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Suse
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Post Mon, 11.Oct.04, 9:51      Verfolgungswahn - wie helfen? Reply with quoteBack to top

Hallo Forum!

Vielleicht kann mir jemand nen Tip geben. Wir haben ein akutes Problem. Rolling Eyes

Meine Schwester ist 26 Jahre alt und wohnt seit 2 Jahren in ihrer eigenen Wohnung. Sie nimmt und nahm niemals Drogen. Sie wohnt - von uns allen 50km entfernt. Der Kontakt reißt jedoch nicht ab und wir kümmern uns alle um die „Kleine“. Sie ist praktisch in ihrer Stadt ganz alleine, was ihr meiner Meinung nach überhaupt nicht gut tut.

Seit etwa 10 Tagen „tickt“ meine Schwester jedoch aus.

Hier nur einige „Symptome“ die sich bei ihr zeigen.

Sie
- erzählt, dass Leute auf der Straße sagen, dass sie umgebracht werden soll (und danach der Rest der Familie) Neutral
- verlässt die Wohnung nicht mehr Neutral
- schläft in ihrer Wohnung nicht mehr nachts sondern nur noch tagsüber Question
- schläft auch im Elternhaus bei „Festbeleuchtung“ und hinter verschlossener Tür. Sogar, wenn unsre Mutter zuhause ist. Question
- steht stundenlang auf der Straße vor ihrer Wohnung und „passt auf“ Sad
- ist der Meinung, dass sie jemand aus dem Lastwagen der vor ihrer Tür steht, beobachtet wird Confused
- klingelt nachts bei Nachbarn im Haus und bittet um Hilfe weil sie angeblich verfolgt wird Exclamation
- ist der Meinung, dass das Polizeiauto nur wegen ihr durch die Straße fährt Exclamation
- glaubt, dass ihr jemand das Herz rausoperieren will. Shocked
- hat 9kg abgenommen da sie nur noch das nötigste isst Question

Hier ein paar äußere Umstände die ich in Zusammenhang mit ihren Angstzuständen bringen kann:

- seit Ende September ist sie wieder arbeitslos (Zeitvertrag) Sie fühlt sich wieder wertlos, ihr Selbstbewußtseit ist wieder total im Eimer.
- unsre Mutter hat unser Elternhaus verkauft
- Ich wohne seit 2 Jahren ca 50km von ihr weg
Sie hat mit Sicherheit (so gut kenne ich sie) durch diese Umstände extreme Existenzängste, die jedoch durch finanzielle „Sicherung“ durchs Arbeitsamt weitgehend unbegründet sind. Sie hat Angst, sich keine Nahrungsmittel mehr kaufen zu können, dass ihr ihre Katzen abgenommen werden und sie in der Welt alleine gelassen wird.

Unsre Mutter ist mit ihr zu unsrem Hausarzt gegangen. Meine Schwester verharmloste dort die Aktionen jedoch, stritt sie aber nicht gänzlich ab.
Er kennt sie schon seit frühester Kindheit und hat ihr eine Überweisung zum Neurologen gegeben. Er hat ihr eingeschärft, dass sie dringend in Behandlung muss damit sich diese Zustände nicht „festsetzen“.
Unsre Mutter wird auf ihre Bitte hin mit ihr zum Neurologen gehen, da sie sich ja alleine nicht mehr aus dem Haus traut und die moralische Unterstützung von ihr dringend braucht.

Jetzt meine Frage:
Habt ihr eine Ahnung, welche Krankheit das sein könnte? Question Google sagt dazu ganz oft „schizophrene Psychose“. Nur möchte ist das irgendwie nicht glauben Sad
Sicher können eure Vermutungen keine ärztliche Behandlung ersetzen aber ich möchte mich als Angehöriger über den „Feind“ informieren den es zu bekämpfen gilt. Evil or Very Mad

Können solch „äußere“ Gründe der Auslöser für so eine Krankheit sein?

