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Ellen
Helferlein


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Sun, 29.Jan.06, 9:58 Männer und Frauen - reden und nachfragen |
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Hallo Ihr alle!
Meine Beobachtung ist, daß Männer, wenn man sich kennenlernt, zusammen weggeht etc., gerne viel reden und wenig nachfragen bzw. überhaupt fragen. Nicht bei allen, aber bei den allermeisten. Bei Frauen fällt mir das nicht so auf, da ist das Reden "ausgeglichener". Wenn der Andere mir was erzählt, frage ich doch auch nach "Wie? Warum? und Was?", das finde ich normal, daß man sich auf die Gedanken des anderen einlässt und es interessiert mich ja auch. Umgekehrt, wenn ich was erzähle oder andeute, fragt der Mann häufig nicht nach, sondern erzählt höchstens selber wieder 'ne Geschichte, die ihm dazu einfällt. Das verunsichert mich oft sehr, weil ich nicht so gerne direkt drauflos erzähle, sondern darauf warte, daß der andere auch Interesse zeigt. Wenn er nicht nachfragt, erzähle ich auch meistens nichts weiter dazu und so komme ich mehr und mehr in die Zuhörer- und Nachfrager-Rolle und der andere redet. Vielleicht bin ich da empfindlicher als andere, aber ich muß halt immer das Gefühl haben, daß es den anderen wirklich interessiert, bevor ich viel erzähle.
Vielleicht bringe ich es auch so rüber, als wollte ich dazu nichts weiter erzählen... (dazu könnt IHR mir jetzt natürlich nichts sagen, war nur so ein Gedanke).
Manchmal denke ich auch, vielleicht HABE ich ja nicht soviel zu sagen, aber ich rede ja andererseits auch mit Leuten, mit denen ich mich nicht so fühle und wo es selbstverständlicher und ausgeglichener ist, und dann denke ich wieder, es kann nicht nur an mir liegen.
Jetzt würde ich gerne mal wissen: IST das so oder ist das nur bei mir so? Vor allem von Männern würden mich Antworten interessieren: ist das (wenn es so ist) Desinteresse, Selbstdarstellungsdrang ("Hauptsache, ICH komme interessant rüber"), Unsicherheit, oder geht Mann einfach selbstverständlich davon aus, daß Interesse schon da ist und daß jeder einfach reden soll, was ihm so einfällt?
Ich habe in letzter Zeit viele Männer (übers Internet) kennengelernt und getroffen und merke, daß das für mich ein sehr wichtiges Kriterium ist, anhand dessen ich tatsächlich viele schon mal ganz schnell innerlich "aussortiere".
Jetzt bin ich gespannt auf eure Antworten, hoffentlich kommen welche .
Liebe Grüße, Ellen
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Rosanna
Helferlein


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Süddeutschland , 40
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Sun, 29.Jan.06, 10:55 Re: Männer und Frauen - reden und nachfragen |
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Hallo an alle und an Ellen,
ich mache dieselbe Erfahrung. Und frage mich dann: Hab ich was falsch gemacht? Zur Zeit habe ich beruflich einen engeren Kontakt zu einem Mann, da stelle ich mir die gleichen Frage wie du, Ellen. Es führt dazu, dass ich mich mit der Zeit weniger traue, Fragen zu stelle, weil ich befürchte, als zu neugierig zu gelten. Dabei will ich doch "nur" mehr über ihn erfahren. Ich bin grundsätzlich neugierig auf andere Menschen.
Du siehst, es geht nicht nur dir so und ich bin sicher, dass viele Frauen sich über die Männer in dieser Hinsicht den Kopf zerbrechen!
Ich bin auch sehr gespannt auf die Antworten und danke dir, Ellen, für diese Frage.
Liebe Grüße, Rosanna
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Ellen
Helferlein


100
W
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Sun, 29.Jan.06, 12:40 Re: Männer und Frauen - reden und nachfragen |
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Hallo Rosanna,
ich glaube nicht, daß du dann zu neugierig rüberkommst. Interesse ist doch erstmal was Positives! Ein Freund von mir, der auch zum Monologisieren neigt, meinte mal, das wäre so schön, wenn jemand aufmerksam zuhört und nachfragt, daß man da leicht mal in so eine Erzählschiene geraten kann. Wenn man sich schon länger kennt, ist es aber auch noch was anderes, als wenn Mann und Frau sich gerade erst kennen lernen (wollen), finde ich.
