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devasya
Forums-InsiderIn


205
bressanone W, 22
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Mon, 11.Jul.05, 11:14 Angst vor allem |
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Ich wollte euch mal eine Frage stellen, vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen. Ich bin seit einem Jahr in Therapie und meine Diagnose liegt irgendwo zwischen einer Borderline-Persönlichkeitsstörung und einer selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung.
Bei mir steht die Angst in vielen Dingen im Vordergrund. Mein Problem ist allerdings, dass ich diese Ängste allgemein nicht definieren kann. Ich hab vor so vielen Dingen Angst (keine normale Angst, panische Ängste), dass ich hier kaum alle aufzählen kann, weil es so viele Dinge sind. Ich hab panische Angst vor dem Erbrechen, hab Angst vor Gewittern, Angst vor Hunden, der Dunkelheit, dem Zahnarzt (oder allgemein Arztbesuchen), hab soziale Ängste, Verlustängste...es gibt eigentlich kaum etwas vor dem ich nicht Angst hab...ich hab oft panische Ängste mein Herz könne plötzlich stillstehen, ich hab überhaupt panische Angst vor dem Tod, panische Angst vor dem Fliegen, vor Autofahrten...vor Geschwindigkeit, dem Sex, vor Betrunkenen, panische Angst vor Seen, vor Menschen usw.
Kann man diese Ängste vielleicht in irgendeine Definition packen? Kann ein Mensch überhaupt vor SO VIELEN DINGEN Angst haben? Ich hör immer wieder das Menschen Ängste habe, aber meine Ängste sind teilweise recht extrem...und manchmal komme ich mir sowieso schon absolut krank vor, schäme mich für meine Ängste...vor allem, weil ich sie nicht loswerde, sie mich, ganz im Gegenteil, immer mehr beherrschen.
Geht es einigen von euch vielleicht auch so? Kennt ihr vielleicht den Namen meiner Erkrankung (generalisierte Angststörung vielleicht?).
Auf Grund meiner vielen Ängste kann ich nämlich fast gar nichts mehr tun. Ich bin dermaßen eingeschränkt in meinem Leben, dass ich nichts mehr genießen kann. Alles was ich mache ist von dieser ANGST beeinflusst. Die vielen Situationen die ich erlebe, erlebe ich immer in Angst. Kaum vergeht ein Tag, an dem ich nicht Angst habe.
Kennt ihr das auch?
Ich hab manchmal das Gefühl vollkommen alleine mit diesem Problem zu sein. Ich bin in so vielen Foren registriert, dass es mir schon ganz peinlich ist. Aber ich weiß einfach nicht wohin mit meinen Ängsten. Ich möchte darüber sprechen...und das kann ich nur im Internet tun, wo es Leute gibt, die vielleicht ähnliches fühlen, erleben...
Vielleicht war es falsch diesen Beitrag zu eröffnen. Ich weiß ja noch nicht einmal, WAS ich mit ihm erreichen möchte. Vielleicht möchte ich einfach nur einen Rat bekommen...oder Menschen treffen, die diese vielen Ängste kennen...?! Ich weiß es nicht...
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_________________ "Hilf mir, es selbst zu tun" |
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deepdepression
Helferlein


33
NRW W, 19
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Mon, 11.Jul.05, 12:26 Re: Angst vor allem |
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Hallo devasya,
ich habe deinen Beitrag gelesen und habe einiges bei mir wiederkannt. Sicher, ich habe nicht ganz so viele Ängste wie du, aber einige. Zum Beispiel die Angst vor dem Erbrechen, Verlustängste, Angst vor'm Tod, vor'm Fliegen, besonders auch vor'm Autofahren und Geschwindikeit, vor'm Sex, vor bestimmten Menschen, auch vor Betrunkenen. Also.. du siehst - du bist damit nicht allein. Ich bin auch in Therapie, im Moment konzentriert sich diese aber eher auf mein SvV und die Depressionen. Aber meine Ängste schränken mich leider auch sehr stark ein. Vor allem die Angst vor'm Autofahren und der Geschwindigkeit. Nun.. ich würde mich auch freuen, wenn sich jemand melden würde, der Ahnung davon hat. Ich hoffe schon so lange auf irgendeine Lösung! Es tut mir leid, dass ich dir nur sagen kann, dass ich das kenne.. Tipps habe ich leider auch keine..
Ganz liebe Grüße,
deep
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nele
Forums-Gruftie


