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Niche
Helferlein


60
Deutschland W, 29
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Fri, 03.Feb.06, 16:41 Angst vor "Autoritäten" |
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Hallo ihr,
schon immer habe ich mehr oder weniger Angst vor Erwachsenen gehabt.
Dass sie mich ablehnen, abwerten, schlecht behandelten, als minderwertig ansähen.
Ich habe niemals ein persönliches Wort mit einem meiner Lehrer gesprochen, keinem Erwachsenen über den Weg getraut - sogar vor Busfahrern, Sekretärinnen und Verkäufern hatte ich Angst.
Mittlerweile habe ich kaum noch Ängste vor anderen. Ich habe durch meine Therapie gelernt, dass ich keine Angst haben muss.
Nur eine Angst sitzt immer noch hartnäckig fest. Die Angst vor meinen Dozenten an der Uni, also vor denjenigen, die mich prüfen (sollten) und von denen ich etwas lernen sollte.
Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich dieser Angst nicht Herr werden kann. Ich vermeide nach wie vor, mich irgendwelchen Situationen auszusetzen, wo ich allein von einem Dozenten geprüft würde (dazu gehören natürlich alle Prüfungen sowie die Hausarbeiten, die mir wie eine einzige, lange, persönliche Prüfung erscheinen).
Durch dieses Vermeidungsverhalten habe ich schon ganz viel Studienzeit verloren und muss nun sowohl Studiengebühren als auch die Analyse selbst zahlen - (ich kann nur sagen, dass sozial benachteiligte Menschen die Verlierer der Sozialreformen in Deutschland sind!)
Ich bin sehr verzweifelt darüber, weil ein Studienabbruch, eine Flucht vor meinen Ängsten, für mich nicht in Frage kommt, ich aber auch nicht weiß, wie ich mein Problem lösen könnte?!
Wenn ich mir beipsielsweise allein einen Termin bei einem Dozenten holen muss, so bekomme ich schon fast Panikattacken. Einmal hatte ich dann Panik allein vor dem Seminarsgebäude, was ich in Folge zu betreten vermeiden musste, so dass ich schließlich allein vor dem Wort "Uni" oder ähnliches Angst bekam.
Ich vermeide auch jegliche Kontakte zu Kommilitonen, um ja nicht irgendwann dadurch vor ihnen zugeben zu müssen, dass ich solch eine Angst habe. Es ist schrecklich!
Kennt jemand Ähnliches? Wie seid ihr damit umgegangen?
Viele Grüsse, Niche
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soumasun
sporadischer Gast


5
Berlin W, 37
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Fri, 03.Feb.06, 18:52 Re: Angst vor "Autoritäten" |
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Deine Ängste kenne ich nur zu gut. Sie haben mich leider Jahre meines Lebens gekostet.
Das posivite an diesen Jahren: Ich habe gelernt, was ICH will und was andere mir aufgedrängt haben, zu wollen.
Und dann ist natürlich das negative: Ich habe viel Zeit in meiner Angst verbracht, die mich nicht weitergebracht hat. Ganz im Gegenteil.
Und nun die Quintessenz: Es hilft alles nichts. Angstzustände sind dazu da, überwunden zu werden. Unter Umständen frönst Du Anstzustände, die Du aus Deiner Kindheit mitschleppst, aber wahrscheinlich nicht mehr zeitgemäß sind. Es gilt, die Gefühle anzupassen. Erst in kleinen Schritten und dann in großen. Beratung, Therapie, Gespräche mit Kommilitonen können sicher helfen. Denn diese Ängste sind mehr in Deiner Umgegung vorhanden als Du für möglich hälst.
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Niche
Helferlein


60
Deutschland W, 29
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Sun, 05.Feb.06, 13:00 Re: Angst vor "Autoritäten" |
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Hallo soumasun,
vielen Dank für deine Einschätzung - ich fühle mich gleich besser, wenn ich höre, dass ich nicht allein mit meinem Problem stehe. Ich fühle mich immer so, als sei ich die einzige, die dieses Problem mit sich herumschleppt - und es daher vor allen verheimlichen muss.
Immer wieder treffe ich allerdings auf Kommilitonen, die eine ganz strikte Studienmoral haben und einen schief dafür ansehen, wenn man nur ein Semester über der Studienzeit liegt. Dann werde ich ausgefragt, in welchem Semester ich bin, was ich denn so lange gemacht hätte, wieso ich nicht schon fertig sei ect..
Ich bin eigentlich gerne ehrlich und antworte manchmal sogar, dass ich krank war oder Schwierigkeiten gehabt hätte. Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass manche mich dann mit großen Augen ansehen und "komisch" werden. Und zwar immer so, als sei das etwas "Unnormales", was man irgendie gesondert "behandeln" muss.
Wenn ich solche Reaktionen mitkriege, fühle ich mich sehr einsam und irgendwie schlecht. Ich bin es leid, jemanden solche Dinge erklären zu müssen. Auch zeigt es mir, wie unmenschlich und wenig mitfühlend viele Menschen sind.
Das sind halt so die üblichen Probleme...
So weit erstmal!
Viele Grüsse, Niche
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Karola
Forums-InsiderIn