Ich komme nie auf die Idee, weniger Fragen zu stellen, aber dadurch verfestigt sich die Situation wahrscheinlich eher noch, weil der Andere sich immer wieder aufgefordert fühlt, noch mehr zu reden , was er ja einerseits ruhig soll, schließlich habe ich ja gefragt, aber ein bißchen Interesse umgekehrt wäre dann halt auch ganz schön.
Und wie ist das, wenn du dann weniger Fragen stellst? Schweigen oder redet er dann von sich aus weiter oder fragt er dann mal was?
LG, Ellen
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Sparkle
[nicht mehr wegzudenken]
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1277
München M, 24
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Sun, 29.Jan.06, 19:31 Re: Männer und Frauen - reden und nachfragen |
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Hi Ellen!
Schöne Frage
Gleich eingangs muss ich allerdings sagen, dass ich nicht so ganz in den skizzierten Männertypus passe (den allerdings sehr gut kenne). Ich bin eher der Typ, der mal nachfragt und zuhört, weil mich andere Sichtweisen sehr interessieren. Mir fällt es schwerer, selber den Main Part beim Reden zu übernehmen, nicht weil mein Leben so uninteressant wäre, aber für mich persönlich sind Erfahrungen andrer wichtiger als das Verkünden meiner eigenen. Wenn ich dann denke, dass ich dazu auch was beizutragen habe, entweder weil ich Ahnung oder auch mal eine Erfahrung in dem Bereich gemacht habe, dann tue ich das. Ein andrer Fall wäre natürlich, wenn sie aus Schüchternheit wenig redet, das wird dann mitunter schwierig, denn ich bin nicht gern Alleinunterhalter.
Wie dem auch sei - ich erklär dir mal, warum das so ist *g* (Vorsicht, Pauschalisierungs-Alarm)
| Quote: | | Umgekehrt, wenn ich was erzähle oder andeute, fragt der Mann häufig nicht nach, sondern erzählt höchstens selber wieder 'ne Geschichte, die ihm dazu einfällt. | Ein Gespräch unter Männern (also das Gespräch, das Männern "im Blut" ist, sag ich mal) fällt meistens so aus, dass der eine seine Erfahrungen berichtet und evtl. seine gezogene Lehre daraus und dann ist der andre dran und erzählt eine Geschichte mit ähnlichem Aspekt und die Moral davon. Männer finden das gut, denn so bekommen sie kompakt aufgezeigt, wo was los ist und wie sie an was gut rankommen. Das Verhaltensforscher-Blabla lasse ich jetzt mal weg, weil es dir sicher ersichtlich ist, dass diese Kommunikationsweise ihren Sinn hat.
Bei Frauen läuft das meiner Erfahrung nach total anders ab: Themenschwünge sind schnell, mitunter rasant, es wird dies und das eingeflochten, Rückfragen gestellt, etc.pp.. Teilweise ist das für einen Mann schwer zu begreifen. Z.B. das mit den Rückfragen, denn wenn ein Mann "dran" ist, dann ist er dran, also erzählt er was. Rückfragen dienen eher dazu, ihn darauf hinzuweisen, dass er einen bestimmten Aspekt vergessen hat bei seinem Bericht, bei Frauen ja eher dazu, sie zu bestärken, dass das ganze nun für den Zuhörer interessant ist, ihr den Ball wieder zuzuspielen und Aufmerksamkeit zu zeigen.
Beide Systeme haben ihre Vorteile und Nachteile. Wenn du sehr darauf achtest, dann brauchst du eben einen aufmerksamen Mann, der sich dessen bewusst ist oder zumindest dahingehend eine gute Erziehung genossen hat.
| Quote: | | Vielleicht bringe ich es auch so rüber, als wollte ich dazu nichts weiter erzählen... (dazu könnt IHR mir jetzt natürlich nichts sagen, war nur so ein Gedanke). | Ja, Männer nehmen das so wahr. Wenn du deine "Rede" beendet hast, heißt das, er ist dran. Indirekt heißt das auch, dass du grade nichts weiter dazu erzählen kannst und seinen Bericht abwarten willst.
| Quote: | | Desinteresse, Selbstdarstellungsdrang, Unsicherheit, oder geht Mann einfach selbstverständlich davon aus, daß Interesse schon da ist und daß jeder einfach reden soll, was ihm so einfällt? | - Desinteresse: Nun gut, es kann mal vorkommen, es ist ja nicht alles interessant. Normalerweise wird da aber dann ein Themenschwenk versucht oder eben klar gesagt, dass es nicht das ist, worüber man nun reden will. Wer sich trotz Desinteresse hinsetzt und zuhört oder gar drüber redet, ist selber schuld, da kannst du dann auch nichts machen Denke, es ist eher selten der Grund.
