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mm007
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Post Tue, 22.Feb.05, 20:18      Workaholic / Schlaganfall / Einsamkeit Reply with quoteBack to top

Ich fühle mich in meiner Beziehung einsam.
Seit 10 Jahren lebe ich mit meinem Freund zusammen. Er ist ein Workaholic, hat sich hochgearbeitet, verdient gut, aber zu wenig, um Rücklagen bilden zu können. Vor 3 Jahren hatte er einen Schlaganfall, vor 3 Wochen erst zu Rauchen aufgehört. Wir sehen uns wenig, meist am Wochenende, obwohl wir zusammen wohnen, Arbeit geht bei ihm vor. Unsere Hobbies pflegen wir sehr selten, unsere Beziehung kommt auch viel zu kurz, wichtige Gespräche über unsere gemeinsame Zukunft finden selten statt, meist nur dann, wenn ich sie anrege. Ich mache meist alles alleine, mit mir alleine aus, lebe den überwiegenden Teil der Woche alleine. Wir unternehmen sehr wenig miteinander. Unser Sex ist sehr schön und etwa 1-2 mal pro Woche (falls das ein indikator ist). Er liebt mich, will mich heiraten, will Kinder....doch organisieren muss ich das dann alleine. Ich liebe ihn, doch fühle mich soo einsam. Und in der Hoffnung auf gemeinsame Zeit warte ich, vernachlässige meine Hobbies und werde depressiv. Was kann ich tun?
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Metor
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Post Wed, 23.Feb.05, 12:45      Re: Workaholic / Schlaganfall / Einsamkeit Reply with quoteBack to top

Hallo MM007,
ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Dein Partner sich verpflichtet fühlt, als Mann „das Geld ranzuschaffen“
Quote:
aber zu wenig, um Rücklagen bilden zu können

Er sieht womöglich, dass er trotz seiner vielen Arbeit nicht auf den „Grünen Zweig“ kommt. Auch musst Du davon ausgehen, dass er Dir (als Mann) etwas bieten möchte, also wird er höchstens noch mehr Arbeiten, um diese Rücklagen bilden zu können.
Quote:
wichtige Gespräche über unsere gemeinsame Zukunft finden selten statt

Genau hier solltest Du vielleicht einmal ansetzen. Eine klare Aussprache, aber ohne Vorwürfe an ihn, sondern sich gemeinsam Gedanken machen, wie man zusammen die Probleme „zu wenig Geld“ und „mehr Freizeit miteinander“ lösen kann.
Eine Möglichkeit wäre ja, dass Du Dir einen 400€ Job suchst, und er dafür etwas mehr Freizeit mit Dir verbringt, oder ihr überlegt euch, wo gespart werden kann, damit er es sich leisten kann weniger zu arbeiten.

Gruß
Harry
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spaengle
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Post Wed, 23.Feb.05, 13:02      Re: Workaholic / Schlaganfall / Einsamkeit Reply with quoteBack to top

Du bist nicht allein!

Mein Freund ist auch ein workaholic! Außerdem kann er nicht nein sagen, wenn jemand mit einer Aufgabe oder einem Ehrenamt daher kommt... Und wenn er was anfängt, macht er es zu 1000 %. Obwohl weniger auch genügen würden.

Außer mit ihm reden, fällt mir auch nix gescheites ein. Ich würde nicht nur zuhause hocken und traurig warten bis er mal nach mir schaut und Zeit mit mir verbringt (Job suchen???).

Spaengle

PS: Wie kapiert er endlich, dass er viel zu viel arbeitet (dein Mann und mein Freund)??? Zumindest in Deinem Fall hat er sich ja schon gesundheitlich zu viel zugemutet...
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mm007
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Post Wed, 23.Feb.05, 13:18      Re: Workaholic / Schlaganfall / Einsamkeit Reply with quoteBack to top

Hallo Ihr Beiden,

zunächst Danke für Euren Rat.
Ich bin selber voll berufstätig, sodass ich nicht zuhause hocke und auf ihn warte. Je mehr er arbeitet, desto mehr arbeite ich auch, da wir ja eh unter der Woche garnichts zusammen unternehmen, nicht einmal Einkaufen oder Spazierengehen. Ich verabrede mich Freunden, unsere Freunde sind meine Freunde, und inzwischen auch seine. Es tut mir weh, wenn ich gefragt, wo er denn sei. Aktivitäten, Urlaub, all das geht immer nur von mir alleine aus. Wenn er mit seinern Kollegen zusammen ist, dann ist er auf sie fixiert und behandelt mich zweitrangig. Das bilde ich mir nicht ein, es ist immer so gewesen. Er definiert sich primär bzw. nahezu ausschließlich über seinen Job, holt sich seine soziale Anerkennung bei seinen Kollegen, nicht bei Freunden. Und in seiner Firma wird dieses "we are one family"-brainwashing bewusst als bindungsinstrument eingesetzt. Ich fange an, seine Firma zu hassen, will manchmal garnichts mehr darüber hören. Ständig redet er von seinen Kunden, die Projekte, für die er unsere Beziehung opfert.
Vor 4 Jahren, bin ich deshalb aus unserer Wohnung in eine andere Stadt gezogen. Da hat erst hat er mich vermisst. Inzwischen wohnen wir gemeinsam in der neuen Stadt, aber alles ist wieder beim Alten. Ich habe so oft mit ihm geredet, dass ich kein Geld brauche, sondern die Zeit mit ihm. Jetzt bin ich kurz davor, in eine andere Stadt zu gehen. Auch, wenn es nur für werktags ist, so ist es eine weitere Distanz, die ich aus lauter Verletztheit auf uns nehme. Wie kann ich ihm noch deutlicher machen, dass er mich verliert, unsere Liebe verliert? Wie soll ich ihn vor seiner Sucht bewahren, wenn er es trotz Schlaganfalls mit 30 (!) Jahren nicht einmal selber kann?
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lilu
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Post Wed, 23.Feb.05, 14:34      Re: Workaholic / Schlaganfall / Einsamkeit Reply with quoteBack to top