672
im Urlaub :-) W
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Mon, 11.Jul.05, 12:35 Re: Angst vor allem |
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Hallo devasya,
| Quote: | | Kann ein Mensch überhaupt vor SO VIELEN DINGEN Angst haben? Ich hör immer wieder das Menschen Ängste habe, aber meine Ängste sind teilweise recht extrem...und manchmal komme ich mir sowieso schon absolut krank vor, schäme mich für meine Ängste |
Ja, man kann leider vor so vielen Dingen Angst haben und da bist du nicht alleine damit.
Außer der Angst vorm Erbrechen und vor Hunden habe ich so ziemlich vor den gleichen Sachen Angst wie du, wenn ich mir deine Liste so ansehe. Brücken und Tunnels fehlen noch, aber die hast du vermutlich nur vergessen?
Ich habe festgestellt, dass auch, wenn einem die Ängste selbst exotisch vorkommen, es ganz viele Menschen gibt, die vor exakt den gleichen Sachen Angst haben.
Das mit der Einschränkung im Leben, dass man fast nichts mehr genießen kann, weil "alles" irgendwie gefährlich ist, kenne ich auch.
Aber du tust ja was dagegen und machst Therapie.
Und manche Ängste kann man total ablegen, - ich habe z.B keine Angst mehr vorm Auto fahren, keine Angst mehr in die Stadt zu gehen, fast keine Angst mich zu blamieren etc., andere Ängst sind mir bislang geblieben und da weiß ich auch zur Zeit noch nicht, wie ich die überwinden kann.
Das andere, diese unbestimmte Angst, wo man nicht sagen kann, wovor man Angst hat, nennt man, glaube ich, auch frei-flottierende Angst.
Im Laufe der Therapie kannst du lernen, woher die kommt und was du tun kannst, damit sie weniger wird.
Das braucht seine Zeit und du wirst Geduld haben müssen. Meiner Erfahrung nach, geht da auf die schnelle "gar nichts".
Auf der anderen Seite erlebe ich das so, dass es total klasse ist, wenn ich dann vor irgendetwas keine Angst mehr habe und mir das dann ganz neue Möglichkeiten eröffnet.
Du bist nicht alleine mit diesem Problem, aber ein Internetforum kann dir da natürlich nur ein bisschen Austausch etc. geben. Wirklich überwinden kannst du die Ängste nur im realen Alltag.
| Quote: | | Ich bin in so vielen Foren registriert, dass es mir schon ganz peinlich ist. |
Vielleicht wäre es ganz gut, dich auf ein oder zwei gut ausgewählte Foren zu beschränken?
| Quote: | | Vielleicht war es falsch diesen Beitrag zu eröffnen |
Warum sollte das falsch sein?
Ich finde es jedenfalls nicht falsch, dass du diesen Beitrag eröffnet hast.
Hm, einen Rat, wie es besser wird, kann ich dir natürlich auch nicht geben.
Wenn du Therapie machst und da dranbleibst, auch wenn es dauert, werden deine Ängste mit der Zeit aber besser werden. Das ist sehr sicher, denn die Prognose bei Angsterkrankungen ist wirklich gut und Psychotherapie sehr wirksam.
liebe Grüße
Nele
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Hans-Jörg
Forums-Gruftie