Was können wir tun um sie zu unterstützen?
Wir haben schon beschlossen, dass – wenn sie in stationäre Behandlung kommt - wir ihre eigene Wohnung aufrecht erhalten. Wir möchten sie auch davon überzeugen in die Nähe unsrer Mutter zu ziehen. Diese Überzeugung wird leicht fallen da sie sich in ihrer jetzigen Wohnung sowieso nicht wohl fühlt und der neue Wohnort unser alter Heimatort sein wird. Vielleicht gibt ihr das auch Sicherheit.
Wenn sie in eine Klinik kommt, werden wir ihre beiden Kater zu uns nehmen und so lange beherbergen, bis sie wieder fit genug ist um sie selbst zu versorgen. Ob wir nun 5 oder 7 Katzen "haben" ist egal. Sie braucht sich also darum absolut keine Sorgen machen. Sie bekommt ihre Lieblinge sicher zurück. Smile

Was können wir noch tun, außer, für sie da zu sein? Question

Wir sind wirklich alle total durch den Wind, denn solch eine Situation ist für alle neu. Vielleicht könnt ihr ein paar Tips geben.

Gruß
Suse
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Thobo
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Post Sun, 17.Oct.04, 20:49      Re: Verfolgungswahn? Ich bitte um Infos! Reply with quoteBack to top

Du hörst dich skeptisch an, was den Zustand deiner Schwester betrifft.
Leider kann ich bei den Symptomen als Betroffener nur zustimmen, dass es sich um eine Schizophrenie handelt.
Das ist eine Krankheit, die die Familie stark belastet. Diese Krankheit ist keinesfalls prädestiniert für bestimmte Menschen - es trifft Menschen aus jeder Schicht gleichmäßig überall auf der Welt. Wie sie entsteht, weiss man auch heute noch nicht. Man geht davon aus, dass manche Menschen gegen Stress und Belstung weniger gefeit sind als andere. Das nennt sich das "Vulnerabilitätsprinzip". Der Tod eines Angehörigen oder der Verlust der Arbeit kann da der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt: Die Krankheit bricht aus, wird "sichtbar".
Durch sogenannte Neuroleptika wird die Schizophrenie behandelt.
Früher waren antipsychotische Mittel mit schweren Nebenwirkungen belastet, waas dazu führte, dass Patienten die Behandlung abbrachen.
Mittlerweile gibt es "atypische" Neuroleptika der zweiten Generation, die allen früheren Mitteln vorzuziehen sind, wegen der ausgezeichneten Wirkung und der wenigen Nebenwirkungen.
Deine Schwester muss aber als ersten Schritt einsehen, dass sie krank ist. Wenn sie das nicht tut, wird sie die behandlung nicht konsequent fortführen und ihren Stellenwert verkennen.
Faustregel ist: Je schneller die Krankheit behandelt wird, umso besser sind die langfristigen Heilungschancen.
Die Behandlung besteht aus drei Säulen: Pharmatherapie, Psychotherapie und Soziotherapie - im optimalen Fall.
Ich kann dir nur raten, dich eingehend über deine Rolle als Schwester zu informieren und ihr eine Stütze zu sein, denn sie braucht dich. es kann schon innerhalb enes Jahres alles wieder in Ordnung kommen, wenn sie optimal unterstützt wird. Aber die Medikamente müssen sein und regelmäßig genommen werden. Achte bitte darauf, sonst wirken sie nicht richtig. Ich wünsche deiner Schwester alles Gute. Smile
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Lancer
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Post Tue, 18.Jan.05, 18:13      Re: Verfolgungswahn? Ich bitte um Infos! Reply with quoteBack to top

Liebe Suse

Schizophrenie ist da nur eine von vielen Möglichkeiten, könnte z.B auch eine Depression mit psychotischen Symptomen sein (was hier eher mein Verdacht wäre - will mich aber hüten eine Ferndiagnose zu stellen) oder aber auch eine psychotische Belastungsreaktion. Geht am besten so schnell wie nur möglich zu einem Psychiater und lasst das klären. Und Kopf hoch, man sagt je akuter eine Psychose kommt, desto besser und schneller heilt sie auch aus..
Viel Glück und halte uns auf dem Laufenden
Robert
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Anyusha66
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Post Thu, 09.Jun.05, 19:23      Umgang mit Verfolgungswahn Reply with quoteBack to top

Hallo an Euch hier im Forum,

ich habe eine Frage, von der ich nicht genau weiß, ob ich sie hier an der richtigen Stelle vorbringe.
Und zwar würde ich gerne wissen, wie man auf Menschen mit Verfolgungswahn reagiert. Im Einzelnen: Im neu bezogenen Mietshaus lebt eine junge Frau, ebenerdig mit Fenstern direkt zur Eingangstür mit Blickkontakt. Sie ist überwiegend nicht zu Hause und wir haben sie auch noch nicht kennengelernt. Die Mitbewohner berichten, dass ihre Anwesenheit immer ziemlich stressig für alle ist.

