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nightwish45
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Post Sun, 30.Apr.06, 11:36      Borderline oder nicht? Und wie geht man damit um? Reply with quoteBack to top

Hallo zusammen.
Ich vermute, dass mein Partner (seit 1 ½ Jahren zusammen) an Borderline leidet.
Immer wieder fiel mir in wiederkehrenden Abständen seine depressive und schlechte Stimmung auf. In diesen Stimmungen zieht er sich total zurück von mir, zuerst keine Kommunikation, dann tastet er sich langsam schriftlich wieder heran.
Er ist gering belastbar, nicht in der Lage zwei Dinge gleichzeitig zu tun, hat extreme Wutanfälle, ist streitsüchtig, nicht in der Lage soziale Kontakte langfristig zu halten.
Er sieht alles nur schwarz oder weiß, nur gut oder böse.
Verhalte ich mich nicht seinen „Anforderungen“ entsprechend, bin ich böse, er droht damit wegzulaufen oder sich umzubringen.
Er ist weder in der Lage Verantwortung zu übernehmen, nicht für sich und nicht für andere,
tut sich schwer Entscheidungen zu treffen, nehme ich sie ihm ab, ist alles verkehrt.
Dann zieht er sich zurück, ich bin die Böse und mit uns hat alles keinen Sinn mehr.
Zu Selbstverletzungen neigt er aber eher nicht, oder nur auf seelischer Ebene.
Seine Ex-Beziehungen sieht er nur negativ, er lässt an keiner Frau ein gutes Haar mehr, wenn sie ihn verlassen hat.
Ich entspreche nur seinen Anforderungen, wenn ich ihm in allem zustimme, was er sagt oder tut.
Er leidet des Öfteren und Herz- und Magenbeschwerden, Kopfschmerzen und unter Schlafstörungen.
Er ist auch nicht in der Lage, kontinuierlich an einer Sache zu arbeiten, schweift ständig ab, ist gelangweilt, ständig auf der Suche nach Ablenkungen.
Dann folgt wieder eine Phase, in der es ihm gut geht. Ich bin die tollste Frau der Welt, er geht gerne unter Menschen, unternimmt viel und hat auch Schwung zu arbeiten. Diese Phasen wechseln in etwa 6-8 Wochen ständig ab.
Er erzählt mir von „schwarzen“ Gedanken, die er nicht näher mitteilen möchte. Manchmal lehnt er körperliche Nähe total ab, dann wieder sucht er sie gerade zu so extrem, dass es schon fast lästig wirkt.
Er ist weder bereit zum Arzt zu gehen, noch irgendwas zu unternehmen gegen seinen Zustand. Er fordert ein, dass man ihn so nimmt, wie er ist, ist aber im Gegenzug nicht bereit dazu andere Menschen so zu nehmen wie sie sind.
Es wechseln bei uns beständig Phasen extremer Nähe und extremer Distanz. Alles schwankt ewig zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Mich macht das absolut fertig und ich weiß nicht, wie ich mit diesen Stimmungsschwankungen und seinem Verhalten umgehen soll. Er ist ein hochintelligenter Mann, humorvoll, künstlerisch begabt. Ich liebe ihn und möchte gerne versuchen, etwas für ihn zu tun, aber ich will mich auch nicht selber aufgeben. Weiß jemand Rat? Danke!
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_Patricia_
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Post Thu, 04.May.06, 15:56      Re: Borderline oder nicht? Und wie geht man damit um? Reply with quoteBack to top

also mit diagnosen wäre ich immer etwas vorsichtig. man kann das denk ich auch nicht konkret sagen. es gibt zwar bestimmte diagnosekriterien für borderline aber es ist deswegen nicht einfach zu diagnostizieren.

sieht er denn überhaupt ein das es ihm schlecht geht, das es dich auch sehr belastet? lässt er überhaupt mit sich reden? ich finde es gut das du ihn unterstützen möchtest, aber wie du selbst schon geschrieben hast, darfst du dich nicht dabei vergessen.
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nightwish45
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Post Thu, 04.May.06, 20:03      Re: Borderline oder nicht? Und wie geht man damit um? Reply with quoteBack to top

