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tanzendes_irrlicht
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Post Fri, 03.Dec.04, 7:05      Lebensgeschichten wildfremder Personen Reply with quoteBack to top

Hallo!

Gestern ists mir schon wieder passiert - und meine Reaktion beschäftigt mich mal wieder. Also erzähl ich´s Euch mal - bestimmt kennen das einige von Euch!

Am Bahnhof macht ich zu der neben mir stehenden (wildfremden) Frau die (freundlich gemeinte) Bemerkung, dass ihr Rucksack offen stünde. In Köln und vielen anderen Großstädten nicht so günstig, wenn man noch im Besitz seiner 7 Sachen sein möchte Wink
Die Frau erzählte mir darauf hin zunächst von ihrem Stress im Job, dann von dem mit ihrem Freund, ihrer Mutter, finanzielle Probleme blablabla...

Letztens stand ich knapp drei Meter von meiner Tasche weg, weil ich dem mich zuschwallenden Herrn immer weiter ausgewichen bin und er immer nachrückte und redete und redete...

In Zügen ists ganz schlimm. Ich kann mir mein Buch auf die Nase kleben und dennoch meint sehr häufig mein Sitznachbar, mir seine aktuellen oder vergangenen Probleme erzählen zu müssen...

Oft (allermeistens) nervt mich das.
Und irgendwie weiss ich nicht recht, damit angemessen umzugehen?
Ich will nicht zu abweisend sein, will aber auch nicht zum Krisen-Gespräch einladen. Und ich frag mich - was bringt fremde menschen dazu, anderen fremden Menschen so private Dinge zu erzählen?

Mein "Problem" damit ist, dass ich fast ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich aus solchen Situationen flüchte, unhöflich reagiere, weggehe, nicht nachhake.

Gehts manchen von Euch ähnlich? Wie reagiert Ihr? Habt Ihr ein "schlechtes Gewissen", wenn Ihr Euch abgrenzt- und wie macht Ihr das konkret?

Lg,

Tanzendes_irrlicht

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Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M.
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Summer
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Post Fri, 03.Dec.04, 10:04      Re: Lebensgeschichten wildfremder Personen Reply with quoteBack to top

Hi Tanzendes Irrlicht!

Nein, ich hab kein schlechtes Gewissen, wenn ich wildfremden Leuten nicht zuhöre. Wie komm ich dazu, mit irgendeinem "Geschwafel" zwangsbeglückt zu werden???

Ich reagiere dann höflich, aber abweisend. Wenn möglich, verabschiede ich mich und gehe weg. Wenn das aber nicht geht, beschäftige ich mich irgendwie anders und gebe anfangs noch hin und wieder ein höfliches "mhm" von mir. Falls die Person aber dann noch immer nicht dahinter steigt, dass ich meine Ruhe will, geb ich keine Reaktionen mehr. Schlimmstenfalls muss ich halt den Platz wechseln.

Eine Möglichkeit wäre auch noch, den anderen höflich darauf hinzuweisen, dass man irgendwas anderes machen muss oder einfach seine Ruhe braucht. Kommt aber auf den Gesprächspartner drauf an. Manche kapieren nicht mal das...

Ich weiß, es ist nicht leicht, die mahnende Stimme im Kopf, man soll immer und zu allen höflich sein, zu ignorieren. Mir hat die Einsicht geholfen, dass eben jene Menschen, die mich mit ihren Geschichten vollplaudern, nicht höflich sind. Also, warum sollte dann ICH der Unhöflichkeit höflich mit Zuhören begegnen???

Hoffe, das hilft dir Rolling Eyes

Liebe Grüße
Summer
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Jelka
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Post Fri, 03.Dec.04, 10:35      Re: Lebensgeschichten wildfremder Personen Reply with quoteBack to top

Ohja, sowas kenne ich auch nur zu gut. Vielleicht sollten wir uns mal die Lebensgeschichten erzählen und gucken, ob wir die gleichen Leute kennen. zwinkernd..

