Wieder Gefühle zugelassen - einem neuen Tief nahe

sporadischer Gast 13 Aschaffenburg W, 24

Hallo,

als ich diese Seite entdeckte, ging es mir eigentlich noch soweit ok, aber seit dem letzten Wochenende geht es irgendwie immer mehr bergab.

Ich habe anfang September meinen neuen Freund kennengelernt. So richtig zusammen sind wir ungefähr einen Monat. Davor war ich ein Jahr Single und es ging mir richtig gut.
Doch seit ich wieder Gefühle zulasse tauchen immer wieder Anzeichen für eine neues Tief auf. Ich mein, dass hatte ich im letzten Jahr zwar auch, aber da konnte ich immer gegen ankämpfen, doch seit letztem Wochenende irgendwie nicht mehr. Am Samstag war es wieder so schlimm, dass ich am liebsten irgendwelche Beruhigungsmittel genommen hätte. Und gestern abend hatte ich einen richtigen Heulkrampf, ich hatte wieder Angstgefühle, wie vor über zwei Jahren und ich fange auch wieder an, Desinteresse zu zeigen für Sachen, die ich sonst gerne gemacht habe.

Ich muss dazu sagen, dass ich vor zwei/drei Jahren schon mal eine Depression hatte, wo ich auch stationär behandelt wurde, weil ich nicht mehr mit meinem Leben klar kam. Momentan sind wieder die gleichen Anzeichen da und ich weiß nicht warum. Es ist, seitdem ich wieder Gefühle zulasse. Klar ist es normal, dass man Angst hat, den Partner wieder zu verlieren, aber warum wirkt sich das bei mir so stark aus? Warum habe ich wieder die ganzen negativen Gefühlen und Ängste? Liegt es noch an meiner Kindheit, dass ich diese doch noch nicht richtig aufgearbeitet habe? Dabei ging es mir doch schon so gut. Ich hatte mehr Selbstbewusstsein und war selbstsicherer. Und jetzt, wo ist es hin?

Ich bin völligst durcheinander und fertig, könnte nur heulen und mich verkriechen. Wie bringe ich das nur meinem Freund bei? Wird er mich deswegen verlassen?

Hat jemand einen Tipp, was ich machen kann. Ich möchte nicht wieder eine Tablettentherapie machen oder wieder zu hunderttausend Psychologen rennen. Ich möchte es alleine schaffen, aber ich weiß nicht, ob ich noch die Kraft dafür habe. Ich würde es gerne zusammen mit meinem Freund schaffen, aber ich weiß nicht, wie ich es ihm sagen soll. In seiner Gegenwart bin ich doch zurückhaltend. Irgendetwas hemmt mich.

Habt Ihr einen Rat, was ich machen oder nicht machen soll?

Danke
Gruß

sporadischer Gast 20 paris W, 23

Hallo Hoffnung23,

ich kann Deine Situation total nachvollziehen, mir geht es nämlich ganz genauso. Ich bin mit meinem Freund seit 9 Monaten zusammen, vor ihm hatte ich zwar immer Beziehungen, aber nur sowelche, in denen ich das Gefühl hatte, ich wäre gefühlsmässig und auch sonst sehr überlegen und in denen die Jungs alles gemacht haben. Jetzt bei meinem jetzigen Freund ist das total anders: ich hab das Gefühl wir sind auf gleicher Augenhöhe und wir passen richtig gut zusammen und ich liebe ihn sehr. Aber nun kommt der Teufelskreis: Je mehr Gefühle Du für jemanden hast, umso grösser ist natürlich die Angst vor dem Verlust. Als Du alleine warst, hattest Du diesen Verlust natürlich nicht zu befürchten, daher kommt Dir das jetzt so schwer vor.
Ich denke, ein Patentrezept gibt es nicht. Mir persönlich hat teilweise geholfen, mir klarzumachen, dass ich mit der Angst einfach nichts ändere und dass man sich auch keine Verlustgefühle vorwegnehmen kann, d.h. angenommen, mein Freund trennt sich von mir dann wäre ich unsagbar traurig, aber ich kann mir von dieser Traurigkeit nichts im Vorherein nehmen. Klar ist es nicht einfach, sich das kognitiv klarzumachen und die Angst so überspielen zu wollen.
Ich würde aber schon versuchen, mit deinem FReund über deine Gefühle zu sprechen, ich glaube, dann geht es einem oft besser als wenn man das alles in sich reinfrisst. Ansonsten vielleicht kannst Du mit ner FReundin schauen, dass Du mit ihr drüber sprechen kannst. Ich würde aber das ganze nicht so negativ sehen, sonst beginnst Du Deine Beziehung für deine schlechten Gefühle verantwortlich zu machen und das wirkt sich indirekt aus und dein Freund wird es auch merken.

