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iffy
Helferlein


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Trier W, 39
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Fri, 05.Aug.05, 21:41 latente, emotionale Abhängigkeit von Eltern |
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Hallo,
ich bin neu hier im Forum u. möchte mich erst einmal kurz vorstellen. Ich bin 37 Jahre, verheiratet u. habe zwei Kinder. Also eine (von den Eltern) unabhängige Frau - sollte man meinen - ist aber leider nicht so. Das Grundstück, auf dem unsere Doppelhaushälfte steht, wurde mir von meinen Eltern geschenkt; wenn ich arbeiten gehe, betreuen sie selbstverständlich die Kinder ect. Ich bin heute die Tochter, wie sie sie vor den Nachbarn vorzeigen können. Als ich in die Pupertät kam, habe ich versucht eigenen Wege zu finden - aber sie haben alles als Spinnerei abgetan. Kurz nach dem ich (mit 25 jahren u. hartem Kampf) endlich ausgezogen bin, wurde ich magersüchtig. Heute denke ich, dass ich wenigstens etwas für mich haben wollte. Ich bin dann (ohne Hilfe in Anspruch zu nehmen) aus dem kritischen Gewichtsbereich herausgekommen, weil mein Körper mir deutliche Signale gab. Heute ist mein Gewicht im unteren Normalbereich, aber ich kann immer noch nicht sagen, dass mir die Waage egal ist.
Ich habe Ende August einen Termin bei einer Psychotherapeutin, wovor ich tierisch Angst habe. Auf der einen Seite denke ich, dass ich dringend Hilfe brauche, um mich endlich von meinen Eltern innerlich zu lösen. Andererseits sage ich mir, dass ich ja keine schlimme psychische Störungen habe und eigentlich ja alles in Ordnung ist. Ich fühle mich jedoch total eingeengt u. unfrei.
Vor drei Jahren war ich schon einmal zu einem Erstgespräch bei einer Psychotherapeutin, damals vorrangig noch wg. der Eßstörung. Den zweiten Termin habe ich vor lauter Angst wieder abgesagt.
Was meint Ihr - suche ich den richtigen Weg? Was erwartet mich bei dem Termin? Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit den Eltern. Das Problem ist, das ja eigenlich , d.h. ausgesprochen ja keine Konflikte da sind und ich denke dann, warum mache ich mir das Leben so schwer - eigentlich ist ja gar nichts. Aber in mir ist eben doch was - ich bin so gefangen.
Ich bin sehr gespannt auf eure Meinungen.
LG
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DarkRacer
sporadischer Gast


16
Zürich CH M, 21
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Sat, 06.Aug.05, 1:50 Re: latente, emotionale Abhängigkeit von Eltern |
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Ich bin zwar "erst" 21, aber ich empfinde den Drang, "frei" zu sein jetzt schon enorm in mir.
Vielleicht hilft dir der Satz "Eltern müssen dem Kind Wurzeln und Flügel mitgeben" ein wenig...
Ist es nicht ein schöneres Gefühl, wenn man frei ist, allein irgendwo aber immer mit dem Gewissen, man kann nach Hause zurückkehren und wird mit Freude begrüsst, man aber auch wieder wegfliegen kann, sobald man die Nase voll hat?
Etwas, was ich nicht ganz verstanden habe: In einer Hälfte Haus wohnen deine Eltern und in der anderen du mit deiner Familie? Diese Abhängigkeit liegt vielleicht auch darin. Du willst was alleine tun - das geht nicht, weil deine Eltern mitmischen (Kinderhüten z.B.). Wenn ich jetzt radikal werden sollte, dann würde ich behaupten: Zieh aus. Aber das ist einfacher gesagt als getan und gewollt.