Ich habe mir angewöhnt, freundlich und bestimmt zu sagen, dass es mir leid tut, aber ich möchte mich im Moment nicht unterhalten. Das funktioniert eigentlich ganz gut. Ich gebe den Leuten damit nicht das Gefühl, dass mich speziell sie nicht interessieren, sondern mache einfach nur meine eigene Befindlichkeit klar. Unhöflich finde ich es eigentlich auch nicht, weil ich mich ja nur abgrenze und auf mich achte.
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bienemaja
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Post Fri, 03.Dec.04, 12:52      Re: Lebensgeschichten wildfremder Personen Reply with quoteBack to top

Hallo ihr,

also mir passiert soetwas nicht des öfteren ist aber doch schon vorgekommen.
Ich muss ehrlich zugeben mich interessieren die Lebensgeschichten andere eigentlich schon. Ich finds sogar spannend Laughing und höre auch dann gerne zu und sag auch meine Meinung. Cool
*g

lg

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Tipp- und Rechtschreibfehler sind absichtlich eingebaut und dienen der Belustigung des Lesers grinsend
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mal schauen
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Post Mon, 06.Dec.04, 12:31      Re: Lebensgeschichten wildfremder Personen Reply with quoteBack to top

hi,
ich kenn das auch nur zu gut,
und hab dieses auch des öfteren, egal ob bahn, n`amt oder bei meiner arbeit in ner disco (da ist es am schlimmsten, da man viele leute dann wiedersieht).
Manchmal finde ich es ziemlich bedrückend was die leute von sich geben, und auch wenn ich gemeinsamkeiten derer probleme mit meinen erkenne, find ich mich selten oder gar nicht mit denen verbunden.
ich glaube, die leute wollen auch nicht eure nähe suchen, sondern wollen einfach nur mit einer komplett unparteischen person sprechen, die halt nichts von ihm weiß, gar nichts! so können sie von ihren problemen erzählen, dies oder jenes auslassen, dies oder das verschönern, und insgeheim erhoffen sich diese leute von euch anerkennung, bestätigung oder einfach nur einen guten rat.
meistens fangen die leute mit einem thema an (bei mir sind sinds meisten beziehungsprobleme, als ob ich wie ein eheberater aussehen würde Wink )gehen zu nächsten über, und nächsten, bis sie sich dann in eins davon hineinsteigern.
da ich halt seit ca 6 jahren in der gastronomie beschäftigt bin, auf der kirmes in discos und bars, sind mir schon so manche typen untergekommen. was mir dabei aufgefallen ist, ist folgendes:
jeder mensch ist unterschiedlich und haben aber viele gemeinsamkeiten auf hinsicht ihrer probleme und schliesslich hat jeder mensch seine probleme oder einfach mal nen miesen. es wird euch selten ein mensch mit guter laune seine geschichte erzählen. sie suchen jemanden die einfach nur ein offenes ohr für einen haben. fakt ist, das es jedem passieren kann, das er einem wildfremden menschen von seinen problemen bzw. lebensgeschichte erzählt. habt ihr euch noch nie dabei ertappt, wie ein fremder euch anfängt zu erzählen, und ihr den ganzen spieß einfach umgedreht habt, weil ihr auch probleme habt? so ein seelenstriptease ist manchmal nämlich echt befreiend! im prinzip funktioniert das ganze wie z.b. hier im forum oder in der kirche bei der beichte. wie vorhin erwähnt, suchen die leute anerkennung, bestätigung und/oder rat. Einfach nur ein gespräch, ne diskussion welche komplett anonym und diskret bleiben sollte. es ist ganz natürlich lösungen für seine probleme zu finden, oder nicht!? manchmal passiert es sogar, dass die leut im gespräch, dann selbst nen weg finden.
ich hör den leuten zu, und lass es oft an mir vorbeirauschen, d.h. heuchel manchmal einfach nur mein interesse! in der bahn z.b. hat man was um die langeweile zu überwältigen. oft kann man auch aus den fehlern dieser leute, die euch ihre fehler beichten, was lernen! das wichtigste ist nur, das ihr erstens diskretion bewahrt und die probleme von anderen nicht in den dreck zieht oder gar euch über die lustig macht und zweitens niemals nach dem namen fragt, ausser der erzähler sagt ihn euch selbst. oft werdet ihr auch gemeinsamkeiten zwischen euch und den/der Fremden finden, also lernt aus solchen gesprächen und euren und den fehlern der anderen.
wenn ihrs sowas vermeiden wollt, geht einfach. ohne ton ohne kommentar. ist zwar unhöflich, aber was solls und nachtragend wird euch der jenige auch nicht sein!
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tanzendes_irrlicht
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Post Mon, 06.Dec.04, 13:45      Re: Lebensgeschichten wildfremder Personen Reply with quoteBack to top

Hallo!