Alles Liebe
T

Guest W

Hallo Ihr beiden,

ich habe zwar auch keine Lösung für das beschriebene Problem, aber möchte euch sagen, dass ihr nicht alleine seid. Ich habe in meinem bisherigen Leben schon allerhand Beziehungsanfänge gehabt. Anfänge deshalb, weil es immer recht schnell ging und nach ein paar Wochen schon vorbei war. Es lag oft daran, dass die Typen auf einmal keine Zeit oder Lust mehr hatte. War halt das schnelle Verlieben und Entlieben. Doch dadurch bin ich natürlich auch ängstlich geworden. Habe jetzt wieder jemanden kennengelernt, was eigentlich ganz gut anläuft. Habe aber die Angst, dass auch er nach ein paar Wochen merkt, dass die Gefühle nicht langfristig sind. Diese Angst spüre ich, sobald er sich etwas zurückzieht oder mir nicht (mehr) zeigt, dass er mich mag und etwas von mir möchte. Ich weiß genau, dass ich diese negativen Gedanken abstellen muss, damit es anders kommt. Aber das gelingt mir nur schwer. Vielleicht muss man das wirklich hart trainieren. Immer positiv denken. Am besten ist natürlich, wenn man jemanden als Freund/In hat, der oder die so denkt und einen dabei unterstützt. Ich werde es jedenfalls versuchen.

Gruß
maulwurf26

Helferlein 36 heidelberg M, 27

klingt für mich alles sehr sehr stark nach "Borderline-Persönlichkeitsstörung"..
schaut mal in den Bereich des Forums rein, vielleicht können euch da die Leute bessere Ratschläge geben
http://www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewforum.php?f=26

sporadischer Gast 13 Aschaffenburg W, 24

Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten. Auch wenn es nicht so toll klingt, es klingt richtig gut, wenn man mit seinen "Problemen" nicht alleine dasteht.

Vielen Dank, Dan27. Habe mir mal durchgelesen, was überhaupt diese Borderline-Persönlichkeitsstörung für Auswirkungen und Ursachen hat. Fast alle Symptome treffen zu, jetzt zum Glück noch nicht so stark ausgeprägt, wie vor ein paar Jahren, aber Ansätze zeichnen sich bei mir ab. Zum Glück bin ich noch stark genug zu merken, wie weit es bei mir ist.

Meinem Partner habe ich schon versucht in Ansätzen zu erklären, was mit mir los ist. Da er wenig Zeit hat, bekommt er das meiste natürlich nicht so wirklich mit. Da fällt es mir natürlich schwer, die Kontrolle über meine Gefühle und eingebildeten negativen Gefühle zu behalten. Momentan weiß ich wirklich nicht, was ich will. Auf der einen Seite bin ich wirklich glücklich, wenn wir zusammen sind und er mir auch zeigt, dass er mich liebt, aber andererseits habe ich immer Zweifel, wenn er es mir mal nicht zeigt oder wir unter der Woche "unsere eigenen Wege" gehen, ob er mich wirklich liebt, obwohl ich das eigentlich im tiefsten Innern weiß! Das macht mich dann immer so fertig, da ich nur am Grübeln und Heulen bin, bis er mir am Telefon von sich aus zu verstehen gibt, dass er mich liebt. Er ist halt ein Mann, der das nicht so oft zeigen kann, wie ich es brauche. Dadurch, dass ich als Kind nie Liebe erfahren habe, möchte ich es jetzt umso mehr. Es fällt mir sehr schwer, mich da zurückzuhalten.
Ich verstehe genau, wie Du Maulwurf26 Dich fühlst und wie Du tinelinchen Dich fühlst.
Wir müssen ganz schön an uns arbeiten. Ich habe nur noch keinen richtigen Plan ohne therapeutische Hilfe.

Danke und Gruß
Hoffnung23

Helferlein 102 Wien M

Hallo Hoffnung23

Ein einfacher Tipp .-) um dich besser zu fühlen.

Bewegung, Sport.

Es gibt einfach eine Wechselwirkung zwischen körperlicher und seelischer Befindlichkeit. Wenn man sich schlecht fühlt, dann versackt man leicht zuhause und gibt sich seiner Stimmung hin.
Raus gehen, seinen Körper fordern und sich wieder spüren.