581
Süddeutschland M, 40
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Mon, 11.Jul.05, 12:54 Re: Angst vor allem |
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Hi devasya,
also ich habe oder hatte auch vor so vielen Dingen / Situationen Angst, dass ich stets meinte, es würde keinen Sinn machen, sie zu katalogisieren.
Im Grunde kann man vor allem Angst haben, eine Phobie entwickeln oder Panikattacken bekommen.
So gesehen macht es wenig Sinn, der einen Angst diesen Namen, der anderen jenen, zu geben.
Schon möglich, dass es sich bei Dir um eine generalisierte Angststörung handelt, ich kenne die genaue Definition davon nicht.
Also "reden" kannst Du hier wunderbar darüber, und ich denke auch nicht, dass es falsch war, diesen Beitrag in's Forum zusetzen.
Welcher Bereich Deiner Ängste quält Dich am meisten?
Bei mir ist es sicherlich die Angst vor dem Tod und seinen Vorstufen. Nicht immer akut, aber doch stetig.
Gegen einige einzelne Bereiche kann man ja recht gut etwas machen (sich den Situationen stellen und warten bis die Angst klein geworden ist).
Kommt halt darauf an, was Dich im Moment am meisten stört.
Hast Du noch andere Probleme, die nichts mit Ängsten zu tun haben?
LG Hans-Jörg
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Hans-Jörg
Forums-Gruftie


581
Süddeutschland M, 40
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Mon, 11.Jul.05, 12:55 Re: Angst vor allem |
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Hi deepdepression,
na ja, ob ich gerade viel Ahnung davon habe...
Die Angst vorm Auto fahren kannst Du gut kleiner bekommen, wenn Du Auto fährst (als Beifahrer nehme ich an, oder?), erst langsam, dann schneller.
Wenn Du jemanden kennst, der den Fahrer spielt, ließe sich das doch gut machen - ein bisschen Überwindung gehört natürlich auch dazu.
Wie sieht es mit der Angst im Zug / Bus aus?
Auch hier vielleicht erst eine Station in der Nähe der Tür, später eine längere Fahrt etwas weiter entfernt von dem Ausgang, langsam steigern und möglichst nicht Abbrechen solange die Angst noch groß ist , sonst wird sie schlimmer!
LG Hans-Jörg
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devasya
Forums-InsiderIn


205
bressanone W, 22
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Tue, 12.Jul.05, 10:58 Re: Angst vor allem |
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| deepdepression wrote: | Hallo devasya,
ich habe deinen Beitrag gelesen und habe einiges bei mir wiederkannt. Sicher, ich habe nicht ganz so viele Ängste wie du, aber einige. Zum Beispiel die Angst vor dem Erbrechen, Verlustängste, Angst vor'm Tod, vor'm Fliegen, besonders auch vor'm Autofahren und Geschwindikeit, vor'm Sex, vor bestimmten Menschen, auch vor Betrunkenen. Also.. du siehst - du bist damit nicht allein. Ich bin auch in Therapie, im Moment konzentriert sich diese aber eher auf mein SvV und die Depressionen. Aber meine Ängste schränken mich leider auch sehr stark ein. Vor allem die Angst vor'm Autofahren und der Geschwindigkeit. Nun.. ich würde mich auch freuen, wenn sich jemand melden würde, der Ahnung davon hat. Ich hoffe schon so lange auf irgendeine Lösung! Es tut mir leid, dass ich dir nur sagen kann, dass ich das kenne.. Tipps habe ich leider auch keine..
Ganz liebe Grüße,
deep |
Das macht doch nichts, manchmal tut es einfach nur gut, wenn man sieht, dass man nicht alleine ist mit diesen Problemen. Das es da "draußen" noch andere Menschen gibt, die ähnliches fühlen und mit den selben Dingen zu kämpfen haben.
Bin übrigens unter anderem auch wegen Svv in Therapie. Bei mir häufen sich die Probleme wirklich...ist manchmal etwas anstregend, weil man sich dann oft selbst nicht mehr auskennt. Immer zwischen der einen und anderen Störung rumhängt und das Gefühl hat im "Chaos" unterzugehen.
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_________________ "Hilf mir, es selbst zu tun" |
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devasya
Forums-InsiderIn