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_________________ Gewinne erst, kämpfe später! |
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Murmel
Helferlein


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hier und da W, 28
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Sat, 06.Aug.05, 9:37 Re: latente, emotionale Abhängigkeit von Eltern |
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Hallo Iffy,
ich weiß in etwa, wie Du Dich fühlst. Ich bin zwar 28 Jahre, aber immer noch abhängig von meiner Mutter. Trotz Therapie habe ich es immer noch nicht geschafft, mich richtig von ihr zu lösen. Wenn ich etwas widersprüchliches mache, dann denke ich darüber nach, wie meine Mutter es aufnimmt und habe dann meist ein schlechtes Gewissen dabei. Wir wohnen noch in derselben Straße, nächsten Monat zieht sie um, aber irgendwie ist mir Angst und bange, wenn sie nicht mehr da ist. Wir streiten zwar ziemlich oft, d.h. wir haben unterschiedliche Meinungen, trotzdem "brauche" ich sie für mein Seelenheil. Bestes Beispiel war, als ich mit meinem damaligen Partner nach Bayern zog und nach der Trennung wieder zurückging in ihre Nähe, ein Jahr später ging ich wieder nach Bayern - jobmäßig - aber nach 6 Monaten kehrte ich wieder zurück und zog in ihre Nähe.
Trotzallem versuche ich mich immer wieder von ihr zu lösen, weil es weder für mich noch für sie gut ist, wenn wir zuviel zusammen sind. Es gibt soooo viele Beispiele, warum ich immer wieder zu ihr zurückkehre, aber im Endeffekt sind es emotionale Gründe. Ich will nicht loslassen von ihr, versuche etwas zu bekommen, was ich wohl nie von ihr erhalten werde; das habe ich in der Therapie gelernt und wenn ich darüber nachdenke, dann stimmt das auch.
Mein "Ausbruch" in Richtung Gewicht war, dass ich immens zugenommen habe. Ich wog am Schluß über 130 kg, jetzt bin ich wieder auf 98 kg, aber es war verdammt schwer, ich war letztes Jahr auf 93 kg und habe nach meinem Umzug in ihre Nähe wieder 5 kg zugenommen und die Waage steigt und steigt....
Du brauchst keine Angst vor der Therapeutin zu haben. Sie wird versuchen mit Dir zusammen auszutüfteln, wie Du besser mit Deinen Eltern umgehen kannst. Denke ich mir mal. Also bei mir war/ist es so. Warum bist Du damals nicht mehr hingegangen? Welche Ängste hattest Du damals, dass sie Dich davon abgehalten haben? Diese Frau will Dir nur helfen und ich finde es toll, dass Du ihre Hilfe jetzt doch in Anspruch nehmen wirst. Auch mit dem Thema "Gewicht" solltest Du mit ihr zusammenarbeiten. Wichtig ist Dein eigener Beitrag in einer Therapie. Wenn Du noch nicht soweit bist, dann hat die ganze Therapie keine Wirkung.
Du bist jetzt in einem Alter, wo Du Dich vorrangig von Deinen Eltern lösen mußt, sonst überträgst Du es vielleicht auf Deine eigenen Kinder irgendwann später.
Ich hoffe, dass Du Deinen Mut behälst und den Termin in Anspruch nimmst. Es hilft Dir vielleicht (ich glaube fest daran).
Viele Grüße Murmel
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_________________ Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar! |
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iffy
Helferlein


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Trier W, 39
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Sat, 06.Aug.05, 14:17 Re: latente, emotionale Abhängigkeit von Eltern |
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Richtigstellung,
vielen Dank erst mal für Eure Beiträge. Zur Richtigstellung: ich wohne nicht mit meinen Eltern in einer Doppelhaushälfte, sondern das Grundstück auf dem das Haus steht, wurde mir durch Schenkung überschrieben. Die andere Hälfte haben wir verkauft - da wohnen fremde Leute drin. Aber mein Vater erwähnt halt bei jeder Gelegenheit, dass wir ja nur durch seine Hilfe zum Eigenheim kamen. Wir wohnen aber schon in der gleichen Stadt wie meine Eltern. Sie kommen zwar nicht sehr häufig - erwarten aber, dass wir immer kommen. Wenn ich mich dann ein paar Tage nicht gemeldet habe, begrüßt sie mich dann mit den Worten: "Lebt ihr noch?"
Ich hoffe auch, dass die Therapie der richtige Weg für mich ist!!!
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Bienchen24
neu an Bord!


