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Wunderblümchen
sporadischer Gast


17
Stuttgart W, 21
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Thu, 07.Jul.05, 10:57 Durch psychische Probleme bald keine Freunde mehr?? |
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Ich hatte gestern ein ziemlich einschneidendes Erlebnis welches mich sehr zum Nachdenken angeregt hat.
Kurz zu meiner Vorgeschichte, ich hatte seit der Pubertät immer wieder psychische Probleme wie Essstörung, SSV und Depressionen. Dies kam wohl durch mangelndes Selbstwertgefühl da ich sehr lange immer ein Aussenseiter war und auch aufs übelste gemobbt wurde. Später, so nach der volljährigkeit beschränkten sich meine Probleme auf Depressionen und Ängste die sich über die Jahre dann immer weiter verschlimmerten bis ich sogar das Haus kaum noch verlassen konnte. Das kam alles nachdem ich mit der Schule fertig war so ungefähr vor einem Jahr. Es war als wäre alles über mich hereingebrochen. Ich hatte Phobien die mir ein normales Leben unmöglich machten und später auch Zwangsgedanken und zwanghaftes Verhalten.
Also kurz gesagt, das letzte Jahr war wirklich nicht schön für mich und ich litt sehr unter meinen psychischen Beschwerden. Mein Psychiater verschrieb mir viele Medikamente und nach langer Zeit habe ich jetzt eines für mich gefunden das mir sehr gut hilft. Es geht mir in der Zwischenzeit sehr gut und ich kann wieder am Leben teilnehmen und bin zum ersten mal, nach langer Arbeit an mir selbst, zufrieden mit mir und meinem Leben. Mein Problem ist jetzt dass sich meine Freunde stark von mir distanzieren. Bei den einen liegt es wohl daran dass ich Medikamente nehmen muss. Ich muss nur Psychiater sagen und sie fühlen sich unangenehm berührt und man merkt dass sie damit nichts zu tun haben wollen. Bei meiner besten Freundin ist es so, dass sie mit mir einfach nichts mehr anfangen kann, so kommt es mir zumindest vor.
Sie geht noch zur Schule bzw. wird dieses Jahr fertig und hat jetzt große Träume über ihre Zukunft. Wie haben uns gestern getroffen zum quatschen und immer wenn ich etwas sagte reagierte sie voll komisch als könnte sie damit gar nichts anfangen. Es war mir irgendwann sehr unangenehm und ich wollte nur noch nach Hause. Ich denke ich habe mich schon verändert, aber eigentlich zum Positiven. Ich sehe die Welt und die Dinge jetzt etwas anders, lebe bewusster und wünsche mir für mich eigentlich nur dass es mir weiterhin gut geht. Irgendwie bin ich sehr bescheiden geworden und auch etwas ruhiger aber dafür geht es mir gut.
Nur dass sich meine Freunde jetzt so von mir abwenden finde ich sehr schade. Sicher hatte ich während es mir schlecht ging nicht immer Zeit für sie bzw. konnte nicht aus dem Haus aber da hatten sie komischerweise verständnis für mich, doch jetzt wo es mir gut geht und ich etwas gegen meine Probleme unternommen habe sind sie so komisch zu mir. Ich habe meinen Freund gefragt und der meint auch ich sei eigentlich immernoch die Alte, aber eben gesund und zufrieden.
Jetzt bin ich in letzter Zeit viel alleine was mich sehr traurig macht. Mir fehlt das quatschen mit Freunden. Dazu kommt dass ich jetzt mit meinem Freund zusammenlebe und gar nicht mehr so in Disco oder Saufstimmung bin sondern lieber spazieren gehe oder eben tagsüber etwas unternehme. Das ist wohl ein weiteres Problem.
Naja vielleicht muss ich akzeptieren dass man sich auch ausseinander leben kann...
Sorry wegen dem langen Beitrag aber das wollte ich mir einfach mal von der Seele reden.
Wie denkt ihr darüber? Meint ihr es wäre auch nicht schlecht neue Leute kennenzulernen?
LG Wunderblümchen
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Morgaine
Forums-InsiderIn


