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Message |
erleuchteter
neu an Bord!


2
wien M, 22
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Sun, 10.Oct.04, 10:51 vorwürfe generell schlecht? |
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lebe immer mit der festen überzeugung, dass vorwürfe nichts bringen und ich andere akzeptieren und respektieren soll wie sie sind. jetzt schleicht sich bei mir der verdacht ein, dass das nicht wirklich richtig ist. es ist womöglich reinigend und hilfreich anderen, wie eltern und partner auch einmal vorwürfe zu machen, schuld an den eigenen miesen lebensumständen zu sein. denn mitschuld haben sie in jedem fall- keiner ist eine insel.
was haltet ihr davon?
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marsil
Forums-InsiderIn


205
daheim M, 29
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Sun, 10.Oct.04, 14:17 Re: vorwürfe generell schlecht? |
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Hi Erleuchteter,
| erleuchteter wrote: | lebe immer mit der festen überzeugung, dass vorwürfe nichts bringen und ich andere akzeptieren und respektieren soll wie sie sind.
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Hm, in meiner Erfahrung widerspricht sich das nicht. Auch ich werfe z.B.
meinen Eltern einiges vor, und will sie dennoch gelten lassen, wie sie sind.
Eigentlich gehören die Vorwürfe -und konsequentes Handeln- sogar dazu,
denn wie könnte ich sie sonst akzeptieren, wie sie sind, wenn ich nur das
gelten lasse, was ich mir wünsche? Bei meinem Lieblingsstoffhund klappte
sowas noch wunderbar, bei Menschen ist's anders.
Allerdings mache ich mir die Mühe, jemandem immer wieder meinen
Spiegel entgegenzuhalten nur bei Leuten, an denen mir wirklich liegt.
Bei anderen suche ich, auch ohne meine Vorwürfe sinnlos zu wieder-
holen, schlicht Abstand. Und manchmal bleibt mir auch bei Leuten,
denen ich *eigentlich* nahe sein will, nichts anderes übrig. - Denn
was ich mit Vorwürfen längst nicht mehr verbinde, ist die Absicht, ich
könnte Menschen damit zu irgendetwas bewegen. Ich habe allenfalls
die Hoffnung, daß sie selbst irgendwann mal darauf kommen. Aber ich
verwette nicht mehr mein Wohlergehen dafür. Diese Wette verliert man.
| Quote: |
jetzt schleicht sich bei mir der verdacht ein, dass das nicht wirklich richtig ist. es ist womöglich reinigend und hilfreich anderen, wie eltern und partner auch einmal vorwürfe zu machen, schuld an den eigenen miesen lebensumständen zu sein. denn mitschuld haben sie in jedem fall- keiner ist eine insel.
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Ja, aber ich würde ihnen um *meinetwillen* die Vorwürfe äußern- als
Bestätigung vor allem für mich selbst, daß sie meine Grenzen überschrit-
ten haben (es kommt vor, daß man sich die Dinge im Nachhinein schön-
redet). Nicht um ihretwillen und um irgendetwas bei ihnen zu bewirken.
Dann ist es in der Tat reinigend, befreiend. Hilfreich ist es in erster Linie
für Dich selbst.
Was mir allerdings noch mehr weitergeholfen hat, war, den *eigenen*
Anteil an den eigenen Lebensumständen wahrzunehmen. Das heißt ganz
und gar *nicht*, die Schuld anderer herabzuwürdigen oder gar zu über-
nehmen. Nein, daß z.B. meine Mutter mich nicht so lieben konnte, wie ich
war, ist nichts, was ich in irgendeiner Weise hätte verhindern können.
Aber *ich* habe auf eine bestimmte, unglückselige Weise darauf reagiert.
Und das ist ganz meine Domäne. Hier kann nur *ich* etwas ändern.
Liebe Grüße, Marsil
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_________________ VIRTVTIS RADIX AMOR |
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