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Morwen
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Post Wed, 01.Mar.06, 0:16      Angst vor Alleinsein Reply with quoteBack to top

Hallo zusammen,

in den letzten Wochen leide ich wie nie zuvor an meiner Angst vor Einsamkeit und dem verlassen sein.

Es kommen gerade sehr viele Faktoren zusammen (Semesterferien, d.h. sehr wenige Leute in dem Studentenwohnheim; mein bester Freund A., den ich hier kennen gelernt habe, zieht weg; mein Freund B. geht für zwei Wochen mit einem Freund in Urlaub), sodass ich mich oft furchtbar einsam und verlassen fühle.

Zudem war ich letzte Woche ein paar Tage in Berlin (studiere in München) wegen Vorstellungsgesprächen. Ich habe vor, in Berlin ein Praktikum zu machen, um etwas weiter weg von zu Hause zu sein und selbstständiger zu werden, quasi als Vorbereitung auf ein späteres Auslandspraktikum.
Doch am Tag vor der Abreise ging es mir hundeelend: zusätzlich zu meinen Panikattacken heulte ich fast den ganzen Tag, weil ich mich so allein gelassen fühlte.

Auch heute, wieder im Wohnheim, ging es mir ähnlich. Die Aussicht, dass mein Freund, mit dem ich seit drei Monaten zusammen bin, zwei Wochen nicht da sein wird, weckt in mir ein extremes Gefühl von Verlassensein. Ich heule den ganzen Tag, bin unfähig, mich selbst zu beschäftigen, und weiß nicht, wie ich die kommenden zwei Wochen allein überstehen soll (zumal mein guter Freund A. wegzieht).

Ich glaube, ich bin viel zu abhängig von meinem Freund geworden, denn ich habe seine Art zu Reden übernommen, teilweise auch seine Verhaltensweisen (ich werde höflicher anderen Menschen gegenüber), irgendwie, um meine eigene innere Leere auszugleichen.
Ich glaube, ich habe in letzter Zeit viel zu viel Zeit mit ihm verbracht, bin dadurch immer unselbständiger geworden.

In meiner Kindheit musste ich schon früh selbstständig sein, Gefühle durfte ich nicht zeigen. Meine Mutter, der einzige Mensch in meiner Familie, der mich wenigstens ein bisschen verstanden hat, ist seit 4 Jahren tot, gestorben an ihrem Alkoholismus.

Zu meinem Vater habe ich kein besonders enges Verhältnis. Wenn ich mal in dem Haus von ihm und seiner Lebensgefährtin bin, was nur einmal pro Monat vorkommt, fühle ich mich nicht erwünscht.
Ich versuche mich von zuhause abzunabeln, erwachsen zu werden, mein eigenes Leben zu leben.

Ständig bin ich auf der Suche nach einer Person, die mir Vorbild und Stütze ist. Denn in Anwesenheit von anderen Menschen fühle ich mich geborgen und sicher.

Überhaupt habe ich nur ein schwach ausgebildetes Selbstbewusstsein und keine feste Identität. Wegen meinem Minderwertigkeitskomplex will ich es anderen Menschen immer recht machen, bin harmoniebedürftig, fühle mich wohl wenn ich anderen Menschen dienen kann.
Andererseits fühle ich mich oft extrem selbstbewusst und anderen Menschen durch meinen IQ von 130 überlegen. Ich strebe häufig nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, will, dass die anderen endlich erkennen, dass ich etwas "besseres", besonderes bin.

Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich weiß ich habe eine Therapie dringend nötig. Ich hatte vor etwas mehr als einem Jahr drei oder vier Sitzungen bei einem Psychologen, habe dann aber keine Therapie begonnen, weil ich dafür keinen Grund mehr sah (es ging mir nicht schlecht genug).
Doch meine Probleme werden nicht geringer werden.

Das Problem an der ganzen Sache ist, ich weiß nicht ob ich im Oktober nach Berlin gehen soll (für ein halbes Jahr). Wenn ich hier eine Therapie anfangen würde, könnte ich dort wieder von vorne anfangen.
Außerdem geht mein Freund im Oktober für ein Jahr nach England. Mir graut es schon jetzt vor dieser furchtbaren Zeit.
Ich weiß nicht ob ich in meiner derzeitigen Verfassung nach Berlin gehen kann, oder ob ich nicht lieber in meinem gewohnten Umfeld bleiben sollte.