205
bressanone W, 22
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Tue, 12.Jul.05, 11:05 Re: Angst vor allem |
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| nele wrote: |
Brücken und Tunnels fehlen noch, aber die hast du vermutlich nur vergessen? |
Jupps, genau Bei Brücken ist die Angst nicht ganz so extrem, aber bei Tunnels schon. Vor allem, wenn man in einem Tunnel im Stau steckt. Ist mir einmal passiert und ich bin durchgedreht. Wenn man mich nicht festgehalten hätte, wäre ich wohl einfach aus dem Auto gehüpft und rausgerannt
| Quote: | | Und manche Ängste kann man total ablegen, - ich habe z.B keine Angst mehr vorm Auto fahren, keine Angst mehr in die Stadt zu gehen, fast keine Angst mich zu blamieren etc., andere Ängst sind mir bislang geblieben und da weiß ich auch zur Zeit noch nicht, wie ich die überwinden kann. |
Ich versuche zurzeit auch mich viel zu konfrontieren. Alleine in die Stadt zu gehen, mich "sozialen" Situationen auszusetzen, auch wenns mir unangenehm ist. Aber irgendwie ändert das an meinen Gefühlen nichts. Ich habe mich zwar der Situation gestellt, bin nicht weggerannt, aber die Angst, die Panik bleiben.
| Quote: | | Das braucht seine Zeit und du wirst Geduld haben müssen. Meiner Erfahrung nach, geht da auf die schnelle "gar nichts". |
Das stimmt wohl. Geduld, die muss ich haben. Ich bin seit einem Jahr in Therapie und habe leider noch keine Fortschritte gezeigt. Ganz im Gegenteil, ich mache teilweise sogar Rückschritte. Ich weiß, dass "Fehler" erlaubt sind...aber trotzdem demotiviert es mich. Wenn man kämpft, manchmal wirklich mehr als 100% gibt und sich dennoch nichts ändert...durch die Therapie weiß ich inhaltlich mehr...wie ich funktioniere zum Beispiel, wie ich denke, ich verstehe meine "Krankheit" besser...aber verändert hat sich nicht wirklich was...ich muss irgend einen Weg finden mit dieser Angst umgehen zu lernen...
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_________________ "Hilf mir, es selbst zu tun" |
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devasya
Forums-InsiderIn


205
bressanone W, 22
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Tue, 12.Jul.05, 11:12 Re: Angst vor allem |
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| Hans-Jörg wrote: | Hi devasya,
Welcher Bereich Deiner Ängste quält Dich am meisten?
Bei mir ist es sicherlich die Angst vor dem Tod und seinen Vorstufen. Nicht immer akut, aber doch stetig. |
Hm, schwer zu sagen. Das ändert sich immer irgendwie. Ich hab immer so Phasen, mal ist die eine, mal die andere stärker. Dennoch würde ich sagen, dass die Angst vorm Erbrechen am Grßten ist bei mir. Dann die Angst vorm Tod, die Angst vor Dunkelheit, meine Verlassenheits- und Verlustängste, meine Angst vor Ablehnung. Diese Ängste quälen mich wohl am meisten, denke ich. Und natürlich meine sozialen Ängste, die hätte ich jetzt fast vergessen
Mit den anderen Ängsten werde ich nicht sehr oft konfrontiert, vielleicht erscheinen sie mir deshalb als "nicht so schlimm". Ich weiß es nicht.
Andere Probleme hab ich auch noch, ja. Ich kann zum Beispiel mit Gefühlen nicht umgehen. Leide unter "leichten" Stimmungsschwankungen, bin impulsiv, also recht aufbrausend immer. Habe ein Problem Beziehungen einzugehen, sie aufrechtzuerhalten. Ist schwer zu beschreiben bzw. zu erklären. Und ich bin irgendwie in allem recht extrem. Heute bin ich so, morgen wieder ganz anders.
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Hans-Jörg
Forums-Gruftie