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tirol W, 24
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Sat, 13.Aug.05, 12:22 Re: latente, emotionale Abhängigkeit von Eltern |
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Hallo iffy!
du glaubst gar nicht wie gut es tut, zu lesen dass es auch anderen so geht!
ich bin 24, bin verheiratet und hab 2 kinder. ich stellte mir immer vor ich hätte eine Familie. leider bin ich immer mehr dahinter gekommen, dass "meine Familie" von meiner mutter geführt wird.
sie ist in meinem kopf und es gibt keine handlung ohne, dass ich über ihre reaktion nachdenke.
ich lauf aber auch immer wieder zu ihr hin. ich möchte mich gerne lösen und meine eigene familie führen und haben und meinen eigenen freundeskreis aber ich schaff es nicht.
dazu kommt noch dass ich ihr ja sowieso nichts rechtmachen kann und es immer noch versuche. warum ??
ausserdem wohnen wir genau über ihr in ihrem haus !
ich erlebe für mich gerade die emotionale hölle und ich weiss einfach absolut nicht wie ich mir und meinen kindern, die leider mittlerweile an meiner depression auch zu leiden haben, helfen könnte. deshalb hab ich mich jetzt auch entschlossen, zu einer Therapie zu gehen. ich hab die gleiche angst wie du, aber ich bin auch voller guter hoffnung dass ich damit einen weg in meine emotionale unabhängigkeit geh. denn ich glaub einfach es reicht mir emotional abhängig von meinen kindern zu sein, diese doppelbelastung mit meiner mutter muss endlich aufhören.
wär nett wenn du mir sagen könntest wie es dir ergangen ist! ich hoff du hast den termin wahrgenommen!
lg Bienchen
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iffy
Helferlein


89
Trier W, 39
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Sun, 14.Aug.05, 15:28 hallo bienchen, |
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mein Termin zum Erstgespräch ist erst am 30. August.
Ich finde es auch gut, von anderen zu hören, die die gleichen Probleme haben. Wenn ich dich richtig verstanden habe, führst du deine Depression auch in erster Liene auf die enge Beziehung zu deiner Mutter zurück. Sind es bei euch auch eher unterschwellige, angespannte Stimmungen, die dich belasten oder ist es ein offener Konflikt. Sagst du ihr direkt, wenn dir etwas nicht passt oder frißt du es eher in dich hinein.
Bei uns ist es so, dass jeder außenstehende uns für eine tolle Familie hält - ich es aber leider absolut nicht so empfinde. Ich habe auch schon mal über das "Familienstellen nach Bert Hellinger" nachgedacht - aber doch zu große Angst davor.
Wie alt sind deine Kinder und was sagt dein Mann dazu - oder bist du alleinerziehend?
Wie stark beeinträchtigt dich deine Depression im Alltag? Bei mir ist es immer ein auf und ab. Ich habe auch immer noch Probleme "normal" zu essen - obwohl ich den kritischen Gewichtsbereich hinter mir gelassen habe. Es wäre aber auf jeden Fall besser gewesen ich hätte damals schon eine Therapie gemacht. So habe ich nur die akuten Symptome der Essstörung behoben - jedoch nicht den Grund dafür aufgearbeitet.
Was glaubst du, warum du solchen Wert auf die Meinung deiner Mutter legst? Bist du sehr perfektionistisch und meinst ihr immer alles recht machen zu müssen?
PS: ich stelle dir hier Fragen, auf die ich bei mir selbst auch noch nach der Antwort suche - aber vielleicht gibt es dir ja Denkanstöße!
Ich hoffe, wir hören wieder voneinander!
Bis dann
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andytroubles
sporadischer Gast


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Salzburg W, 25
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Mon, 22.Aug.05, 20:57 Re: latente, emotionale Abhängigkeit von Eltern |
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Hallo! Also ich kenne das Problem sehr gut, wenn die Umgebung das eigene Leben (oder in deinem Fall die eigene Familie) für perfekt hält, alles aber wirklich alles andere als perfekt ist! Ich kenne es auch, sehr an bestimmten Menschen zu hängen, obwohl es vielleicht "normaler" oder gesünder wäre, sich ein bisschen zu distanzieren. Wenn dich diese Abhängigkeit von deiner Mutter wirklich stört oder gar kaputt macht, dann MUSST du etwas unternehmen. Der Vorschlag mit dem räumlichen Distanzieren ist gar nicht schlecht. Ich merke das bei mir - je weiter ich von der Person, von der ich mich abhängig fühle, entfernt bin, desto eher komme ich drauf, dass ich ein eigenständiger Mensch bin, der durchaus im Stande ist, ein eigenes Leben zu führen!!!! Und zur Therapie: Mach dir da mal keine Sorgen. Wenn du nen guten Therapeuten erwischt, dann kannst du viel daraus lernen. Und wenn du einen erwischt, der dir nicht so liegt, dann wechsle einfach und wirf nicht gleich das Handtuch. Ich hab jemanden gefunden, der sehr intelligent ist und ich fast mit väterlicher Fürsorge zu verstehen scheint, mich dabei aber nie an irgendwelche Dinge oder Vorstellungen oder gar Vorgaben binden will, und du glaubst gar nicht wie gut es tut, hin und wieder einfach nur mit jemandem über alles, was einen beschäftigt, reden zu können. Also nur Mut!
