Kein Selbstbewusstsein aufgrund der Vergangenheit ...

[nicht mehr wegzudenken] 1223 CH W, 32

weil ich ...*hirnhirn* ... mist, jetzt komme ich mit dem schreiben schon das erste mal ins Stocken ... Razz

Zweiter Anlauf:

Ich habe ein ziemlich schwaches Selbstbewusstsein. Ich fühle mich allen unterlegen. Unterlegen ist vielleicht das falsche Wort; dann eher minderwertig. Ich versuche/wage es wirklich höchst selten meinen Willen durchzusetzen, anderen zu widersprechen oder sie zu korrigieren.

Das hat begonnen, als ich mit etwa 15 Jahren auf Heroin, Tabletten und Alkohol abstürzte. Dann hab ich etwa Jahre lang gefixt. Es gab Monate oder Jahre wo ich obdachlos war. Man war der Abschaum der Gesellschaft, so fühlte ich mich und bekam das auch oft zu spüren. Überall wurde man vertrieben, niemand freute sich, wenn man auftauchte, .... .

Unterdessen bin ich seit sieben Jahren frei von Heroin, seit einem halben Jahr weg vom Koks, trinke seit ein paar Wochen nicht mehr, und auch mein Methadon habe ich jetzt - nach zehn Jahren - endlich fast gänzlich weg. Alles schön und gut, aber ich fühle mich einfach immer noch als weniger wert als andere. Ich habe keine Ausbildung, habe das Lehrerseminar nach drei Jahren abgebrochen, habe nur wenig gearbeitet und kaum Aussicht auf einen interessanten Job, lebte zwischendurch von der Sozialhilfe ... .

Zurzeit bin ich Hausfrau und Mutter (zweier Kinder) und wohne schon seit bald neun Jahren mit meinem Partner (hatte nie was mit Drogen am Hut) zusammen. Eigentlich könnte es mir ja gut gehen - aber ich fühle mich echt so wertlos. Ein gestrandeter Junkie. Ich fürchte immer, die Leute könnten mich immer noch nur als die "alte Fixerbraut" ansehen. Unsere Freunde/Bekannten haben alle ausser mir, abgeschlossene Lehren, gutes Einkommen, tolle Jobs ... nur ich natürlich nicht! Ich mit meiner saudummen Vergangenheit. Obwohl mir keiner unserer Freunde/Bekannten eigentlich das Gefühl gibt, minderwertig zu sein - habe ich diese "Komplexe". Dass mich alle schief angucken könnten, das rede ich mir ganz alleine ein! Ziemlich dumm von mir!

Kennt jemand sowas?

Allen noch einen gemütlichen Abend und liebe Grüsse, liv

Helferlein 92 München W, 30

Hallo liv,

tut mir leid das dich deine Vergangenheit so belastet.
Aber sie es doch mal etwas anders, du hast etwas durchgemacht
was der gewöhnliche Mensch nicht kennt, du hast es überstanden
und dich wieder in ein normales Leben etabliert. Ich glaube das schaffen
nur wenige und du kannst Stolz auf dich sein.
Was deine berufliche Zukunft betrifft, frag einmal beim Arbeitsamt, oft
bezahlen sie Umschulungen oder Schulungen für Ungelernte so dass sie
einen Abschluss haben. Wenn dich deine komplexe nicht verlassen oder so
stark sind, dass du alleine nicht damit fertig wirst, dann würde ich dir eine
Therapie nahelegen.

mit liebsten grüßen
paris

sporadischer Gast 13 Aachen W, 29

Hallo,
ich muss dir erstmal Lob aussprechen, wie gut du das gepackt hast und von dem ganzen mist weggekommen bist. Verstehe gar nicht , dass du dich so minderwertig fühlst, wo du doch viel mehr erfahrungen als andere gemacht hast und auch noch glimpflich von weggekommen bist. Einen netten Partner hast und zwei gesunde kinder. Das einzige was dir fehlt ist eine Arbeit. Deine Freunde bzw. Bekannte würden sich gar nicht mit dir kontakt haben bzw. dir aus dem weg gehen, wenn sie dich "wie früher" sehen würden. Fehler in der Kindheit ist längst kein Fehler mehr im Erwachenenalter.
Also an deiner stelle würde ich einfach eine neue arbeit suchen und neue bekanntschaften machen. Mach volkshochschulkurse, unternimm was.
lg sandra

Helferlein 75 Wien W, 25

hallo liv

ich kenne das nur zu gut.. ich war zwar nie auf h, aber auch mein leben wurde in gewisser weise durch meine drogenzeit zerstört..

ich war auf alk und auf chemie.. während meiner schulzeit so mit 15 ca. und natürlich hab ich es nicht geschafft.. habe dann abgebrochen und habe keine ausbildung... meine freunde studieren alle oder sind fertig mit dem studium.. und ich lebe so wie du es getan hast, von der sozialhilfe.. null aussicht auf einen job, da ich ja keine ausbildung habe..

ich fühle mich wertlos... aber ich halte mir meine ziele vor augen.. ich werde irgendwann meinen abschluss nachholen.. das habe ich mir fest vorgenommen.. und sei es in meiner pension...

vielleicht hilft dir das etwas.. du bist nicht alleine

so long
tm

Helferlein 70 am Chiemsee W, 24

Hi Liv

, Hi ihr anderen!