- Selbstdarstellungsdrang: Ja, so wirkt es immer, werden sicher zahllose Frauen bestätigen Selbst auf mich wirkt es manchmal so und bei einigen Gesellen mag es sicher so sein. Bei der Mehrheit allerdings nicht und ich bin selbst erst vor nicht allzu langer Zeit drauf gestoßen, nachdem ein Kumpel mich länger "zugelabert" hat, der sich damit wirklich nicht selbstdarstellen wollte.
- Unsicherheit: Eventuell, wenn sie wenig redet, könnte das eintreten, dass er das mit Viel-Reden kompensiert.
- Und Ja, davon geht Mann aus
vlg
Sparkle
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_________________ Most people try to avoid pain instead of seeking joy. (Dalai Lama) |
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Ellen
Helferlein


100
W
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Sun, 29.Jan.06, 21:42 Re: Männer und Frauen - reden und nachfragen |
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Hallo Sparkle,
danke für den Beitrag, das war interessant zu lesen. Man geht ja immer von sich selber aus, und wenn ich mir vorstelle, mich so zu verhalten wie die Männer, die ich da im Hinterkopf habe, könnte ich das nur in Verbindung bringen mit Desinteresse oder Selbstdarstellungsdrang.
Ich hab mir auch schon gedacht, daß ich gerade hier im Forum wahrscheinlich nicht überwiegend auf diesen Männertypus treffen werde. Aber die Gattung "Mann an sich" reicht ja auch.
| Quote: | | Ein andrer Fall wäre natürlich, wenn sie aus Schüchternheit wenig redet, das wird dann mitunter schwierig, denn ich bin nicht gern Alleinunterhalter. |
Das hab ich mir auch schon gedacht, daß es im Extremfall, bei totalem Verstummen meinerseits, ja auch eine Unsicherheit auf der anderen Seite erzeugen kann, die dann wieder kompensiert wird mit noch-mehr-reden. Immer neue Geschichten und Anekdoten, um die befürchtete Gesprächspause zu füllen. Aber warum kommt Mann dann nicht auf die Idee, den anderen was zu fragen? Vorausgesetzt natürlich immer, es besteht Interesse an der Person. Also ICH würde das, wenn das Gespräch verstummt, eher, als wieder selber was zu erzählen. Um den anderen wieder in das Gespräch zu "holen" quasi. Warum gibt es denn nur die Alternative, den Alleinunterhalter zu spielen??
Dein skizziertes "Gespräch unter Männern" fand ich interessant, aber ich verstehe nicht ganz: wenn einer was erzählt, dann kann es doch vorkommen, daß man irgendwas nicht versteht oder nicht nachvollziehen kann, sich nicht sicher ist, ob man's verstanden hat, oder irgendwas genauer wissen will - kommt das unter Männern nicht vor? Oder auch: wenn das Gegenüber nur einen Satz sagt, eine Aussage, hinter der aber noch mehr "Stoff" stecken kann, warum neigt dann ein Mann nicht dazu, zu fragen "Wieso, wie meinst du denn das?" Geht "der Mann" dann einfach davon aus: wenn sie eine Geschichte erzählen will, dann wird sie das schon tun"?
| Quote: | | bei Frauen ja eher dazu, sie zu bestärken, dass das ganze nun für den Zuhörer interessant ist, ihr den Ball wieder zuzuspielen und Aufmerksamkeit zu zeigen. | Ich würde sagen: auch, aber nicht nur. Es kann schon auch ein rein sachliches bzw. persönliches Interesse sein, die Erfahrung der anderen genauer zu verstehen, um sie nachvollziehen zu können. So wie du das beschreibst, wäre es ja mehr eine formale Methode, um das Gespräch am laufen zu halten.
Insgesamt kommt mir die männliche Art "getrennter" und die weibliche "vermischter" vor.
Gruß, Ellen
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Rosanna
Helferlein


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Süddeutschland , 40
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Mon, 30.Jan.06, 0:46 Re: Männer und Frauen - reden und nachfragen |
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Hallo Ellen,
| Quote: | Und wie ist das, wenn du dann weniger Fragen stellst? Schweigen oder redet er dann von sich aus weiter oder fragt er dann mal was?
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Es ist so, dass ich gerne erzähle. Und die meisten Menschen hören mir auch sehr gerne zu. Mir wurde mal voller Neid gesagt, die Leute würden an meinen Lippen kleben bleiben. Nun, nicht alle, aber doch die meisten. Ich erzähle einfach mit Herz und Verstand. Ich kann gut abspüren, wann es Zeit ist für eine Erzählpause oder eine Frage, z.B. "Hast du sowas auch schon mal erlebt?" oder "Wie würdest du denn das verstehen?"
