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Zanna
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Post Thu, 04.May.06, 14:17      Angststörung und Zwangsgedanken??? Reply with quoteBack to top

Hallo alle zusammen!

Ich bin neu hier und würde euch gerne meine „Geschichte“ erzählen. Vielleicht hat der ein oder andere von euch ja genau das gleiche erlebt und kann mir einen Rat geben? Ich bin nämlich ziemlich verwirrt…

Also, dann versuche ich mal meine Gedanken zu ordnen und zu beginnen:

Schon als Kind war ich sehr ängstlich (so ging meine Mutter z.B. mit mir zum Arzt als ich drei Jahre alt war, weil ich Angst vor dem Tod hatte… mit vier Jahren ging ich den Erziehern im Kindergarten tierisch auf die Nerven, weil ich irgendwo mal aufgeschnappt hatte, dass es eine Atombombe gibt und nun panische Angst davor hatte, dass jemand sie zünden könne… in Fahrstühle stieg ich sowieso nicht ein… etc… es könnte noch endlos so weiter gehen…) Diese Ängste waren aber durch gutes Zureden und Beruhigen durch Erwachsene eigentlich ziemlich schnell überwunden. Nichtsdestotrotz war ich ein sehr fröhliches und lustiges Kind, was eben nur schnell mal in Panik geriet. Bis heute ist es eigentlich so geblieben, dass ich das Leben eigentlich als sehr schön empfand und auch in all seinen Facetten genießen konnte. Auch wenn ich immer noch ziemlich ängstlich war… obwohl ich es nicht als unnormal empfand… ich bin eben sehr ängstlich…

BIS zu einem bestimmten Tag, der mittlerweile ungefähr drei bis vier Wochen zurückliegt. Ich lag in getrübter Stimmung in meinem Bett und überlegte mir, dass ich doch eigentlich sehr glücklich bin… ich kann das Leben genießen… denn ich kann ja sehen und die Schönheit des Lebens so wahrnehmen. Dann plötzlich kam mir Gedanke: „Ja aber was ist denn, wenn ich blind bin und nicht mehr sehen kann?“ Angst vor der Blindheit hatte ich schon immer, aber ich verdrängte sie immer wieder, indem ich mir sagte, dass es Quatsch sei und mich dann ablenkte. Diesmal hatte ich aber einen Grund gefunden, warum ich tatsächlich blind werden sollte. Und zwar getreu nach dem Motto: „Unsere Gedanken bilden unsere Realität.“ Eine Freundin, die sich viel mit Esoterik beschäftigt, sagte mir auch mal, dass Angst sowieso ein Turbobeschleuniger in Sachen Manifestation der Gedanken sei. Daran erinnerte ich mich natürlich und ein Schauer lief mir über den Rücken. Nun dachte ich, ich sei in einem Teufelskreis, aus dem ich nicht mehr rauskomme. Eine Woche lang bereitete mir dieser Gedanke Sorgen. Bis ich mir dann dachte, dass ich keinen anderen Ausweg habe, als mich eben mit dieser Angst auseinanderzusetzen. Gesagt getan! Ich stellte mir also ausgiebig vor, wie es sich anfühlt und wie ein Leben als Blinder aussehen könnte. Und ich dachte mir, dass es ja tatsächlich nicht schlimm sei, viel schlimmer wäre es zum Beispiel blind und taub, oder noch besser, blind taub und gelähmt zu sein. BUMMS!! Und da überkam mich die Panik davor! Ich dachte: „Jetzt reichts aber mit dem Quatsch!“ und bin raus aus dem Haus, um mich abzulenken. Ich ging einkaufen und mitten im Laden merkte ich, dass dieser Gedanke immer noch in mir sitzt. Mit einem Mal wurde mir wahnsinnig heiß und ich fühlte mich sehr komisch. Ich musste unbedingt da raus. Also bin ich an die frische Luft, um mich anzukühlen. Ich war zwar ein bisschen erschrocken, dachte aber dass es mir schon besser gehe. Weit gefehlt! Es sollte noch viel schlimmer kommen. Als ich draußen spazieren ging, war es plötzlich so, als hätte jemand einen Schalter in meinem Kopf umgelegt. Die Welt um mich herum verlor die schöne Farbe, die sie einst für mich hatte. Ich hatte das Gefühl, in ein riesiges Loch zu fallen… ich fühlte mich absolut nicht mehr sicher… und mein Gedanke war: „Oh mein Gott, jetzt werde ich depressiv!!!“ Sofort schossen mir Erinnerungen und Bilder von depressiven und „verrückten“ Menschen in den Kopf. Mir wurde wieder heiß und ich wusste nicht, was ich machen sollte. In meiner Not erinnerte ich mich wieder daran, dass unsere Gedanken doch unsere Realität bilden und versuchte mir krampfhaft vorzustellen, wie ich glücklich und voller Energie bin.


