Freund hat kein Bock auf meine Verwandschaft!

sporadischer Gast 22 Norddeutschland W, 28

Guten Tag!

Vielleicht kennt ja einer von Euch dieses Problem:

Bin mit meinem Freund seit mehr als 10 Jahren zusammen. Zusammengezogen sind wir 2001. Mein Freund und ich haben gemeinsame Interessen, wir lachen sehr viel und das wichtigste: wir lieben uns. kiss

Wie ich in den anderen Beiträgen gelesen habe, kommen Lügen, Fremdgehen, Schläge in unsere Beziehung nicht vor.
Somit kann ich mich als sehr glücklich schätzten. freude

Aber ich würde ja nicht schreiben, wenn mich nicht was bedrücken würde.
Ich versuche einfach mal mich kurz zufassen:
Mein Freund hat überhaupt keinen Bezug zu meiner Familie. Zu den kleineren Familienfeiern nehme ich ihn gar nicht mit, er ist halt nur bei den großen „Events“ wie Konfirmationen, Hochzeiten etc. dabei. Aber dann steht er auch immer abseits und bekommt kein Ton raus oder will man ihn ich ein Gespräch mit einbeziehen, ist er nur kurz angebunden.
Als ich ihn drauf ansprach, meinte er, dass er sich in „fremder“ Gesellschaft (und das nach 10 Jahren gruebel

) nicht wohl fühlt und auch nicht der Typ ist, der auf andere Leute zugeht (ich gehöre halt zu den Leuten, die kein Problem haben auf Fremde zuzugehen, so dass ich Schwierigkeiten habe, seine Seite nachzuvollziehen).
Ferner meinte er auch, dass er von seinen Eltern geprägt ist. Seine Eltern sind Einzelgänger und außer seinen Eltern hat er keine Verwandten. Ascheint liegt das wohl in der Familie, zumal seine Eltern auch mir gegenüber kurz angebunden sind, obwohl lt. mein Freund sie mich sehr mögen…
Jedenfalls bekommt er selbst bei meinen Eltern kein Wort heraus, so dass ich auch meist nur alleine meine Eltern besuche.
Lang Rede, kurzer Sinn: kennt ihr so was auch, dass Euer Partner keinen Bock auf Familie hat (oder sollte ich eher sagen gehemmt ist?!)?
Da mich dieses Thema schon lange beschäftigt und ich auch weiß, dass sich meinen Freund nicht ändern wird, versuche ich gerade für mich raus zu finden, ob ich diesen Fehler tolerieren kann oder ob ich die Trennung wähle. Für mich hat die Familie einen hohen Stellenwert, so dass ich auch selber keinen Bock habe, wenn wir dann mal Kinder bekommen, dass ich dann allein zu meiner Family fahren kann.

So long!

General Zord

Forums-InsiderIn 368 Österreich W, 27

Hallo,
ja, du bist mit Sicherheit nicht alleine mit diesem Problem.

Ich habe aber bemerkt, dass das nicht alleine am Partner, der sozusagen "neu" in die Familie kommt, liegen muss.

Wie verhalten sich die Familienmitglieder deinem Freund gegenüber?
Wie bist du zu ihm, wenn ihr bei deinen Eltern seid?

Bei mir haben sich diese Probleme dann gelegt, wenn ich z.B. vor meiner Familie klar gestellt habe (nicht verbal, aber durch mein Verhalten), dass ich in erster Linie zu ihm gehöre, und erst dann zu meiner Familie.
Klar, ihr seid 10 Jahre zusammen, aber du überlegst ja, ob du dich im Zweifelsfall sozusagen für deine Familie und gegen ihn entscheiden solltest. Sowas ist sehr verunsichernd für den Partner, er spürt das, auch wenn du es nicht aussprichst!
Und stell dir mal vor, du wärst an einem Ort, an dem du dich nicht sofort wohl fühlst und dann ist dein Partner auch noch unzufrieden mit dir.

Ich bin/war auch sehr sehr familienfixiert, und hatte diesbezüglich oft auch Erwartungen an meine Partner, die sie nicht erfüllen konnten. Die Tatsache, dass das nicht nur bei einem ein Problem war, sagt mir, dass es vermutlich auch an mir/meiner Familie liegt.

Nur weil ich meine Familie mag, muss er sie nicht auch sofort mögen.
Vorallem für Menschen, die dieses Zusammengehörigkeitsgefühl aus ihrer eigenen Familie nicht kennen ist das gar nicht so einfach und auch gar nicht so wichtig.

Weiss dein Freund denn, wie wichtig es für dich ist, dass er deine Familie mag?