581
Süddeutschland M, 40
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Tue, 12.Jul.05, 12:32 Re: Angst vor allem |
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Ja, kann gut sein, dass die Ängste am schlimmesten sind, mit denen man selten konfrontiert wird.
Angst vor Dunkelheit aber könntest Du ja recht gut in den Griff bekommen.
Wichtig bei einer Konfrontation ist, dass Du solange in der angstauslösenden Situation drinnen bleibst, bis die Angst von alleine kleiner geworden ist! Nicht vorher abbrechen, sonst wird sie meistens noch größer!
Fürchtest Du das Erbrechen wirklich mehr als den Tod? Was ist so schlimm daran?
Verlustängste kenne ich auch, aber auf alles bezogen, nicht nur auf Menschen.
Egal was einem etwas bedeutet - die Angst es wird einem genommen.
Insbesondere die Jugend, die Gesundheit, das Leben. Aber auch Beziehungen, Freundschaften, Freiheiten, Hobbys, Materielles, einfach alles. - Ist ja auch nicht gerade unbegründet.
Na ja, mit den Gefühlen wie Wut etc. besser umzugehen, kann man eigentlich ganz gut lernen in der Therapie.
Achte doch mal darauf, welche Auslöser bei Dir die Stimmung kippen lassen.
Wenn man mit dem üblichen Mittelweg nicht viel am Hut hat, gilt man schnell als extrem, exzentrisch. Hat mich noch nie gestört.
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devasya
Forums-InsiderIn


205
bressanone W, 22
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Thu, 14.Jul.05, 10:56 Re: Angst vor allem |
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| Hans-Jörg wrote: |
Angst vor Dunkelheit aber könntest Du ja recht gut in den Griff bekommen.
Wichtig bei einer Konfrontation ist, dass Du solange in der angstauslösenden Situation drinnen bleibst, bis die Angst von alleine kleiner geworden ist! Nicht vorher abbrechen, sonst wird sie meistens noch größer! |
Stimmt eigentlich. Wär sowieso höchste Zeit mal damit anzufangen. Hm...werds gleich mal nächste Woche ausprobieren. Mindestens zwei Minuten im Dunkeln verbringen bzw. so lange bis die Angst weg ist. Ich möchte nur mal wissen WAS mir Angst macht. Das "nichts mehr sehen können"? Ich fühle mich so eingeengt wenn alles dunkel ist. Ausgliefert. Wie betäubt.
| Quote: | | Fürchtest Du das Erbrechen wirklich mehr als den Tod? Was ist so schlimm daran? |
Das ist schwer zu beantworten. Ich würd mal sagen, dass mich die Angst vor dem Erbrechen viel stärker in meinem Leben beeinflusst. Ich kann nur wenig essen, mir ist sehr oft schlecht (was wohl psychosomatisch bedingt sein muss), ich kann schlecht auf Menschen zugehen (aus Angst, denen könnte irgendwann schlecht werden), kann nicht ausgehen (weil ich dann oft schlecht werde, raus muss usw.). Die Angst vor dem Tod kommt nur nachts...am Tag bin ich abgelenkt. Alles ist hell, freundlich. Ich sehe lachende Kinder, die mich komischerweise beruhigen. Doch nachts...da ist man alleine im Bett, alles ist dunkel, man spürt jede Regung seines Körpers, das Herz, das Blut...die Angst vor dem Erbrechen ist jedoch immer da. 24 Stunden lang.
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_________________ "Hilf mir, es selbst zu tun" |
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Hans-Jörg
Forums-Gruftie


