Waschzwang und Bakterien überall!!!

neu an Bord! 2 Hannover M, 38

Hallo,

ich habe ein Problem, dass mir zunehmend meinen Alltag erschwert.

Anhand eines Beispiels möchte ich dies mal verdeutlichen:

Ich bekomme auf einem kleinen Notizzettel von einer fremden Person etwas aufgeschrieben. Ich nehme diesen Zettel an mich und nehme ihn mit. Kurz darauf kreisen meine Gedanken um die Frage, was diese Person wohl alles an der Hand gehabt haben mag, was sie vorher angefasst hat und was nun alles an diesem Zettel "dranklebt".

Liegt dieser Zettel dann schließlich bei mir zu Hause, achte ich peinlichst genau darauf, dass er mit nichts anderem in Berührung kommt. Geschieht dies doch einmal versehentlich, so wische ich den entsprechenden Gegenstand danach sofort mit Sagrotan ab und wasche und desinfiziere mir selbst danach auch die Hände.

Manchmal, wenn ich in Gedanken oder in Hektik bin, taucht dieses Problem auch in Verbindung mit einer Unsicherheit darüber auf, ob tatsächlich eine Berührung stattgefunden hat oder nicht. Also desinfiziere ich bestimmte Gegenstände auch schon einmal vorsorglich.

Das ist doch nicht mehr normal, oder?

Ich weiß aber nicht, wie ich aus diesem völlig irrationalen Teufelskreis herauskomme, denn ich kann doch nicht alles wegschmeißen und z.B. neu kaufen, was mit diesem Zettel in Berühung gekommen ist.

Weiterhin schwebt mir vor, dass ich meine gesamte Umgebung weiter "verseuche", wenn ich mir nicht die Hände wasche, nachdem ich nach Hause gekommen bin und vorher in der Stadt alles mögliche angefasst habe, wie Türklinken etc.

So habe ich auch schon einmal eine CD weggeschmissen und neugekauft, als ich diese versehentlich angefasst habe, ohne mir vorher die Hände gewaschen zu haben. Ich konnte sie nicht mehr haben und benutzen! Ein bloßes Abwischen hat mir hier nicht mehr gereicht.

Mein Problem ist also, auf den Punkt gebracht, eine sich immer weiter verbreitende "Kontamination" meiner Umgebung durch einen vermeintlich unreinen "Ursprungsgegenstand", wenn ich dem nicht mit Desinfektionsmitteln "entgegenwirke".

Wer kann mir einen Rat geben?

Helferlein 77 Wien M, 38

einen rat willst du ? gut....
mach ne therapie.

[nicht mehr wegzudenken] 1896 unwesentlich W, 30

Hi Duplo,

ja, ich kann mich woeh nur anschließen: Versuche es mit einer Therapie, denn alleine dürfte es sehr schwer sein, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Da du aus Dtl. kommst, dürfte die Therapie der Wahl eine Verhaltenstherapie sein, welche von den Krankenkassen übernommen werden dürfte. Ein kleiner Selbsthilferatgeber ist der hier:
http://www.palverlag.de/waschzwang-putzzwang.html
http://www.palverlag.de/Zwaenge.html
(Aus diese Reihe habe ich ebenfalls einen Band, den ich sehr ansprechend finde).

Liebe Grüsse und viel Erfolge

sporadischer Gast 17 Köln W, 23

Ich kenne die Problematik sehr gut, hab zeitweise selbst unter starken Kontrollzwängen gelitten und mein Freund leidet auch unter einem Waschzwang und hat ähnliche Gedanken wie du bezüglich der Kontamination von Gegenständen, vor allem auch von Essen.