Nicht nur, dass sie Ihre Tür mit Artikeln über Verfolger und ihre Opfer gepflastert hat, sie hämmert wohl beim Reingehen auch permanent an die Fensterscheiben und beim Vorbeigehen an ihrer Wohnung knallt sie ständig und oft hintereinander die Tür auf und zu, so dass alle genervt sind.
Das macht mich ziemlich unsicher als neuer Mieter.
Ich weiß nicht, was ich tun soll, wie ich reagieren kann? Ich hoffe, ich bekomme hier einen Tipp, wie man damit umgehen kann und soll.

Lieben Dank schonmal!
Anyusha
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Hans-Jörg
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Post Fri, 10.Jun.05, 8:00      Re: Umgang mit Verfolgungswahn Reply with quoteBack to top

Hallo Anyusha,

Um was geht es Dir dabei? Willst Du der Frau helfen, oder stört Dich der Lärm, den sie macht?

Was sie an ihre Tür pflastert, ist ja nun ihre Sache.
Nicht jeder entspricht halt der Norm, was zum Glück noch nicht gänzlichst Pflicht geworden ist.

Sei doch einfach freundlich, aber nicht aufdringlich zu ihr.
Und wenn sie keinen Kontakt will, ist das ja auch in Ordnung.

Gruß Hans-Jörg
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Anyusha66
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Wohnort NRW
W, 36


Post Fri, 10.Jun.05, 8:05      Re: Umgang mit Verfolgungswahn Reply with quoteBack to top

Hallo.
Nein, es geht mir ganz und gar nicht ums Helfen.
Ich möchte nur wissen, wie man reagiert, wenn sie ihre Aktionen startet.
Also einfach ignorieren oder reagieren und wenn wie.
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Hans-Jörg
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Wohnort Süddeutschland
M, 40


Post Fri, 10.Jun.05, 8:15      Re: Umgang mit Verfolgungswahn Reply with quoteBack to top

Wenn es mich nicht betrifft, würde ich es ignorieren.

Was willst Du denn sonst machen?
Zur Ordnung ermahnen, auslachen, usw?

Mit Konsequenzen drohen kannst Du immer noch, wenn DU es nicht mehr erträgst (z.B. den Lärm).
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jasi2505
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Post Wed, 26.Sep.07, 10:46      Verfolgungswahn u.a. Reply with quoteBack to top

hallo ihr.
Ich bin neu hier und hoffe dass ihr mir helfen könnt.

Und zwar ist folgendes:

Vor ca. einem Monat hat es begonnen (zumindest hat sie es zu der Zeit das erste Mal geäußert), dass meine Oma von Dingen spricht, die wir (die Familie) nicht so ganz nachvollziehen können.

Angefangen hat es, dass sie wohl ihre "erste große Liebe" gesehen hat und diesen nun "sucht". Diese Jugendliebe war damals ein paar Jahre älter als sie, müsste nun also so um die 80 Jahre alt sein. Den, den sie als ihre Jugendliebe aber gesehen hat, ist ca. 40 Jahre alt.
Sie hört nun immer einen Radiosender (diese Jugendliebe soll bei diesem Radiosender arbeiten) und bezieht die Songtexte und so weiter, die in diesen LIedern vorkommen, auf sich. Singt da z.B. jemand "Ich vermisse dich, melde dich" usw. dann meint sie, dass sie sich bei demjenigen melden soll. Sie irrt abends draußen umher, weil sie im RAdio wieder irgendwelche Sachen gehört hat, die sie vermuten lässt, dass sie an bestimmte Orte kommen soll.

Sie lässt sich da auch wirklich nicht von abbringen, dass die Sachen nicht direkt an sie gerichtet sind, sie ist da wirklich total von überzeugt.