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Lisa29
[nicht mehr wegzudenken]
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Bayern W, 32
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Tue, 23.Aug.05, 21:08 Re: latente, emotionale Abhängigkeit von Eltern |
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Hallo Iffy!
Ich war bis vor kurzem auch emotional total abhängig von meinen Eltern. Allerdings nicht nur von meiner Mutter, sondern von Mutter und Vater. Nach aussen hin sah das gar nicht so aus, weil ich mit 19 zu hause ausgezogen bin, im Ausland gearbeitet habe, etc. Aber im Kopf waren meine Eltern immer dabei.. Ein Telefonanruf von ihnen reichte, damit ich meine ganze Person und mein Leben in Frage stellte.
Auch dieses ständige betonen, was die Eltern alles für einen getan haben (z.B. Euer Haus bezahlt), kenne ich nur zu gut.
Ich habe auch eine starke Essstörung bekommen, die ich auch immer noch habe. (von 57 Kilo bin ich jetzt auf 103 Kilo!)
Meine Eltern haben immer stark an mein Gewissen appelliert bei Entscheidungen, die ich im Leben traf, d.h. sie haben mich emotional erpresst. Nach dem Motto "Das kannst Du uns doch nicht antun". Ich stand immer in diesem starken Schuld Konflikt. Das ganze ging sogar so weit dass ich gar keinen Sex haben wollte bis ich 20 war und danach eigentlich auch nicht, weil dass kann ich ja meinen Eltern nicht antun! Meine Mutter hat auch immer gesagt, wenn ich ein uneheliches Kind auf die Welt bringen sollte, näme sie es mir sofort weg, weil ich sei ja unfähig und überhaupt sei ja alles ihre Verantwortung und ich solle froh sein, wenn sie trotz der Schande die ich über sie brächte, falls ich schwanger würde (Oh, Gott, was sollen die Nachbarn denken!), wenn sie sich dann trotzdem um mein uneheliches Kind kümmern würde.
Ich bin 30!! Und habe immer noch furchtbaren Horror davor irgendwann einmal schwanger zu werden. Aus Angst vor meiner Mutter!!!
Das ist natürlich total krank. Aber es war immer so daß ich z.B. mehrere Verhütungsmittel benutzt habe, als ich dann mit über 20 mal Sex hatte, weil ich diese furchtbare Angst hatte "meiner Mutter ein Kind anzuhängen", bzw. sie es mir wie selbstverständlich wegnimmt.
Das war jetzt nur ein Beispiel wie sehr meine Eltern mich in Gedanken noch verfolgt haben und all mein Handeln fernsteuerten. Inzwischen habe ich mit meiner Mutter 1,5 jahre nicht gesprochen und sie auch nicht gesehen, weil es für mich das beste war erst einmal Abstand zu halten. Nach einem Burn out (auch beruflich) als ich echt nicht mehr konnte, habe ich mich in Therapie begeben und das war total gut!
Man muß sich auch ein bisschen mit der Familiengeschichte beschäftigen. Was die Mutter durchgemacht hat als Kind. Was die Eltern für ein Verhältnis zu ihren Eltern hatten, etc.
Da Probleme oft Generationsübergreifend sind, kann man oft dadurch klarer sehen. Die Eltern sagen zwar immer "sie wollen nur das Beste" und glauben das selbst auch wirklich, aber sie können halt gar keine Ahnung haben was für eine andere Person das beste ist. Eigentlich versuchen sie immer nur ihre eigenen Traumata zu kompensieren indem sie versuchen das Leben der Kinder (auch wenn die schon 30 oder 40 sind!!!) nach dem zu formen, wie sie es für sich selbst gerne gehabt hätten.