581
Süddeutschland M, 40
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Thu, 14.Jul.05, 12:23 Re: Angst vor allem |
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Hi devasya,
Ich fürchte 2 Minuten werden da nicht reichen, um die Angst deutlich kleiner werden zu lassen!
Und es ist tatsächlich sehr wichtig, erst aus der angstauslösenden Situation herauszugehen, wenn die Angst nachgelassen hat.
Wenn Du Dich zwingst eine bestimmte Zeit auszuhalten, sobald sie um ist, aber herausrennst mit der Panik im Nacken, lernst Du bzw. Dein Unterbewusstsein, die Sache war schlimm und die Angst geht erst mit Beendigung der Situation bzw. durch Vermeiden der Selben weg. Das ist natürlich das Gegenteil des erwünschten Effektes.
Daher also warten bis die Angst wirklich deutlich kleiner geworden ist. Klappt das nicht, bzw. dauert es Dir zu lange, solltest Du lieber die Angstauslöser etwas zurückfahren als trotz großer Angst abzubrechen. In Deinem Fall, der Angst vor Dunkelheit, vielleicht die Tür zu einem beleuchteten Raum einen Spalt öffnen o.Ä..
Und dann natürlich am Training dranbleiben, bei Erfolg langsam steigern. Nicht meinen, wenn es einmal gut lief, wäre das Problem nun behoben. Das braucht seine Zeit.
Aber forsche ruhig mal nach, WAS es ist, dass Dir im Dunklen die Angst bereitet. Draußen - drinnen.
Ich z.B. hatte früher im Dunklen Angst vor Verbrechen, Angriffen von (tollwütigen) Tieren, auch in eine Grube zu fallen usw., besonders draußen in menschenleeren Gegenden (Wäldern, einsamen Wegen etc.).
Anderseits aber fühl(t)e ich mich oft auch richtig wohl im Dunklen, selber nicht gesehen zu werden z.B. gab mir gelegentlich ein Gefühl der Überlegenheit. Am angenehmsten glaube ich, empfand ich es, mich in einem total dunklen Zimmer aufzuhalten, wenn draußen heller Tag war. Viel besser als umgedreht.
Ja sicher, andere Ängste sind oft (zum Glück) akuter als die Todesangst.
Tja, bei der Angst vorm Erbrechen möchte ich Dir nicht gerade raten den Finger in den Hals zu stecken.
Du könntest Dir natürlich Erbrochenes (gibt es als Party-Geck oder auf Bildern) anschauen um diese Angst zu mindern.
Wenn ich erkannt habe oder es zumindest für sehr wahrscheinlich halte, das etwas psychosomatisch bedingt ist (schlecht sein z.B.), ist es für mich oft schon (halbwegs) behoben.
Ich nehme an, dass es schon einige Zeit her ist, dass Du tatsächlich Brechen musstest.
Vermutlich würdest Du in einem solchen Fall erkennen, es ist ja gar nicht so schlimm, wie Du es Dir in Deiner Vorstellung ausmalst.
Kinder beneide ich eigentlich immer um ihre Zukunft, sie haben noch alles vor sich!
Anderseits, wenn ich bedenke in ein paar Jahr(zehnt)en sind sie auch so weit, kommt mir das Ganze furchtbar grausam und sinnlos vor. Nicht dass ich nicht gerne leben würde - aber dass einem doch ALLES irgendwann genommen wird...für mich absolut inakzeptabel!
LG Hans-Jörg
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summery43
neu an Bord!


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Süddeutschland W, 43
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Sat, 16.Jul.05, 10:50 Re: Angst vor allem |
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Hallo an alle!
Teil1
Bin gestern zufällig auf dieses Forum gestoßen und lese seitdem mit großem Interesse eure Beiträge. Mich begleitet die Angst seit 15 Jahren. 1990 nach einem Kaiserschnitt ging es los. Ich hatte Schwindelattacken, die vielleicht damals wirklich kreislaufbedingt waren nach der OP. Doch plötzlich hatte ich das Gefühl ich könnte die langen Krankenhausflure nicht mehr schaffen ohne umzufallen. Zuhause überkam mich das Schwindelgefühl dann immer wieder wenn ich einkaufen ging. Langes Warten an der Kasse oder Anstehen an der Wurst- oder Käsetheke wurden der Horror. Ich suchte mir Geschäfte wo wenig los war und ich nicht warten musste, vermied Situationen wo ich nicht gleich weg konnte (Friseur, Kino, lange Spaziergänge usw.)....
Erst wusste ich ja gar nicht was mit mir los ist, bis ich dann einen Artikel über Panikattacken in einer Zeitschrift las. Ich habe mit niemandem darüber gesprochen, auch nicht mit meinem Mann, weil ich mir dumm vorkam. 2 Jahre nach den ersten Panikattacken begann ich eine Therapie. Der Therapeut war total überrascht, dass ich bisher mit niemandem über mein Problem gesprochen hatte und meinte, ich müsste es unbedingt meinem Mann erzählen. Das tat ich dann auch. Mein Mann meinte ich solle die Therapie machen, aber er wolle davon nichts wissen weil er so etwas nicht verstehen könne. Der Therapeut schaffte es innerhalb eines Jahres dass ich wieder viel mehr Selbstvertrauen bekam und lernte mit den Panikattacken umzugehen. Es ging mir viel besser und in den Folgejahren vermied ich zwar einige Situationen oder hatte hin und wieder ein "komisches Gefühl", aber ich konnte auch wieder ganz viel unternehmen. Darüber war ich natürlich sehr froh, denn als Mutter zweier kleiner Kinder kann man sich schlecht zuhause einigeln!
Klar gab es ab und an Situationen wo ein bisschen Panik aufkam (z.B. auf der Autobahn im Stau, Fahrt durch Tunnels, große Menschenansammlungen etc.) aber ich konnte damit ganz gut leben und hatte die Angst im Griff. Hab auch immer neben Familie und Haushalt ein bisschen gearbeitet. Ab 1996 erledigte ich dann Schreibarbeiten für eine Klinik, die ich zuhause ausführen konnte. Nebenbei machte ich mein Hobby, das Töpfern, ein bisschen zum Beruf. D.h. ich kaufte mir einen Brennofen, richtete mir eine kleine Töpferwerkstatt ein und gab Kurse. Hat mir sehr viel Spaß gemacht. Im Jahr 2000 fing ich dann auch noch halbtags als Verwaltungsangestellte in einer Klinik an. Also vormittags im Büro, nachmittags Haushalt, Kinder und teilweise noch Schreibarbeiten und abends Töpfern. Wow... ich war eine Powerfrau. Keine Minute Ruhe, immer aktiv!
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summery43
neu an Bord!


