisschen Galgenhumor muss sein Wink

sporadischer Gast 13 Niedersachsen M, 30

Ok, also die These mit dem "Darm-Gehirn" lasse ich jetzt mal am Rande stehen. Neutral

Jedes Gefühl hängt zwangsläufig mit Gedanken zusammen, die im Kopf ihren Ursprung haben (Kribbeln im Bauch bei Liebesgefühlen, etc.). Hätte der Darm sein eigenes Gehirn, hätten wir wahrscheinlich jeden Morgen eine ziemliche Sauerei im Bett. Gottseidank aber ruht unser Gehirn nachts, mehr oder weniger, und eben jenes reguliert auch gewisse Muskelfunktionen. Wink

Interessant ist jedenfalls, dass auch bei dir die Beschwerden vor allem Morgens vorkommen. Hast du oft Alpträume? Wachst du oft nachts auf, wandelst herum, oder machst das Licht öfter nachts an und wieder aus? Knirschst du mit den Zähnen? All das tue ich nämlich nachts, weshalb es dann auch morgens gleich wieder "Feuer frei!" heißen darf. Wink

Bei mir wollten einige findige Hobby-Psychologen sogar schon Borderline diagnostizieren (jaja, was so alles in Mode kommen kann ...), da ich diese Probleme bei Erfolgen vermehrt habe, bei Wut und Ärger jedoch komischerweise deutlich weniger. Vielleicht rührt es daher, dass ich bei einem Erfolgserlebnis gleich wieder die Angst bekomme, den Erfolg (neuer toller Job, etc.) zu verlieren. So weiß man eigentlich nie, was wirklich Sache ist. Streite ich mich beispielsweise arg mit meiner Freundin und stehe mit dem Auto im Stau, kratzt mich mein TNTDarm überhaupt nicht mehr, da ich wohl gedanklich ziemlich abgelenkt bin oder mir alles "scheissegal" ist. Smile

Depressionen habe ich - glaube ich zumindest - eher nicht. Ich versuche zumindest alles mit etwas Heiterkeit und viel Humor zu überdecken. Obwohl ... hmmmm ... ich rege mich schon oft über viele viele Dinge auf und lasse kein gutes Haar an dieser Welt. Und dann frage ich mich oft, ob ich überhaupt in diese Welt passe und so. Strange.

TNTDarm

Helferlein 67 Berlin M, 38

Ich habe morgen meine 6. Sitzung, werde das Thema nochmals ansprechen

sporadischer Gast 7 Hessen M, 25

Zum Thema "Darm-Gehirn" habe ich mal ein paar interessante Links zusammengestellt. Es lohnt sich zu lesen. Sehr interessant.

http://science.orf.at/science/news/57731

Das "Bauchhirn" unter:
http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/GEDAECHTNIS/Gedaechtnisfun ktion.shtml

http://wdw.prosieben.de/wdw/Mensch/Gesundheit/Darm/3_DerDarmAlsZweites Gehirn/

@TNTDarm: Ich wache Nachts oft auf und mache das Licht an um auf die Uhr zu schauen. Dann rechne ich jedesmal, wieviel Zeit mir noch zum Schlafen bleibt. Und je weniger Zeit noch ist, desto schlechter geht es mir. Zähneknirschen kommt auch ab und zu vor. Schlafwandeln ist sehr selten, aber kam schon vor. Oft wache ich auf und bin schweißgebadet, aber an konkrete Alpträume kann ich mich nicht erinnern.

Wie gehst du auf Arbeit mit der Angst um? Kreisen deine Gedanken oft um ein und die selbe Sache? Hast du Mühe dich auf deine Arbeit zu konzentrieren und fällt es dir schwer mit Mitarbeitern zu reden? Mir geht es oft so schlecht, dass ich mich am liebsten verkriechen würde. Mir ist dann speiübel, aber kotzen kann ich nicht.

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