Wegen dem Beruf, also ich würde sagen man hat immer ne Chance.
Ich schliesse mein Studium bald ab, wahrscheinlich mit 1, aber ich bekomm nicht mal einen Praktikumsplatz! Nur Absagen.

Denkt nicht, dass ihr ohne Studium keine Chance habt. Ich hab das früher auch gedacht, im Nachhinein hätte ich lieber mit 16 ne Ausbildung gemacht und mich hochgearbeitet. Dann sähe es jetzt viel besser für mich aus.
Ein toller Abschluss ohne Praxiserfahrung bringt einem auch keine Chance, die Zeiten sind schlecht, es gibt viele Wege zum Ziel!

Viel Erfolg für Euch!
Cam

[nicht mehr wegzudenken] 1223 CH W, 32

hi paris,

danke für Dein Posting.

Ist wohl schon so, dass ich einiges erlebt habe (ob es denn erstrebenswertes war, ist eine andere Frage Razz

) und sicher auch einiges durchstehen muss/te. Und ich denke so eine Vorgeschichte prägt schon sehr - besonders auf zwischenmenschlicher Basis bin ich wesentlich gelassener und toleranter geworden.

Ich würde sehr gerne wieder die Schulbank drücken und Lehrling sein. Mein Traum wäre es, als Krankenschwester arbeiten zu können oder meine Ausbildung zur Lehrerin beenden zu können (aber da müsste ich verdammt viel nachlernen) - oder um`s mal auf die Spitze zu treiben, Dorgenberaterin! hehe..

Auf einer Drogenberatungsstelle zu arbeiten wollte ich schon laaaange, bevor ich abgestürzt bin. Aber um so einen Beruf ausführen zu können, müsste ich selber noch einen viel grösseren zeitlichen Abstand zum Gift haben ... ob man überhaupt je Chance auf so einen Job hätte, mit meiner Vorgeschichte??? Und bis ich ausgebildet wäre, bin ich ja schon bald 40.

Sobald die Kinder etwas grösser sind, werde ich ganz bestimmt noch einmal eine Schule/Ausbildung machen, in welchem Bereich denn auch immer - auch auf einem Büro würde ich gerne arbeiten ... na mal gucken!

Ganz liebe Grüsse, liv

PS: Ich bin bei "neuen" Bekannten immer unschlüssig, ob ich wohl sagen soll, dass ich so drauf war, oder besser nicht. Schnell fürchte ich auch, dass sich Leute mehr aus Mitleid mit mir abgeben (obwohl solche Gedanken schwächer wurden). Aber eben, ich weiss, dass das MEINE Hirngespinste sind .... hammer

[nicht mehr wegzudenken] 1223 CH W, 32

hi sandra,

danke für Deine lieben Worte. Ja, ich hatte wohl irgendwie Glück, dass ich so glimpflich davon (von den Drogen weg) gekommen bin. Habe zwar Hepatitis (B oder C?) und ein paar "Einstich-Narben" als Erinnerung zurück behalten. Und zurzeit kämpfe ich noch mit den letzten paar Prozentchen meiner Normaldosis vom Methadon, was noch weg muss - aber das hat sich bis in zehn Tagen bestimmt schon erledigt und darüber bin ich superfroh! Nach zehn Jahren Methi reicht es denn auch mal .... . balloon

Es ist bestimmt auch gut, dass ich unterdessen einen neuen Freundes-/Bekanntenkreis habe, als vor und wärend meinen Drogenzeiten. Ich bekomm einfach diese Minderwertigkeitsgefühle nicht los .... aber ich hoffe, das ergibt sich mit der Zeit.

Ich wünsch Dir noch einen gemütlichen Abend, liebe Grüsse, liv

[nicht mehr wegzudenken] 1223 CH W, 32

Danke, Todesmutige, für Dein Posting (gut zu wissen, dass man mit solchen "Problemchen" nicht alleine ist - was mir für Dich aber natürlich leid tut!)

(Dich und Deinen Nick vergess ich nie! Zunge zeigend..

Du warst doch "die" mit der kiffenden Freundin, die Dir manchmal den Joint unter die Nase hält, oder?)