Ich bin für jeden Rat dankbar. Wenn ihr ähnliches erlebt habt, schreibt mir bitte eure Erfahrungen.

Sorry für den langen Text, und danke an jeden, der bis zum Ende gelesen hat.

Morwen
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Post Wed, 01.Mar.06, 5:15      Re: Angst vor Alleinsein Reply with quoteBack to top

Hi Morwen,

du hattest um ähnliche erfahrungen gebeten, hier kriegst du mal welche. allerdings anders geartete als die, die du eigentlich im sinn hattest zwinkernd.. und ich bitte schon jetzt mal um verzeihung falls ich irgendwo zu voreilig und dadurch falsch meine erfahrungen in deine reinprojeziert haben sollte Very Happy

Morwen wrote:

Ich heule den ganzen Tag, bin unfähig, mich selbst zu beschäftigen, und weiß nicht, wie ich die kommenden zwei Wochen allein überstehen soll
vielleicht könntest du ja deine kraft bündeln und wirklich mal den blick in deine eigene, innere leere wagen? deine momentane isolation ist doch eine wunderbare gelegenheit, um dich mal mit dir selbst zu beschäftigen ohne von allerlei ablenkung versucht zu werden.

Quote:
Ich glaube, ich bin viel zu abhängig von meinem Freund geworden, denn ich habe seine Art zu Reden übernommen, teilweise auch seine Verhaltensweisen (ich werde höflicher anderen Menschen gegenüber), irgendwie, um meine eigene innere Leere auszugleichen.
Ich glaube, ich habe in letzter Zeit viel zu viel Zeit mit ihm verbracht, bin dadurch immer unselbständiger geworden.
also erstens: an zuviel zeit liegts ganz sicher nicht. das hört sich ja fast so an, als ob dein freund einen schlechten einfluss auf dich hätte, dem ist m.E. nicht so. ich würde eher sagen: du verbringst die zeit mit ihm falsch, nutzt ihn teilweise als das vorbild, nach dem du dich, wie weiter unten geschrieben, sehnst..... aber es ist kein gesunder umgang, kein vorbild, an dem du wächst sondern eines, mit dem du dich ersetzt.
zweitens: ich finde es überraschend und äusserst interessant, dass du zur beschreibung eines eigentlich negativen vorgangs (abhängig werden, andere kopieren) ausgerechnet ein ´höflicher werden´ verwendest. das ist doch für gewöhnlich was gutes zwinkernd.. aber ich habe da so einen leisen verdacht, als annäherung vielleicht mal diese frage: wie bewertest du dieses freundlicher zu deinen mitmenschen sein? ist dir das unangenehm, weil es verletzlich macht? ist es der umgang, den du dir eigentlich immer gewünscht hättest? kommt es von herzen oder ist es nur eine anpassung und letztlich nur ein weiterer versuch, einen schutzwall aufzubauen?


Quote:
In meiner Kindheit musste ich schon früh selbstständig sein, Gefühle durfte ich nicht zeigen.
*seufz* woher kenne ich das nur Rolling Eyes

Quote:
Ich versuche mich von zuhause abzunabeln, erwachsen zu werden, mein eigenes Leben zu leben. [...] Ständig bin ich auf der Suche nach einer Person, die mir Vorbild und Stütze ist. Denn in Anwesenheit von anderen Menschen fühle ich mich geborgen und sicher. [...]
Wegen meinem Minderwertigkeitskomplex will ich es anderen Menschen immer recht machen, bin harmoniebedürftig
sehe nur ich hier widersprüche? selbständig werden, eine eigene identität finden, das verträgt sich nicht mit der suche nach vorbildern und stützen. stören tut mich hierbei das wörtchen ´ständig´, das klingt ein wenig so, als ob du ohne vorbild nicht auskommen könntest. obendrein schreibst du von einem schwachen selbstwertgefühl, von harmoniebedürfnis und konfliktvermeidung (es anderen recht machen....), hm, gilt denn dann der umkehrschluss: du hast regelrecht angst vor streit, vor ablehnung durch andere? wie kannst du dich mit einer solchen angst in gesellschaft wohlfühlen? *mal bewusst bohrend frag*

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Post Wed, 01.Mar.06, 5:16      Re: Angst vor Alleinsein Reply with quoteBack to top

