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Bridget Jones
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Post Wed, 04.Jan.06, 10:11      Flashbacks, dissoziieren, aus meinem Körper rausghen Reply with quoteBack to top

Hallo!

Ich mache seit einigen Monaten eine Traumatherapie (EMDR), ich wurde als ich 16 war von einem damaligen Freund sexuell mißbraucht. Mit Flashbacks konnte ich eigentlich recht gut umgehen, die Situation haben wir in der nächsten Sitzung aufgearbeitet.

Wenn ich Flashbacks hatte nach einer Sitzung, dann war das meist eine Situation die hochkam und die sich immer wieder wiederholte bzw. dann immer wieder was hinzukam bis das Bild wieder komplett war. Ich hatte auch immer den festen Willen das auszuhalten und in der nächsten Sitzung anzugehen, damit ich es für mich aufarbeiten und "abhaken" kann.

Ich bin momentan an einem Punkt, wo ich mich ausgelaugt fühle, die Therapie ist anstrengend für mich und kann grad nicht mehr und deswegen hat meine Therapeutin nun auch vorgeschlagen, erstmal etwas Pause mit den Traumasitzungen zu machen und in Ressourcen zu gehen. Eine Traumasitzung habe ich nun nächste Woche noch, dann kommt Pause...

Bei dem letzten Flashback-Thema war was anders, so hatte ich das noch nie empfunden. Ich kam in die Siuation rein, wie ich sie damals erlebte wie bei anderen Flashbacks auch und sonst habe ich die Erinnerung einfach ausgehalten, versucht das anzunehmen und micht nicht wegzudenken. Aber dieses Mal habe ich mich dagegen gewehrt, weitere Erinnerungen zuzulassen, aber es war immer wieder in meinem Kopf. Ich hatte Angst einzuschlafen, weil ich zur Zeit sehr viel Träume habe und dabei auch erlebtes hochkommt. Als ich letztes Mal versuchte, die Erinnerung zuzulassen weil mir klar ist, dass es nicht anders geht, dass jetzt Zeit dafür ist, es an mich ranzulassen, hatte ich das deutliche Gefühl, aus mir rauszugehen. Ich kann in Stichworten einige Erinnerungen klar zum Mißbrauch der damals geschah benennen, ich habe ganz extreme Gefühle dazu, aber die Situation an sich ist weg. Es ist wie ein Schleier der drüberliegt, wo man nur Fragmente erkennt. Ich bin damals aus mir rausgegangen mit dem Kopf. Das finde ich ganz schlimm.

Gestern hab ich mit meinem Freund einen Krimi gesehen. Es kam zu einer Vergewaltigungsszene und ich hatte plötzlich wieder dieses Gefühl, das nicht aushalten zu können und aus mir rauszugehen. Ich kann es nicht anders beschreiben. Ich fand dieses Gefühl schlimm und versuchte, bei mir zu bleiben, aber ich konnte das wirklich kaum aushalten. Ich atmete ganz flach und bekam kaum genug Luft, als liege ein Zentner auf meiner Brust.

Ich dachte immer, ich war schuld. Ich kann erst, seit ich die Therapie mache für mich sagen, dass ich nicht schuld hatte, dass ich ein Opfer bin und er der Täter. Ich kann seitdem erst von Mißbrauch sprechen. Ich habe das nie so an mich rangelassen. Ich hatte schon einige Sitzungen wo mir erst da bewußt wurde, wie schlimm das damals für mich war, wo ich mich nicht mehr gespürt habe, wo ich im Kopf in Gedanken mich weggedacht habe. Aber dieses Gefühl, aus mir rauszugehen, weil ich es nicht aushalten kann in der Art hatte ich noch nie so bewußt erlebt.

Kennt ihr das? Was macht ihr dagegen? Mich macht das grad fix und fertig und ich fühle mich so machtlos dagegen.

Bridget

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Philipp1982
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Post Sun, 07.May.06, 21:10      Re: Flashbacks, dissoziieren, aus meinem Körper rausghen Reply with quoteBack to top

Es ist normal. Selbst jemand, der seinen Missbrauch verarbeitet hat und er kommt wieder in eine ähnliche Situation wie damals (bei dir der Krimi) ist nicht davor gefeit, keinen Rückschlag der Symptome zu erleben. Ich weiss nicht, ob EMD ... irgendwas die geeignete Therapie dafür ist. Ich weiss, dass bei der Psychoanalyse die gesamte Missbrauchssituation von Anfang bis Ende nochmals durchlebt wird (dieses geht jedoch nicht in einer Stunde, man muss erst einmal dahin kommen) und die Gefühle, die damals nicht benannt wurden, benannt werden. So kann eine Integration des Erlebten in die Persönlichkeit erfolgen.