Und so ist es eben auch bei diesem Mann. Wenn ich weniger rede, redet er auch weniger. Manchmal sage ich Halbsätze, bei denen fast jede Frau eine Frage nachschieben würde. Macht er aber nicht. Ich glaube, er traut sich einfach nicht. Will keine Grenze überschreiten. Glaubt evtl. mir damit auf den Schlips zu treten. Beruflich haben wir mit Menschen zu tun, da kommt es u.a. auf Kommunikationsfähigkeit und Einfühlungsvermögen an. Das hat er. Viel Empathie, Zwischen-den-Zeilen-hören-können. Hier auch Fragen stellen. Schnell reagieren können. Alles perfekt. Aber sobald es privat wird, sieht es etwas anders aus.
Als wir das allererste Mal uns privat unterhalten haben, hab ich viel von mir erzählt. Und da hat er mir eine sehr persönliche Frage gestellt, die sehr mutig war. Die habe ich auch beantwortet.
Ich habe mich gefragt, ob es vielleicht damit zusammenhängt, dass wir beide gebunden sind, und (noch) nicht so können, wie wir vielleicht gerne würden.
Letzte Woche hat er mich interviewt. Die geplante Zeit hat sich verdoppelt, weil ich so viel geredet habe. Da hat er Fragen gestellt - gut getarnt als "rein berufliches" Interesse. Und da habe ich erlebt, dass Fragen nachgeschoben wurden, wenn ich etwas nicht gründlich genug beantwortet hatte.
Ich glaube einfach, dass er durch falsche Fragen sich nichts verbauen möchte. Ich will das ja auch nicht, und es gibt auch bei mir gewisse Dinge, auf die ich sehr neugierig bin, die ich aber aus Anstandsgründen nicht frage.
Ich werde diesen Thread verfolgen. Er regt mich zum Nachdenken an - über mich selbst. Und ich hoffe, dass noch weitere Männer berichten, wie es ihnen so ergeht im Gespräch mit Frauen.
Liebe Grüße, Rosanna
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Helferlein


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Österreich W, 26
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Sun, 05.Feb.06, 23:10 Re: Männer und Frauen - reden und nachfragen |
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Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sehr viele Menschen - nicht nur Männer - wenig bis teilweise sogar überhaupt keine Fragen stellen, ausser vielleicht beim ersten Kontakt. Ist das ihrer Meinung nach Wichtigste dann abgeklärt, erzählen sie hauptsächlich von sich und ihren Erlebnissen.
Ich bin mir oft nicht ganz sicher ob sie sich selbst einfach zu wichtig nehmen und sich selbst gern reden hören, oder ob sie bewusst wenig fragen weil sie (unbewusst) Angst haben, sich zu sehr auf ihr Gegenüber einlassen zu müssen bzw. auf unangenehme Gesprächsthemen zu stoßen. Wie auch immer, ich tu mir schwer damit, ich mag nämlich nicht immer wieder zum Zuhören "verdammt" sein (vor allem weils ja oft nicht SO interessant ist ), und:
| Quote: | | ich muß halt immer das Gefühl haben, daß es den anderen wirklich interessiert, bevor ich viel erzähle. |
Genau so geht es mir auch. Einerseits hat das bei mir schon auch mit fehlendem Selbstbewusstsein zu tun, andererseits hab ich schlicht und einfach keine Lust mich so in den Mittelpunkt zu stellen, weil ich es ja bei anderen auch nicht leiden kann.
| Quote: | Ich bin grundsätzlich neugierig auf andere Menschen.
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Das bin ich auch, und ich kann nicht verstehen, dass andere es nicht schaffen, zumindest ein gewisses Maß an Interesse zu zeigen, das verunsichert schon ziemlich.
Ich kann nicht sagen dass mir dieses Verhalten nur bei Männern unterkommt, allerdings muß ich schon sagen, dass sie diese "Neigung" eher besitzen. Ich glaube sie denken sich nicht viel dabei, und bei vielen hat es schlicht und einfach mit fehlendem Einfühlungsvermögen zu tun (vereinfacht).
@Sparkle:
Sehr interessant, wenn ein Mann die Sichtweise eines Mannes erklärt, immer wieder spannend zu erfahren, wenn auch leider eher selten so gut und verständlich formuliert
MfG A.
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_________________ 'Das ist nur deine Phantasie' rief ich, 'die macht dich noch mal verrückt'
Da hat sich meine Freundin nach einem Stein gebückt. |
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