Quote:
Andererseits fühle ich mich oft extrem selbstbewusst und anderen Menschen durch meinen IQ von 130 überlegen. Ich strebe häufig nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, will, dass die anderen endlich erkennen, dass ich etwas "besseres", besonderes bin.
*seufz²* kenne ich nur zu gut. ok, an die 130 komme ich nicht ganz ran, aber schon recht nahe zwinkernd.. hast du eigentlich von deinen eltern und deinem sonstigen umfeld in kindertagen genug aufmerksamkeit, anerkennung und lob erhalten oder fühlst du dich da schon vernachlässigt? na jedenfalls ist hier wohl die dringlichste frage: wieso glaubt ein teil von dir, dieses gefühl des besser/besonders/überlegen seins überhaupt zu brauchen? dass du nur wegen intellektueller überlegenheit nicht per se und allgemein etwas besseres bist weiss dein verstand doch (vermutlich/hoffentlich) eh schon.

bei mir ist es ja so, dass ich dieses gefühl der prinzipiellen überlegenheit über alle anderen brauche und bewusst suche, um mein gefühl der totalen unterlegenheit in anderen bereichen (vor allem so soziales zeugs) kompensieren bzw überhaupt ertragen zu können. ich könnte mir vorstellen, dass dein muster recht ähnlich funktioniert, hm? welche minderwertigkeiten meinst du denn eigentlich genau, wenn du weiter oben von deinem minderwertigkeitskomplex sprichst?

Quote:
Ich hatte vor etwas mehr als einem Jahr drei oder vier Sitzungen bei einem Psychologen, habe dann aber keine Therapie begonnen, weil ich dafür keinen Grund mehr sah (es ging mir nicht schlecht genug).
Doch meine Probleme werden nicht geringer werden.
wundert mich nicht, deine wahrgenommenen schwierigkeiten ( alleine sein und so) sind ja letztlich nur symptone viel weitreichenderer probleme. (das interpretiere ich einfach mal so frech und ganz ohne qualifikation ;O ) deshalb liegt auch der fokus meiner fragen nicht auf diesen symptomen und der frage, wie man die unterdrücken könnte, sondern auf dem eigentlichen problem. wie du selbst ja sagst: es wird eher immer schlimmer, also wirst du irgendwann mal gegen diese wurzel(n) deiner probleme vorgehen müssen.... denn dass es auf dauer ein unmöglicher zustand ist, so gar nicht alleine zurecht kommen zu können wie du momentan, ist offensichtlich. ebenso offensichtlich ist in meinen augen auch, dass hier ganz viel im argen liegt. naja,die bestmögliche hilfe bei alledem wäre sicherlich ein therapeut....

Quote:
Das Problem an der ganzen Sache ist, ich weiß nicht ob ich im Oktober nach Berlin gehen soll (für ein halbes Jahr). Wenn ich hier eine Therapie anfangen würde, könnte ich dort wieder von vorne anfangen.
das ist in der tat doof, aber vielleicht könnte man die therapie hier in münchen anfangen und dann für diesen zeitraum unterbrechen. bzw, ab und an wirst du ja sicher auch mal für ein WE in münchen sein, vielleicht gehts sich ja zeitlich dann doch mal aus freitags sporadisch zu deinem thera in münchen zu gehen.

Quote:
Ich weiß nicht ob ich in meiner derzeitigen Verfassung nach Berlin gehen kann, oder ob ich nicht lieber in meinem gewohnten Umfeld bleiben sollte.
bis wann musst du diese entscheidung denn treffen? vielleicht wäre es bis dahin ja auch möglich, an deinen problemen mit dem alleine sein zu arbeiten, so dass dich das nichtmehr gar so stark belastet. in deiner jetzigen verfassung wäre ein halbes jahr in einer fremden stadt imho keine gute idee, aber das spürst du wahrscheinlich selbst ohnehin schon zwinkernd..


zuletzt noch eine offtopic-frage: in welchem wohnheim in münchen wohnst du eigentlich? XD"

lg, BX

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Post Sat, 04.Mar.06, 16:19      Re: Angst vor Alleinsein Reply with quoteBack to top