Last edited by Zanna on Thu, 04.May.06, 20:08; edited 2 times in total
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Post Thu, 04.May.06, 14:18      Re: Meine "Geschichte" -- was haltet ihr davon? Reply with quoteBack to top

Aber es klappte nicht… der Schreck und die Angst saßen mir noch tief in den Knochen.
Als ich dann endlich zu Hause war, erzählte ich am Abend meiner Mutter von dem Vorfall. Sie versuchte mich ein wenig zu beruhigen, indem sie versuchte mir klar zu machen, dass unsere Gedanken gar nicht solche Macht besitzen. Zu Beginn wirkte dieser Beruhigungsversuch auch noch, aber die Ängste wurden immer schlimmer. Und es wurde zur Angst vor allem. Ich hatte Angst davor, in die Hölle zu kommen (obwohl ich immer an Gott glaubte und mir sicher war, dass es so was wie eine Hölle gar nicht gibt), was sich dann sogar zur „Gewissheit“, in die Hölle zu kommen, steigerte. Ich hatte Angst vor einfach ALLEM. Vom Verrücktwerden bis hin zu vollkommen diffusen Ängsten (wie zum Beispiel Angst davor, vor dem Fernseher einzuschlafen, weil sich doch alles dort Gesagte, in meinem Unterbewusstsein festsetzen könnte), Angst vor meinem eigenem Unterbewusstsein und meinen Gedanken, Angst zu essen, Angst die Augen zu schließen. Einfach alles war dabei.
Vier Tage lang… und Nächte… ich schlief vier Nächte lang nicht, wollte nicht aus dem Haus, konnte weder nach links noch nach rechts… ich fühlte mich so eingeschlossen, hilflos… schwer zu erklären. Mein gesamter Körper zitterte, es war so als würde ich unter Strom stehen. Vier Tage lang DauerPANIK. Plus ekelhafter Angst vor der Angst. Nichts wünschte ich mir sehnlicher, als wieder „normal“ zu sein.

Ich merkte, dass die Angst nachließ, wenn ich mich ganz ganz stur auf etwas konzentrierte, ohne auch nur einen Gedanken zuzulassen. Also nahm ich ein Buch zur Hand und laß. Und wenn es mir schwer fiel mich auf den Inhalt zu konzentrieren, zählte ich eben die Buchstaben. Dann verflog die Angst und ich merkte, wie lächerlich sie doch eigentlich war. Aber sie kam immer wieder. Jedes mal, wenn ich dachte: „Jetzt hab ichs überwunden“ traf mich wieder ein kalter Schlag. Als ich zum Beispiel einsah, dass ich nur noch Angst vor der Angst habe, vor nichts also, fühlte ich mich plötzlich leichter. Ich dachte, da ist doch eigentlich nichts, also brauch ich auch keine Angst zu haben… und plötzlich fühlte ich mich gut. Bis ich mich erinnerte, wie die Angst eigentlich anfing, nämlich mit der Blindheit… und dann ging es wieder von vorne los. Sofort ein Buch in die Hand und die Gedanken unterdrücken!! Gar nicht erst aufkommen lassen, zumindest solange, bis ich professionelle Hilfe gefunden hab!! Und zwar schnell! Bevor ich so „tief gesunken“ bin, dass ich mir gar nicht helfen lassen will.

Ganz schlimm war ein Vorfall, als ich in der U-Bahn saß. Ich dachte, alles irgendwie in den Griff zu kriegen. Ich müsse mich nur ablenken. Also macht ich mich auf den Weg, meine Schwester von der Schule abzuholen, um mit ihr gemeinsam zum Fitness zu fahren. Mitten in der U-Bahn überkam mich das Gefühl (es war keine Angst mehr, sondern eher so was wie „Gewissheit“), verrückt zu werden… nein, verrückt zu sein. Ich dachte, jetzt bin ich verrückt. Ich bin nicht mehr normal. Ich fing an zu schwitzen und fühlte mich sehr sehr komisch. Ich hatte das Gefühl, einen Knoten im Kopf zu haben. Mir mit meinen Gedanken selber einen Knoten in den Kopf gemacht zu haben, mich selber in den Wahnsinn getrieben zu haben. Ich hab dann den Besuch im Fitnessstudio sausen lassen und schnell wieder nach Haus gefahren.
Dieser Vorfall war wirklich grausam. Zu Hause versuchte ich meiner Mutter alles zu erklären, aber sie war mit meinen Ängsten mittlerweile überfordert und ziemlich ratlos, weil sie nicht verstehen konnte, warum ich mich nicht zusammenreißen kann und warum ich nicht einsehe, dass meine Gedanken und Ängste vollkommen absurd sind. Ich war doch sonst immer so vernünftig. Ich fühlte mich so AUSWEGSLOS. Ich konnte weder nach links noch nach rechts, weder nach vorn noch nach hinten. So wahnsinnig schwer zu beschreiben.
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Post Thu, 04.May.06, 14:20      Re: Meine "Geschichte" -- was haltet ihr davon? Reply with quoteBack to top