Vielleicht gibt's auch die Möglichkeit, dass er dich zu deiner Familie begleitet, aber nicht den ganzen "Familienzirkus" mitmachen muss? Vielleicht fahrt ihr auch mal hin, wenn nicht hunderttausend Menschen dort sind und er sich noch verlorener fühlt? Oder ihr fahrt hin und du "kümmerst" dich aber hauptsächlich um ihn? Vielleicht verunsichert ihn einfach die "Konkurrenz" zu all den anderen Leuten, die dich schon so lange kennen und an denen du so sehr hängst, dass du ihn fast dafür verlassen würdest?

Nicht verzagen..sowas kann sich ändern!
LG!
Karen

Forums-Gruftie 672 im Urlaub :-) W

Hallo General Zord,

Quote:

Da mich dieses Thema schon lange beschäftigt und ich auch weiß, dass sich meinen Freund nicht ändern wird, versuche ich gerade für mich raus zu finden, ob ich diesen Fehler tolerieren kann oder ob ich die Trennung wähle.

Ganz schön hart.

Und du schreibst:

Quote:

und das wichtigste: wir lieben uns. kiss

Na, wenn das so einfach ist - schau halt, ob du diesen "Fehler" deines
Freundes "tolerieren" kannst. Und sonst ist es ja auch keine "große Sache", "die Trennung zu wählen", nicht?

Glücklich, wer einfach so auswählen kann, wie er es gerne hätte..

Ich habe übrigens auch "keinen Bock" auf diese Familiengeschichten.
Ich hasse es. Cool

Aber auf die Idee, dass sich mein Mann wegen "sowas" mal eben ganz schnell von mir trennen könnte, wäre ich denn doch nicht
gekommen. Shocked

Da würde ich schon ehr auf die Idee kommen, ob ich jemanden, der über so viel "Toleranz" bzgl. Respektieren meiner Persönlichkeit verfügt,
ob ich den heiraten wollte..

lg

Nele

sporadischer Gast 22 Norddeutschland W, 28

Hallo Ihr zwei,

vielen Dank für Eure Meinungen.
Schön, dass man immer einen Denkanstoß - und auch mal die andere Seite geschildert bekommt. sex2

Quote:

Wie verhalten sich die Familienmitglieder deinem Freund gegenüber?

Der Blitzgedanke war:“Sie mustern ihn!“ Verständlich, dass mein Freund, dann keinen Bock auf die „Sippschaft“ hat, wenn man erst einmal gemustert wird.
Die meisten aber versuchen mit ihm ein Gespräch anzufangen.

Quote:

Wie bist du zu ihm, wenn ihr bei deinen Eltern seid?

Ich versuche ihn immer in die Gespräche hinein zu ziehen, was leider nicht so klappt. Vielleicht merkt er, dass ich unbewusst die trotzige Erwartungshaltung „ausstrahle“, er solle sich doch gefälligst mal mit meinen Eltern unterhalten. Hat ja auch was mit Anstand zu tun, jedenfalls wurde ich so erzogen.
Gebe auch zu, dass dieser unbewusste Druck nicht o.k. von mir ist.

Quote:

aber du überlegst ja, ob du dich im Zweifelsfall sozusagen für deine Familie und gegen ihn entscheiden solltest.

Jetzt wo ich mir das noch mal durchgelesen habe, ziemlich bescheuert von mir.
Im nach hinein fällt mir auch auf, dass der meiste Druck eher von meiner Familie kommt (meine Eltern ausgenommen. Die haben akzeptiert, dass er nicht dem „Familienstandard“ entspricht). Gehe ich allein zur Feier, muss ich mir immer blöde Kommentare anhören. „Wo ist Dein Freund?“. „Der will wohl nichts mit uns zu tun haben“. Bla, bla, bla… Will ich ihn deshalb mithaben, damit ich dem „Spot“ nicht ausgesetzt bin und es einfach von meiner Familie verlangt wird, dass der Partner mit kommt, oder einfach aber, weil ich mir wünsche, dass mein Partner an meiner Seite ist?! Da muss ich wohl noch mal in mich gehen…

Quote:

Weiss dein Freund denn, wie wichtig es für dich ist, dass er deine Familie mag?

Ja, er weiß es, und meine Eltern und meine „Lieblingstante“ mag er auch. Er sagt halt, dass er nicht jedem sympathisch finden kann und es auch verlogen findet, sich dann mit der Person zu unterhalten, wenn die Chemie nicht stimmt. Und wie du bereits auch sagtest, dass er dieses Zusammengehörigkeitsgefühl nicht kennt und ihm daher auch nicht so wichtig ist.

Quote:

Nicht verzagen..sowas kann sich ändern

Mal ehrlich, nach 10 Jahren glaube ich nicht an eine Besserung. Ich muss es wohl tolerieren; akzeptieren fällt mir noch zu schwer.