Man muß auch lernen, daß Liebe, Haß und Neid sehr eng beieinander liegen. Die Leute die einen am meisten lieben, sind auch die die einem eigentlich am wenigsten gönnen. Z.B. wenn die Mutter vom Vater nicht wirklich geliebt wird, kann sie es auch nicht ertragen wenn der Vater die Tochter liebt. Eltern können es auch unterbewußt nicht ertragen können, wenn die "kinder" über sie hinaus wachsen (durch akademischen Titel, etc.).
Das ist alles sehr schwer einzusehen, aber wichtig zu durchschauen. Man ist nur selbst für sein eigenens Leben verantwortlich. Nicht die Eltern. Auch wenn sie es gerne immer noch wären.
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iffy
Helferlein


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Trier W, 39
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Fri, 26.Aug.05, 20:35 Re: latente, emotionale Abhängigkeit von Eltern |
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Liebe Lisa29,
ich danke Dir für Deine ausführliche Antwort. Es ist genauso, wie du es beschreibst. Im Kopf sind die Eltern immer dabei - ich habe auch gerade diese Woche mit meinem Mann darüber gesprochen, wie es wäre das Haus zu verkaufen und wenigstens ein paar km weiter weg zu ziehen (die Arbeitsplätze ziehen ja leider nicht mit) o.k. die Kinder müssten in eine andere Schule etc. und die Frage ist eben, ob der räumliche Abstand zu den Eltern auch den Emotionalen beinhaltet. Das bezweifle ich ehrlich gesagt noch ein bischen.
Du schreibst, dass du seit 1,5 Jahren keinen Kontakt mehr hast - da kommt bei mir die Frage auf, ob es keine Möglichkeit gibt sich so weit zu entwickeln und das eigene Selbstbewußtsein so zu stärken, dass man einen "normalen" Umgang hat - wenigstens ein paar mal im Jahr.
Ich träume wirklich oft davon, ihnen ihr sch... Haus zurückzugeben und woanders mir was eigenes, kleines selbst aufzubauen. Nur meine Familie (Mann u. zwei Söhne) sind nicht so begeistert auf den "Luxus" hier zu verzichten. Mein Mann hört mir zwar zu, aber er kann die Problematik nicht so richtig verstehen - es ist doch eigentlich alles in Ordnung. Er meint dann nur, ich solle die Anspielungen doch überhören und einfach mein eigenes Leben leben - nur leider kann ich das nicht so einfach. Mir ist der ganze Familenclan einfach zu eng - ich habe auch eine Schwester, mit der ich früher sehr engen Kontakt hatte, jedoch in letzter Zeit gibt es auch da öfter Konflikte.
Ich hoffe wirklich sehr, dass ich bei meinem Erstgespräch eine Therapeutin erwische, mit der ich gut kann.
Vielen Dank für's Lesen und liebe Grüße
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Lisa29
[nicht mehr wegzudenken]
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Bayern W, 32
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Fri, 26.Aug.05, 21:01 Re: latente, emotionale Abhängigkeit von Eltern |
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Hallo Iffy!
Der räumliche Abstand löst das Problem nicht wirklich. Ich habe jahrelang im Ausland gelebt und meine Eltern haben mich immer wieder eingeholt! Gedanklich. Das Gefühl, daß sie Dir im Nacken sitzen, kann sogar über den Tod der Eltern hinausgehen.
Ich habe mit der Therapie einen emotionalen Abstand gewonnen. Allerdings ist der noch nicht stark genug, um meinen Eltern, besonders meiner Mutter gegenüberzutreten. Sie kann meine Selbstachtung mit einem Satz komplett zunichte machen.
Besser geworden ist der emotionale Abstand auch dadurch, grundsätzlich kein Geld mehr von meinen Eltern zu nehmen. Egal ob sie es mir anbieten, aufdrängen, einfach überweisen. Es geht alles am sie zurück. Viele Eltern wollen unterbewußt ZUneigung und Schuldbewußtsein erkaufen. (Wie Deine auch mit dem Haus). Mein Bruder macht das genauso. Der hatte auch immer mit den Sprüchen und Erpressungen unserer Eltern zu kämpfen.