Die andere Sache ist, dass sie auch die ganze Zeit "verfolgt wird". Also sie sieht überall Leute, die über sie sprechen, die hinter ihr herlaufen, die sie auslachen, die sie beschützen usw.
Autos halten an und warten und reden über sie, Leute drehen sich um, usw.
Das stimmt natürlich nicht.

Ich war mit ihr einkaufen und dann hatte sie auch wieder gemeint, dass die Leute über sie lachen würden, aber es hat NIEMAND gelacht.

Wir wissen wirklich nicht was das sein kann, wie so etwas kommen kann und was man dagegen tun kann.
Ich hoffe es kann mir jemand helfen, denn sie will irgendwie nicht einsehen, dass das nicht normal ist Sad

Liebe Grüße Jasmin
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xstevie
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M, 28


Post Sat, 10.Nov.07, 15:23      Re: Verfolgungswahn u.a. Reply with quoteBack to top

Liebe Jasmin,

ein Kumpel von mir ist paranoid-schizophren und daher weiß ich, wei hilflos man sich fühlt, wenn man solch einer Person helfen möchte aber nur Mißtrauen erntet. Meist ist es so, dass der (letzte) Kontakt zu allen Menschen abreisst und die Realität durch eine "innere Welt" überlagert wird. Hierdurch fallen alle Entwicklungsmöglichkeiten für die rationale Modellbildung fort. Jedes Bild von der Aussenwelt ist stark verzerrt.

Kurzum: Die Person begibt sich in einen ewigen Traumzustand und sämtliche Kanäle zur Aussenwelt verlaufen durch eine innere Vermittlungsschicht, in der alles dem Traum angepasst wird. Die Person lebt gefangen in (alb-)traumhaften, inneren Parallelwelten. Die Umgebung wird als bedrohlich empfunden, hinzu kommen ständige Stimmen und Geräusche.

Klingt bitter, bedeutet es doch einen Ausstieg des Bewußtseins aus der Gesellschaft.

Es gibt 2 Möglichkeiten:

a) medikamentöse Behandlung

Die hat bei meinem Kumpel (nach enormen Energieaufwändungen und monatelangen Psychiatrieaufenthalten!) sehr gut funktioniert und er lebt mittlerweile -nach drei Episoden, die erste mit 22- jetzt wieder seit über 2 Jahren glücklich in der Realität. Er ist 31 und bekommt sein Studium, das er nach der 2. Episode neu begonnen hat, sehr gut auf die Reihe. Jedem jungen Menschen würde ich wieder dazu raten. Mittlerweile gibt es -neben den billigen Breitbandmedikamenten- bereits sehr gute, die individuell auf verchiedenste Formen passen. Leider sind sie SEHR teuer und man muß das richtige oft durch ausprobieren finden. Sie müssen regelmäßig genommen werden.

b) keine Behandlung

Da deine Oma schon sehr alt ist, würde ich von einer Behandlung abraten. Der innere Stress, der einer Schizophreniebehandlung anhaftet, ist generell sehr groß. Sie würde danach mit hoher Wahrscheinlichkeit dauermedikiert im Altenheim "versauern".
Hinzu kommt: desto breitbandinger die Medikamente anschlagen, umso mehr Nebenwirkungen haben sie. Sowohl psychisch als auch physisch. Keine Krankenkasse würde einer alten Frau ein solches o.g. "Hightech"-Medikament zahlen (>200 Euro / Monat) und dafür lieber zu einem Breitbandmedikament ("Haldol", 5 Euro / Monat) greifen, welches sie motivationslos, träge und erschöpft werden lassen und ihr einen unschönen Lebensabend in (realer) innerer Einsamkeit bescheren würde.


Ich würde mich verstärkt um sie kümmern, ihrem Mißtrauen mit wohlwollendem Vertrauen begegnen, ihr ernsthaft zuhören, aber sie wie eine Traumfigur interpretieren und die Krankeit als ein Stadium ihres Lebens akzeptieren. Das bedeutet natürlich nicht, so zu tun, als wäre nichts. Das Schwierigste ist die Herausforderung für die eigene Psyche.