Hallo Morwen,

ich kann Dich gut verstehen, hab teilweise ähnlich gelagerte Probleme, bei mir hats auch lange gedauert, bis ich mich a) getraut hab, nach einem Therapieplatz zu suchen und b) eine Therapeutin zu finden.
Im Moment bin ich auch alleine, mein Freund ist für eine Woche im Urlaub, entsprechend gehts mir auch- ich habe das Gefühl, ohne ihn vieles nicht zu können, fühle mich leer. Ich weiß, das ist nicht so toll. Ich weiß auch, dass ich mich gerne abhängig von meinem Freund mache. und ich weiß auch, dass ich das nicht nötig habe. Aber irgendwo ist da der Ruf nach Schutz und Geborgenheit.. bei meinem Freund kann ich mich öffnen, sonst kaum.
Wie siehst Du denn allgemein die Beziehung zu Deinem Freund? Geht diese Abhängigkeit nur von Dir aus oder möchte er es auch? Mein Freund macht mir oft deutlich, dass er mich so liebt, wie ich bin, und nicht so, wie ich versuche zu sein, um mich ihm anzupassen. Ist das bei Dir ähnlich? Oder "ermutigt" Dich Dein Freund zu dieser Überanpassung? Da ist natürlich auch noch die Frage, inwieweit Deine Wahrnehmung auch von anderen geteilt wird. Wird Dir gesagt, dass Du Dich seit der Beziehung geändert hast?
Achja, und hast Du mit Deinem Freund schon drüber geredet?

Die frühe Selbstständikeit hab ich auch lernen "dürfen". Naja, Gutes ist ja auch dran, man muss halt nur aufpassen, dann nicht zu hohe Ansprüche an sich zu stellen (haha, das sagt die Richtige Wink). Ich setzte mich oft unnötig unter Druck, bin oft sehr unsicher und brauche auch viel Geborgenheit - die mir mein Freund ja auch gibt, und das ist gut - nur muss ich (und Du wahrscheinlich auch) einfach aufpassen, die Abhängigkeit nicht zu groß werden zu lassen.

So rechte Ratschläge kann ich Dir aktuell nicht geben.

Alles Liebe

kp (auch mit IQ-"Problem" Smile

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Post Sun, 05.Mar.06, 23:46      Re: Angst vor Alleinsein Reply with quoteBack to top

hallo ihr zwei,

und vielen dank für antwort grinsend

ich werd jetzt kurz auf mein aktuelles befinden eingehen, und dann versuchen, eure fragen zu beantworten....

es geht mir psychisch jetzt viel besser, bin quasi wieder so stabil wie sonst auch immmer.
das hat zwei gründe:
1. ich hab beschlossen, nicht nach berlin zu gehen. ein kleiner teil möchte zwar dorthin, aber er ist in der minderheit zwinkernd.. ich fühle mich gleich auch viel sicherer und geborgener, die nächsten zwölf monate und mehr hier in meinem gewohnten umfeld zu verbringen grinsend
aber wie kam ich überhaupt auf die idee, nach berlin zu gehen? es war irgendwie eine art, mir und den anderen zu zeigen, schaut her, ich bin selbstständig, stark, unabhängig von euch, überall in der welt zu hause.
aber, im moment geht es einfach nicht. vielleicht muss ich zunächst erstmal meine schwächen akzeptieren bevor ich versuche, was dagegen zu tun.
dass ich hier bleibe, muss ja nicht heißen, dass ich nie nach hamburg gehe, oder nie ins ausland, aber im moment ist es für mich das beste.
2. ich hab erfahren, dass eine kommilitonin anfang nächster woche wieder ins wohnheim kommt, und nicht erst zu vorlesungsbeginn. sofort wurde ich ruhiger, und fühlte mich besser im gedanken daran...


so, jetzt zu dir, black Xistenz.

du fragst, warum ich es als negativ bezeichne, höflicher zu werden, wie mein freund.
naja, es ist halt so, dass ich dieses verhalten übernehme, wenn er nicht da ist, und dann denke ich an ihn, und alles was auch nur im geringsten mit ihm zu tun hat, ist wundervoll. ich selbst habe nicht immer gute manieren, aber eigentlich finde ich nett gemeinte ehrlichkeit besser als falsche höflichkeit... mein freund dagegen hat so eine charmante und sensible weise, mt anderen menschen höflich umzugehen, die ich an ihm sehr bewundere.
wie auch immer, das bin nicht ich selbst, wenn ich dieses verhalten zu sehr übernehme.
immerhin sagt mir mein kumpel a. vor ein paar tagen, dass nicht nur mein freund mich, sondern ich ihn positiv beeinflusst hätte. was mir zunächst nicht aufgefallen ist, und was mich doch ein bisschen beruhigt...