354
Deutschland W, 33
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Sun, 05.Feb.06, 13:52 Re: Angst vor "Autoritäten" |
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Hallo Niche,
wäre eine Verhaltenstherapie bei Deinen Ängsten nicht besser als eine Analyse? Oder hast Du das schon gemacht?
Ich kenne Deine Ängste auch, allerdings nicht so extrem. Ich habe eine soziale Phobie, die sich nicht nur in Angst vor Auritätspersonen äußert.
Ich habe auch studiert und habe aufgrund von Prüfungsängsten auch viel länger gebraucht als andere . Habe mich angemeldet, dann wieder abgemeldet und Prüfung aufs nächste Semester verschoben. So ging das ständig im Hauptstudium, als dann auch die mündlichen Prüfungen für das Diplom zählten. Habe auch die Erfahrung gemacht, dass viele meiner Kommillitonen mich schief angeguckt haben, weil ich nicht im "Plan" war. Aber was soll's, die haben auch keine psychischen Probleme. Das musst Du Dir auch immer wieder sagen. Ist doch schon eine Leistung, dass Du es bis hierhin geschafft hast, den Rest wirst Du auch noch packen .
Bei mir ist die Angst vor Dozenten und Profs zum Glück nicht so stark gewesen, dass ich mich nicht zu denen in die Sprechstunde getraut hätte.
Vielleicht hilft es Dir, wenn Du Dir Deine Profs und Dozenten mal im Schlafanzug oder auf der Toilette vorstellst, sind nämlich auch ganz normale Menschen . Den Tipp gab mir meine Verhaltenstherapeutin. Vielleicht verlieren sie dadurch ja etwas bei Dir an ihrer Machtposition.
Viele Grüße,
Karola
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Niche
Helferlein


60
Deutschland W, 29
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Wed, 08.Feb.06, 12:45 Re: Angst vor "Autoritäten" |
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Hallo,
Karola, also eine Verhaltenstherapie ist meiner Einschätzung und auch Erfahrung nach nicht so hilfreich, weil es meistens (besser wohl: immer) unbewusste Gründe für Ängste oder Vermeidung gibt.
Bei diesem übertrieben angstvollen "Respekt" gegenüber meinen Profs und Dozenten geht es wohl auch um unbewusste Einstellungen, die ich nur durch meine Analyse aufdecken kann. Ich arbeite ja auch hart daran, und es hat sich auch schon viel geändert...
aber immer bleibt noch dieser Rest übrig. Ich habe im Moment insbesondere das Problem, mich überhaupt erst an meine Unisachen zu setzen. Also ein ganz ausgeprägtes Vermeidungsverhalten, wovor ich beinahe "ohnmächtig" vorstehe.
viele Grüsse, Niche
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tanzendes_irrlicht
Moderatorin


2129
NRW W, 30
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Wed, 08.Feb.06, 16:27 Re: Angst vor "Autoritäten" |
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....was hälst du denn von der psychologischen Beratung der Uni?
"Angst vor Autoritäten" ist eine Form von Prüfungsangst. "Geprüft" wird (nach deiner Wahrnehmung" deine Persönlichkeit.
Liebe Grüße,
Irrlicht
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_________________ Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M. |
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Niche
Helferlein