Raten kann ich dir nur auch, du solltest unbedingt jetzt eine Therapie machen. Meiner Meinung nach reicht eine ambulante Therapie bei dieser Problematik selten aus.
Ich war 3 Monate in einer Klinik, die ich nur empfehlen kann, hat mir total geholfen, kann jetzt die Hintergründe der Krankheit überblicken, hab an meiner Lebenssituation sehr sehr viel verändert und Methoden erfahren, damit umzugehen. Mir geht es gut seitdem.
Falls du in Deutschland lebst (oder sonst auch) kann ich dir die Psychosomatische Klinik in Windach (nähe München) empfehlen.
Die Klinik ist bekannt sich innerhalb dieses Krankheitsbildes (besonders gerade den Waschzwängen) sich sehr gut auszukennen.
Die Behandlung erfolgt durch "Flooding" das heisst Konfrontationstherapie sowie Gruppentherapie und Einzelstunden (und vieles mehr...).
Innerhalb des Floodings (das bestimmt auch andere Kliniken anbieten) wird man mit den Situationen konfrontiert vor denen man Angst hat, erst von der Angst Skala her weiter unten, zum schluß (kommt auch drauf an zu was man selbst bereit ist) sehr weit oben.
Das bedeutet im Klartext bei Waschzwängen zb gegen Ende sogar Dinge essen zu können die auf dem Boden lagen oder Klobrillen zu berühren ohne sich danach die Hände zu waschen. Das mag hart klingen, wird aber therapeutisch betreut und durch die Gruppentherapie wird man immer aufgefangen. Parallel wird erörtert, was die Hintergründe der Zwangserkrankung sein könnten.
Für mich positiv war vor allem der Kontakt zu vielen anderen Zwangspatienten mit denen man sich sehr sehr gut über das Thema austauschen kann und auch unterstützt wird.

Vielleicht ist das auch noch interessant für andere mit dieser Problematik, falls jemand noch Fragen hat oder Interesse an dieser Klinik kann er mich gern ansprechen.

neu an Bord! 2 Hannover M, 38

Ich danke Euch allen erst einmal für Eure ausführlichen Antworten! Ich freue mich auch, mit diesen eigentlich irrationalen Verhaltensweisen ernst genommen und nicht ausgelacht worden zu sein, denn ich habe bislang noch mit niemandem darüber gesprochen.

Wenn ich lange nachdenke, ist es bei mir so, dass sich diese zwanghaften Gedanken nur um die Gegenstände drehen, die mir etwas Besonderes bedeuten, wie z.B. eine Lieblings-DVD oder ein besonders wertvoller Gegenstand. Ich versuche, alles zu vermeiden, was diesen Gegenstand "beschmutzen" könnte.

Wenn ich außer Haus bin, im Urlaub oder bei Freunden, so reicht es mir aus, einmal die Hände zu waschen, wenn ich aus der Stadt komme. Alle die bereits erwähnten Zwangsgedanken sind dann nicht mehr da, weil ich meine "liebgewonnenen" Dinge eh nicht dabei habe.

Am schlimmsten von allen Situationen erscheint mir wirklich die Vorstellung, versiffte Klobrillen auf dem Bahnhofsklo anzufassen, mir NICHT die Hände zu waschen und dann z.B. meine Lieblings-DVD anzufassen! NICHT AUSZUDENKEN! Dies soll wirklich möglich sein und wäre Bestandteil einer Therapie??? Ich würde das Teil echt wegschmeißen müssen und könnte es nie wieder anfassen!!!

Aber wäre sowas - einmal abgesehen von allen Zwangsgedanken - nicht auch für "normale" Menschen eine absolut eklige und zu vermeidende Angelegenheit?

An alle, die schon einmal eine derartige Therapie gemacht haben, zum Schluß noch folgende Frage:

Mit welchen Fakten (über Bakterien und Verschmutzung) könnte man meine beschriebenen Zwangsgedanken beantworten? Zum Beispiel: Wie lange haften Bakterien tatsächlich auf Türklinken oder sowas? Oder widerspricht es dem Therapiegedanken, die Zwänge durch Fakten zu widerlegen? Ich glaube, das könnte mir schon etwas weiterhelfen.

Nochmals vielen Dank für eine Rückmeldung.

Duplo

[nicht mehr wegzudenken] 1896 unwesentlich W, 30

Hallo Duplo,

mit Zwängen kenne ich mich jetzt zwar nicht sooo aus, aber ich sage trotzdem noch etwas dazu, wenn es okay ist...

Quote:

Am schlimmsten von allen Situationen erscheint mir wirklich die Vorstellung, versiffte Klobrillen auf dem Bahnhofsklo anzufassen, mir NICHT die Hände zu waschen...

Ich kann dich beruhigen: Auch als nicht von Zwängen Geplagte, ist diese Vorstellung für mich abstoßend... insbesondere wenn ich an die meist versifften Bahnhofstoiletten denke *brrrr*. Na gut, die Klobrille schaffe ich bei Bedarf schon hochzuheben, wenn es sein muss... aber ich Wasche mir natürlich die Hände danach. Für mich wäre insbes. die Vorstellung ekelig, dass ich mir danach ins Gesicht fassen würde... Allerdings weiß ich nicht, ob auf Geld wesentlich weniger Bakterien angesiedelt sind... gruebel

.

