Meine Schwester lebt in einer Traumwelt

sporadischer Gast 5 Schweiz M, 26

Hallo

Meine Familie hat sehr schwierige Zeiten hinter sich (Schulden, Alkohol, Trennung, etc.). In letzter Zeit hat sich aber eigentlich alles wieder etwas normalisiert. Ich habe eine Psychotherapie gemacht und mir geht es seit einigen Jahren wieder sehr gut. Ausser meiner Schwester (24) scheinen alle in meiner Familie dies gut überstanden zu haben. Auf den ersten Blick hat man auch bei Ihr den Eindruck dass sie mit Ihrem Leben zufrieden ist. Jedoch hat Sie nach Abschluss Ihrer Lehre (vor ca. 3-4 Jahren) nicht mehr gearbeitet und hat auch keinen Kontakt zu frühreren Freunden mehr und lebt somit ziemlich isoliert. Sie wohnt bei meiner Mutter und wird auch finanziell von ihr unterstützt. Sie hat bis jetzt keine einzige Bewerbung gerschrieben oder ernsthafte Bemühungen gezeigt eine Schule anzufangen (Sie würde dabei von meiner Mutter finanziell unterstützt werden) und wenn ich Sie darauf anspreche, erfindet Sie Ausflüchte, oder Sie schwindelt mich an und sagt Sie hätte sich für diverse Stellen beworben und nur Absagen erhalten. Je mehr ich von Ihr fordere etwas zu ändern und zumindest wieder unter Leute zu gehen und irgendetwas zu machen, desto mehr blockt Sie und inzwischen auch meine Mutter ab und findet immer neue Ausreden um die Situation nicht verändern zu müssen. In meiner Familie hat man Probleme nie angesprochen und diese "Spielregeln" werden noch immer von allen eingehalten. Ausser von mir, was die anderen nicht sehr Begrüssen...
Ihr Leben dreht sich um den Haushalt meiner Mutter, TV, Mode-Zeitschriften, Einkaufen und manchmal geht Sie mit meiner Mutter ins Kino.
Ich bin am verzweifeln und weiss wirklich nicht mehr weiter. Muss ich akzeptieren, dass Sie sich einfach nicht Helfen lassen will? Sie macht eigentlich nicht den Eindruck dass es Ihr schlecht geht. Aber so isoliert zu leben kann doch einfach nicht gut sein...

Forums-InsiderIn 296 Hamburg M, 23

Also wenn du mich fragst, hört sich das Leben deiner Schwester gar nicht so schlecht an ! Sie hat keine Probleme und keinen Stress mit der Arbeit (hat ja gar keine) und zu Leuten außerhalb der Familie suchen die meisten Menschen nur Kontakt, wenn die Kontakte innerhalb der Familie nicht ausreichen.

Deine Schwester fühlt sich im Moment mit ihrer Lebensweise wohl. Dass sie ihre Mutter finanziell ausnutzt und lanfristig vereinsamen wird, ist dir und mir klar. Nur deine Schwester will das nicht einsehen. Ich finde, dass eure Mutter sie nicht mehr bei sich wohnen lassen sollte. Das heist nicht, dass sie keine Unterstützung mehr von der Familie bekommen sollte. Ihr solltet sie nur dazu zwingen, ein eigenständiges Leben zu führen, so wie es für ihr Alter angemessen ist.

sporadischer Gast 5 Schweiz M, 26

Ja, das denke ich auch. Nur wird meine Mutter niemals so etwas von Ihr erzwingen. Nach diversen Gesprächen mit beiden, bin ich langsam der Meinung, dass man nur helfen kann, wenn sich der Betroffene auch helfen lassen will. Da meine Schwester (und auch meine Mutter) nichts verändern will, habe ich keine Möglichkeit zu helfen. Das ist zwar frustrierend und traurig, ist aber einfach so...

Forums-InsiderIn 194 zu wenig weit im Süden M, 37

Deine Schwester und deine Mutter sind erwachsene Menschen, und wie die beiden Ihr Leben leben und was sie für richtig halten, musst du schon den beiden überlassen.

Forums-InsiderIn 292 Niedersachsen W, 39

Deine Schwester muss es von sich aus wollen, zureden bringt denke ich wenig, denn dann stellt sie sich sicherlich auf stur.
Kann ich auch irgendwie verstehen zum Teil. Sie fühlt sich momentan anscheinend ganz wohl dabei und will sich auch nicht von jemanden, auch wenn du ihr Bruder bist, was sagen lassen.
Vieleicht solltest du es probieren, indem du sie einlädst zu irgendeiner Veranstaltung, z.B. Konzert ihrer Lieblingsgruppe, mitzunehmen.
So kommt si unter Leute und merkt vieleicht von selbst, ob sie es braucht oder nicht.

