Wie geht man mit Trauernden um?

sporadischer Gast 17 Deutschland W, 35

Ich frage mich, wie man sich am besten Menschen gegenüber verhält, die um einen anderen Menschen trauern.

Da ist so eine peinliche Berührtheit und ich frage mich inwiefern es gut ist sich zu melden. Bin total verunsichert was man sagen soll und kann und was nicht...
Sich gar nicht zu melden wirkt vielleicht gleichgültig?

Sicher gibt es kein Patentrezept, aber was meinen Andere dazu? Wie gehen sie damit um?

Wäre über ein paar Antworten dankbar

Grüße von Marana

neu an Bord! 3 W, 38

ICh habe vor ein paar Jahren auf einen Schlag meine Mutter, meinen Grossvater, meinen Freund und meinen Hund verloren..alle auf einen Schlag...bis auf meinen Bruder ist mir niemand geblieben...ich dachte die Welt müsste stehenbleiben..
Es tat am meisten weh, dass mir alle aus dem Weg gegangen sind..so auf die Tour: Wir wollten Dich zur Ruhe kommen lassen...
Schön war es, wenn eine Freundin anrief und einfach sagte: Hallo...ich wollte mal hören wie es Dir geht...kannst Du schlafen`hört sich jetzt blöd an , aber sie hat es als Zustand der Trauer behandelt der hinterfragt werden muss oder kann...nicht als Pest die man hat...so kam es mir vor...und ich bin ihr heute noch dankbar für den Mut mich einfach als Mensch zu behandeln der mal darüber reden will wie man auch den bürokratischen Kram dabei empfindet..Trauernden heulen sich selten aus sondern sind froh normal und trotzdem mitfühlend behandelt zu werden.. Trau Dich!
Es tut so gut!
10 JMinuten Normalität bringen demjenigen soviel...kannst ruhig sagen Du hast nicht viel Zeit , aaer Du warst da...jeder andere hat nicht den Mumm...

Tabris

sporadischer Gast 17 Deutschland W, 35

Vielen Dank für Deine Antwort Tabris!

Das Schiksal mit Deinen Lieben tut mir wirklich leid.

Die Aussage mit der "Normalität" finde ich sehr gut.
Vielleicht muss man sich dann einfach auf sein Feingefühl verlassen, ob der andere über den Vorfall sprechen möchte oder eben nicht...

Es ist so die Angst, dass man etwas falsches sagt, was den anderen noch zusätzlich verletzen könnte in seinem Schmerz.
Vielleicht muss man dann wirklich einfach seine Innere "Eitelkeit" überwinden, dass das der Trauernde auch gar nicht sprechen möchte oder abweisend reagiert.

Eine frühere Freundin habe ich nämlich auch einmal angeschwiegen, als ihr Vater sehr krank war und dann verstarb und später gehört, dass sie darunter gelitten hat, das niemand sich gemeldet hat - ihr Haus wie das von Aussätzigen behandelt wurde. Ich bereue noch heute, dass ich meine Unsicherheit damals auf diese Weise gelöst habe.

In diesem Fall habe ich mich überwunden und war/bin auch unsicher - aber vielleicht sollte ich diese Unsicherheit auch einfach akzeptieren?

Tod und Trauer sind bei uns ein zu großes Tabu denke ich manchmal - obwohl sie fest zu unserem Leben gehören...

Helferlein 66 NÖ W, 29

hallo!

überwinde dich bitte und geh auf die menschen die trauern zu!!! das ist nie ein fehler - sich nicht zu melden jedoch ein umso größerer!!

lg

sporadischer Gast 7 Österreich M, 24

Ich denke das viele Leute nicht genau wissen wie sie mit demjenigen umgehen sollen... sollen sie ihn trösten oder bemitleiden - oder was genau..

Die Situation erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl, aber ich denke es ist besser wenn man sich meldet als wenn man gar nichts sagt.

lg THORUS

Forums-Gruftie 505 am See W, 45

Habe auch erlebt, dass man mir as dem Wege ging. Das war so schlimm.

Sag, dass Du weißt, dass es keinen Trost gibt, aber dass Du da bist und an sie/ihn denkst.

Niemand der das nicht erlebt hat, kann dies nachvollziehen wenn man einen geliebten Menschen an den Tod verloren hat. Aber dann noch gemieden zu werden...

