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Cattie
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Post Sat, 22.Jan.05, 19:08      Mein Vater und seine Ansichten Reply with quoteBack to top

Meine Eltern sind heute beim Abendessen auf das Thema Therapie/Drogen zu sprechen gekommen. Mein Vater hat mir ziemlich hart zu verstehen gegeben, dass jeder für sein Dilemma selbst verantwortlich ist und sich dabei auch nicht helfen lassen kann.
Außerdem sagt er, dass heutzutage alle, die was mit Süchten zu tun haben, zu viel Zeit im Leben haben. Kurz, er meint, man rutscht nur aus langeweile in eine Sucht. Für ihn is das nichts ernstes... Obwohl doch schon einen Sohn wegen SUCHT verloren hat!!! Kapiert er das nich? Will seine Fehler noch mal machen???
Ich kann das nicht verstehen. Ich fühl mich irgendwie hintergangen und alleingelassen... Dabei weiß ich doch, dass ich nichts anderes von meiner Familie erwarten kann/darf.

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Zum Sterben geboren...
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Betty
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Post Sat, 22.Jan.05, 19:57      Re: Mein Vater und seine Ansichten Reply with quoteBack to top

Hallo Cattie,
gerade weil dein Vater schon seinen Sohn verlor, denke ich, daß sein Verhalten einfach ein Schutzmechanismus ist. Er will sich seinen Teil der Schuld nicht eingestehen, kann es vielleicht gar nicht, weil es ihn zu sehr schmerzt. Dein Vater hat Angst, denke ich, dich auch zu verlieren und weiß nicht, wie er damit umgehen soll. Ist er schon immer der "große, starke Mann" in der Familie gewesen, der sich nie Schwächen eingestand? Klingt so...

Meine Mutter ist vor 2 Monaten an Krebs gestorben, als die Rednerin des Beerdigungsinstituts bei uns war, um mit uns über Mama zu reden und daraus ihre Ansprache machen zu können, fragte sie uns, ob Mama depressiv war (durch bestimmte Themen kamen wir zu dem Punkt) und Papa stritt das rigoros ab. Das könne gar nicht sein usw... Aber sie war depressiv und das weiß Papa auch, aber das zuzugeben würde heißen, auch seinen Teil der Schuld daran zuzugeben und das konnte er einfach damals nicht.

LG Betty
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Post Thu, 27.Jan.05, 9:43      Re: Mein Vater und seine Ansichten Reply with quoteBack to top

Du kannst nichts anderes erwarten. Du musst professionelle Hilfe suchen.
Dein Vater ist mit der Lage überfordert, und mauert sich zu.
In Wirklichkeit ist das für ihn was sehr Ernstes, aber er kommt nicht klar, und hat seine Art, sich zu schützen.

Den Teil mit der Langeweile vergiss mal - klar liegen die Ursachen woanders.
Aber es stimmt, dass Du für Dich selbst verantwortlich bist.
Also handele auch so.

Wenn Du was tust, kann sich auch der Kontakt zu Deiner Familie bessern. Und Dein Vater und Du vielleicht wieder aufeinander zugehen.
Aber handeln musst erstmal Du für Dich.

Ich bin Alkoholiker, und trocken. Länger schon. Meine Eltern waren überrascht, als ich erzählte, sie hatten nicht gewusst, dass die Probleme so weit gingen. Ich bin ja auch schon lang von zu Hause weg, die haben das so nicht mitgekriegt.
Die Lage ist also eine andere bei mir.

Aber, ich habe für mich gehandelt, bin trocken, habe mir Hilfe gesucht, und der Kontakt zu meinen Eltern ist heute besser, als er je war.
Es ist möglich so.

Mach nichts von Deiner Familie abhängig. Du musst selbst an die Ursachen. Dann kannst Du auch was ändern.

LG
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lilu
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Post Thu, 27.Jan.05, 10:39      Re: Mein Vater und seine Ansichten Reply with quoteBack to top

väter...

ich denke, unsere väter sind als wesen aufgewachsen, die keine fehler machen dürfen/können, das gelbe vom ei eines jeden sind dem sie begegnen, und deren umgebung zwar verseucht von süchten und krankheiten sind - diese aber - weil sie selber makellos sind - nicht nachvollziehen können und abwerten...

verzeih - aber genau so erlebe ich das auch bei meinem vater. wenn meine mutter las - hatte sie lesesucht. wenn sie fernsah - hatte sie fersehsucht, wenn sie rad fuhr - hatte sie sportsucht. kurzum - jede unternehmung die sie tat bei der er nicht unmittelbar eingebunden war - war für ihn ein grund sie süchtig zu beschimpfen...

sie litt aber jahrelang an depressionen: das wiederum hat er - so sagt er - niemals mitbekommen. sie hat ihn verlassen unter anderem weil er zu viel alkohol trank. als sie ihn mit dem thema alkohol konfrontierte, war SIE die verrückte und psychisch kranke, weil ER kein problem hat. niemals!

keiner ausser ihm ist von der trennung überrascht. aber sein schutzmechanismus geht so weit, dass er jedem gegenüber so tut, als wären alle seiner meinung, ausser der betreffende mit dem er eben spricht.

ja, sein schutzmechanismus ist augeprägt genug, fest und steif sogar 9 monate nach der trennung, von nichts zu wissen (obwohl es ihm sicher schon ein paar hundert mal erklärt wurde).

ich glaube, solche menschen haben eine ganz tief sitzende panische angst. du kannst davon aus gehen, dass du die bei weitem mental stärkere bist. daher handle für dich - nicht für ihn.

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