Forums-InsiderIn 296 Hamburg M, 23

@JoyZone

Die Schwester ist zwar vom Alter her erwachsen, allerdings benimmt sie sich nicht so. Was würde sie ohne ihre Mutter machen ? Wenn sie nur zu Hause wohnen bleiben wollte, wäre das ja noch ok, wenn es beide wollen. Aber dass sie sich nicht um Arbeit bemüht, ist nicht in Ordnung. Die Mutter kann sich vielleicht auch nicht überwinden so richtig hart zu sein und mehr Selbstständigkeit von ihrer Tochter zu verlangen. Das heist aber nicht, dass sie das Problem nicht sieht.

sporadischer Gast 5 Schweiz M, 26

@nofling:
Das sehe ich genau so. Nur ist es halt schwer diese Situation einfach so zu akzeptieren.
Ich habe Sie auch schon ins Kino mitgenommen und das gefällt Ihr auch. Anscheinend braucht Sie aber keine Freunde um Glücklich zu sein. Ganz konkret bedeutet das alles aber, dass Sie eines Tages von der Sozialhilfe leben wird. Denn wenn meine Mutter nicht mehr für Sie sorgen kann, dann steht Sie ohne Berufserfahrung, Weiterbildung etc. da. Und wenn ich die Situation auf dem Arbeitsmarkt betrachte, dann sehe ich grosse Probleme auf sie zukommen. Auch wird sie dann (ohne meine Mutter) fast vollkommen isoliert leben.

Forums-InsiderIn 292 Niedersachsen W, 39

@knick

Wie sieht es denn deine Mutter? Vieleicht mag sie es gerne, jemanden zu umsorgen? Das ist bei einigen Müttern der Fall.

Für deine Schwester ist es so bequem, vielleicht reicht ihr in der momentaren Situation das, was sie gerade hat. Sie will nicht mehr anscheinend, eure mutter als Kontaktperson reicht ihr aus?!

Falls eure Mutter nicht mehr für sie da ist, ist deine Schwesetr aber gezwungen, was zu ändern, um überleben zu können.

Bei einigen Menschen hilft nur das "totale Unten-sein", um endlich was zu ändern, da kann man als Außenstehender reden und reden, es hilft nichts.

Helferlein 103 City-Nord in der BRD M, 28

Ich finde das total unfair das hier über jemand (3dritten) geredet, der sich hier zu euren Aussagen gar nichts sagen kann. Sie hat ja noch nicht mal die Chance dazu. Ich finde sowas nicht Ok.

Woher wollt ihr denn alle wissen, was das beste für sie ist ?
Menschen die sich Isolierenm haben oft auch einen Grund dafür.
Ich finde ihr solltet sie in ruhe lassen und respektieren das sie eben so ist,
oder eben auf die straße setzen, wenn ihr das für das richtige haltet.

Graf

sporadischer Gast 5 Schweiz M, 26

Es geht hier nicht darum jemanden zu bewerten oder meiner Schwester ein leben nach meinen Vorstellungen aufzuzwingen!
anders ausgedrückt: würdest du es fair finden wenn ich einfach zuschauen würde wie es meiner Schwester immer schlechter geht und sie immer weniger sozialen Kontakt hat und vereinsamt? Wenn Sie in 20 Jahren von der Sozialhilfe lebt und keinen Kontakt mehr zu irgendwelchen Freunden etc. hat, würde ich mir grosse vorwürfe machen wenn ich nicht wenigstens versucht hätte ihr zu helfen. Im Nachhinein denkt man immer "ach hätte ich nur etwas gemacht. jetzt ist es leider zu spät!".

Ok. das ist ev. etwas übertrieben dargestellt, aber es geht mir wirklich darum zu helfen! Übrigens habe ich dieses Thema ja auch schon mit meiner Schwester und meiner Mutter besprochen. Sie hatte also Gelegenheit etwas dazu zu sagen...

sporadischer Gast 12 Schweiz W, 29

Ich finde auch, dass es zentral ist, warum sich die Schwester isoliert. Aus der Familiengeschichte gäbe es ja sicher Gründe, die das erklären könnten. Nur kann das auch wiederum kippen und schliesslich als Entschuldigung für alles her halten. Das macht das Leben dann wiederum sehr bequem. Aber schliesslich wohl kaum erfüllend ... zumindest auf die Länge.
Eine andere Frage ist die, wie weit profitiert die Mutter davon, respektive wie weit stimmt es kurzfristig gesehen für beide, so dass eine Änderung gar nicht als erstrebenswert angesehen wird.

Ich finde es gut, dass du die beiden etwas wach rüttelst!!! Sollten sie aber uneinsichtig in der Verantwortung für ihre persönliche Zukunft sein, so würde ich die Verantwortung als Bruder für diese Sache abgeben und der Mutter und Schwester gegenüber das auch so kommunizieren. Es könnte nämlich sein, dass die "familiäre Verantwortung" in einigen Jahren wieder auf dich zurück kommt, gerade auch in finanzieller und allgemein lebensbewältigender Hinsicht. Was x Jahre nicht getan wurde, das wird nicht einfach plötzlich reibungslos klappen. Und wenn doch, dann Chapeau der Schwester.