Quote:

Oder widerspricht es dem Therapiegedanken, die Zwänge durch Fakten zu widerlegen?

Ich denke schon, dass es ein Baustein der Therapie ist, eine gedankliche Neubewertung vorzunehmen - aber nicht ausschließlich. Ein fernerer Bekannter von mir, leidet an einem Ordnungszwang. Und bei der Therapie geht es schon auch darum, dass er direkt mit der "Situation" konfrontiert wird. Daher glaube ich, dass die Therapie verschiedene Ansatzpunkte aufgreift...

Vielleicht interessiert dich auch folgende Seite, über die ich gestolpert bin: http://www.zwangserkrankungen.de/

Liebe Grüsse und gute Besserung!

sporadischer Gast 17 Köln W, 23

@ duplo,

mhhh also ich denke bzw weiß das die Untermauerung mit Fakten nicht wirlich besonders hilfreich sind in einer Therapie.
Ein Merkmal von Zwangsgedanken und Handlungen ist eben, dass sie quasi sich "fernab" von allen Fakten abspielen, das heisst obwohl man eben weiß dass da nach hundertmal Händewaschen keine Bakterien mehr sind, macht man es dann eben doch. Deshalb haben auch etliche die an Zwängen leiden, dass Gefühl irgendwie fremdbestimmt zu sein, also etwas zu tun, was man eigentlich nicht will und weiß dass es (zumindest teilweise) unsinn ist.
An deinem Beispiel zb: wenn du einen Zettel den jemand vorher in der Hand hatte nicht mehr anfassen kannst, weil da ja Unmengen von Bakterien dran sein könnten weißt du ja in dem Moment dass andere diesen Zettel ohne Probleme anfassen können dh dass es ein spezifisches Problem von DIR ist.
Klar sind Fakten im ersten Moment beruhigend aber sie räumen nunmal nicht das Hintergrundproblem aus dass deine Zwänge verursacht.
Mag sein, dass das jetzt noch paar Jahre so geht und die Zwänge sich nur auf deine Lieblingsdinge beschränken oder nur wenn du zu Hause bist, man kann aber sagen dass bei den meisten die an dieser Krankheit leiden sich die Zwänge mit der Zeit - wenn man nichts dagegen tut- ausweiten.
In einer Therapie vor allem in einer Desensibilisierung bzw Flooding wird der Therapeut auch nie versuchen dich zu beruhigen mit irgendwas, da man ja möchte, dass die Angst (sich zb zu verseuchen) sich enorm steigert, man dann bemerkt dass nichts passiert (was man befürchtet hat) und dann die Angst abfällt.
Es soll quasi eine Gegenkonditionierung stattfinden, das geht nur mit extremen Mitteln (daher auch das Beispiel mit der Toilette).

grüße

Hallo Duplo,

Eine ähnliche Erfahrung habe ich immer wieder mit Tassen gemacht, die von einem Gast benutzt worden waren.

Oft stelle ich gerade das Gästegeschirr, nachdem es abgewaschen ist, nochmal auf einem Tablett zusammen und da bemerke ich, nicht sofort, sondern nach 2/3 Tagen, wie sich ein Schatten darüberlegt.
Von da an würde ich um keinen Preis daraus trinken.

Ich nehme aber an, dass da eher negative Energie als Schmutz sichtbar wird, denn nach einigen Wochen wird der Gegenstand ganz von selbst wieder rein.

Mejte

Hinzufügen möchte ich noch, dass besonders im Judentum die Reinheit der Dreh- und Angelpunkt ist.
Es geht darum, vor Gott rein dazustehen.

Die 613 Gebote spezifizieren nun, was nicht getan, berührt, gegessen werden darf und was zu tun ist, wenn dies doch unabssichtlich oder selbst absichtlich geschehen ist - nämlich wenn einer makelig geworden ist.

Bei der Befolgung der Gebote, z.B. der Reinigung der Kelche, ist dann wahrscheinlich auch so etwas wie ein Zwang entstanden.
Christus wirft ihnen in etwa vor, dass sie ihre ganze Aufmerksamkeit darauf lenken würden, dass aber ihr Herz fern von Gott sei.