das mit meinem minderwertigkeitskomplex und meinem bedürfnis nach gesellschaft ist tatsächlich ein ziemlicher widerspruch.
tief drinnen in mir ist ein gefühl, dass ich in dieser wlt nicht erwünscht bin, dass ich quasi ein störender punkt in einem sonst tadellos funktionierenden gefüge bin, wo immer ich auch bin. hört sich jetzt ziemlich krank an, ich weiß. ich versuche auch schon seit einer weile, mit rationalen argumenten dagegen anzugehen, aber so einfach kommt man von außen nicht gegen ein so tief verinnerlichtes gefühl an.
ich sehne mich sehr nach gesellschaft von anderen leuten, doch sobald ich jemanden im wohnheim zufällig oder auch nicht treffe, bin ich bemüht, diese treffen kurz zu halten, die andere person ja nicht zu stören, zu belästigen, aufzuhalten, von _wichtigerem_ abzuhalten.

dann gibt es auch wieder momente, in denen ich mir ganz schön (fast zu?)selbstbewusst, beinahe "dreist" vor, wenn ich wie alle anderen in der gemeinschaftsküche essen zubereite.

ich glaube, dieser minerwertigkeitskomplex wurde mir von meinen eltern, besonders von meiner mutter eingebleut. wir mussten immer "brav" sein, wenn ich mal weinte, hieß es "sei still", anstatt zu fragen, warum man weinte....

vielleicht brauche ich als ausgleich zu meinem minderwertigkeitskomplex das gefühl der überlegenheit anderen menschen gegenüber.
früher und auch heute noch wird mir von meiner immer familie recht deutlich gemacht, "du bist ein nichts".
dagegen fühle ich mich überlegen, weil ich sachen verstehe, die andere nicht (so schnell) verstehen, weil ich eine größere allgemeinbildung habe usw.
in diesem punkt geht es mir wohl ähnlich wie dir grinsend

achja, leider kann ich dir nicht sagen, in welchem wohnheim ich wohne, denn ich möchte hier anonym bleiben... Neutral


Last edited by Morwen on Mon, 06.Mar.06, 0:03; edited 3 times in total
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Post Sun, 05.Mar.06, 23:58      Re: Angst vor Alleinsein Reply with quoteBack to top

hallo kleine prinzessin!

ja, mein freund sagt mir auch immer, dass ermich so liebt wie ich bin. letztens ist er extra 20 km zu mir gekommen, weil es mir so schlecht ging, das fand ich total lieb von ihm.
mein freund und ich sind uns sehr ähnlich, und bei ihm fühle ich mich geborgen. als ich in berlin war, hab ich am telefon angedeutet, dass ich eine therapie machen will, aber ich werde mit ihm noch genauer darüber sprechen wenn er wieder da ist. ich möchte ihm aber auch auf keinen fall zuviel zumuten und ihn zu sehr mit meinen problemen belasten...

so wies aussieht, haben wir alle ein "problem" mit unserem hohen iq zwinkernd..
so extrem hoch finde ich meinen garnicht, mich wundert nur immer, wie (sehr überspitzt formuliert) "dumm" die anderen menschen sind Rolling Eyes
mein potenzial habe ich nie wirklich ausgenutzt. ich könnte sehr gute noten hier an der uni haben, aber ich kann mich selten zum lernen aufraffen, weil ich mich schnell unterfordert fühle und dann total abschalte... Sad

wie langmachst du denn schon eine therapie, und hat sie dir schon etwas geholfen?

alles liebe, und ich wünsche dir viel kraft, die zeit ohne deinen freund zu ertragen und vielleicht sogar sinnvoll zu nutzen...

morwen
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Post Mon, 06.Mar.06, 15:08      Re: Angst vor Alleinsein Reply with quoteBack to top

Hi Morwen,

schön, dass es Dir erstmal wieder besser geht. ja, manchmal tut es gut, sich selbst einzugestehen, dass man manche Dinge zumindest im Moment einfach nicht kann. Jeder Mensch hat Schwächen, und ich bin der Meinung, man kann nur dann wirklich stark werden (innerlich), wenn man sich diese Schwächen auch eingesteht! Glückwunsch zu dieser mutigen Entscheidung! Was machst Du dann im Wintersemester? Ein Praktikum in München? Normal weiterstudieren? Nur so aus Neugierde Wink

Quote:
es war irgendwie eine art, mir und den anderen zu zeigen, schaut her, ich bin selbstständig, stark, unabhängig von euch, überall in der welt zu hause