Danke, für Deine Antwort.
Diagnosen zu stellen ist wohl eher schwierig für einen Laien, ich hab mir dabei professionelle Hilfe gesucht.
Er selber hält sich für völlig normal, seine Wutausbrüche provoziere ja ich durch mein "Fehlverhalten" *seufz*.
Therapie wird er wohl niemals machen.
Ich suche einfach Wege, damit umzugehen, ohne mich selber immer wieder fertig zu machen. Ich muss eine gewisse Distanz einhalten, aber das fällt eben schwer, wenn er denn wieder massiv um Hilfe ruft.
Gibt es überhaupt eine glückliche Beziehung mit Menschen mit Persönlichkeitsstörungen? Ich weiss es nicht, wäre dankbar, wenn mir da jemand seine Erfahrungen mitteilen würde.
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Post Thu, 04.May.06, 20:18      Re: Borderline oder nicht? Und wie geht man damit um? Reply with quoteBack to top

ich kanns dir leider nicht sagen ob es die gibt...ich hoffs.
bis jetzt habe ich jede meiner beziehungen dadurch zerstört und mich auch. auch mit dem freundeskreis ist es oft problematisch. zum glück kennen die mich und können über manches hinweg sehen.

Quote:
Ich muss eine gewisse Distanz einhalten, aber das fällt eben schwer, wenn er denn wieder massiv um Hilfe ruft.

ja das ist total schwierig! ich kann dir leider nicht wirklich nen rat geben. tut mir echt leid! Sad
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nightwish45
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Post Fri, 05.May.06, 0:39      Re: Borderline oder nicht? Und wie geht man damit um? Reply with quoteBack to top

Wie heftig ist es denn bei Dir selber? Kennst Du auch dieses "Schwarz-Weiss" sehen, entweder ist einer nur gut oder nur böse?
Das tut mir so weh, wenn wir streiten und er hasst mich! Dann wird er so bösartig und zynisch, das ist kaum auszuhalten.
Aber ich liebe den Kerl Rolling Eyes .
Danke Dir auf jeden Fall für die Antwort

Liebe Grüsse
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Post Fri, 05.May.06, 11:52      Re: Borderline oder nicht? Und wie geht man damit um? Reply with quoteBack to top

ich hab mal ein Gedich verfasst zum Thema. Erkennt sich da jemand wieder? Wie geht ihr mit Borderliner-Partnern um?

Du hast gesagt, Du liebst mich
aber Du meintest liebe mich!
Du sagst Du möchtest akzeptiert werden wie Du bist
aber Du akzeptierst keinen anderen.
Du sagst: Du bist die Liebe meines Lebens
aber Du wirfst sie immer wieder weg.
Du sagst Du möchtest Dein Leben mit mir teilen,
aber Du verschließt Dich vor mir,
lässt mich gar nicht rein in Dein Leben.
Du sagst, ich will nur einen guten Menschen neben mir
und Du siehst nicht, dass Du gut sein könntest,
dass Dich Deine schwarzen Gedanken zu dem
machen, was Du bist.
Du sagst: Hilf mir!
und wenn ich helfe
stößt Du mich weg.
Du sagst, ich soll meine eigene Meinung haben,
aber wenn ich sie äußere, bist Du verletzt.
Du sagst: Ich brauche Dich! ,
aber wenn ich da bin, beschäftigst Du Dich mit Dir.
Du sagst, Du möchtest geliebt werden
aber Du trittst meine Liebe mit Füssen.
Du sagst, Du vertraust mir
aber bei den wichtigsten Dingen in Deinem Leben
schließt Du mich aus.
Du sagst: In Dir ist alles leer,
aber Du versuchst noch nicht einmal
Deine Seele wieder zu füllen.
Du sagst: Es hat alles keinen Sinn mehr,
aber Du gibst niemandem die Gelegenheit,
Deinem Leben Sinn zu geben.
Du sagst, ich verstehe Dich nicht,
aber Du bist nicht bereit Dich zu erklären.
Du sagst, Du glaubst nur dass, was sich erklären lässt,
aber Liebe lässt sich nicht erklären.
Du sagst, es gibt nur schwarz oder weiß,
aber Du vergisst die vielen anderen Farben.
Du sagst, ich soll die Vergangenheit ruhen lassen,
aber Du lässt zu, dass Dich Deine täglich einholt.
Du sagst, Du interessierst Dich für mich,
aber Du bist nicht bereit meine Sorgen zu teilen.
Du sagst, Du achtest mich,
aber Du verletzt mich regelmäßig.
Du sagst: Lauf nicht weg,
aber Du läufst immer wieder fort.
Du sagst: Lass mich nicht alleine,
aber Du willst immer wieder alleine sein.
Du sagst, Du musst Dich verändern,
aber Du verharrst einfach, statt Dich zu bewegen.
Du sagst: Ich verstehe Dich nicht,
aber Du steckst voller Widersprüche.