Sich und seinen Köper zu lieben ist meineserachtens auch die Grundlage für eine gute Partnerschaft.

Quote:

Dadurch, dass ich als Kind nie Liebe erfahren habe, möchte ich es jetzt umso mehr.

Wie soll man geliebt werden, wenn man sich selbst nicht liebt? Wobei wenn man dies in seiner Kindheit nicht lernen konnte, muss man es später erst mühsam nachholen, aber das geht leichter als man glaubt.

Quote:

ob er mich wirklich liebt

Oi, wie soll er das bloss machen Sad

( den Finger abschneiden .-)

Hubert

[nicht mehr wegzudenken] 2687 Deutschland W, 70

hallo hoffnung,

da würde mich doch echt mal interessieren, was passieren kann, wenn du wirklich liebst ( dich also einläßt) und du dennoch verlassen würdest. wovor hast du dann angst?
vorm sterben?
was könnte denn schlimmstenfalls passieren und warum denkst du die ( erwarteten) folgen nicht aushalten zu können?

lg
Time

sporadischer Gast 11 irgendwo M, 22

Hallo liebe Hoffnung,

ich kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen, ich befinde mich zwar schon seit einiger Zeit in psychotherapeutischer Behandlung, doch nach all der Zeit kann ich meine starken Emotionen (die zur Zeit sehr negativ behaftet sind) nicht überwinden.
Ich habe zur meiner jetzigen Situation auch einen Beitrag verfasst:
http://www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?t=15888

Mir ist es ein wenig peinlich, aber ich wünsche mir so sehr, dass ich eine Partnerin wie dich haben könne, die meine Gefühle kennt und mit der ich darüber sprechen könnte.
Es ist halt doch was anderes, wenn man selber solche "Täler" durchschritten hat oder durschreitet... Embarassed

sporadischer Gast 13 Aschaffenburg W, 24

@ Time:
Das Problem ist, dass ich nicht nur Angst habe, wenn er sich vor mir trennen würde, sondern allgemein, dass mich alle verlassen würde. Ich weiß, dass klingt ideotisch, aber das ist so. Aber ich weiß auch, dass sowas nicht passieren wird. Normalerweise habe ich genug Leute, die mir zuhören, aber wenn ich in einer schlechten Phase bin, sage ich mir auch wieder, dass die selber genug Probleme haben und ich nicht noch mit meinen ankommen muss. Ich muss halt irgendwie einen Weg finden, dass diese Angst wieder geringer wird und ich mich mehr fallen lassen kann. Ich weiß nur noch nicht, welcher Weg es ist.

Mein Partner und ich haben am Wochenende mal über die Probleme geredet und er macht sich seinen Kopf, wie er mir da helfen kann. Aber leider kann er das nicht, dass muss ich selber in den Griff bekommen. Hat jemand vielleicht einen Tipp, wie ich lockerer und offener werden kann? Das Problem ist ja, dass ich mein Leben das letzte Jahr eigentlich richtig schön genossen habe. Und ich auch schon soweit war, selbstbewusster rüberzukommen.
Was er mir jetzt aber gesagt hat, ist, dass er das Gefühl hat, dass ich mich leiten lassen will und keinen eigenen Willen habe. Er fragt sich momentan, wie ich bis jetzt klargekommen bin... Wie kann ich meine ganze Unsicherheit und meine ganzen Ängste am besten minimieren, dass ich wieder selbstbewusst genug bin und meine ganzen Wünsche etc. rüberbringen kann, also wieder eine selbständige Persönlichkeit bin. Denn er hat schon recht, mit dem was er sagt.
Ich bin wieder in mein altes Verhaltensmuster reingefallen und möchte da wieder raus. Nur wie??? Momentan sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Ich möchte absolut nicht, dass die Beziehung an mir scheitert...

sporadischer Gast 13 Aschaffenburg W, 24

@ grape:
Ja ich denke manchmal auch, dass es vielleicht nicht so schwer wäre, wenn man jemanden an seiner Seite hätte, der auch einige Tiefs durchhat.
Mein Partner kennt sowas persönlich überhaupt nicht. Wenn dann auch nur durch Bekannte und Freunde. Für ihn ist es eine starke Belastung, da er nicht weiß, wie er mit mir umgehen soll, da er mir ja auch irgendwie helfen will und nicht weiß, wie.
Einen Tipp gebe ich Dir: Lass Ihr Zeit und sei für sie da.

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