Helferlein 103 City-Nord in der BRD M, 28

@knick
Ich kann deine Gefühle und Sorgen deiner Schwester(und deiner Familie) gegenüber verstehen.
Ich bleibe aber bei meiner Meinung.
Woher weiß du denn so genau was für deine Schwester richtig
ist und was nicht ? Du gehst da nur von deiner Sichtweise aus.
Du kennst sie doch nur als deine Schwester.
Vielleicht kennst du ihre Probleme ja alle gar nicht.
Vielleicht weil sie mit dir nicht drüber reden will.
Warum willst du sie aus ihrer Traumwelt reissen, wenn sie da doch einiger masen zufrieden ist.
Was wäre wenn sie nur dort, nur so glücklich sein kann.
Und sonst nicht. Wie willst du das beurteilen ?
Deine sichtweise ist genauso eingeschrenkt wie die von deiner Schwester.
Man kann andere Menschen eben nicht veränern, sowas funktioniert nicht.
Und wenn du sowas erzwingst geht es oft daneben.
Und den betroffenen geht es dann meistens noch schlechter als vorher.
Solange sie nicht zu dir kommt und dich um hilfe bittet, würde ich sie
damit in ruhe lassen. Und nicht in Ihrem Leben rumpfuschen !
Das hat sie wohl schon oft genug erlebt.
Ich vermute mal das genau das der Grund ist
wesshalb sie sich auch so isolieren tut, und andere nicht mehr so an sich heran lässt.
Deine Schwester ist alt genug und kann tun und lassen was sie will
auch wenn sie sich über ihre Konsequenzen nicht bewust scheint.
Verändern kannst du sie nicht. Du kannst höchstens versuchen ihr zu erklären
das du sich um sie Sorgst und das du bedenken um ihre Zukunft hast.
Und mehr nicht.

Der Graf

sporadischer Gast 5 Schweiz M, 26

@graf:
ich habe sein sehr gutes verhältnis zu meiner schwester und wir besprechen auch familiäre probleme zusammen. Wenn ich ihr anbiete bei Bewerbungsschreiben oder so zu Helfen, so kannst du das doch nicht rumpfuschen nennen!!! Ich glaube nicht dass ihre situation so ausweglos ist, dass sie nur noch in einer traumwelt glücklich sein kann! wenn sie möchte dass ich ich sie nicht mehr darauf anspreche, so werde ich das selbstverständlich respektieren und es würde mich dennoch traurig machen.

Bitte überdenke deine fatalistische Einstellung nochmal!

[nicht mehr wegzudenken] 1154 wien W, 32

warum deine schwester das macht, weiß ich nicht. ich habe aber sehr ähnliches durch gemacht. für andere sah es aus, als würde ich ein bequemes faules leben führen. in echt hatte ich nur den tod geplant und auf einen auslöser gewartet...

...der kam auch.

auch wenn es der fall ist - ich kann dir nicht sagen wie ihr wer anderer helfen kann. ich musste mir selber helfen - oder sterben. diese wahl hatte ich. man hat mich lieber für unfähig gehalten als zu erkenne dass ich hilfe brauchte... ich weiß aber auch nicht, ob ich hilfe erkannt hätte als solches. die hilfe anderer hat meist ausgesehen wie manipulation, vorwürfe, druck und ratschläge von leuten die keine ahnung haben.

ich erlebe noch heute, dass depressionen oft nur als faulheit, flucht oder bequemlichkeit abgetan werden - daher spielt man nach aussen oft auch den starken unerschütterlichen...

ich war damals komikerin mit tödlichem kern. heute lebe ich gerne - bin aber nicht mehr so leicht und fröhlich - verstelle mich nicht mehr so gerne...

was auch immer es ist - deine schwester hat ein ernstes problem das mit ratschlägen, druck und so nicht behoben werden kann... ich glaub, zuhören ohne ratschlag wäre fürs erste sinnvoll.

Helferlein 42 Deutschland M, 23

lilu wrote:

warum deine schwester das macht, weiß ich nicht. ich habe aber sehr ähnliches durch gemacht. für andere sah es aus, als würde ich ein bequemes faules leben führen. in echt hatte ich nur den tod geplant und auf einen auslöser gewartet...

Mir fällt auf, das depressive Menschen, auch wenn Sie manchmal kurz vorm suzid stehen, oft als faul, träge und als relativ zufrieden mit ihrem dasein von anderen eingestuft und gesehen werden.

Vielleicht scheint das auch wirklich so zu sein, da man sich ja tagtäglich anderen gegenüber verstellen muss um möglichst normal zu wirken, denn wer gibt schon gerne zu, das er sein Leben scheisse findet und nichtmal den Mut/Motivation/whatever findet um daran etwas zu ändern?

Und von meinen Standpunkt, da ich mich gerade in einer ähnlichen Phase befinde und schon häufig den Tod herbeigesehnt habe, glaube ich kaum das jemand nur mit seinen Eltern(Mutter)also ohne Freunde die einen verstehen und ohne Liebe zu erfahren glücklich sein kann....

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