[nicht mehr wegzudenken] 2093 Wien W, 42

hallo marana,

du könntest sie fragen, ob sie etwas braucht oder ob sie mit dir reden will oder ob sie etwas unternehmen will. sie wird dir dann schon sagen, was sie möchte oder was sie nicht möchte. wenn dir die freundin vorher was bedeutet hat, sollte es gerade jetzt nicht so schwer sein, mit ihr auch über den verlust des menschen, aber auch andere dinge zu reden. sie trauert ja nur, ist aber sonst derselbe mensch wie vorher und sicher keine zu meidende. hör ihr einfach zu oder unternehmt dinge, die sie gerne tut, sofern sie lust dazu hat. wenn sie weint, dann lass sie weinen und versuche sie zu trösten. und sag ihr einfach, wenn du unsicher bist, wie du reagieren sollst. so kann sie ihre trauer auch leichter, schön langsam halt, überwinden.

eine andere frage: was würdest du dir von anderen menschen wünschen, wenn du trauerst?

alles gute!

lg, naomi

Forums-InsiderIn 330 Österreich W, 46

hallo marana

ich kann mich den worten Naomis nur anschließen
was schwer ist, also das sehe ich als betroffen so, ist wie man selbst mit dem tod um geht
ich wollte eigentlich neimanden haben der mit mir über den tot meines vaters sprechen würd oder noch möchte
das mag jetzt auch sehr doof klingen, ..aber bei der kondolenz, ...all diese beileidswünsche..für mich lebt mein vater noch, und wen man darüber sprechen kann ist es vielleicht gut,
mitleid hat man nicht , also das is mei meinung, nicht mit dem verstorbenen, man bedauert sich ja selbst oder es tut einen der mensch leid der einen verlust erlitten hat , so wie z.B. Tabris was mich eigentlich sehr berührt

wen es ehrliche gefühle sind marana dann sei einfach nur da, so wie es auch Naomi sagt
anfangs will man seine ruhe,...es gibt kein rezept, da jeder unterschiedlich mit dem tod umgeht
er gehört zum leben
ersetzen kann man keinen menschen, aber für jemanden anderen dasein oder nur das gefühl zu vermitteln
"he, ich kann zu marana gehen wen ich keinen lplatz mehr in meiner haut habe"
das hilft garantiert
alles liebe

[nicht mehr wegzudenken] 2093 Wien W, 42

hallo ihr,

Wolflein wrote:

ich wollte eigentlich neimanden haben der mit mir über den tot meines vaters sprechen würd oder noch möchte
das mag jetzt auch sehr doof klingen, ..aber bei der kondolenz, ...all diese beileidswünsche..für mich lebt mein vater noch, und wen man darüber sprechen kann ist es vielleicht gut,

ich habe die erfahrung gemacht, dass wir dann nicht über den tod eines nahestenden menschen reden wollen, wenn wir nicht gelernt haben, dies tun zu dürfen oder wenn auch die umgebung nicht drüber gesprochen hat. für besser halte ich es, wenn es einem gelingt, seine gefühle dazu zum ausdruck zu bringen. warum? weil es sonst unterdrückt wird und diese gefühle dann doch irgendwann später sich ihre bahn brechen können.

als ich 15 jahre alt war, hat meine mutter selbstmord begangen. niemand hat mit mir wirklich drüber gesprochen, so habe ich gelernt, diese gefühle zu unterdrücken. mit 18 jahren - zusätzlich kamen dann noch massive probleme mit meinem vater dazu - hatte ich dann schwere depressionen und hatte dann selbst einen selbstmordversuch gemacht. in der psychotherapie habe ich dann gelernt, dass man gefühle nicht unterdrücken sollte und dass es wichtig ist, trauer zuzulassen und auch darüber zu reden. der tod gehört zum leben dazu. aber so wie bei trennungsschmerz ist es doch gerade nach dem tod von nahestehenden menschen völlig legitim, darüber zu reden.

ich hatte auch mal eine arbeitskollegin, die erzählte, dass sie beim tod ihres vaters gar nicht trauerte. 3 jahre später kam sie zu einem unfall dazu, und da brach sie dann zusammen, da brachen sich dann die geühle plötzlich bahn.

natürlich soll man respektieren, wenn jemand nicht drüber reden möchte. aber grundsätzlich sollte man da immer bereitschaft zeigen, zuzuhören, es ist ja schließlich keine kleinigkeit, wen man einen nahestehnden menschen verliert. und vielleicht wollen ja die menschen drüber reden, und trauen sich aber nicht, weil sie nicht gelernt haben, drüber reden zu dürfen.

ich empfinde es auch jetzt in meiner arbeit als angenehm, dass ich mit manchen arbeitskollegInnen über den tod unseres kollegen und seiner frau reden kann. manche hat es doch ähnlich wie mich getroffen, je nachdem wie intensiv halt der kontakt war. und grundsätzlich ist da auch von unserer chefin her verständnis dafür da, dass das den kollegInnen eben nicht egal sein kann. auch sowas ist sehr wichtig, dass man in den betrieben für solche ausnahmezustände verständnis aufbringt.

lg, naomi

sporadischer Gast 16 Deutschland W, 45

Liebe Marana,

ich denke, du kannst dir dein Unsicherheit im Umgang mit dem Trauernden ruhig anmerken lassen; du kannst ruhig sagen, dass du nicht so recht weißt, was du sagen/ tun sollst. Und du kannst den Trauernden fragen, (wenn) was er sich denn von dir wünscht.