Wie alt sind denn Deine Eltern? Haben sie den Krieg noch mitbekommen? Meine Eltern sind noch aus der Kriegsgeneration und vor allem meine Mutter hatte eine beschissene Kindheit, als kleines Kind auf der Flucht und mit 14 schon Schwerstarbeit geleistet. Das bekomme ich ständig vorgehalten (auch als ich Kind war sollte ich mich eigentlich schämen, weil es mir so gut ging).
Sie hat halt ihre eigene Vergangenheit nicht aufgearbeitet und sie kann es irgendwo nicht ertragen, dass ich es so "einfach" habe, und wenn es mir schon gut geht dann soll es nur sein weil sie so großmütg ist und mir Geld gibt und ich soll mich aber gefälligst dafür schuldig fühlen.
Ich hoffe auch, daß ich irgendwann einmal mit meiner Mutter normal umgehen kann. Aber eigentlich wollte sie mich nur immer in den Boden stampfen (alles als Liebe getarnt natürlich). Und das Selbstbewußtsein was ich 30 Jahre nicht hatte, muß ich mir jetzt irgendwie alleine aneignen.
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Lisa29
[nicht mehr wegzudenken]
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Bayern W, 32
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Fri, 26.Aug.05, 21:08 Re: latente, emotionale Abhängigkeit von Eltern |
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Ach ja, ich wollte noch eine Tip wegen der Therapie geben. Es kann oft sehr hilfreich sein, wenn man sich zur Therapie jemaden aussucht, der das gleicht Geschlecht hat wie der Elternteil, mit dem man sich am besten versteht.
Da ich so eine Hyäne zur Mutter habe, war eine Frau als Therapeutin für mich nicht gut. Ich habe jetzt nach vielem probieren einen Mann als Therapeuten und das ist viel besser! Ich wäre von alleine nie auf die Idee gekommen, einen männlichen Therapeuten zu wählen, den Tip hat mir ein Neurologe gegeben nachdem ich monatelang bei einer Therapeutin war und das ganze einfach nichts brachte.
Wenn Du Dich besser mit Deinem Vater verstehst, wäre das ein Ansatz. Nur so als Tip.
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iffy
Helferlein


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Trier W, 39
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Fri, 26.Aug.05, 21:54 Re: latente, emotionale Abhängigkeit von Eltern |
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Hey Lisa,
ja, meine Eltern stammen auch noch aus der Kriegsgeneration. Ich habe über die Familengeschichte meiner Eltern nachgedacht und mir ist aufgefallen, dass meine Mutter das gleiche Schicksal zu ertragen hatte wie ihre Mutter - sie habe beide ein Kind verloren. Meine Mutter hat ihren Bruder im Krieg verloren und ich erinnere mich daran, dass sie erzählte, wie traurig ihre Mutter immer war. Auch ich hatte eine Schwester, die mit drei Jahren tödlich verunglückte, und ein Jahr später kam ich als "Ersatz".
Ich finde es toll, dass du schon einen Schritt weiter bist als ich und wünsche dir alles Gute.
Zu dem Geschlecht des Therapeuten: Ich habe einen Termin bei einer Frau - ich habe gerade übelegt, ob ich mich mit meinem Vater besser verstehe...... ich weiß es nicht, sie ziehen beide an einem Strang - aber trotzdem Danke für den Tipp.
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Lisa29
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Bayern W, 32
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Fri, 26.Aug.05, 22:22 Re: latente, emotionale Abhängigkeit von Eltern |
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Hallo Iffy!
Ja, die Familiengeschichte ist super wichtig! Meistens führt man selbst unterbewußt eine Wiederholung herbei.
In Deinem Fall mußt Du Dir wahrscheinlich auch klar werden, was für eine Rolle Du hast innerhalb der Familie. Deine Oma hat den verstorbenen Enkel vermißt und bestimmt irgendwie auch Deiner Mutter Schuldgefühle vermittelt, weil die der Mutter den Sohn nicht ersetzen konnte. Deine Mutter gibt das Gefühl dann weiter an Dich, weil Du ihr die verstorbene 1. Tochter ersetzen sollst, aber natürlich nicht kannst. So werden Schuldgefühle und auch emotionale Erpressung immer weiter vererbt.