hm. ich bin überrascht. ich dachte immer, wenn menschen durch krankheiten einen rückschlag erleiden überdenken sie ganz automatisch ihr leben - vor allem wenn es - so wie bei ihm - eine ordentlicher "drohfinger" war. er könnte ja auch im rollstuhl sitzen und lallen - grob gesagt. anstatt dem universum zu danken das es ihm nur einen hinweis gab und keinen faushieb, ignoriert er dies undankbar...

steht zu befürchten, dass ihm in absehbarer zeit etwas noch schlimmeres blüht von dem er sich nicht so schnell erholt... solche sachem werden meist so schlimm wie es notwendig ist das der entsprechende mensch hin hört...

vielleicht ist sein nächster sog in die realität ja wirklich dein "satt haben". ich will den teufel nicht an die wand malen - aber wenn er sich nicht besinnt, wird das nicht gut weitergehen... und ich weiß, wie ein schlaganfal noch ausgehen kann. mein onkel war sportler + workaholic und kann sich nun 10 jahre nach seinem schlaganfall immer noch nicht die schuhe zu binden oder flüssig reden...

ich weiß aber nicht wie man jemanden zur besinnung bringt, der selbst einen schlaganfall ignoriert. auf jeden fall würde ich meine lebensfreude nicht von ihm abhängig machen. aber auch keine trotzreaktionen machen sondern für dich gefühlsmäßig richtig reagieren und es ihm deutlich darlegen. er muss wissen womit er "spielt".

_________________
Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung
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Post Wed, 23.Feb.05, 23:39      Re: Workaholic / Schlaganfall / Einsamkeit Reply with quoteBack to top

Ich möchte nicht ausschliessen, dass bei Deinem Freund auch ein anderer Grund vorliegen kann, aber unterschätze den Punkt nicht, dass er trotz seiner Arbeit keine Rücklage bilden kann.

Wenn ich mal von mir ausgehe, und ich hatte einen Herzinfarkt und einige Jahre später einen "Burnout" und landete im KH, muss ich echt sagen, dass Liebe, Freunde und Freizeit mir nicht meine Miete und die monatlichen Rechnungen zahlt. Und was nützt es mir, wenn ich trotz meiner harten Arbeit mir oder meiner Frau nichts aussergewöhnliches leisten kann?
Ich hab zwar beidemale für einige Zeit kürzer getreten, aber was nützt es mir, wenn ich mehr Freizeit habe, aber dadurch nur Schulden ernte.

Meine Einstellung zu meiner Arbeit hat sich geändert, und ich gehe alles gelassener an. Das verursacht weniger Stress, aber trotzdem weiss ich, dass ich mir nur eine begrenzte Freizeit leisten kann.
Wenn meine Partnerin das nicht akzeptieren kann, bleibt noch "Hartz IV" als Arbeitgeber mit all den bekannten einschränkungen.

Gruss
Harry
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N.N.
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Post Thu, 24.Feb.05, 16:21      Re: Workaholic / Schlaganfall / Einsamkeit Reply with quoteBack to top

Liebe MM,

auch ich hatte sieben Jahre lang einen Workaholic als Freund. Ich kann vieles, was du beschreibst, gut nachvollziehen. Inzwischen habe ich ihn verlassen, obwohl es eine tiefgehende Liebe war. Meine Erfahrung: Workaholic-Sein ist eine Sucht. Und die Partnerin wird damit zur Mitsüchtigen, Co-Abhängigen. Auch ich hatte damals selbst angefangen, mehr zu arbeiten, ich war meistens alleine, er konnte oft nicht mit zu Verabredungen oder hetzte in letzter Minute heran, den Kopf voller Arbeit.

Es ist eine Sucht und wie jede Sucht schwer und langwierig zu heilen, denn seine Arbeit gibt ihm etwas, was er nirgendwo anders bekommt, was er braucht. Die Existenzangst ist ein Faktor, aber ein untergeordneter. Du hast beschrieben, dass du sogar umgezogen warst, damit er aufwachte. MM, ich glaube, es wird nicht besser. Und du wirst mit diesem Mann nicht glücklich.