Summer wrote:
Ich weiß, es ist nicht leicht, die mahnende Stimme im Kopf, man soll immer und zu allen höflich sein, zu ignorieren. Mir hat die Einsicht geholfen, dass eben jene Menschen, die mich mit ihren Geschichten vollplaudern, nicht höflich sind. Also, warum sollte dann ICH der Unhöflichkeit höflich mit Zuhören begegnen???


Hey, das ist eine interessante Sichtweise!! Nicht ich bin die unhöfliche, die nicht zuhören mag, sondern die Menschen, die meine mehr oder weniger offenen Hinweise auf mangelnde Bereitschaft dazu ignorieren und mich trotzdem "zutexten".

Jelka wrote:

Ich habe mir angewöhnt, freundlich und bestimmt zu sagen, dass es mir leid tut, aber ich möchte mich im Moment nicht unterhalten. Das funktioniert eigentlich ganz gut.


Ok, ich versuchs mal mit direkteren Hinweisen. "Hm", nicht nachfragen, nichts erzählen und wegschauen funktioniert nicht, also versuch ichs zukünftig mal mit einem freundlichen "ich möchte mich jetzt nicht unterhalten" - wie simpel eigentlich...

bienemaja wrote:

Ich muss ehrlich zugeben mich interessieren die Lebensgeschichten andere eigentlich schon. Ich finds sogar spannend und höre auch dann gerne zu und sag auch meine Meinung.


Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht für andere Menschen interessiere und es ist auch nicht so, dass ich prinzipiell keine Lust habe, auch mit wildfremden Menschen ein Gespräch zu führen.
Was ich aber nicht mag ist eben, wenn ich etwas anderes tun möchte (zB im Zug lesen) oder ich nicht die entsprechende Laune dazu habe, mir Frau Müllers Lebensgeschichte anzuhören - und sie es dennoch tut und ich nicht weiss, wie ich da raus komme ohne unhöflich zu sein. Aber s.o. - ich werde mich in Zukunft daran erinnern, das schließlich beide Gesprächspartner Höflichkeitsregeln einhalten sollten. Auch der Erzählen-wollende.

mal schauen wrote:
sie suchen jemanden die einfach nur ein offenes ohr für einen haben. fakt ist, das es jedem passieren kann, das er einem wildfremden menschen von seinen problemen bzw. lebensgeschichte erzählt. habt ihr euch noch nie dabei ertappt, wie ein fremder euch anfängt zu erzählen, und ihr den ganzen spieß einfach umgedreht habt, weil ihr auch probleme habt?

Ich glaube, dass ich noch nie jemandem Wildfremden im nüchternen Zustand meine aktuellen oder vergangenen Sorgen erzählt habe!?
Auch umgedreht habe ich den Spieß noch nie.
Dieses "irgendwem erzählen" find ich seltsam eigentlich. Du begründest es mit Anonymität und vergleichst es mit dem Schreiben im Forum. Im Forum aber kann ich als Zuhörer, also Leser, jederzeit ohne den Erzähler zu beleidigen, zu verletzen, gehen, ich muss nicht zuhören - es ist eben keine direkte soziale Interaktion. Auch das Erzählen ist anders denke ich - der Schreiber weiss, dass da irgendwo im netz ein interessierter Leser ist, der uU genau sein Probelm gut einschätzen kann. Aber auf der Straße? Woher will Frau Müller wissen, ob mich Diabetes ihres Vaters und ihre Eheprobleme interessieren bzw ob ich dazu etwas gescheites sagen kann und möchte?

Ich danke Euch!

ein in Zukunft etwas "unhöflicheres" Tanzendes_Irrlicht

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Maxxim
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Post Mon, 06.Dec.04, 13:46      Re: Lebensgeschichten wildfremder Personen Reply with quoteBack to top

Hallo Tanzendes Irrlicht,

das ist wirklich ein Merkwürdiges, manchmal sogar schon fast beängstigendes Phänomen das ich nur zu gut kenne.Es ist egal wo ich bin, ob im Krankenhaus
oder auf irgendeiner Party oder wo auch immer, die Leute kommen zu mir und erzählen mir von Ihren Sorgen und Problemen obwohl ich Sie zum ersten mal sehe.Darüber wie das sein kann, habe ich mir schon oft den Kopf zermatert , bis mir eine gute Freundin neulich mal sagte das Menschen fühlen können was für ein Mensch Du bist........zb. wie Sensibel Du bist und wie gut Du zuhören kannst.Ich hab zwar keine ahnung ob das wirklich so ist, das wäre aber zumindets schonmal der Ansatz einer Erklärung!

