Beziehung vs. Job???

sporadischer Gast 20 paris W, 23

Hallo zusammen,

bei mir ist grad alles irr und wirr, deshalb hoffe ich auf Euch. Bin mit meinem Freund 9 Monate zusammen, alles bestens, haben in der gleichen Stadt gewohnt, Uni abgeschlossen (er ein halbes Jahr früher als ich) und er arbeitet jetzt schon. Für mich wars klar, dass ich natürlich auch am gleichen Ort arbeiten will wir er. Dann aber hab ich ne Stelle gefunden, die echt cool klingt, leider 300 km weg von ihm und in ner mega-hässlichen Stadt. In der Stadt, in der er lebt hab ich nicht gefunden (bzw. nichts annähernd gleichwertiges). Nun: totale Verzweiflung. Bin hin- und hergerissen zwischen der (für mich schrecklichen) Aussicht auf Fernbeziehung und pramatischem Fatalismus. Besonders scheisse: ich hab immer das Gefühl, mich zwischen Job und Beziehung zu entscheiden und das macht mich besonders fertig, d.h. ich hab immer das Gefühl, wenn ich jetzt den Job annehmen entscheide ich mich gegen die Beziehung etc.

Hat jemand Rat? Was soll ich machen? Job nicht antreten und vielleicht keinen finden? Job antreten und Fernbeziehung (und Fernbeziehung ist glaub ich echt was anderes wenn man arbeitet als wenn man studiert, da ist man doch flexibler)

Freu mich auf alle Antworten

LG
T

[nicht mehr wegzudenken] 1154 wien W, 32

für mich klingt dein text so, als wüsstest du schon genau wie deine entscheidung lautet, du bräuchtest aber eine absegung weil man in zeiten wie diesen einen guten job nicht einfach ausschlägt. kann das sein? deine zwickmühle ist keine wirkliche zwickmühle, glaube ich.
wenn du dich hinsetzt und dir einmal dein leben vorspielst mit der einen, und mal mit der anderen entscheidung, mit welcher hast du eher das gefühl bei dir zu sein?

meine meinung: jeder mensch ist anders vom wesen her. die einen ziehen eine fernbeziehung sogar jeder anderen beziehung vor. andere können eine fernbeziehung durchaus auch leben, wenn es nur ein begrenzter zeitraum ist. und wiederum andere ertragen keine fernbeziehung, da entscheidet dann meist einer sich gegen seinen job/familie... welcher typus du bist, musst du selber wissen. vielleicht auch eine frage: kannst du es auf einen versuch ankommen lassen? meist hat man doch eh probezeit ein paar wochen. in dieser zeit wirst du ja vielleicht schon spüren, was du leben kannst.

[nicht mehr wegzudenken] 1071 Bayern W, 32

Ich hab mal vor einer ähnlichen Situation gestanden und mich am Ende gegen mein Gefühl entschieden und den Job mit Supergehalt in einer wie ich damals fand furchtbaren Stadt angenommen. Die Quittung davon war ein Nervenzusammenbruch.
Bei mir war es auch so daß die Entscheidung für etwas anderes als diesen Job meine Familie total gegen mich aufgebracht hätte. da hieß es immer nur "Sei dankbar daß Du so einen Job angeboten bekommst! Sei froh daß Du Arbeit dort bekommst! Stell Dich nicht so an mit der Stadt, Du lernst da auch nette Leute kennen!"
Ich hab mich dann nicht getraut zu meiner eigenen Entscheidung zu stehen und den Job in der ätzenden Stadt sausen zu lassen, weil ich dachte meine Familie haßt mich dann.
Ich hab das bitter bereut sag ich Dir. Irgendwo hatte der NErvenzusammenbruch bestimmt auch was gutes an sich, weil mich ich dadurch viel um meine Gefühle kümmern mußte.
Bei Dir muß es jetzt nicht so schlimm kommen wie bei mir. Bei mir hatte sich so viel aufgestaut, da mußte ich irgendwann zusammenklappen.

Hör auf Dein Bauchgefühl! Unser Verstand ist dümmer als man denken sollte. Der sagt Dir halt was "vernünftig " wäre und klingt vielleicht wie die Stimme Deiner Eltern oder was auch immer.
Laß Deinen Bauch entscheiden wo Du hinwillst und wo Du Dich wohlfühlen könntest. Wenn man eine Stadt von vornherein total schrecklich findet ist das auch seelisch kein guter Einstieg.

[nicht mehr wegzudenken] 1312 Dtld W, 29

Hallo tinelinchen,

ich glaube fest, es geht beides Wink

Wenn ich Aussicht auf einen super Job hätte, der mich interessiert, mir vermutlich viel Spaß machen würde, mich herausfordert, würde ich ohne Umschweife meine Sachen packen.