Du kannst noch einen gemeinsamen Tag pro Woche vorschlagen oder eine Gesprächstherapie oder ähnliches. Aber ich fürchte, am Ende musst du an dich denken. Das fängt damit an, dass du dein Leben in keiner Weise mehr auf deinen Partner fixierst. Gehe Hobbys nach, suche in Datingbörsen nach neuen Bekanntschaften (Freizeitpartnerinnen und Partner), mache was für deine Gesundheit, fange an, dich innerlich von deinem Partner zu distanzieren.

Es ist schwer, am Ende steht eine Trennung, die nicht mehr umkehrbar ist. Ich glaube in diesem Fall an keine andere Lösung, so traurig das ist. Sonst bist du immer der Schatten deines abhängigen Mannes, immer.
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mm007
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Post Sat, 26.Feb.05, 13:48      Re: Workaholic / Schlaganfall / Einsamkeit Reply with quoteBack to top

Hallo N.N.,

was Du schriebst, kenne ich nur zu gut. Ich laufe ihm und einem gemeinsamen Leben hinterher. Meine Traurigkeit und Verzweifelung paart sich mit Wut. Soviele Jahre mache ich das nun mit, kämpfe um unsere Beziehung, klammere mich an die wenigen Wochen im Jahr, die wenigen Momente, in denen ich die irrsinnnige Hoffnung eines gemeinsamen, erfüllten Lebens hege. Ich bin nicht mehr bereit, mein Leben für diese wenigen Momente zu opfern. Ich distanziere mich immer mehr von ihm.

Geht es Dir jetzt besser, seitdem Du getrennt bist? Die erste Zeit, als wir getrennt wohnten, ging es mir besser, ich fühlte mich frei. Seitdem jeher ist es ein ständiges auf und ab. work-life-balance bekommt er nicht hin. Vielleicht sollte ich ihm die Bedingung stellen, dass er ein solches Seminar besucht und mir zeigt, dass er lernen will, seinen Beruf und sein Privatleben in den Griff zu bekommen. Sollte ich keine konkreten Aktivitäten und Bemühungen von ihm sehen, werde ich ihn verlassen, denn so ein Leben in Co-Abhängigkeit eines Workaholics möchte ich nicht mehr führen. Aber es ist ein letzter Versuch.
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momoma
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Post Wed, 09.Mar.05, 10:50      Re: Workaholic / Schlaganfall / Einsamkeit Reply with quoteBack to top

also mir geht es z.z. ähnlich. Nur das ich auf der anderen Seite als workaholic stehe. Zudem bin ich auch ein Herzinfarkt Probant. Meine Frau und ich kennen uns seit 20 Jahren und sind seit 12 Jahren verheiratet. Bis vor wenigen Monaten lief meiner Ansicht alles noch einigermassen im grünen Bereich. Am letzten Sonntag jedoch hat es mächtig in unserer Beziehung geknallt.
Ich habe mich auch wie dein Freund von ganz unten bis ganz oben raufgearbeitet und wollte meiner Frau und meinen Kindern etwas bieten. Bis vor zweieinhalb Jahren. Da wurde ich arbeitslos und bin es heute noch. Seit dem bin ich ein ein reisen Loch gefallen. Die Signale die mir meine Frau in dieser Zeit gegeben hat habe ich nicht erkannt oder nicht erkennen wollen. Ich weiss es nicht. Ich habe erst am Sonntag gemerkt das ich meine Frau wohl ganz verloren habe. Erst an diesem traurigen Tag bin ich aus diesem Alptraum aufgewacht. Wahrscheinlich zu spät. Aber ich werde kämpfen. Ob es noch was nützt weiss ich nicht. Ich liebe meine Frau immer noch sehr. Eines weiss ich aber mit Sicherheit. Ein Workaholic wird erst durch sehr sehr schmerzliche Erfahrungen wach werden. Meine Frau sagt das Sie nichts mehr für mich empfindet und Sie nicht wisse wie es weitergehen soll. Über eine Trennung hat Sie aber nichts gesagt. Ich kann das aber nicht glauben. Ist es wirklich so das man dann einfach abschaltet und rein gar nichts mehr für den anderen empfiindet ? Meine Frau sagte das sich das über Jahre hinweg aufgestaut hätte. Das lässt sich glaube ich sehr schwer und nur mit sehr viel Kraft zusammen lösen. Diese Kraft haben wir beide aber möglicher weise nicht mehr. Wenn du nicht an dem Punkt kommen möchtest wo meine Frau gerade ist, dann rede mit deinem Freund. Sich verschliessen macht es nur noch schlimmer. Für dich mehr als für deinen Freund.
Ich glaube das dein Freund genau wie ich blind ist/war, oder es nicht erkennen will. Eine Trennung ist für beide dann wohl die beste Lösung.
Ich wünsche das bei dir alles wieder ins Lot kommt.

Gruss
momoma
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