Du sagst, ich verletze Dich,
aber Du siehst nicht wie weh Du mir tust.
Du sagst: Geh meinen Weg mit mir,
aber dann gehst Du ihn alleine.
Du sagst, Du willst nicht mehr über Probleme reden,
aber Du erzählst mir täglich neue.
Du sagst, Du liebst mich,
aber Du kannst Dich selber nicht lieben.
Du sagst, ich soll Dich so nehmen wie Du bist,
aber Du gibst mir nicht die Gelegenheit zu erfahren,
wer Du wirklich bist.
Du sagst, ich tu Dir weh,
aber Du merkst noch nicht einmal,
dass Du selber es bist, der sich weh tut.
Du sagst, ich soll kämpfen,
aber Du verlässt regelmäßig das Schlachtfeld.
Du sagst, Du brauchst Sicherheit,
aber Du kannst sie mir nicht geben.
Du sagst: Lass mich in Ruhe,
aber Du meinst: Nimm mich in den Arm!
Du sagt: Ich Trottel, lasse mich immer wieder auf Dich ein!
Ich sage: Ich lasse mich immer wieder auf Dich ein!
Du sagst: Alle sollen auf Dich zukommen,
aber Du gehst niemandem auch nur einen Schritt entgegen!
Du sagst, Du brauchst mich,
aber Du saugst mich nur aus!
Du sagst: Du liebst mich?
NEIN, ich liebe Dich!

Heftig, oder wahr? Wer ist betroffen und kann mir seine Gefühle erklären?
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_Patricia_
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Post Sat, 06.May.06, 2:53      Re: Borderline oder nicht? Und wie geht man damit um? Reply with quoteBack to top

Quote:
Wie heftig ist es denn bei Dir selber? Kennst Du auch dieses "Schwarz-Weiss" sehen, entweder ist einer nur gut oder nur böse?

ja ich kenne es..

..wie gesagt ich hab oft viel zerstört, dafür hass ich mich selbst. schwer das alles in worte zu fassen.
dein gedicht gefällt mir sehr gut! hast du das selbst geschrieben?
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nightwish45
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Post Sat, 06.May.06, 10:17      Re: Borderline oder nicht? Und wie geht man damit um? Reply with quoteBack to top

Ja natürlich habe ich das selbst geschrieben.
In mir ist vieles kaputt gegangen an Verständnis und an Gefühl für ihn.
Ich weiss, er kann nichts dafür wie er ist, aber es macht mich einfach fertig.
Immer schwankt alles bei uns zwischen super klasse und absolut bescheiden. Ein gesundes verlässliches Mittelmass, das gibt es bei uns nicht und was mir am meisten fehlt ist Sicherheit. Nichts ist eben verlässlich.
Meine Fröhlichkeit und meine Unbefangenheit bleibt auf der Strecke dabei.
Mittlerweile bin ich einfach abgestumft, wenn wir streiten. Es erreicht mich nicht mehr so, wie es das früher getan hat und immer öfter frage ich mich, ob das alles Sinn macht?

Lieben Gruß an Dich
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Post Sat, 06.May.06, 15:21      Re: Borderline oder nicht? Und wie geht man damit um? Reply with quoteBack to top

Hallo nightwish,

nachdem ich jetzt fast zwei Jahre lang einen Bogen um das Thema gemacht habe, probier' ich's mal ganz vorsichtig:

ich war 10 Jahre lang mit einem Borderliner zusammen - glaube ich. Glauben deshalb, weil er sich all die Jahre geweigert hat, zu sehen, dass nicht mit uns allen etwas nicht stimmt, sondern, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Dass er ein Borderliner sein könnte, hab' ich dadurch gecheckt, weil ICH zu einem Psychologen gegangen bin und ihm die ganzen Vorfälle, die Art und Weise, wie er mit Problemen umgeht, wie "Diskussionen" ablaufen, wie sein ganzes Leben abläuft, geschildert habe.

In einer Phase - kurz vor unserer endgültigen Trennung - war er dann kurzzeitig bereit etwas zu tun und hat den Selbsttest hier gemacht. "Trefferquote": fast 100%. Hat dann einen Termin vereinbart mit einer Psychotherapeutin. Kam heim und sagte: ja, das könnte was für mich sein...
Sagte am nächsten Tag: nicht ich bin verrückt. DU bist verrückt. Ihr wollt mir das alle nur einreden. Ich geh' doch nicht zur Psychotherapie....