376
Deutschland W, 22
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Thu, 07.Jul.05, 11:47 Re: Durch psychische Probleme bald keine Freunde mehr?? |
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Hallo Wunderblümchen!
| Quote: | | Mein Psychiater verschrieb mir viele Medikamente und nach langer Zeit habe ich jetzt eines für mich gefunden das mir sehr gut hilft. Es geht mir in der Zwischenzeit sehr gut und ich kann wieder am Leben teilnehmen und bin zum ersten mal, nach langer Arbeit an mir selbst, zufrieden mit mir und meinem Leben. |
Das ist toll ! Gratuliere!
| Quote: | | Mein Problem ist jetzt dass sich meine Freunde stark von mir distanzieren. Bei den einen liegt es wohl daran dass ich Medikamente nehmen muss. Ich muss nur Psychiater sagen und sie fühlen sich unangenehm berührt und man merkt dass sie damit nichts zu tun haben wollen. |
Schade, dass deine Freunde so reagieren...aber ich glaube, es kommt häufiger vor, da psychische Probleme in unserer heutigen Gesellschaft leider immer noch ein Tabuthema sind...
Was ich mir auch vorstellen könnte, dass es bei einigen auch Unsicherheit ist...sie kennen in diesem Bereich nicht aus und deshalb erscheint es ihnen suspekt...
Im Grunde ist albern, wenn Leute es kritisieren, dass man Medikamente auf Grund psychischer Probleme nimmt...aber ich kenne das selbst: Meine Tante hat auch diesbezüglich eine sehr ablehnende Haltung...auch wenn ich es nicht verstehen kann...denn was ist schon dabei? Krankheit ist Krankeit...ob physisch oder psychisch...also warum sollte man dann keine Medikamente nehmen? Hauptsache ist doch, dass es hilft .
Ich habe es auch erlebt, dass das Verhältnis zu meinen Freunden anders geworden ist.... (zu meine Vorgeschichte: es hat mit Depressionen und Essstörung angefangen als ich 17 war....)... Ich habe dann eine Therapie angefangen (mache ich auch immer noch und bin sehr zufrieden damit)....während dieser ganzen Zeit habe ich gemerkt, dass sich irgendetwas zwischen mir und meinen Freunden verändert hat... Ich habe dann auch mal mit meiner Therapeutin gesprochen und sie meinte, es könne schon daran liegen, dass ich mich verändert habe (zum Positiven) während meine Freunde aber die alten geblieben sind....und irgendwie hat es dann nicht mehr richtig gepasst...
Allerdings hatte ich den Vorteil, dass ich dann auch bald mit der Schule fertig war und an die Uni gegangen bin, wo ich wieder viele neue Leute kennengelernt habe und auch das Gefühl habe, dass es passt .
| Quote: | | Wie denkt ihr darüber? Meint ihr es wäre auch nicht schlecht neue Leute kennenzulernen? |
Auf jeden Fall! Ich denke, es ist immer gut, neue Leute kennenzulernen und dafür gibt es ja auch überall Gelegenheiten. Das heißt ja nicht, dass du dich ganz von deinen altern Freunden abwenden sollst...das würde ich auch nicht machen (habe ich selbst auch nicht)...aber es ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn man sich etwas umorientiert.
Liebe Grüße
Morgaine
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Zicke
Forums-InsiderIn


281
Bayern W, 40
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Thu, 07.Jul.05, 11:48 Re: Durch psychische Probleme bald keine Freunde mehr?? |
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Hallo Wunderblümchen,
sicher wäre es nicht schlecht neue Leute kennenzulernen. Vielleicht hast Du damit mehr Glück als ich.
Mir geht es so ähnlich wie Dir. Während der Jahre meiner Therapie, habe ich einen großen Teil meines früheren Freundeskreises verloren. Sicher nicht ganz zu Unrecht, denn größtenteils passen wir auch nicht mehr richtig zusammen. Mit dem Kennenlernen von anderen Leuten tue ich mir immernoch schwer, wegen meiner Sozialphobie u.s.w.
Im Moment bin ich recht viel alleine, aber ich komme ganz gut damit zurecht. Vielleicht ist das Alleinsein immernoch besser, als mit Leuten zusammenzusein, die einen immer nur kritisieren und nichts positives sehen. Irgendwie bin ich auch durch meinen Therapeuten ein bißchen verwöhnt worden. Seit ich ihn kenne, tue ich mir schwer damit, mit weniger zufrieden zu sein.
Nun ja, das wird schon alles wieder auf die Reihe kommen.
Ich wünsche Dir, dass Du Dir leichter damit tust, neue Leute kennenzulernen. Vielleicht ist im Freudeskreis Deines Freundes jemand Nettes?
Zicke
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Nessa
Forums-Gruftie


609
Germany W, 54
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Thu, 07.Jul.05, 14:45 Re: Durch psychische Probleme bald keine Freunde mehr?? |
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Hallo Wunderblümchen,
ich denke schon, dass du dich verändert hast, denn sonst würde es dir heute nicht so gut gehen. Glückwunsch, dass du es geschafft hast!
| Quote: | Dazu kommt dass ich jetzt mit meinem Freund zusammenlebe und gar nicht mehr so in Disco oder Saufstimmung bin sondern lieber spazieren gehe oder eben tagsüber etwas unternehme. Das ist wohl ein weiteres Problem.
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Naja vielleicht muss ich akzeptieren dass man sich auch ausseinander leben kann... |
Kann es sein, dass du viel reifer geworden bist als deine gleichaltrigen Freunde? Du hast inzwischen andere Interessen, insofern ist das wohl eine Art Auseinanderleben, aber ich sehe für dich da nur Positives. Du hast dich weiterentwickelt, das tut jeder Mensch, aber durch deine leidvollen Erfahrungen ging das bei dir eben schneller. Jede (überstandene) Krankheit macht einen Menschen reifer.
Sei offen für neue Bekanntschaften und Freundschaften - da wird sich sicher etwas ergeben, wenn du anderen Menschen aufgeschlossen gegenübertrittst.
Liebe Grüße
Nessa
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