Selbssicherheit und Gefühle unter einem Hut

sporadischer Gast 13 Aschaffenburg W, 24

Hallo,

ein weiteres Problem in meiner Bewältigung ist aufgetreten.
Ich versuche nun wieder mehr Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein zu bekommen, auch innerhalb der Beziehung mit meinem Freund. Aber irgendwie klappt das nicht so.
Wenn ich ohne ihn bin, bin ich schon selbstsicherer geworden, aber sofern ich wieder mit ihm zusammen bin, bin ich wieder das kleine Mädchen, das nichts kann, total schüchtern ist und eigentlich zu nichts fähig.
Dadurch bin ich in der Beziehung ziemlich unsicher, traue mich kaum was zu sagen oder zu machen, aus Angst etwas falsch zu machen und ihn dann zu verlieren. Wir hatten ja noch nicht mal Sex miteinander. So langsam komme ich mir vor, als hätte ich alles verlernt, was ich in meinen anderen beiden Beziehungen erfahren habe.
Ich komme mir so versagend vor. Dabei will ich in meiner Beziehung auch selbstbewusster sein und meine Gedanken und Wünsche durchsetzen können, wie ich es so kann, wenn nicht so viele Gefühle im Spiel sind.

Wie bekomme ich Selbstsicherheit und zulassen von stärkeren Gefühlen unter einen Hut? Ich kann doch nicht gefühlskalt deswegen werden oder ewig mich benehmen wie ein kleines schüchternes Mädchen?

Hoffnung23

Forums-InsiderIn 386 NRW M, 32

Bisschen wenig Infos um da Tips zu geben.
Habt ihr sone Art "Machtbeziehung" ? Also ein Teil extrem dominant (dein Freund) und ein Teil extrem unterwürfig (du selbst)?
Wenn das der Fall sein sollte, dann sehe ich für Dich schwarz, denn diese Art von Beziehungen leben von der starren Rollenverteilung und Änderungen führen meistens zum Ende.

Falls ihr eine "normale" Beziehung habt dann würde ich Dir einfach mal empfehlen nachzudenken, was einen wirklich attraktiven Partner ausmacht. Es ist nämlich nicht das Unterwürfige bzw. das Aufgeben seiner eigenen Persönlichkeit, sondern genau gegenteilig zu wissen was man selbst will und das auch kommunizieren zu können (hat überhaupt gar nichts mit Gefühlskälte zu tun).

Also denke nicht nach was Du ständig falsch machen könntest wenn du dies und jenes sagst, sondern denke nach wie gut es im Endeffekt für euch beide wäre, wenn du weisst was du willst, und dein Partner dann überhaupt erst die Chance hat, dich als vollständige Frau wahrzunehmen.
lg DonCorle

[nicht mehr wegzudenken] 1277 München M, 24

Hi Hoffnung23!

Sehr interessantes Thema, das du da anschneidest, da denke ich derzeit auch oft drüber nach.

Du hast schon einige Fortschritte gemacht, wie du ja selbst bemerkst. Bei deinem Freund schlitterst du aber jedesmal in dein altes Verhaltensmuster. Du versuchst, der Rolle gerecht zu werden, praktisch eine Art Beziehungs-Drehbuch nachzuspielen ("weil es so laufen muss"). Anscheinend hat es sich bei euch in der Anfangszeit so eingependelt, dass er meistens das Sagen hat und du das Hupferl an seiner Seite bist. Dass du dich unfähig neben ihm fühlst, halte ich für sehr bedenklich, egal ob es nun auf Aussagen von ihm oder auf dein eigenes Gefühl der Nichtsnutzigkeit zurückgeht. Wieso fühlst du dich denn unfähig?

Quote:

Dadurch bin ich in der Beziehung ziemlich unsicher, traue mich kaum was zu sagen oder zu machen, aus Angst etwas falsch zu machen und ihn dann zu verlieren. Wir hatten ja noch nicht mal Sex miteinander.

Auch in dem Absatz sieht man klar, dass du unbewusst und unfreiwillig die Rollenverteilung spielst, die ihr euch anfangs (vielleicht auch unbewusst) rausgesucht habt, weil es der vermeintlich beste Kompromiss eurer Vorlieben ist. Du darfst auf keinen Fall hier Verlustangst haben. Es ist ganz ganz wichtig, dass du mit ihm drüber redest und ihr auf einen neuen gemeinsamen Nenner kommt, der lauten wird, dass du in der Beziehung auch die Rechte kriegst, du die gerne hättest, und vor allem das Gefühl, etwas (nein, sogar sehr viel!) wert zu sein. Das Gespräch - und auch diesen Ausgang des Gesprächs - ist imho unabdingbar für euer zweisames Glück.

Sex halte ich in eurem Fall für weitgehend egal. Denk nicht dran, es als Druckmittel zu gebrauchen (egal ob in deiner Psyche oder gegen ihn) a la "Es hält deswegen besser zusammen, weil wir miteinander geschlafen haben". Kommt Zeit, kommt Sex. Lieber erstmal die anderen Probleme klären, damit du nachher eure Beziehung mit allen Aspekten genießen kannst grinsend

Die anderen Beziehungen von dir hatten wahrscheinlich eine ganz andere Konstellation. Dein jetziger hat anscheinend von Anfang an in eine andere Bresche geschlagen und dich damit angezogen. Es geht jetzt weniger um Nostalgie, sondern eher darum, dass ihr beide nicht zulasst, dass sich da etwas festfährt, was schädlich ist/wird.

Quote:

Ich komme mir so versagend vor. Dabei will ich in meiner Beziehung auch selbstbewusster sein und meine Gedanken und Wünsche durchsetzen können, wie ich es so kann, wenn nicht so viele Gefühle im Spiel sind.

Sag ihm genau das und wenn er der Typ ist, der gerne mal den großen König spielt und das Kommando hat, dann vereinbart so etwas wie ein "Stopschild". Das heißt, wenn er dir zu viel kommandiert oder du dir selber unfähig oder wertlos vorkommst, dann kannst du das "Stopschild" zücken und ihm sagen, was nicht passt. Wäre schön, wenn ihr gemeinsam auf den Vorschlag kommt oder sogar er es vorschlägt. Das Gespräch ist auch grade deswegen so wichtig, um die drohende Diskrepanz zu verhindern, die auftreten wird zwischen der "freundschaftlichen" Hoffnung23 und der "partnerschaftlichen" Hoffnung23. Weil du evtl. immer mehr die "partnerschaftliche" hassen könntest (denn die freundschaftliche entwickelt sich ja nach deinem Ideal weiter), solltest du jetzt versuchen, einem Graben entgegenzuwirken, der sonst schlimme Auswirkungen auf dich haben könnte.

Ja, wir Männer mögen das mit den kleinen schüchternen Mädchen ... deswegen kommt es oft vor, dass wir die Frauen psychisch in dieses Schema zwingen. Nochmal: In so einer Situation "Stopschild zücken", wenns zuviel wird. Es kommt immer wieder mal vor und manchmal übergeht mans auch einfach oder macht schauspielerisch was, aber es sollte nicht zum Zwang werden.

lg, Sparkle

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