Das Christentum schenkt also diesen alten Geboten keine große AUfmerksamkeit und das Judentum keine dem des neuen Gebotes.

sporadischer Gast 5 Fischingen W, 34

Ich traue mich nicht mehr zu duschen.. habe jetzt 3 monate nicht mehr.... ich habe angst, dass das wasser viel mehr bakterien hat als ich selbst.. was soll ich machen?? ich brauche rat

[nicht mehr wegzudenken] 1370 Bayern W, 30

julchen34 wrote:

Ich traue mich nicht mehr zu duschen.. habe jetzt 3 monate nicht mehr.... ich habe angst, dass das wasser viel mehr bakterien hat als ich selbst.. was soll ich machen?? ich brauche rat

Hast Du Deine Bedenken/Ängste mal mit Deinem Arzt besprochen?

Oder Du kannst Dir einen Wassertester (normalerweise für Bäche etc.) kaufen und Dein Wasser selbst testen.

Helferlein 41 Baden-Württhemberg/NRW W, 45

@ duplo,

ich habe ähnliche Gedankengänge seit mehr als 20 Jahren. Eine wie hier beschriebene Verhaltenstherapie habe ich nicht versucht, allerdings Gesprächstherapien. So wirklich hinter die Sache gekommen bin ich nicht, ich weiß nur, dass es generell mit Angst vor Fremdem zu tun hat. Im Laufe der Jahre habe ich mich mit meinen Zwängen irgendwie arrangiert, habe aber andererseits manchmal Minderwertigkeitsgefühle deshalb. Z.B. jemanden zu bitten, die Schuhe auszuziehen in meiner Wohnung. Über solche Dinge habe ich dann mit anderen gesprochen, und siehe da, viele Menschen haben in Bezug auf Sauberkeit und Hygien hohe Ansprüche. Das Beispiel mit dem Bahnhofsklo: da wird kaum jemand keinen Ekel empfinden! Und das ist wohl auch nicht das Ziel. Ich rate Dir auch, versuch es mit einer Therapie, aber leg die Messlatte nicht zu hoch.

@julchen34,

bei Dir ist es wohl so, dass Du Dich nicht mehr 'arrangieren' kannst. Wenn das Wasser schon schmutzig ist, wie soll man dann noch sauber werden? Das schränkt Deinen Alltag bestimmt stark ein, oder ist es nur das Duschen, was Du vermeidest? Das muss man nicht unbedingt, frühere Generationen kannten das gar nicht so, waren aber auch nicht ungepflegt. Wenn das erst vor ein paar Monaten bei Dir angefangen hat, kannst Du vielleicht noch selbst auf den Grund kommen? Was war der Auslöser?

Liebe Grüße,

Monika

sporadischer Gast 5 Fischingen W, 34

hey
@Sira nein, davor habe ich zu sehr Angst, ich habe Angst aus dem Haus zu gehen und vielleicht will mich der Arzt untersuchen und dann sind überall Bakterien!!!!!!!!!!!!!!! Ich habe Angst, es ist so schrecklich, ich desinfisziere auch jedesmal den ganzen Computerraum und die Tastatur und co mindestens 3 Stunden lang, bevor ich an den PC gehe... ich halte das nicht aus! Nein, ein Wassertester, weisst du denn nicht wieviele Menschen einen solchen aus dem Einkaufszentrum schon angefasst haben? Das würde viele eklige Bakterien bedeuten! Ich habe das nun schon seit ca 3-4 Monaten und seither dusche und wasche ich nichts mehr, ich esse auch nur noch Früche&co von denen ich weiss, dass sie zu waren, bzw. noch nicht geöffnet...!
Ich danke dir für deinen Rat, ich werde es mir wohl oder übel noch mal überlegen müssen...
thx

@herzensfrage nein, ich habe schon panik vor irgendwelchen bakterien, es fing von 3-4 Monaten an, da ging ich in ein Lager mit. Es war dort grausam schmutzig, am ANfang hielt ich es noch aus, aber dann plötzlich ekelte ich mich vor jedem kleinem Stäubchen... Sad

Naja, weisst du, wie ich schon Sirá sagte, ich habe auch Angst zum Arzt zu gehen... aber naja, ich überles mir
vielen dank...

danke, wenn ihr noch einen Rat habt, bitte gebt mir einen, helft mir so schnell wie möglich!!!!!!!!!!!!!!!!!