Darf ich mal fragen ob Du oder Deine verstorbene Schwester einen in der Familie weitervererbten Vornamen haben?
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iffy
Helferlein


89
Trier W, 39
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Mon, 29.Aug.05, 13:34 Re: latente, emotionale Abhängigkeit von Eltern |
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Hallo Lisa,
ich kann dir sagen, das war ein Wochenende! Meine (andere) Schwester hat vor 3 Wochen ihren Sohn geboren - alles wohlauf- naja, dann fing es an mir ständigem Erbrechen, also in die Klinik, - sein Zustand verschlechterte sich von Tag zu Tag bis er gestern morgen in die Uniklinik verlegt wurde zur sofortigen OP. Ich kann dir sagen, mir sind alle Theorien von Bert Hellinger (systemisches Familienstellen) eingefallen. Meine Oma hatte ihren Sohn verloren - meine Mutter hat ihre Tochter verloren - sollte sich das jetzt wirklich wiederholen. Ehrlich gesagt hatte ich bei meinen Kindern auch schon oft Angst, dass sich das fortsetzt. Auf jeden Fall kam jetzt die gute Nachricht - er habe die OP gut überstanden und sei über den Berg. Hoff ,hoff, hoff....
Und jetzt zu deiner Frage: nein keiner hat einen weitervererbten Namen, aber ich sehe uns schon alle sehr vorbestimmt und wir nehmen es auch an.
LG
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r69
Helferlein


57
Österreich, Wien M, 36
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Tue, 30.Aug.05, 21:55 Re: latente, emotionale Abhängigkeit von Eltern |
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| iffy wrote: | | die Frage ist eben, ob der räumliche Abstand zu den Eltern auch den Emotionalen beinhaltet. Das bezweifle ich ehrlich gesagt noch ein bischen. |
Vieleicht doch? Wenn Du nicht jedes mal beim heimkommen denkst, dass Du alles nur Deinen Eltern verdankst.
| iffy wrote: | | Du schreibst, dass du seit 1,5 Jahren keinen Kontakt mehr hast - da kommt bei mir die Frage auf, ob es keine Möglichkeit gibt sich so weit zu entwickeln und das eigene Selbstbewußtsein so zu stärken, dass man einen "normalen" Umgang hat - wenigstens ein paar mal im Jahr. |
He, langsam - zu einem normalen Umgang gehören zwei Seiten! (Warum gehst Du davon aus, dass der "Fehler" nur auf deiner Seite liegt.)
Stell DIr mal vor, was Du mit einem Freund / Bekannten machen würdest, der Dich so behandelt. Deine Eltern sind nicht Deine Besitzer. Dass Du DIr von Deinen Eltern das Grundstück schenken hast lassen, macht Dich nicht zu Ihrem Eigentum.
Wenn es für Dich notwendig ist, das Haus zurückzugeben, um "frei" zu werden, tu es. (Allerdings denke ich, dass nicht das Haus das Thema ist, sondern die Innere Beziehung. Ev. würden Sie Dich dann unter Druck setzen, weil Sie Jahre Ihres Lebens geopfert haben, um Dich gross zu ziehen, oder was anders. Irgend etwas finden sie schon, dass bei Dir Schuldgefühle auslöst, keine Sorge. )
| iffy wrote: | | Mir ist der ganze Familenclan einfach zu eng |
He, Du musst nicht! Gib Ihnen so viel, Du Dir gut tut. So wie sich das anhört, haben Sie Dich lange genug vereinnahmt.
Vielecht hilft Dir der Gedanke: Wenn Du Dich Ihnen JAHRELANG schuldig gefühlt hast, dann ist das Geschenk mehr als "abbezahlt".
Ein guter Zeitpunkt für einen Neustart.
Wenn es Dir hilft, Sie weniger zu sehen tu das. Wenn es Deinem Mann wichtig ist, kann er Sie ja alleine besuchen. Und die Kinder können ebenfalls ohne Dich zu Ihren Grosseltern.
| iffy wrote: | Ich hoffe wirklich sehr, dass ich bei meinem Erstgespräch eine Therapeutin erwische, mit der ich gut kann.
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Ich halt Dir die Daumen, es ist sicher der Richtige Weg.
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