Wenn ich mich recht erinnere, bist Du noch sehr jung und kinderlos - Du hast (komisch wenn ich sowas sage) doch noch alle Möglichkeiten offen. Hast Du denn nicht einmal die obligatorische Schule beendet? Ich drückte (ohne dass ich die Schulzeiten der abgebrochenen Lehren dazuzähle) gut 12 Jahre die Schulbank, und brach nach der zweiten "Klasse" (ich brauchte zwar drei Jahre dazu lachen

) im Lehrerseminar diese Schule/Ausbildung ab. Das bereue ich bis heute bitter. Ich hab mir auch immer gesagt, ich werde die letzten drei Jahre, die ich noch hätte durchhalten müssen, noch nachholen. Aber unterdessen habe ich das aus meinem "Hoffnungs-Büchlein" gestrichen. Leider!

Konsumierst Du denn jetzt keine Chemie und Alk mehr? Weshalb möchtest Du denn nicht "jetzt" Deinen Abschluss nachholen? Ich kann Dir sagen, es wird nicht einfacher; im Gegenteil, je länger man von der Schule weg ist, desto schwieriger wird es dahin zurück zu kommen. Man vergisst all das Zeug, die Regeln, Formeln .... und muss sich unheimlich intensiv darauf vorbereiten und nachlernen und lernen und lernen, um den Wiedereinstieg noch einmal schaffen zu können ... .

Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend, und bis bald, Todesmutige. gruss liv

Helferlein 75 Wien W, 25

liv1 wrote:

Dich und Deinen Nick vergess ich nie! Zunge zeigend..

Du warst doch "die" mit der kiffenden Freundin, die Dir manchmal den Joint unter die Nase hält, oder?

ja die bin ich

Quote:

Du hast (komisch wenn ich sowas sage) doch noch alle Möglichkeiten offen.

genauso wie du Wink

ich bin nicht wesentlich jünger

Quote:

Hast Du denn nicht einmal die obligatorische Schule beendet?

doch doch, pflichtschule hab ich abgeschlossen.. und danach so wie du.. ich war 13 jahre lang in der schule und brach irgendwann ab, weil ich für ein jahr, wegen der drogen 3 gebraucht habe

Quote:

Ich hab mir auch immer gesagt, ich werde die letzten drei Jahre, die ich noch hätte durchhalten müssen, noch nachholen. Aber unterdessen habe ich das aus meinem "Hoffnungs-Büchlein" gestrichen. Leider!

dann trag es wieder ein Wink

ich schätze, wichtig ist, dass man ziele hat...

Quote:

Konsumierst Du denn jetzt keine Chemie und Alk mehr?

nein nichts mehr.. ich trinke auch so gut wie keinen alk mehr.. und wenn dann nur ein glas oder so

Quote:

Weshalb möchtest Du denn nicht "jetzt" Deinen Abschluss nachholen?

wie gesagt, die pflichtschule hab ich und ich möchte später die matura (abi) nachholen... jetzt hatte bzw hab ich andere probs, so dass es mir nicht möglich ist

aber in dem thread geht es ja nicht um mich Wink

was spricht dagegen, wenn du deine ausbildung nachholst?

was die chancen angeht, es gibt da extra programme.. für ex süchtige zb... ich bin da leider nicht so informiert...

so long
tm

Helferlein 63 Salem M, 28

Hallo liv1,

ich kann Dich gut verstehen mit Deinen Gefühlen, die Du dir selbst Gegenüber hast. Natürlich prägt die Vergangenheit sehr, aber man kann sich davon distanzieren und sich weiterentwickeln. Meine Erfahrung ist die, dass wenn man an seinen Defiziten arbeitet, sie zu Stärken werden können. Du hast doch ein Ziel !! Ich denke Du solltest diesem treu bleiben. Du hast die Drogen "fast" überwunden und wer das hinbekommt, der schafft anderes auch. Natürlich bist Du durch Deine Kinder und Familie nicht mehr so frei für Ausbildungen, wie vielleicht Menschen die Single sind. Aber es gibt heute durchaus Möglichkeiten, auch in Deiner Situation sich noch weiter zu bilden ( Online, Abends ect.)

Das mit der Drogenberatung finde ich gut. Wer könnte besser Drogenarbeit machen als jemand, der von Erfahrung sprechen kann ? Sicherlich wäre es gut, wenn Du nun auch mal ganz Abstinent Leben würdest, wenn Du Drogenarbeit machen möchtest. Ich glaube dass ein Mensch der so stark mit Drogen zu tun hat wie Du, unter der Voraussetzung Clean zu Leben, allls erreichen kann was er möchte !!! ( "Wo ein ein Wille ist, ist auch ein Weg!!!)

Lieben Gruß,Imation !!!

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