Aber man darf nicht vergessen: im Prinzip ist unser aller Geisteszustand so extremst fein eingestellt, das ein Millimeter "neben der Spur" bereits das Aus in der realen Welt und ein Absinken in die innere "Traumwelt" bedeuten kann. Man kann bei sowas also nur dazulernen. So schlimm es auch zu sein scheint.

Alles Gute und

Gruß,
Stevie
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Toughy
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Post Sat, 10.Nov.07, 16:10      Re: Verfolgungswahn - wie helfen? Reply with quoteBack to top

Hallo Jasmin,

was du hinsichtlich der ersten Liebe deiner Oma schilderst, klingt für mich stark nach Beziehungswahn. Kannst ja mal danach googlen und dich ein bisschen informieren.

Wegen ihrer Ideen, ausgelacht zu werden, mag ich an Lancers Posting von etwas weiter oben anknüpfen: Solche wahnhaften Vorstellungen können durchaus auch in Zusammenhang mit einer Depression auftreten. Sog. Altersdepressionen treten gar nicht mal so selten auf. Auch hierüber finden sich zahlreiche Informationen im Internet.

Dass deine Oma keinen Behandlungsbedarf sieht, ist schon wieder "normal"; das wird bei Wahnideen quasi frei Haus mitgeliefert. Sie ist ja davon überzeugt, dass es so ist, wie sie's wahrnimmt.
Was ihr machen könnt, ist, mal zu überprüfen, ob sie evtl. Medikamente einnimmt, die mitunter zu wahnhaften Störungen führen können.

Quote:
z.B. können Medikamente wie das häufig von Internisten benutzte Magenmittel Omeprazol Verwirrtheitszustände mit wahnhaften Störungen und Halluzinationen insbesondere bei älteren Kranken hervorrufen
Quelle: Gesundheitpro
Also lest euch doch mal die Beipackzettel von den Medikamenten, die deine Oma einnimmt, durch. Ein Medikamentenwechsel könnte schon die Lösung des Problems sein.

Überhaupt würde ich empfehlen, Kontakt zu ihrem Hausarzt aufzunehmen und ihm eure Beobachtungen zu schildern. Dieser könnte die ggf. notwendigen Maßnahmen einleiten, mit denen eine klare Diagnose gestellt und eine eventuelle Behandlung eingeleitet wird. Zu ihren Hausärzten haben viele ältere Patienten oft ein über viele Jahre gewachsenes Vertrauen, das es ihnen eher ermöglicht, bspw. medikamentösen Veränderungen zuzustimmen.

Alles Gute,
Toughy

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Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will.
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xstevie
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Post Sat, 10.Nov.07, 16:29      Re: Verfolgungswahn - wie helfen? Reply with quoteBack to top

@Toughy:

So ein Liebeswahn tritt bei vielen paranoid-schizophren diagnostizierten Menschen als Wahn auf und spricht -zusammen mit den akustischen Halluzinationen- für eine Psychose. Bei meinem Kumpel war es Größenwahn.

Edit: Aus Wikipedia ("Beginn und Früverlauf der Schizophrenie"):

"Die zehn häufigsten ersten Positivsymptome einer Schizophrenie[2] Positivsymptom Anzahl (n=232) in Prozent

1. Beziehungswahn 51,7
2. Verfolgungswahn 41,4

...


Medikamente checken ist eine gute Idee. Idea Eine (paranoid-schizophrene) Psychose kann durchaus durch Medikamente induziert werden!

Gruß,
Stevie


Last edited by xstevie on Sat, 10.Nov.07, 18:36; edited 5 times in total
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Post Sat, 10.Nov.07, 17:32      Re: Verfolgungswahn - wie helfen? Reply with quoteBack to top

Hi xstevie,

ja, Liebeswahn kann bei paranoider Schizophrenie auftreten. Jedoch nicht nur bei dieser speziellen Erkrankung. Es kann auch symptomatisch für eine andere Störung sein. Dass sich bei Jasmins Oma Beziehungswahn und ggf. paranoide Wahrnehmungen treffen, muss m.E. nicht zwangsläufig bedeuten, dass sie an paranoider Schizophrenie erkrankt ist. Zum einen kann man Flöhe und Läuse haben Wink, und zudem erscheint mir das (von mir geschätzte) Alter von Jasmins Oma für eine Ersterkrankung eigentlich zu hoch.
Ich weiß natürlich nicht, was nun wirklich dahinter steckt. Mir ist jedoch wichtig, dass man/Jasmin sich nicht auf eine einzige Erklärungsmöglichkeit versteift, die so wahrscheinlich ist wie (eine) andere Möglichkeit(en) auch.