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Löwenkind
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Post Fri, 09.Jun.06, 19:20      Re: Flashbacks, dissoziieren, aus meinem Körper rausghen Reply with quoteBack to top

Hallo Ihr,

ich bin neu hier, und lese mir seit ein paar Stunden die Augen krumm. Ich habe schonmal in einer anderen Rubrik gepostet, aber da war ich wohl falsch.


Ich suche Austausch zum Thema sexueller Missbrauch und Traumatherapie.

Wie ich Eure Beiträge lese, so habt Ihr da Erfahrungen.

Was hat Euch geholfen ?

Ist es immer nötig, die "verdrängten Erinnerungen" wieder ins Bewusstsein zu holen ? Wie denkt Ihr darüber ?

Mein Therapheut sagt, dass es ein vom Körper/Seele so gewollter Schutzmechnismus ist, und auch gut so. Ich brauche nicht alles wieder hochholen um eine gute Therapie zu haben.

Viele Grüße
Löwenkind
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Philipp1982
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Post Thu, 31.Aug.06, 22:55      Re: Flashbacks, dissoziieren, aus meinem Körper rausghen Reply with quoteBack to top

Hallo,

dein Therapeut hat Recht. Jedoch postest du hier in einem Forum ueber den Gedanken "Missbrauch". Also beschaeftigt dich dieser Gedanke. Alles, was dich beschaeftigt und mit der Therapie zu tun hat sollte in die Therapie. Ich selber hatte auch eine Missbrauchssituation zu verarbeiten. Mir hat es geholfen, das Ganze zweimal zu durchleben bei zwei Psychoanalytikern im Abstand von einigen Jahren. Jetzt habe ich das Gefuehl, dass alles an seinem Platz ist und nicht mehr in meinen Gedanken, wenn ich das nicht moechte.

Gruss
Philipp

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Lucinda
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Post Fri, 01.Sep.06, 7:49      Re: Flashbacks, dissoziieren, aus meinem Körper rausghen Reply with quoteBack to top

Hallo Bridget!
Ich kann Dich gut verstehen, ich erlebe auch immer wieder diese "Zustände", in denen man sich auf einmal wegbeamt. Wink
Manchmal kenne ich den Auslöser, wie z.B. bei Dir bei dem Krimi, manchmal kenne ich ihn nicht.
Unangenehm ist es auf jeden Fall immer. Manchmal bekomme ich während sonem "Dissoziations anfall" auch gar nichts mehr mit. Wie ausgeschaltet sein... Rolling Eyes

Wie gehts Dir einige Zeit nach den EMDR Sitzungen? Hast Du das Gefühl, dass Dich bestimmte "Geschichten" mehr in Ruhe lassen, also nicht mehr so dolle verfolgen?
Quote:
Kennt ihr das? Was macht ihr dagegen? Mich macht das grad fix und fertig und ich fühle mich so machtlos dagegen.
Du schreibst doch auch, dass Dir das alles im Moment zu viel wird, und Deine Thera auch sagt, dass ihr jetzt erst mal Pause macht mit den Traumasitzungen. Vllt. zeigt Dir Dein Körper durch das "aus der Szene abhauen/ rausgehen /sich wegbeamen" jetzt einfach dass es erst mal genug ist.
Dass Du zu schnell zu viel wolltest. Dass erst mal nicht mehr von allem verarbeitet werden kann? Wie hat denn Deine Thera reagiert, wenn Du bei ihr dissoziiert hast?

Hallo Löwenkind,
Quote:
dass es ein vom Körper/Seele so gewollter Schutzmechnismus ist, und auch gut so. Ich brauche nicht alles wieder hochholen um eine gute Therapie zu haben.
Sehe ich auch so. Warum irgendwas ans Tageslicht holen, wenn es Dich doch gar nicht so sehr belastet. Ich denke es wird nur nötig sein, wenn Dich irgendwelche Bilder/Erinnerungen verfolgen, Dich quälen. Dann ist es bestimmt ratsam, sich das ganze nochmals mit therapeutischer Hilfe anzusehen.
Gruß,
Lucinda

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Vertrauen ist das Gefühl, einem Menschen sogar dann glauben zu können, wenn man weiß, daß man an seiner Stelle lügen würde.
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Löwenkind
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Post Sat, 02.Sep.06, 20:42      Re: Flashbacks, dissoziieren, aus meinem Körper rausghen Reply with quoteBack to top

Hallo Philipp, hallo Lucida,

vielen Dank für Eure Antwort. Ich hatte schon nicht mehr geglaubt, dass auf meinen Beitrag noch Reaktionen kommen, solange ist es schon her.

Mittlerweilen bin ich schon ein gutes Stück vorangekommen.

Ich denke, es wird noch eine Weile dauern, bis ich es als "abgeschlossen" betrachten kann.
(Soweit man sowas je als abgeschlossen sehen kann.)

Aber es ist momentan auf einem guten Level, wo ich die meiste Zeit gut mit zurecht komme.

Ich sende Euch viele liebe Grüße
Löwenkind
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