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Süddeutschland W, 43
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Sat, 16.Jul.05, 10:51 Re: Angst vor allem |
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Teil 2
Dann 2002 im Sommer bekam ich eine Grippe die ich nicht mehr los wurde. Ich gab dann endlich die Schreibarbeiten auf, merkte jedoch, dass mir eigentlich alles viel zu viel war. Die Arbeit im Büro machte mir nicht mehr so viel Spaß. Dann hatte ich einige Male morgens als ich zur Arbeit fuhr leichte Panik, bzw. Beklemmungsgefühle. Irgendwann im Herbst gings mir dann im Büro richtig schlecht. Ich hatte Herzrasen, Schweißausbrüche und Todesangst. Hab mich dann krank gemeldet und bin zu meiner Hausärztin, die meinte, dass ich wohl verrückt sei, mich so zu verausgaben! Ich war total erschöpft und schaffte es auch in den nächsten Wochen nicht mehr zur Arbeit zu gehen. Musste dann den Job kündigen und hab mir ein Jahr Pause verordnet. Als ich nun zuhause war kamen Depressionen dazu. Meine Ehe war schon seit Jahren eine sehr große Belastung. Ich bin ziemlich mollig und mein Mann mochte mich nicht so wie ich bin und ließ mich das andauernd spüren. Er hatte mich seit Jahren nicht berührt und wenn ich ihn um die Trennung bat wollte er sie nicht wegen der Kinder.
Im Laufe der nächsten Monate ging es mir immer schlechter. Ich hatte null Selbstvertrauen, traute mich kaum noch aus dem Haus. Im Frühjahr raffte ich mich dann endlich auf und beschloss wieder eine Therapie zu machen. Ich begann die Therapie dann im Juni 2003 und bin immer noch dabei. Im Juni 2004 trennte sich dann mein Mann von mir weil er eine andere Frau kennen gelernt hatte. Endlich befreit zu sein gab mir erst einmal Auftrieb. Ich hatte plötzlich wieder mehr Kraft und traute mir mehr zu. Anfangs schaute es auch so aus als würden wir eine friedliche Trennung hinbekommen, aber dann gab es immer mehr Stress und Streit. Die Kinder waren bei mir und mussten auch unterstützt werden. Ein Versuch wieder ganztags zu arbeiten scheiterte. Ich fiel in ein Loch. Jeder Schritt nach Draußen ist eine Qual. Mich regiert die Angst vor der Angst. Panikattacken: Herzrasen, Schwindel, Magenkrämpfe und das Gefühl alles nicht mehr zu schaffen.
Demnächst werde ich in die Klinik Roseneck gehen und hoffe sehr, dass ich dort einiges Aufarbeiten kann. Im Moment bin ich einfach überhaupt nicht belastbar. Alles wirft mich sofort aus der Bahn... aber ich kämpfe weiter... denn ich möchte irgendwann mein Leben wieder genießen. Ich möchte arbeiten, verreisen und lachen... und nicht bei jedem Schritt über diese verdammte Angst nachdenken!
Liebe Grüße und eine Umärmelung
von summery43
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devasya
Forums-InsiderIn