Oh wie gut ich das verstehen kann! So "funktioniere" ich auch oft. Die wenigsten wissen, wie wenig stark ich in Wirklichkeit bin... hätte mal Schauspielerin werden sollen Wink


Quote:
vielleicht brauche ich als ausgleich zu meinem minderwertigkeitskomplex das gefühl der überlegenheit anderen menschen gegenüber


Das kommt mir auch bekannt vor. Es ist für mich irgendwie toll, zu merken, dass ich anderen etwas erklären, zeigen, helfen kann. Das sagt mir dann, dass ich soo schlimm ja gar nicht sein kann. Nur muss man aufpassen, dass man nicht aus reinem Selbstzweck hilft. Die Leute mögen einen tatsächlich auch, wenn man nicht immer springt, man könnt's kaum glauben..
Ist halt auch wieder diese dumme IQ-Sache. Ich weiß, dass ich relativ intelligent bin. Toll. Aber es gehört ja soviel mehr zur wirklichen Kompetenz dazu. Und wenn man sich bei mir mal dies soziale Seite anguckt... Bei all den Unsicherheiten würde ich beim "SQ" garantiert nicht toll abschneiden.
Früher habe ich es gehasst, intelligent zu sein. Grad in der Grundschule - keiner hat mich verstanden, keiner hat sich für die Dinge interessiert, die ich toll fand. Die Spiele der anderen fand ich total doof, meine wollte keiner mitspielen - im Endeffekt saß ich dann viel alleine rum und lebte mehr in meinen Büchern als in Wirklichkeit.
So schlimm ist es nicht mehr. Ich freu mich drüber, dass ich Dinge schnell begreife, gut abstrahieren kann etc. Kommt mir auch im Studium zugute. Aber das ist eben nicht alles. Früher war ich, glaub ich, ungewollt ziemlich arrogant. Inzwischen kann cih damit umgehen.

Quote:
aber ich kann mich selten zum lernen aufraffen, weil ich mich schnell unterfordert fühle und dann total abschalte

Das Problem habe/ hatte ich auch. Habe dann den Studiengang gewechselt und studiere etwas, was mir völlig fremd war, mit viel lernen verbunden, geht in Richtung Informatik, da hatte ich null Vorerfahrung. Das neue Studium reizt mich, ich habe Aufgaben, die meine grauen Zellen schon mal zum Rotieren bringen Wink Ansonsten les ich auch außerhalb der Veranstaltungen viel, versuche, Dinge selber zu programmieren etc. Macht Spaß Smile

Quote:
ja, mein freund sagt mir auch immer, dass ermich so liebt wie ich bin. letztens ist er extra 20 km zu mir gekommen, weil es mir so schlecht ging, das fand ich total lieb von ihm.


Das klingt doch schön! Offensichtlich hast Du da einen sehr liebevollen Kerl erwischt (ich auch!). Dann kannst Du Dir erst recht zutrauen, nicht immer nur auf ihn zu schauen... sagt sich so leicht. Aber Du hast ja die Sicherheit, dass er Dich nicht einfach verlassen würde, wenn Du Dinge mal anders machst, hat doch auch seinen Reiz.
Andererseits find ichs ehrlich gesagt auch absolut nicht schlimm, wenn man sich im Laufe der Beziehung auch ähnlicher wird, Verhaltensweisen des anderen annimmt - wenn es reflektiert ist! Aber das muss ich Dir ja nicht sagen, bist ja eh schlau genug Wink

Quote:
wie langmachst du denn schon eine therapie, und hat sie dir schon etwas geholfen

Seit 3 Wochen... noch nciht so lang Wink Hat halt ein wenig gedauert.. Ob sie mir hilft, kann ich noch nicht sagen, wir haben aber schon einige Punkte erarbeitet, an denen jetzt gearbeitet wird, bin recht zuversichtlich.

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Post Mon, 06.Mar.06, 15:10      Re: Angst vor Alleinsein Reply with quoteBack to top

Quote:
viel kraft, die zeit ohne deinen freund zu ertragen und vielleicht sogar sinnvoll zu nutzen...


Mein Freund ist wieder hier Smile

So toll wars nicht ohne ihn, das ist etwas, woran ich noch zu arbeiten habe... Naja, ich bin ja noch jung Wink

Dir alles Gute - würd mich freuen, wieder von Dir zu hören!

kp

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