Ich zitiere mich selbst aus einem anderen Thread:

Quote:
Nein, allerdings nicht. Man kann stundenlang Strategien entwickeln, wie man im Falle eines "Angriffs" reagieren soll, man kann alles versuchen, von Beschwichtigung, über Verständnis, über sachliche Gegenwehr, über vorsichtige Argumentation, über Wut, über Trauer, über Humor, über Gleichgültigkeit - es nützt alles nichts. Es ist nie eine Reaktion richtig, jedes Wort, jede Geste ist falsch.....


Ich hab' "den Kerl" auch geliebt; er hat mich geliebt und gehasst - beides mit einer unglaublichen Intensität....

Quote:
Er selber hält sich für völlig normal, seine Wutausbrüche provoziere ja ich durch mein "Fehlverhalten" *seufz*.


Das hätte ich geschrieben haben können....

Es tut mir leid, dass ich Dir nichts positives schreiben kann: aber ich hab' nach diesen 10 Jahren aufgegeben, bevor es mich kaputt macht.

Hätte er selbst erkannt, dass an seinen Reaktionen etwas nicht stimmt, hätten wir den Weg gemeinsam gehen können. Aber das hat er nicht - er ist heute noch der Meinung, dass er völlig normal reagiert. Ich bin für ihn die Verrückte - und alle anderen, mit denen er zu tun hat und die nicht seiner Meinung sind.....

Frage zum Schluß: hast Du ihm gesagt, was Du vermutest?

Gruß
Alissa
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Post Sat, 06.May.06, 16:19      Re: Borderline oder nicht? Und wie geht man damit um? Reply with quoteBack to top

Hallo Alissa,

nein habe ich nicht! Das ist ein sehr brisantes Thema und ich bin kein Psychiater, oder?
Auch ich habe psychotherapeutische Hilfe und dort habe ich mir die Gewissheit verschafft, dass meine Vermutung zutrifft.
Therapie käme für ihn nie in Frage, er ist ja normal und alle anderen (einschließlich mir) verrückt.
Lieben tut auch er mit unglaublicher Intensität, wenn er denn liebt, aber der Hass, wenn ich eben nicht seinen Erwartungen entspreche ist mindestens genauso intensiv.
Ich weiß irgendwann wird es bei mir genauso enden wie bei Dir, mit Trennung. Daher: lieber jetzt als später, oder? Ehe auch ich reif für den Therapeuten bin!
Aber die Entscheidung ist schwer und mein Verantwortungsgefühl verbietet mir eigentlich zu gehen. Ohne mich kommt er gar nicht klar.
Er hat ja niemanden mehr, mit allen zerstritten!

Wie hast Du es denn geschafft wegzukommen? Denn je mehr ich laufe, umso schneller wird er *gg*.
Nur die Androhung einer Trennung und er wird zur Klette!
Was hat Dir geholfen?
Wäre lieb, wenn Du noch einmal antworten würdest.

Liebe Grüsse an Dich, ich hoffe heute geht es Dir gut!?
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alissa39
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Post Sat, 06.May.06, 19:10      Re: Borderline oder nicht? Und wie geht man damit um? Reply with quoteBack to top

Hallo nightwish,

ja, das dachte ich mir schon, dass Du ihn nicht darauf angesprochen hast.

Ich hab' mich das zwei Jahre lang nicht getraut, weil ich befürchtet hab', dass alles noch schlimmer werden könnte, wenn ich ausspreche, dass er wirklich eine benennbare Krankheit haben könnte.

Hab' mich monatelang mit dem Thema beschäftigt, mich informiert - und v.a. versucht, eine Lösung zu finden, für die es hauptsächlich mein Engagement gebraucht hätte. Funktioniert natürlich nicht. Ohne Mithilfe des anderen geht gar nichts.

In einer seiner guten Phasen hab' ich mich dann doch mal hingesetzt und mit ihm geredet. Reaktion: hat mich ausgelacht - ich solle mit dem Schwachsinn aufhören und ihm nichts einreden.

Hat nicht eine Sekunde darüber reflektiert, ob irgendwas an meinen Worten wahr sein könnte.

Quote:
er ist ja normal und alle anderen (einschließlich mir) verrückt.


Ja, das kenn' ich....

Quote:
Aber die Entscheidung ist schwer und mein Verantwortungsgefühl verbietet mir eigentlich zu gehen. Ohne mich kommt er gar nicht klar.
Er hat ja niemanden mehr, mit allen zerstritten!