Mittlerweile ist diese panische Angst verschwunden… was aber geblieben ist, sind diese besch…. Gedanken, die mich echt belasten. Dieses Gedankenkarussell, das ich absolut nicht abschalten kann. Es dreht sich dabei immer wieder ums Blindsein… oder blind und taub gleichzeitig. Ich kann mich nicht mehr freuen. Jedes mal, wenn das Gefühl der Freude in mir aufkommt, kommt dieser Gedanke: „Ja, aber wenn Du blind bist, dann hilft Dir das auch nicht mehr!“ Und sofort ist es mit der Freude vorbei. Ich kann einfach nichts dagegen tun. Und wenn ich mir sage: „Na und dann bin ich eben blind!“ Dann kommt der Gedanke: „Ja und was machst Du, wenn Du blind und taub bist?“ Und so weiter und so fort. Es macht mich fertig!!
Dauernd kontrolliere ich mein Blickfeld… ich muss prüfen, ob ich noch gut genug sehe. Obwohl ich doch weiß, dass es Blödsinn ist. Ich hatte immer gute Augen und sehe eigentlich hervorragend… ich weiß das… und doch bilde ich mir ab und zu mal ein, dass ich etwas verschwommen sehe etc…

Hinzu kommt jetzt die Angst (allerdings keine panische, sonder eher Sorge), dass ich mir durch diese Gedanken und die Einbildung tatsächlich eine kurzzeitige Blindheit hervorrufe (da das Auge ja auch ein psychosomatisches Organ ist) und dann wieder richtig in Panik verfalle. Das möchte ich nicht mehr. Diese Panik ist der Wahnsinn!! Nie wieder!!!!

Uppsiiii, nun sehe ich, dass ich ganz schön viel geschrieben habe… also an alle, die sich tatsächlich die Mühe gemacht haben, bis hierhin zu lesen: herzlichen Dank!!! Smile
Was haltet ihr denn davon? Eine Psychologin hat die Vermutung gehabt, es handele sich um eine Angststörung mit Zwangsgedanken. Was meint ihr? Ist das leicht in den Griff zu kriegen? Ich möchte mit diesen Gedanken leben. Und schon gar nicht mit der Angst. Zumal ich die ganze Zeit das Gefühl habe, jeden Augenblick erblinden zu können.
Hat jemand von euch etwas ähnliches erlebt??

Vielen Dank noch mal!!
Liebe Grüße
Zana
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Post Thu, 04.May.06, 15:17      Re: Meine "Geschichte" -- was haltet ihr davon? Reply with quoteBack to top

huhu zanna...

also ich habs eisern durchgelesen. Very Happy
so krass wie bei dir kenne ich das nicht. zumindestens nicht mit panikattaken im alltag.
was ich mir ständig einrede und was in mir ständig als angst hockt, ist, daß ein krieg ausbrechen könnte, daß mit der menschheit etwas ganz schlimmes passiert, daß der megavulkan unterm yellow stone nationalpark zu meinen lebzeiten ausbricht, daß die ultimative apokalypse ansteht.
nur dagegen tun, kann man auch nichts.
schlimm ists bei mir mit der flugangst. wenn ich weiß, daß ich fliegen muss, gehen bei mir tage vorher die alarmsirenen an und ich male mir aus, was alles passieren kann... abstürze, entführungen, terroranschläge. das volle programm. da komme ich dann auch nicht mehr raus aus den gedanken. Embarassed selbst wenn dann freunde etc. immer wieder sagen: das flugzeug ist das sicherste verkehrsmittel überhaupt.... blablabla...
und wenn ich dann drinsitze, bekomme ich panik, angst und heule den ganzen flug lang. Rolling Eyes

zwangsgedanken sind das bei dir mit sicherheit... ob man das behandeln kann weiß ich auch nicht.
wäre schön, denn dann wäre mir auch geholfen.
dann würde ich nicht in jedem arabisch aussehenden menschen einen schläfer sehen, der - sobald er an mir vorbeigelaufen ist - seinen sprengstoffgürtel zündet, und mehrere menschen mit mir in den tod reißt...

mitlerweile weiß ich wohl, daß ich diese gedanken und diese extreme flugangst durch den 11. september habe...
zu der zeit war ich in mexiko und wir mussten nach diesen vorfällen wieder zurück nach dtl. zu der zeit war noch nichts wirklich herausgefunden und keiner wusste, was wirklich passiert war und wie die sich ins flugzeug "geschlichen" hatten.. und da habe ich eine extreme panik davor aufgebaut. Embarassed naja - wenn man die ursache kennt, kann man es vielleicht besser verarbeiten. wer weiß.

hm.. das von mir dazu... Rolling Eyes auch wenns dich vermutlich wenig weiterbringt...

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