205
bressanone W, 22
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Mon, 18.Jul.05, 11:23 Re: Angst vor allem |
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@ Hansjörg
Erstmal sorry für meine verspätete Antwort. Hab dir am Freitag auf deinen Beitrag geantwortet, dann aber (obwohl unten stand, dass ich noch 1000 Zeichen zur Verfügung hätte) alles wieder verloren, weil ich wohl "zu viel" geschrieben hatte. Finde ich irgendwie blödsinnig, diese Regelung bzw. verstehe ich nicht, welchen Sinn das hat.
Nun zu deinem Beitrag
Danke für deine Tipps in Bezug auf die vielen Konfrontationen, die ich noch vor mir habe. Werd mir alles zu Herzen nehmen, diese Woche noch damit beginnen und dir dann natürlich berichten, wies gelaufen ist.
Was mich am Dunkeln ängstigt? Ich mag "das Dunkle" im Allgemeinen nicht. Alles wirkt dann immer so "fremd und gefährlich". Wenn ich draußen bin, es nacht wird und ich den Sternenhimmel beobachte, macht mir das Universum Angst. Panische Angst. Kann das schlecht beschreiben. Ich meine, wir leben hier auf einem kleinen Planeten, werden von irgendwas Großem umgeben, von dem wird im Grunde genommen NICHTS wissen. Wir schweben in einem "schwarzen Nichts" umher, sehen nichts, wissen nichts. Und das macht mich manchmal verrückt. Und wenn es dann dunkel bzw. nacht wird, habe ich immer das Gefühl, dem Universum ganz nahe zu sein, von ihm "verschlungen" zu werden. Dann kommen noch "Vernichtungsängste" in mir hoch. Ich hab Angst unser Planet könnte plötzlich von einem schwarzen Loch verschlungen werden, oder die Erde wird von einem Gamma-strahl getroffen...dann sähe sie nämlich nicht mehr so schön aus wie jetzt.
Wenn ich mich jedoch in einem dunklen Raum aufhalten muss, habe ich Angst, von dem "Schwarzen" verschlungen zu werden. Ich fühle mich dann eingeengt und kann mich kaum bewegen, bzw. fühle mich von der "schwarzen Masse" erdrückt. Hört sich komisch an, gell?
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_________________ "Hilf mir, es selbst zu tun" |
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devasya
Forums-InsiderIn


205
bressanone W, 22
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Mon, 18.Jul.05, 11:29 Re: Angst vor allem |
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Zu den anderen Dingen: (möchte ja nicht, dass mein Beitrag wieder zu lang wird )
Ich musste vor ungefähr drei oder vier Monaten kotzen. Und die Angst ist dadurch nicht weniger geworden. Sie ist gleich geblieben mit dem Unterschied, dass ich jetzt weiß, WAS mich am kotzen so ängstigt. Bei mir stecken bestimmte Gründe dahinter, warum ich Angst vor dem Kotzen habe. Uns solange ich diese nicht überwunden habe, werde ich auch nicht die Angst vor dem Kotzen verlieren. Dennoch wäre es ganz cool mal ne Konfrontation zu wagen...aber mein Therapeut wehrt sich dagegen, er meint, ich muss meine "Gedanken" in Bezug auf das Kotzen verändern. Meine Einstellung zu dem Thema, was ja nicht unbedingt der falsche Weg ist. Aber nur mit "Gedankenumstrukturierung" ist es auch nicht getan, oder?
Auch ich beneide Kinder, sehr sogar. Sie haben Träume, Vorstellungen und Personen um sich, die sie führen. Wenn man erwachsen wird, dann muss man sich mit der nackten Wirklichkeit auseinandersetzen. Da gibt es (leider) keinen Platz mehr für Träumereien. Manchmal wünschte ich mir diese "kindliche Naivität" zurück...
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