Das war genau mein Problem! Ich dachte mir immer: wenn ich gehe, ist er dem Untergang geweiht. Ohne mich kann er gar nicht überleben.

Bei ihm z.B. sah die Selbstverletzung so aus, dass er sich v.a. finanziell immer geschädigt hat. Manchmal hab' ich schlimmeres verhindern können, manchmal nicht. (wir haben gemeinsam eine Firma geführt). Er hat das in vollem Bewusstsein getan! Hat ein paar hundert Euro (manchmal auch ein paar tausend Euro) in den Sand gesetzt, nur um dann sagen zu können: ihr seid schuld, dass ich so viel Geld verloren habe. (ich übertreibe nicht). Und von den x nagelneuen zerstören Mobiltelefonen, zwei oder drei am Boden zerschellten Laptops rede ich gar nicht.....

Sein positiver Aspekt ist: er zerstreitet sich zwar im Laufe der Zeit mit Freunden (ich habe schon sehr viele seiner Freundschaften zerbrechen sehen), findet aber immer sehr schnell neue Bekanntschaften/Freundschaften. Dies ergibt sich aus seinen herausragenden positiven Eigenschaften (die auch mich am Anfang so angezogen haben): humorvoll, tolerant, großzügig, intelligent, kreativ, witzig, hilfsbereit

Dass die sich alle schnell ins Gegenteil verkehren, wenn ihm was nicht passt merkt man erst, wenn man ihn länger kennt.

Quote:
Ich weiß irgendwann wird es bei mir genauso enden wie bei Dir, mit Trennung. Daher: lieber jetzt als später, oder? Ehe auch ich reif für den Therapeuten bin


Weißt Du, DU musst bereit zur Trennung sein. Aus rein rationalen Gründen schafft man das meist nicht. Und ich will Dir auch nicht zur Trennung raten. Nicht, bevor Du doch versuchst, mit ihm darüber zu sprechen.

Quote:
Wie hast Du es denn geschafft wegzukommen? Denn je mehr ich laufe, umso schneller wird er *gg*.
Nur die Androhung einer Trennung und er wird zur Klette!
Was hat Dir geholfen?


Er hat mein Vertrauen auf ganz schlimme Weise mißbraucht. Das war dann der berühmte Tropfen, der mir den letzten Anstoß gegeben hat. Obwohl auch das ein monatelanger Kampf war, weil er mich natürlich nicht gehen lassen wollte. (ich liebe dich, ich hasse dich, ich hasse dich, verlass' mich nicht). Selbstmorddrohungen, ein Selbstmordversuch, mir schlechtes Gewissen wegen unseres Sohnes einreden, massiver psychischer Druck - am nächsten Tag teure Geschenke, endlose Liebesschwüre..... er hat die ganze Palette durchgespielt.

Ich hab' meine ganze Kraft gebraucht, um ihm zu widerstehen. Das war die größte Willensanstrengung in meinem bisherigen Leben. Mein Wille gegen seinen.

Das würde Dir wahrscheinlich auch bevorstehen. Deshalb - Du musst unbedingt bei Kräften sein!

Habt Ihr eine gemeinsame Wohnung?

Heute geht es mir gut! Danke Dir!

Lieben Gruß an Dich!

Alissa
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Post Sun, 07.May.06, 2:50      Re: Borderline oder nicht? Und wie geht man damit um? Reply with quoteBack to top