Danke, Liebe Grüsse
julchen

Helferlein 41 Baden-Württhemberg/NRW W, 45

Liebe Julchen,

das hört sich ziemlich schlimm an. Was war das für ein Lager? Scheint doch irgendwie der Auslöser zu sein. Ich kann das gut nachvollziehen mit dem Desinfinzieren, in meinen schlimmsten Zeiten konnte ich es nicht ertragen, dass jemand irgendwas durch die Küche trug (vor allem nicht Schuhe), wenn ich beim Essen war, das ich mir mühsam zubereitet hatte. Mein Auslöser war vielleicht: ich kam aus einem sehr sauberen Elternhaus und zog ins Studentenwohnheim, wo wir nur Waschräume hatten, keine Waschbecken auf dem Zimmer. Eines Morgens sehe ich, wie die Putzfrau mein Handtuch fürs Gesicht benutzt, um die Spiegel zu polieren. Danach nie mehr Handtücher irgendwo hingehängt, wo sie außerhalb meiner Kontrolle waren.

Aber: das war der Auslöser, was mehr dahinter steckt, ich weiß es nicht so richtig. Aber guck Dir noch mal genau an: was hat Dich bei dem Lager erschreckt?

Ich gehe von mir aus und möchte Dich damit trösten, dass ich denke, das wird auf jeden Fall wieder besser bei Dir. Wenn auch nicht, wie ich vorher schon geschrieben hatte an duplo, so völlig 'normal'.

Es ist schon ein Problem, dass Du nicht zum Arzt gehen kannst. Aber wie wäre es, wenn Du es erst mal telefonisch oder per E-Mail versuchst? Und dann genau wie hier schilderst, was Dich abhält, einen persönlichen Kontakt aufzunehmen?

Wie gesagt, ich kann das alles gedanklich nachvollziehen, und ich gehe davon aus, dass ein Arzt oder Psychotherapeut das von berufswegen auch kann. Versuch es mal!

Liebe Grüße und für heute gute Nacht,

Monika

P.S. Wie kriegst Du denn das Einkaufen geregelt?

neu an Bord! 3 im Norden M, 43

Hallo,

da psychoanalytische Erkenntnisse der Freud-Richtung kaum noch bekannt sind:

Zwänge sind Ersatzbildungen für etwas, was eigentlich mal gewünscht bzw. lustvoll erlebt wurde, im Rahmen der Erziehung/Ontogenese aber einem Verbot unterworfen worden ist, das unbewußt zu durchbrechen aber immer noch Lust besteht, wenn auch nur unter dem reaktiven Vorzeichen der "Unlust" oder (objektiver) Selbstschädigung.

Waschzwänge können so beispielsweise (!) - aber jedenfalls nicht in einem unbedeutenden Zug- als in der Kindheit unterdrückte (auch: anale) Masturbationslust in Erscheinung treten: Das tatsächlich ausgesprochene und strafbewehrte bzw. vom (Klein-)Kind befürchtete elterliche Verbot , sich zu "beschmutzen", also etwas Schmutziges zu machen oder zu berühren, wurde im Kleinkindalter dergestalt verinnerlicht, daß es später -meist nach einer Krisensituation- reaktiv wieder auftreten kann: Das Verbot und der Wunsch gehen dann einen Kompromiß ein, wobei der Wunsch sich auf alle Gegenstände und Handlungen des Alltags verschieben kann, ihm aber nicht stattgegeben wird (das "Kind" ist brav und gehorcht den erzieherischen Verboten, indem es besonders rein zu sein bestrebt ist bzw. sich durch selbstschädigendes Verhalten "bestraft" - was subjektiv zumeist als Aufhebung von Spannungs- und Angstgefühlen erlebt wird).
Leider ist dann auch die Entwicklung einer Paranoia nicht ausgeschlossen: Der Schmutz, den man eigentlich machen oder den man immerhin riskieren wollte, wird projiziert als etwas, das einen von außen bedroht (woran man selbst also unschuldig ist (=Verneinung und Projektion eigener Wünsche)).

Ich empfehle zur Lektüre: Otto Fenichel: Hysterien und Zwangsneurosen, Wien 1931; spätere Ausgaben bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Darmstadt.

Ich muß nicht darauf hinweisen, daß sich die Therapie von Zwängen in der Verhaltenstherapie und der Psychoanalyse unterscheiden? Das Thema Sexualität ist in einer Freudschen Therapie nicht zu vermeiden.

Gordon

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