Liebe Grüße,

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MaXXim
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Post Mon, 06.Dec.04, 13:54      Re: Lebensgeschichten wildfremder Personen Reply with quoteBack to top

Hallo Maxxim,

ja, ich denke an Deinem Ansatz ist durchaus was dran. Wenn jemand sehr verschlossen, unfreundlich, schlecht gelaunt oder abweisend aussieht bzw das ausstrahlt, weckt das bestimmt kein Vertrauen, demjenigen von sich erzählen zu wollen.
Im Umkehrschluss kann (und will Wink ) ich mir nun aber auch keine solche Ausstrahlung zulegen, damit ich nicht angesprochen werde. Denn Bienemaja hat weiter oben ja auch recht - manchmal ist es auch schön, wenn Menschen einem Vertrauen schenken, ohne dass sie einen kennen.

Ligrü,

Tanzendes_Irrlicht

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mal schauen
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Post Mon, 06.Dec.04, 19:26      Re: Lebensgeschichten wildfremder Personen Reply with quoteBack to top

Quote:
Dieses "irgendwem erzählen" find ich seltsam eigentlich. Du begründest es mit Anonymität und vergleichst es mit dem Schreiben im Forum. Im Forum aber kann ich als Zuhörer, also Leser, jederzeit ohne den Erzähler zu beleidigen, zu verletzen, gehen, ich muss nicht zuhören - es ist eben keine direkte soziale Interaktion. Auch das Erzählen ist anders denke ich - der Schreiber weiss, dass da irgendwo im netz ein interessierter Leser ist, der uU genau sein Probelm gut einschätzen kann. Aber auf der Straße? Woher will Frau Müller wissen, ob mich Diabetes ihres Vaters und ihre Eheprobleme interessieren bzw ob ich dazu etwas gescheites sagen kann und möchte?


ich denke, das du damit recht hast, das es hier anders zugeht, ok.
aber ich denke auch, dass der antrieb, lösungen zu finden, der gleiche ist.
die einen wollen halt lieber bischen im hintergrund bleiben,
die anderen tuns dann in einer direkten sozialen interaktion.
jedem liegt das seine.

Quote:
Ich finds sogar spannend und höre auch dann gerne zu und sag auch meine Meinung.
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deranat
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Post Mon, 06.Dec.04, 19:53      Re: Lebensgeschichten wildfremder Personen Reply with quoteBack to top

@ tanzendes_irrlicht,

Quote:
Und ich frag mich - was bringt fremde menschen dazu, anderen fremden Menschen so private Dinge zu erzählen?


Hmm...auf diese Frage kann ich nur mit einer Gegenfrage antworten. Warum denkst du gibt es immer mehr Psychotherapeuten???. Und in paar Jahren wird wahrscheinlich jeder Zweiter einen brauchen.

Liebe Grüße,.......Deranat
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tanzendes_irrlicht
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Post Tue, 07.Dec.04, 7:32      Re: Lebensgeschichten wildfremder Personen Reply with quoteBack to top

Hey Deranat,

*grins* Deine Gegenfrage weckte grade in mir die Phantasie, wie es wäre, diesen wildfremden Menschen zu sagen "Es tut mir leid, ich kann und möchte mich nicht mit Ihrem Problem befassen, aber hier haben Sie die Nummer von einem guten Psychotherapeuten". Laughing
Irrlicht in geheimer Mission Cool

Mal ernsthaft, ich bin noch gar nicht auf die Idee gekommen, die Zunahme von Therapien/Therapeuten auf das Redebedürfnis von meinen Mitmenschen zu beziehen bzw anders rum.
Meine Gegenfrage wäre: Aber wenn doch so viele Menschen Psychotherapie in Anspruch nehmen, dann müssten sie doch nicht mit völlig fremden über Privates reden wollen?