Huhu oder guten Morgen Alissa,

nein wir haben keine gemeinsame Wohnung und sehen uns nur am Wochenende. Dadurch bleibt mir sicherlich mancher Ausbruch erspart.
Ich habe das live erst 2-3 mal mitbekommen und am Telefon unendliche Male. Dann wirft er alles durch die Gegend, zertrampelt oder zerschlägt es. Aber das Programm kennst Du ja sicher. Viele Dinge habe ich so hintenrum erfahren von Familie und Freunden, die er na klar völlig anders darstellt!
Auch beruflich herrscht ständig Brass, hat er seine Erfolgserlebnisse, einen guten Lauf, dann ist er bestens drauf und lustig, lieb, zärtlich. Aber wehe, es klappt nicht so, wie er sich das vorstellt. Diese Überreaktionen wird wohl kaum ein Mensch nachvollziehen können. Selbstschädigung ist das andere Thema.Sich selbst verletzen (körperlich) tut er nicht. Er macht das auf andere Weise, indem er den Leuten, die er eigentlich liebt, weh tut und sich dann hinterher über sich selber ärgert. Der Alkohol ist auch ab und an ein Problem, aber er hat selber Angst davor in ne Sucht zu kommen und legt so alle paar Monate mal Zwangspausen ein!
Was mich zur Verzweiflung bringt sind die depressiven Phasen, in denen er alles anzweifelt, sich selbst nur als Versager sieht und unsere Beziehung immer wieder in Frage stellt, sich total zurückzieht, sich manchmal tagelang nicht meldet und wenn dann ganz langsam, zuerst schriftlich nur mal ein Hallo über länger schreiben, mal kurz telefonieren, bis er wieder an dem Punkt ist, dass wir uns sehen.
Die emotionale Sicherheit fehlt einfach.
Die letzten Tage laufen wieder mal ganz ok.
Du schreibst ich muss Kraft haben um mich zu trennen, aber wenn ich Kraft habe, dann kann ich auch gut mit ihm umgehen und lasse nichts zu Nahe an mich heran.
Ich versuche mich abzugrenzen, auch mal meine Dinge zu machen, vielleicht hilft das ja ein wenig.
So, nun aber ins Bett, liebe Grüsse an Dich
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Post Sun, 07.May.06, 11:22      Re: Borderline oder nicht? Und wie geht man damit um? Reply with quoteBack to top

Hallo nightwish,

hoffe, Du hast eine gute Nacht gehabt - ist ja früh geworden bei Dir Smile

Dass Ihr nicht gemeinsam wohnt, erleichtert die ganze Situation natürlich. Erstens bekommst Du dann wahrscheinlich nicht jede - auch kleinere - Stimmungsschwankung sofort mit und zweitens hast Du dann natürlich für Dich selbst auch längere Erholungsphasen.

Quote:
Dann wirft er alles durch die Gegend, zertrampelt oder zerschlägt es. Aber das Programm kennst Du ja sicher


Ja, das Programm kenne ich. Bei uns ist sehr viel zu Bruch gegangen - manchmal richtig teure und neue Sachen. Ich kann mich noch erinnern, als er das erste Mal auf diese Weise ausgeflippt ist. Da waren wir kurz verheiratet und ich hab' irgendwas (völlig harmloses) auf eine Ansage von ihm geantwortet.

Die Reaktion von ihm kam so schnell, dass ich nicht mal richtig zum Luftholen kam. Hat einen Riesenblumentopf, der neben ihm stand, gepackt und am Boden zerschmettert...... ich saß da mit offenem Mund und starrte ihn nur an.

Mir ist davor nie auch nur annähernd jemand mit so einem Temperament begegnet. Ich hab' jahrelang gedacht, ich hätte es einfach mit einem Choleriker zu tun. Und hab' in diesen Jahren mich in diese Richtung hin informiert. Erst als mir - viel zu spät - bewusst wurde, dass da viel mehr dahintersteckt, bin ich zu diesem Psychologen gegangen.

Was mich v.a. in den späteren Jahren unserer Beziehung so bedrückt hat, war die Tatsache, dass ich auch die guten Phasen nicht mehr richtig genießen konnte (und auch keine Kraft mehr sammeln konnte), weil ich immer auf Nadeln saß in der Vorahnung, dass es bald wieder losgehen würde.

Du kennst das ja sicher auch: auch bei uns gab es keine gesundes Mittelmaß. Wundervolle Woche mit viel Liebe, Spaß und schönem Miteinander wechselten sich ab mit Phasen des absoluten Horrors.

Manchmal hab' ich's rechtzeitig kommen sehen - da sah' ich schon an seinen Augen und seinen Bewegungen, dass bald der nächste Ausbruch kommen würde. Dass der Vulkan in ihm bald wieder hochbrodeln würde..... Ich glaube, ihm selbst war das gar nicht bewusst... ist weitergewandelt auf seinem Pfad..... hat oft so lange gesucht, bis er wieder einen - für ihn - akzeptablen Grund zum Ausrasten gefunden hatte.

Quote:
Diese Überreaktionen wird wohl kaum ein Mensch nachvollziehen können.


Niemand, der gesund ist, kann das nachvollziehen. Ich z.B. hab' gar nicht die "Fähigkeit" so durchzudrehen - ich kann diese Wut gar nicht aufbauen. Selbst, wenn ich wollte.