60
Deutschland W, 29
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Mon, 13.Feb.06, 12:15 Re: Angst vor "Autoritäten" |
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Hallo irrlicht, hallo ihr,
also ich war sogar schon mal in einer Gruppe für Prüfungsangst. Dort habe ich mich von der Leiterin überhaupt nicht ernstgenommen gefühlt, weil mein Problem eben nicht direkt (zeitlich) vor einer Prüfung beginnt, sondern schon im Ansatz jeden "Vorlauf" (auf eine Prüfung hin) vermeidet.
Ihr müsst dazu wissen, dass am Anfang meines Studiums meine Ängste so groß waren, dass ich nicht einmal angstfrei durch ein Unigebäude überhaupt gehen konnte - in Seminaren habe ich die wenigste Zeit inhaltlich dem Thema folgen können, sondern statt dessen ein Angsttraining absolviert. Ich musste, ohne dass man es mir ansehen sollte, Atemübungen machen, damit ich keine Panikattacke bekäme. Ich musste mir immer sagen, dass mich niemand beobachte, dass kein Mensch denke, ich sei verrückt ect. pp. Ich fühlte mich also ständig extrem von anderen beobachtet und bewertet.
Ich habe durch die Analyse beispielsweise festgestellt, dass ich seit einem Kontakt zu einem bestimmten Professor jegliches Arbeiten für die Uni versuche zu vermeiden. Es ist, als würde ich das ganze Thema verdrängen wollen.
Diesen Professor fand ich eigentlich sehr nett, er war sehr aufgeschlossen und war der erste, zu dem ich einen persönlichen Kontakt entwickeln konnte - wohlgemerkt, dies habe ich ja niemals sonst getan.
Der Auslöser war ein Seminartreffen nach Ende der Vorlesungszeit. Er hat uns in eine Kneipe eingeladen. Ich kam zu der entsprechenden Zeit - und er war schon da. Nur kein einziger Kommilitone!! Ich war also ganz allein mit ihm. Dann kam - Gott sei Dank - noch ein Mädel dazu. Wir waren dann nur zu dritt. Sie musste dann relativ früh gehen - ich blieb, weil es eigentlich nett war oder warum sonst?
Wir haben uns irgendwie ziemlich persönlich unterhalten und waren insgesamt fast vier Stunden zusammen und hatten etwas getrunken. Wir haben uns ein wenig angeflirtet, er hat mir zum Schluß die Tür aufgehalten und mich eben wie eine "richtige" Frau behandelt.
Seitdem habe ich irgendwie Angst, ihm zu begegnen und könnte mir nicht mal mehr im Traum vorstellen, irgendwelche Prüfungen bei ihm zu machen oder bei anderne Leuten, die Kontakt mit ihm haben. Da er aber derjenige an der Fakultät ist, der die meisten Kontakte hat, vermeide ich quasi alles dort.
Meine Ängste hängen mit diesem Thema männliche Sexualität und Machtverhältnis zusammen, das kristallisiert sich so nach und nach in der Analyse heraus. Ich habe das Gefühl, mich bei dem Prof irgendwie falsch verhalten zu haben; dass ich mich fast wie eine Prostituiert angeboten habe, obwohl das so natürlich gar nicht stimmt - ich habe mich bloß normal menschlich mit ihm unterhalten.
Ich werde damit irgendwie nicht fertig und fühle mich schuldig
Sorry für meine Textmassen...
viele Grüsse, Niche
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tanzendes_irrlicht
Moderatorin


2129
NRW W, 30
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Wed, 15.Feb.06, 6:33 Re: Angst vor "Autoritäten" |
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Hallo Niche,
"ferndiagnostisch" (und daher eig voll daneben) meine ich, dass du in einer Gruppe zur Prüfungsangst auch nicht richtig aufgehoben bist.
Das Bewerten der eigenen Person (durch sich und durch andere) ist eine Form der PA, aber nicht das, was im klassischen Sinne darunter verstanden wird (und bei dir möglicherweise zusätzlich erschwerend hinzukommt). Bei der "klassischen PA" hat man Angst vor der Leistungsbewertung. Du scheinst mehr Angst vor der Bewertung deiner Persönlichkeit auf der Beziehungsebene zu haben.
Eine Einzeltherapie, in der es nicht vorrangig darum geht "wie schaffe ich es zu lernen, wenn mich Panik überfällt" sondern in der Dinge wie Selbstwert, Selbstbild, Fremdbild usw thematisiert werden, könnten dir meiner Meinung nach sehr viel mehr weiterhelfen.
Wünsch dir alles Liebe,
Irrlicht
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_________________ Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M. |
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vallée
Forums-Gruftie


514
Wolkenkuckucksheim W, 27
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Tue, 21.Feb.06, 12:59 Re: Angst vor "Autoritäten" |
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Ich verstehe dich ein bisschen.
habe auch meine Studienzeit überzogen und tue es noch. Nun in meinem Fach keine Seltenheit, aber trotzdem. Habe zwar aus anderen Gründen, aber auch eine Zeitlang die Uni und Dozenten gemieden. Kämpfe mich da grad wieder ran. Sicher hat es tieferliegende Ursachen. Aber auch die werden doch ergründet in einer Verhaltentherapie. Plus es werden Lösungsstrategiene erarbeitet.
Damit du verstehen lernst woher es kommt und lernst damit umzugehen, bzw. es zu überwinden, ganz pragmatisch.
Und die Verhaltenstherapie wird von der Kasse getragen, selbst von der AOK.
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