Karens! Hast Du jetzt einen Partner, der eher an der Familie interessiert ist oder hast Du Deine Erwartungen „runtergeschraubt“?

Meine Frage an Dich Nele:
Du hattest ja geschrieben, dass Du keinen Bock auf diese Familiengeschichten hast
Gehst Du denn trotzdem mit, wenn Dein Mann verkündet, dass ihr zu einer Feier eingeladen seid oder bleibst Du zu Hause?
Hat Dein Mann dann akzeptiert, dass Du nicht so der Familienmensch bist?

Wie bereits geschrieben, ihr habt mir schon einen Denkanstoß gegeben. Vielen Dank!
Was letztendlich draus wird, wird sich in nächster Zeit zeigen.

So long!

General Zord

Forums-InsiderIn 368 Österreich W, 27

Hallo nochmal,
ich habe jetzt einen Freund, der sich da irgendwie nicht verwirren lässt. Es ist auch die erste Beziehung in der ich klar signalisiere, dass er mein Zuhause ist und dass ich ihn liebe egal was meine Familie (im weiteren Sinne) darüber denkt. Dadurch hat es glaube ich keinerlei Bestrebungen gegeben, ihn irgendwie anzuzweifeln.
Er ist auch nicht der Mann, den sich meine Eltern oder meine Familie zwingend für mich ausgesucht hätte, aber nachdem ich mir sicher bin und das wohl zu spüren ist, hat es diesbezüglich eigentlich keine Probleme gegeben, bzw ich lasse mich darauf überhaupt nicht ein. Das nimmt auch von ihm den Druck, irgendwie sein zu müssen um akzeptiert zu werden.
Wenn komische Fragen kommen, wenn er mal nicht dabei ist, lasse ich auch keinen Zweifel aufkommen, dass das für mich absolut ok ist und dass mich solche Kommentare nicht interessieren.
Damit fühle auch ich mich wohler, weil ich in keinster Weise das Gefühl habe, "dazwischen" zu stehen.

Deswegen glaube ich auch, dass auch nach 10 Jahren noch Änderung möglich ist. Einerseits kann es für ihn angenehmer und entspannter sein, wenn du nicht solche Erwartungen an ihn hast. Andererseits wird und muss er sich eigentlich auch nicht ändern, wenn du da mehr Sicherheit und Gelassenheit entwickelst.
Und er mag ja deine Eltern. Die sind ja wohl deine familiären Hauptbezugspunkte. Ist doch schon was!
Und schließlich bist du die meiste Zeit des Jahres ja mit ihm zusammen - das ist doch das was zählt. Ihr scheint ja sonst glücklich zu sein.

LG!
Karen

Forums-Gruftie 672 im Urlaub :-) W

@ General Zord

Quote:

Gehst Du denn trotzdem mit, wenn Dein Mann verkündet, dass ihr zu einer Feier eingeladen seid oder bleibst Du zu Hause?
Hat Dein Mann dann akzeptiert, dass Du nicht so der Familienmensch bist?

Nein, ich gehe nicht mit. Ich bleibe zuhause.
Es ist auch so, dass, wenn ich zusage, ich dann merke, dass je näher der Termin rückt, ich total schlechte Laune bekomme.
Es ist nicht so, dass ich finde, a la " es sind ja nur ein paar Stunden, die könnte ich ja mal aushalten" - es stört mich schon Tage vorher und deshalb lasse ich es.

Manchmal ist es so, dass ich merke, die Leute sind ja nicht an mir interessiert, sondern an meiner "Funktion" als "Frau meines Mannes".
Da sehe ich dann nicht ein, warum ich da hingehen soll, wenn weder sie an mir wirklich, noch ich an ihnen interessiert bin. Das bringt doch keinem was, außer mir tagelang schlechte Laune.

Dann gibt es noch Verwandte, die ich vielleicht sogar ganz gerne mag, wo ich es aber furchtbar finde, wenn man so in einem Zimmer stundenlang hocken "muss".
Sowas finde ich echt quälend.

Am leichtesten gehe ich mal mit, wenn wir selbst planen etwas gemeinsam zu unternehmen, z.B die Oma meines Mannes abholen, mit ihr irgendwo hin fahren, spazieren gehen und dann vielleicht noch draußen in irgendeinem Cafe was trinken, aber nicht stundenlang..

Am Schlimmsten finde ich Einladungen bei Verwandten, womöglich noch in deren Haus. - Da gehe ich nie mit.
Dieses gemeinsame "in einem Lokal hocken" finde ich auch nicht viel besser.