Quote:
in denen er alles anzweifelt, sich selbst nur als Versager sieht und unsere Beziehung immer wieder in Frage stellt, sich total zurückzieht,


Das hatte mein Mann nicht. Er hat und hatte keine Zweifel sich selbst betreffend. Zurückgezogen von mir hat er sich schon - das waren die Phasen, in denen er tagelang kaum aufgetaucht ist - nur zum Duschen und Schlafen. Das waren auch die Phasen, in denen er mich gehasst hat.

Quote:
Du schreibst ich muss Kraft haben um mich zu trennen, aber wenn ich Kraft habe, dann kann ich auch gut mit ihm umgehen und lasse nichts zu Nahe an mich heran.


Vielleicht bist Du auch stärker als ich - vielleicht kannst Du besser damit umgehen. Ich konnte das eben nicht, weil ich es die ganzen 10 Jahre nicht geschafft habe, mich abzugrenzen. Seine Anschuldigungen nur als das zu sehen, was sie sind: ein Symptom seiner Krankheit.

Wie war das, als Ihr Euch kennengelernt habt? Wie ist das abgelaufen? Wann hast Du das erste Mal gemerkt, dass etwas nicht stimmt?

Ganz lieben Gruß an Dich

Alissa
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Post Sun, 07.May.06, 12:44      Re: Borderline oder nicht? Und wie geht man damit um? Reply with quoteBack to top

Hallo Alissa,

wann habe ich das erste Mal gemerkt, das was nicht stimmt? Gute Frage!
Ich habe das sehr schnell gemerkt, schon nach einigen Wochen, weil er aus den nichtigsten Anlässen immer so beleidigt reagiert hat. Jedes Wort habe ich auf die Goldwaage gelegt und trotz allem immer was verkehrtes gesagt (in seinen Augen). Zuerst habe ich halt gedacht, er ist eben sehr sensibel und da wir uns in einer Phase kennengelernt haben, wo wir beide frisch getrennt waren (nach sehr langen Ehen), habe ich es erst einmal darauf zurückgeführt.
Was mich immer sehr beängstigt hat war, dass er seine EXfrau sehr hasst.
Ich habe mich immer gefragt, wie das passieren kann nach so vielen Jahren und gemeinsamen Kindern. Das ist bei mir komplett anders, ich bin da eher gleichgültig meinem EXmann gegenüber.
Überreaktionen in jede Richtung sind bei ihm einfach immer an der Tagesordnung gewesen, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne.
Am Anfang habe ich mir oft die Schuld gegeben, mich gefragt, was ich verkehrt mache, dass ich ihn immer wieder so provoziere. Das ist mittlerweile vorbei. Gutgetan hat mir der Kontakt zu seiner Exfrau. Da habe ich einfach gemerkt, es liegt nicht an mir, sondern an oder in ihm.
Seitdem ich weiss, was wirklich mit ihm los ist, kann ich damit eigentlich ganz gut umgehen, ich weiss einfach, dass diese Phasen vorbeigehen und er irgendwann wieder auftaucht, mal schneller, mal langsamer.
Weh tun mir einfach die Aussagen, dass unsere Liebe dann eben keinen Sinn hat, er alles anzweifelt.
Ich denke, dass es ganz wichtig ist, sich selber abzugrenzen, seinen Interessen nachzugehen, ganz egoistisch.
Ich sehe also zu, dass es mir dann, wenn er sich zurückzieht trotz allem gut geht ohne dabei den Kontakt ganz aufzugeben und ihm zu zeigen, dass ich da bin, wenn er wieder bereit ist zu reden.
Das kann zwischen Stunden und Wochen anhalten.
Ich glaube, da hilft mir einfach auch die räumliche Distanz. Die Wochenenden zusammen, weit ab vom Alltag, die sind immer super schön und die geniessen wir auch beide.
Nur ist das das Ziel und der Sinn einer Beziehung auf Dauer? Getrennt zu leben? In einer gemeinsamen Wohnung würde das extrem eskalieren, das weiss ich. Ich habe einfach Angst davor, mein "Zeit zu vertrödeln" mit etwas, was auf Dauer keine Chance hat.
Andererseits bedeutet er mir sehr viel, viele Dinge zwischen uns sind genial und passen einfach. Ich denke, um mich endgültig zu lösen bräuchte es einen äusseren Anreiz (vielleicht ein anderer Mann?).
Das schlechte Gewissen schleppe ich einfach dann immer mit mir rum, wenn ich mich nicht um ihn kümmere. Er hat da auch einen enormen Bedarf an Zuwendung und Interesse an ihm.
Du hast ja jetzt einige Zeit Abstand und trotzdem scheinen Dich die alten Dinge nicht ganz loszulassen. Ich glaube, dass gerade Beziehungen zu kranken Partnern sehr intensiv von Verantwortung geprägt sind, die man nicht so einfach ablegt.
Liebe Grüße an Dich

nightwish45
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Post Mon, 08.May.06, 11:00      Re: Borderline oder nicht? Und wie geht man damit um? Reply with quoteBack to top