Viele Grüße,
Toughy

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Post Sat, 10.Nov.07, 18:20      Re: Verfolgungswahn - wie helfen? Reply with quoteBack to top

Toughy wrote:
und zudem erscheint mir das (von mir geschätzte) Alter von Jasmins Oma für eine Ersterkrankung eigentlich zu hoch.


Oh, da sprechen neuere Studien aber ganz andere Bände. Ich zitier mal Wikipedia ("Schizophrenie"):

"Schizophrenien im Alter

Ersterkrankungen gibt es im höheren Alter kaum noch, war man sich bis in die 80er Jahre hinein sicher. Die Diagnose einer Schizophrenie wurde nur bis zu einem Alter von 45 Jahren zugelassen. Ab diesem Alter würden nur noch Wahnerkrankungen und keine Schizophrenien vorkommen, meinte man.

Neue Studien, welche in den Niederlanden und Großbritannien durchgeführt wurden, kamen jedoch zu Ergebnissen, welche diese Behauptungen widerlegen. Laut dieser Studie steigt die Zahl der Erstaufnahmen für Schizophrene ab dem 70. Lebensjahr erheblich an und erreicht im hohen Alter Werte, die noch über den Erstaufnahmeraten jüngerer Jahrgänge liegen."


Ich habe schon von den skurrilsten Senioren gehört, die z.B. plötzlich ständig verbranntes Essen rochen und dachte, der Nachbar wollte sie ärgern, etc.


Aber Du hast Recht: man sollte sich nicht auf eine Diagnose versteifen. Ferndiagnosen sind natürlich immer sehr vage.
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Toughy
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Post Sat, 10.Nov.07, 19:19      Re: Verfolgungswahn - wie helfen? Reply with quoteBack to top

Oh klasse, danke für den Hinweis *smile* Das war mir jetzt echt neu.

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Post Sat, 10.Nov.07, 23:03      Re: Verfolgungswahn - wie helfen? Reply with quoteBack to top

Toughy wrote:
Oh klasse, danke für den Hinweis *smile* Das war mir jetzt echt neu.


Bitte, bitte Smile - war mir in dem Ausmaß, wie es auf Wikipedia wiedergegeben wird, allerdings auch neu.

Ich könnte mir vorstellen, dass ein -im Alter- schlechter funktionierender Abtransport von Abbauprodukten aus dem Hirn die Auslösung von Psychosen begünstigt.

Zu dem Medikamenten: Die Schwester meiner Freundin (mitte 20) hat gerade ein Antibiotikum abgesetzt, von dem sie wohl laufend Alpträume bekam, die dann in der Realität ziemlich nachwirkten. (Maden im Bein, dann hat sie in der Realität nach Tabletten gesucht, die sie gar nicht nimmt...etc...)

Wenn man sich die verdächtigen Antibiotikamoleküle mit ihrer alkaloidartigen Grundstruktur anschaut und überlegt, zu was für einem manigfaltigen Schrott sie abgebaut werden könnten, wundert es nicht, wenn was psychoaktives dabei wäre.

Nimmt ein älterer Mensch Antibiotika mit diesen Eigenschaften,...

Die Zusammenhänge zwischen Neurobiologie (-chemie) und Psyche sind auf diesem Gebiet noch lange nicht enträtselt. Wir befinden uns da noch in der Aufklärungszeit. In 100 Jahren wird man über die Holzhammermethoden von heute lachen. Aber wenigstens können wir Psychosen chemisch beenden. Vor 100 Jahren waren solche Leute zumeist völlig verloren.

...sofern sie nicht fest in ein sehr positives soziales Umfeld eingebunden waren - was auch heute noch die beste Prophylaxe gegen psychische Erkrankungen darstellt und für stark postivierte Prognosen sorgt!
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