Grüße,

Tanzendes_irrlicht

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Post Tue, 07.Dec.04, 8:57      Re: Lebensgeschichten wildfremder Personen Reply with quoteBack to top

@ Tanzendes_irrlicht

Quote:
Meine Gegenfrage wäre: Aber wenn doch so viele Menschen Psychotherapie in Anspruch nehmen, dann müssten sie doch nicht mit völlig fremden über Privates reden wollen?


Schau, die neue Generation ist dem gegenüber viel offener und nimmt diese Hilfe gerne in Anspruch. Da ist eher das Problem das sie sich von der eventuell finanzielle Belastung fürchten.

Tatsache ist das wir in einer sehr stressigen Zeit leben, die psychischen Belastungen immer größer werden und jeder froh ist wenn er mit sich selber zurechtkommt. Die wenigsten Menschen haben Zeit, Geduld und den Willen sich mit den Sorgen und Problemen der Anderen auseinander zu setzten. Eltern haben keine Zeit für die Kinder und die Kinder keine für die Eltern. Ich will es nicht verallgemeinen aber es wird immer schlimmer.

Viele Menschen fühlen sich innerlich einsam und haben niemanden zum reden. Die meisten leben nebeneinander statt miteinander.

Ein Lächeln, eine nette Geste, ein freundliches Gesicht....plötzlich sprudelt es raus, sie freuen sich ( auch wenn es nur ein kurzer Augenblick ist), dass ihnen jemand eine Aufmerksamkeit schenkt. Der innerer Druck ist weg und sie brauchen auch keine Angst zu haben sich für kurze Zeit zu öffnen. Denn diesen Menschen ( den sie niederquasseln *gg) werden sie nie wieder sehen.

Das sie einem selber aber oft Energie rauben ist schon klar. Es findet immer zwischen uns ein Energieaustausch statt. Es ist immer ein geben und nehmen.

Liebe Grüße.........Deranat
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Naomi
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Post Tue, 07.Dec.04, 13:45      Re: Lebensgeschichten wildfremder Personen Reply with quoteBack to top

hallo tanzendes_irrlicht,

in wien würde man sagen, du hast ein "watschen-gesicht", soll heißen, jeder meint, vielleicht aufgrund deines gutmütigen oder freundlichen gesichtsausdrucks man könne dich ohne weiteres mit den eigenen geschichten zureden. ging mir eher früher auch oft so, dass mich wildfremde leute auf diese weise anredeten.

das passiert in letzter zeit nicht mehr so oft, vielleicht mache ich jetzt einen "respektvolleren" eindruck, weiß nicht so recht *hihi*. aber mal ernst: es hilft sicher viel, wenn du freundlich aber klar sagst, dass du im moment absolut keine zeit hast oder dass du im moment gerne dein buch lesen möchtest, auch auf die gefahr hin, dann einen bösen blick zu ernten. vielleicht könntest du, wenn dir danach ist, einfach auch mal rückfragen, wieso diese person gerade dir ihre geschichte erzählen möchte, weil dir selbst sowas nie in den sinn käme? dann muss die andere person vielleicht mal nachdenken und du erfährst etwas über deren hintergründe.

lg, naomi

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I beg your pardon, I never promised you a rose garden.
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shifra
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Post Thu, 09.Dec.04, 22:39      Re: Lebensgeschichten wildfremder Personen Reply with quoteBack to top

hm, also meine Erfahrung ist, dass es a) leute gibt, die jeden blöd anquarken, wo sie auch nur die geringste chance auf gehör zu erkennen glaube und b) sich nicth jeder dafür anbietet, es also schon sehr damit zu tun hat, was man selbst aussendet.

ich habe beides erlebt, und immer dann wenn ich offen bin, gehts los, grenze ich mich ab, lassen sie es sein. und das mit dem schlechten gewissen geht hand in hand mit deiner selbstwertschätzung. wenn du dir klar machst, dass du dich selbst schützt und nicht die anderen wegdrückst, dann kannst du sicher entspannter dich wieder deinem buch widmen...Wink

außerdem kann man auch freundlich, sogar höflich dem anderen zeigen, dass man lieber nichts wissen möchtest.

die, die das nicht respektieren, die kansnt erst recht ignorieren, denn denen tust damit auch nicht weh, die kriegen nämlihc kaum mit, was auf der anderen seite los ist, sprich, die können sich auch mit der weißen Wand unterhalten grinsend

liebe grüße

shifra
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