Hallo nightwish,

ja, dass er sensibel ist, hab' ich ganz am Anfang auch gedacht, weil er auf jegliche Kritik (auch ganz harmlose Sachen) in manchen Fällen so extrem beleidigt reagiert hat. Bzw. standen seine Reaktionen darauf in absolut keiner Relation zum Gesagten. Ab und zu hat er auch gar nicht reagiert.

Quote:
Was mich immer sehr beängstigt hat war, dass er seine EXfrau sehr hasst


Die hasst mein Ex-Mann nicht - also die erste Ex-Frau. Hat immer nett über sie gesprochen. Und inzwischen spricht er auch nett über mich (nach anfänglichen Extremattacken gegen mich gegenüber gemeinsamen Freunden).

Quote:
Ich denke, dass es ganz wichtig ist, sich selber abzugrenzen, seinen Interessen nachzugehen, ganz egoistisch.


Ja, das glaube ich auch. Es ist halt so schwierig, wenn der Partner einem nicht "erlaubt", sich abzugrenzen. Ich hab' das so viele Male probiert (v.a. bei Themen, wo ich wusste, das ist ein Grund für ihn "durchzudrehen") - aber er ist mir - im wahrsten Sinne des Wortes - nachgerannt, um mich zu einer Auseinandersetzung zu zwingen. Bei Dingen, wo schon von vornherein klar war, wie es wieder enden würde...

Soweit ich verstehe, lässt Dich Dein Partner da dann ja eher in Ruhe, d.h. Du kannst dieses Abgrenzung eher durchziehen.

Quote:
Nur ist das das Ziel und der Sinn einer Beziehung auf Dauer? Getrennt zu leben? In einer gemeinsamen Wohnung würde das extrem eskalieren, das weiss ich. Ich habe einfach Angst davor, mein "Zeit zu vertrödeln" mit etwas, was auf Dauer keine Chance hat.


Auch diese Frage wirst nur Du beantworten können. Ob eine Beziehung - jetzt mal unabhängig von den Problemen - auf Distanz Sinn macht. Ich habe zur Zeit eine Fernbeziehung, die ich als sehr schön und für mich auch befriedigend empfinde. Aber wäre sie problembeladen würde ich hier wahrscheinlich auch die Sinnfrage stellen.

Und wenn Du Dir von vornherein ein Zusammenleben nur schwer vorstellen kannst (Eskalation), dies aber letztlich Dein Ziel wäre, dann muss man natürlich darüber nachdenken....

Quote:
Du hast ja jetzt einige Zeit Abstand und trotzdem scheinen Dich die alten Dinge nicht ganz loszulassen. Ich glaube, dass gerade Beziehungen zu kranken Partnern sehr intensiv von Verantwortung geprägt sind, die man nicht so einfach ablegt.


Manchmal denke ich, mich lässt das nie wieder los. Ich hab' - wie gesagt - das Thema jetzt fast zwei Jahre vermieden. Hab' hier auch nie was geschrieben, was diese Krankheit betroffen hat.

Ich kann's jetzt mit mehr Abstand sehen, aber - Stichwort Verantwortung - ich sehe halt, wie er wieder extrem in seine alten Beziehungsmuster verfällt, weil ihm sein ganz persönlicher Fixpunkt (das war eben ich) fehlt. Er beginnt mit großem Enthusiasmus Projekte, Freundschaften und sogar Beziehungen und ebenso schnell lässt er sie wieder fallen, wobei danach natürlich alles Sch..... war....

Ich weiß, dass ich nicht mehr verantwortlich bin für ihn, aber ich sehe ihn durch sein Leben treiben auf eine Art und Weise, die ihn - zu allem - auch noch unglücklich macht. Und der einzige Mensch, dem er sich je im Leben - im Rahmen seiner Möglichkeiten - geöffnet hat, ist auch nicht mehr da: ich.

Und das macht mir manchmal ein schlechtes Gewissen (das Du ja offensichtlich auch hast)

Aber damit muss ich umgehen lernen.

Lieben Gruß
Alissa
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