Ich stimme den anderen zu, dass der Kontakt wichtig ist - und wenn du dann erst Mal eine "Abfuhr" bekommen solltest: Einfach hinnhmen und nach einer Weile wieder versuchen. Oft ist es ja auch so, dass in der ersten Zeit der Trauer sehr wohl verständnisvolle Menschen da sind - aber nach einer Weile mag dann keiner mehr zuhören; man meint, der Trauernde sollte doch jetzt (nach 3, 6 Monaten) in der Lage sein, sich "zusammenzureißen"... Aber Trauerzeiten sind von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich. Mancher braucht länger - und braucht deshalb auch länger Mitmenschen, die sein Leid mit ihm tragen.

Ich denk, zuhören ist das Wichtigste, immer wieder erzählen lassen, auch wenn sich alles wiederholt. Je öfter ein leid "herausgelassen" wird, umso kleiner wird es.

Ablenkung hat damals bei meiner besten Freundin auch funktioniert - allerdings erst, nachdem die akute Trauerphase beendet war. Aber da ist jeder anders.

Ich will dir nur Mut machen: Hab keine Angst, auf den Trauernden zuzugehen: Es ist kein Aussätziger (auch wenn er/sie oft so behandelt wird). Leid ist Teil unserer aller Leben, und je mehr wir uns damit auseinandersetzen, umso geübter und besser werden wir im Umgang damit.

LG,
Paaa.

Helferlein 84 Erlangen W, 21

ich bin gerade auf diesen thread gestossen, weil es leider für mich sehr aktuell ist. gestern mittag verstarb die freundin meines bruders nach zwei jahren kampf gegen den krebs. sie lebt in madrid. daher ist mein bruder im moment dort. schon als er abreiste und wusste, dass sie im koma lag, wusste ich nicht, was ich ihm sagen konnte. die angst, etwas unpassendes zu sagen. alles klingt plötzlich so fehl im platz. auf der anderen seite auch die angst, ihn durch das, was ich sage, wieder zum weinen zu bringen.
jetzt weiss ich auch nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll, wenn er in ein paar tagen zurückkommt.
wir stehen uns nicht wirklich nahe. über gefühle und ähnliches haben wir nie gesprochen. aber einfach so zu tun, als wäre alles wie immer, wird auch unmöglich sein.
ich würde ihm gerne helfen, aber ich weiss auch nicht, was ich tun kann.

lg, marie

sporadischer Gast 6 Bayern W, 33

@ Marie

Tut mir sehr leid für Deinen Bruder. Auch wenn ihr Euch nicht so nah ward, vielleicht solltest du ihm (jetzt schon) einen Brief schreiben, in dem Du Dein Mitgefühl und ehrlich Deine Unsicherheit zum Ausdruck bringst und ganz wichtig (!!) ihm mitteilst, dass du ihm gerne "helfen" würdest (sei es nur bei alltäglichen dingen wie einkaufen, kochen etc.) und JEDERZEIT für ihn da bist. Ob zum reden, gemeinsamen schweigen oder was immer IHM gut tut.
So was würde ich mir wünschen...

Helferlein 109 Norddeutschland W, 30

Ja, da da sein ist wichtig. Ihr müßt gar nicht viel sagen, ihr müßt einfach nur da sein. Ich will von niemandem hören, wie leid es ihnen tut, ich will nur hören "du kannst jederzeit herkommen, wenn du möchtest", "ruf mich jederzeit an, ich bin für dich da" und "ich komm mal eben rum"! Fragt, wie es demjenigen geht, auch wenn es offensichtlich ist. Wenn derjenige sich ausheulen möchte / muß, dann wird er es in dem Moment tun. Wenn nicht, ist ihm halt nicht danach.
Trauernde erwarten nicht, daß man sie unterhält und sie zum lachen bringt, nur daß jemand da ist, daß man sie in ihrer Trauer nicht allein läßt.

Meine Mutter ist gerade gestorben und meine "beste Freundin" hat auf ihrem Job solchen Stress, daß sie seit WOCHEN nicht dazu kommt, mich mal anzurufen... Nichtmal ein abendliches "hey, ich bin zwar fix und alle, aber ich wollte mal kurz hören, wie es dir geht"... Muß ja kein Stundengespräch werden, einfach nur mal kurz eine kleine Aufmerksamkeit. Aber sie hat damals nach dem Tod meines besten Freundes schon so daneben reagiert, daß mich das jetzt eigentlich gar nicht mehr wundert.
Das mal nur so als Negativbeispiel...

Seid einfach da, mehr will man gar nicht.
LG Betty

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