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mitsu
neu an Bord!


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Wien M, 62
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Tue, 19.Oct.04, 15:35 Kampf gegen Resignation |
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Geliebt werden ohne selbst lieben zu können ist in meiner langjährigen Ehe ein Trauma, das mich langsam, aber sicher von innen auffrißt. Die bis heute ungestillte Sehnsucht nach der innigen erfüllenden Umarmung ist immer in mir und ergreift immer mehr von mir Besitz. Unreif und leichtsinnig machte ich in früher Jugend den entscheidenden Fehler und heiratete auf der Suche nach Geborgenheit ohne wirklich verliebt zu sein. Ich suchte den Ausgleich im Beruf und hatte dabei viel Erfolg, was mir bei der Verdrängung meiner Gefühle sehr half. Jetzt in Pension bricht alles in mir zusammen. In letzter Zeit quälen mich zunehmend Albträume, in denen ich nochmals aus dem derzeitigen Leben ausbreche oder dazu verführt werde. Am Tag hatte und habe ich aber nie den Mut diese Konsequenz zu ziehen und alle, die zu mir zum Teil aufschauen, so zu enttäuschen. Wenn ich die möglichen Konsequenzen bedenke, will ich das auch nicht. Auch habe ich nicht den geringsten Grund der eine solche Entscheidung objektiv rechtfertigen würde. Im Gegenteil - ein Priester sagte mir nachdem ich ihm meine Situation geschildert hatte: "Ihre Sorgen möchte ich haben". Er hat sicher recht. Nach außen beneidenswert, innerlich trotzdem voll ungestillter Sehnsucht und ausgehölt lebe ich in den Tag hinein und warte auf ein Wunder in irgendeiner Form. Kann mir ein Psychotherabeut helfen ?
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mitsu
neu an Bord!


2
Wien M, 62
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Tue, 19.Oct.04, 16:03 Re: Kampf gegen Resignation |
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Nachsatz: Die Psychotherapeuten mögen mir meinen Rechtschreibfehler verzeihen!
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wieselchen
Helferlein


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München W, 28
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Tue, 19.Oct.04, 18:37 Re: Kampf gegen Resignation |
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Lieber Mitsu,
ich habe Ihre Geschichte aufmerksam gelesen und weiß jetzt nicht genau, wie ich anfangen soll, um Ihnen möglichst gut zu helfen. Aus Ihren Zeilen spricht wirklich große Traurigkeit.
Natürlich wäre eine ausführlichere Schilderung Ihrer derzeitigen Situation und Ihrer Vergangenheit sehr hilfreich. Dies würde allerdings ein hohes Maß an Selbstenthüllung erfordern. Dazu möchte ich Sie nicht drängen. Wenn Sie allerdings möchten, dann erzählen Sie ein wenig mehr: Gibt es Kinder? Welchen Berufsweg hat Ihre Frau eingeschlagen? Wie gestaltet sich das Leben mit Ihrer Frau momentan?
Mit dem jetzigen Wissen um Ihre Situation kann ich Sie in soweit etwas beruhigen, dass der Übergang vom Arbeitsleben ins Pensionsalter für viele Menschen eine kritische Zeit darstellt. Häufig sind Depressionen eine Folge davon. Dies trifft auch auf andere Schwellensituationen zu– wie die Gründung einer Familie oder den Eintritt ins Berufsleben. Nun, im Prinzip ist dies wahrscheinlich nur ein schwacher Trost, aber es zeigt, dass Sie nicht alleine sind.
Was Hilfe angeht: Ein Psychotherapeut oder Paarberater könnte Ihnen sicherlich sehr helfen. Er wird auch nicht so reagieren wie der Priester, der durch seine sehr unqualifizierte Äußerung Ihnen gegenüber meines Erachtens soziale Inkompetenz bewiesen hat. Ein geeigneter Therapeut wird Sie verstehen und mit Ihnen an einer Lösung arbeiten, die es sicher gibt.
Ein Neuanfang ist durchaus denkbar. Es gibt tatsächlich ältere Paare, die sich irgendwann entscheiden, ihre Beziehung in eine Art Freundschaft umzuwandeln und – jeder für sich – noch mal neu anzufangen. Dies ist ein schwieriger Schritt, den ich nun sicherlich nicht bagatellisieren will. Aber jede Veränderung ist mit „Anstrengung“ verbunden. Das Problem: Man muss – bevor es zu spät ist – entscheiden, ob es sich lohnt.
Und genau diese Entscheidung kann Ihnen niemand abnehmen. Ein Begleiter – den ich Ihnen sehr wünsche – kann Sie aber auf diesem Schritt beraten und eine Stütze für Sie sein.
Falls Sie es möchten, würde ich ihnen gerne weiter helfen.
Ich wünsche Ihnen bis dahin alles Gute,
vielleicht bis bald,
das
wieselchen
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