Berufliche Zufriedenheit wirkt sich positiv auf eine Partnerschaft aus; berufliche Unzufriedenheit dagegen natürlich negativ.
Meine Überlegung wäre in erster Linie, ob ich etwas bereuen würde, falls die Partnerschaft scheitert. Ich jedenfalls würde mir in den Hintern beißen, wenn...

Die Frage scheint zu sein: Wie viel Vertrauen hast Du in den Bestand Deiner Beziehung? Gerade wenn man den festen Glauben hat, dass die Partnerschaft die räumliche Distanz verkraftet, sind 300 km kein Hindernis. Und zweifelt man daran, dann wird das Bleiben nichts zum Besseren wenden, obwohl man's oft (irrtümlich) glaubt.
Deswegen: Ganz gleich, wie die Antwort ausfällt, würde ich empfehlen, es wenigstens zu versuchen mit dem Job. Wenn es Dir nicht gefällt, kannst Du ja wieder aufhören und Dich anderweitig umschauen.

Soweit zu meiner Sicht...

Alles Gute,
Toughy

sporadischer Gast 22 planet earth , 38

hallo tinelinchen,

ich stand schon zweimal vor dieser entscheidung, allerdings in einer wesentlich längeren beziehung (nach 5 bzw. 8 jahren) und einer entfernung von ca. 600 km. das macht es natürlich einiges schwerer. beide male habe ich mich gegen die jobs entschieden, obwohl es in meiner branche alles andere als einfach ist, einen guten job zu finden.

nun ist die beziehung nach 18 jahren am ende und ich weiß, dass meine entscheidungen damals falsch waren. ich habe zu wenig an mich gedacht und mich zu sehr auf die beziehung und ihn verlassen. er wollte verständlicherweise nicht, dass ich wegziehe und hat auch genug verdient, dass es für uns beide gereicht hätte. wie viele andere frauen auch habe ich meine karriere zugunsten der beziehung zurückgestellt.

in deinem speziellen fall kommt noch dazu, dass es als berufsanfänger sowieso schwieriger ist, einen guten einstieg zu finden und die beziehung zu deinem freund auch "erst" 9 monate dauert. das wären für mich -eben meiner eigenen erfahrung- gründe, mich eher für den job zu entscheiden.

überleg dir doch mal folgendes:
- wie glücklich wärst du, wenn du deiner beziehung und deines freundes zuliebe auf das angebot verzichtest? wie sehr würde es dich und die beziehung belasten, wenn du einen scheißjob in seiner stadt hättest? würdest du möglicherweise ihm dann (bewußt oder unbewußt) irgendwann die schuld dafür geben?

- andererseits: wie gut würdest du mit der räumlichen trennung klarkommen? welche priorität hat ein guter job für dich im leben? ist der job so interessant, dass du dafür die nachteile (mega-hässliche stadt, fernbeziehung, privater neuanfang...) in kauf nehmen möchtest? wenn du von anfang an mit einem schlechten gefühl dort hingehst, wirkt sich das auch auf den job aus. ich weiß zb. von einer freundin, dass sie in ihrem tollen neuen job relativ schnell angefangen hat, nach negativem zu suchen, weil ihr das ganze "umfeld" nicht gefallen hat. sie war unglücklich in der neuen stadt, ihre wohnung gefiel ihr nicht und ihr fehlten die alten freunde. diese rahmenbedingen haben sich dann auf ihren job übertragen und sie ging schon jeden morgen mit schlechter laune zur arbeit. das scheitern war somit vorprogrammiert.

ich möchte dir damit nur ein paar denkanstöße geben. die entscheidung musst du ganz allein treffen, aber wenn du dir über die o.g. fragen im klaren bist, weißt du wahrscheinlich auch, was zu tun ist.

viel glück dabei!

sporadischer Gast 20 Biberach W, 31

Hi,

ich kann nur sagen: wenn beide studiert haben und beide berufstätig sein wollen, kann man von megaglück reden, wenn wirklich beide auch noch am gleichen Ort Arbeit finden, und dann auch noch am besten da, wo man gerne ist.

Ich würde den Job nehmen - man hat ja schliesslich nicht studiert, um irgendwelchen Mist zu machen, oder? Und wenn die Beziehung so gut ist, dass sie auch mal ne Weile die Distanz aushält,und man dann doch zusammenziehen will, ist es leichter aus ner guten Stelle heraus sich wieder an dem alten Ort zu bewerben.

Ich kenn einige Leute mit Fernbeziehung, das kann man schon ne Weile machen, hat ausserdem den Vorteil, dass man in der Woche nicht so irre abgelenkt ist.

Aber ganz klar, es ist nicht leicht. Mein Mann ist mit mir umgezogen damals, und ist hier nicht sehr zufrieden, andererseits hätten wir von seinem Gehalt nie leben können. DAs ist dann auch nicht so irre Stimmungsfördernd, und die alten Freunde fehlen natürlich auch.

Trotzdem ganz klar mein Statement: Nimm den Job, und dann entscheid Dich zur Not nochmal neu.

Alles Gute

mesme

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