Mein Mann akzeptiert das, klar - was anderes bleibt ihm auch nicht übrig,
weil es mir halt echt zuwider ist.
Außerdem ist es schon ganz oft passiert, dass ich dann kurz vorher "die Bremse" reingehauen habe und kurz vorher gesagt habe, es tut mir leid, aber ich gehe da nicht mit.

@ karen

Ich finde das gut, wie du das machst!
Und es stimmt auch, dass nach 10 Jahren noch Änderungen möglich sind,
wenn sich dich Fronten nicht verhärten.
Ich habe z.B gestern freiwillig meinen Mann auf einem Vereinsfest
(auch so was, womit ich nichts anfangen kann..) überrascht, indem ich noch die letzten 1 1/2 Stunden vorbeigeschaut habe - es war gar nicht mal so schlecht.
Oder zu meine Stiefschwiegermutter bin ich die letzten paar Male mitgefahren, obwohl davor mindestens 6 Jahre Funkstille war.
Das heißt aber nicht, dass ich das jetzt immer mache - ich erwarte auch in der Hinsicht nichts von den Anderen.

liebe Grüße

Nele

Forums-InsiderIn 368 Österreich W, 27

Ja, du kannst das jetzt machen, Nele, weil du es freiwillig machen kannst. Das ist ganz was anderes.
Mein Freund fährt jetzt immer freiwillig mit zu meinen Eltern, obwohl ich ihn nicht mehr darum bitte. Ich könnte es auch völlig akzeptieren, wenn er nicht fahren wollen würde, weil ich weiss, dass das eine oder andere nichts mit uns beiden zu tun hat und unsere Beziehung nicht beeinflussen wird.
Jetzt fährt er freiwillig und kann es sogar mögen. Und ich bin auch entspannt, weil ich mich nicht verpflichtet fühle, ihn oder unserer Beziehung verteidigen zu müssen.

Es ist immer wieder verblüffend, was man bewirken kann, wenn man seine Einstellungen überdenkt. *freu*

Forums-Gruftie 672 im Urlaub :-) W

Quote:

Ja, du kannst das jetzt machen, Nele, weil du es freiwillig machen kannst. Das ist ganz was anderes.

Ja, das stimmt.

Quote:

Jetzt fährt er freiwillig und kann es sogar mögen. Und ich bin auch entspannt

Das ist schön. Wink

Ich denke auch, es ist etwas ganz anderes, wenn es nicht selbstverständlich ist, in der Funktion des Freundes oder der Frau, dass man "mit muss".
Wenn man darüber geredet hat, bzw. es den Verwandten klar ist, dass es eben nicht selbstverständlich ist, dass man kommt - und man dann trotzdem mal hingehen kann, ist es auch so, dass man sich selbst wahrgenommen fühlt und eben auch ein bisschen "wirklicher Kontakt" eine Chance hat.

Verstehste was ich meine? Wink

(Bin grad zu "angemüdet", um zu beurteilen, ob´s verständlich ist..)

gute Nacht Wink

Nele

Forums-InsiderIn 368 Österreich W, 27

Hallo Nele,
ja, ich verstehe was du meinst, obwohl ich's nicht besser formulieren kann...also wenn man nicht selbstverständlich als Anhängsel des Partners mitkommt, fällt den Leuten vielleicht auch mal auf, dass man eine eigene Person ist. War's so gemeint? Das würde ich auch so sehen.

Ich würde auch allergisch reagieren, wenn ich nur übersehen oder geduldet würde, nur weil ich nicht blutsverwandt bin. Twisted Evil

Forums-InsiderIn 292 Niedersachsen W, 39

Ich kann es sehr gut verstehen, das dein Freund darauf nicht großen Bock hat.
Ist ja auch nicht jedermanns Sache.

ich kenne viele Freundinnen, die, kaum waren sie mit ihrem freund zusammen, von Verwandtenbesuch zu Verwandtenbesuch geeiert sind, ob es ihre oder seine waren, war egal.

Es wäre für mich ein graus gewesen, bei meinem Freund überall da mit hin zu gehen.

Meine Nichte und mein Neffe hatten im Alter von 16 Jahre jeweils eine Beziehung, ab diesem Zeitpunkt gabs auf jedem Geburtstag denjenigen nur im Doppelpack, ich fand es grausam, weil irgendwie keine richtige Unterhaltung mehr möglich war.

Es ist vielleicht einfacher, wenn nicht gleich alle Verwandschaft da ist, so mal ganz locker im kleinen Kreis mit den Eltern.

Wäre das evt eine Alternative für deinen Freund?

Wenn er dann merkt, das es nicht so förmlich ist und er gemustert wird, könnte es ihm sogar gefallen?

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Freund hat kein Bock auf meine Verwandschaft!