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luscinia
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Post Tue, 09.May.06, 18:59      Zwang zu sinnlosen Handlungen Reply with quoteBack to top

Erst einmal Hallo,


Ich wende mich an dieses Forum, weil ich seit einiger Zeit etwas an mir habe, was mich nicht nur stört, sondern mir auch einfach Angst macht.



Als ich kleiner war, hatte ich manchmal den Zwang, etwas bestimmtes zu tun, und stellte mir vor, wenn ich es nicht tue, passiert einer Person, die ich sehr gerne habe, etwas.
Z.B. zwang ich mich dazu, ein Buch, das rumlag, ins Regal zu stellen, da sonst meiner Oma etwas passieren könnte.
Es waren im Großen und Ganzen sinnvolle Handlungen.
Nach einiger Zeit hörte das ganze wieder auf, und ich hatte lange Zeit keinen Zwang in so eine Richtung mehr.


Aber seit ca einem halben Jahr geht es mir wieder ähnlich, bzw es ist schlimmer.


Ich weiß nicht mehr genau, wie ich damit angefangen habe.
Aber wenn ich z.B. im Bad war, hatte ich auf einmal das Bedürfnis, in die Dusche zu schauen, bevor ich aus dem Zimmer gehen konnte.
Sonst würde jemanden etwas passieren.
Einige Zeit darauf reichte es nicht, vor Verlassen des Raumes in die Dusche zu sehen, sondern ich spürte den Zwang, die Ecken der Dusche mit den Augen abzufahren.
Und durfte nur an den Ecken blinzeln.
Sonst würde meinem Freund, der wichtigste Mensch in meinem Leben, etwas passieren.

Einige Zeit hatte ich es nur bei der Dusche - dann aber fing ich an, auch vor Verlassen meines Zimmers erst in den Spiegel und dann hinter die Türe sehen zu müssen, aus dem gleichen Grund.
Inzwischen habe ich ein richtiges Ritual, wie ich mein Zimmer verlassen kann.
Vergesse ich etwas, bekomme ich Angst, gehe wieder in mein Zimmer und fange von vorne an.
Dieses "Ritual" sieht in etwa so aus, dass ich in bestimmte Ecken schauen muss, bestimmte Linien mit den Augen nachfahren muss, und dann auf bestimmte Art das Zimmer verlassen muss.


Langsam breiteten sich solche Zwänge auf fast jeden Raum aus, den ich häufig betrete.
Speisekammer, WC, Arbeitsraum meines Vaters mit Pc, Flur etc.

Fast in jedem Raum, auch außerhalb unseres Hauses, habe ich den Zwang, bevor ich ihn verlasse, in einen Spiegel zu blicken, dann hinter die Tür zu schauen und ihn erst dann zu verlassen.

Spiegel gehören fast zu jedem Ritual dazu - und wenn ich in einen Spiegel blicke, muss ich immer lächeln, das ist sehr "wichtig".


Ich habe versucht, einige dieser Zwänge von alleine ablegen zu können.
Den Zwang mit der Dusche habe ich geschafft, ich bin ihn los. Wie ich das geschafft habe, ohne ständige Angst, weiß ich nicht.
Dafür treten aber an seine Stelle viele andere.

Ich merke diese Zwänge auch, wenn ich zum Beispiel mit meinem Freund telefoniere. Ich "muss" mich immer auf die gleiche Art und Weise verabschieden, sonst habe ich Angst, dass ihm etwas passieren könnte.
Und auch in anderen Alltagssituationen.


Ich kann keinen der Zwänge loswerden, weil ich, sobald ich ein "Ritual" nicht perfekt ausführe, die Angst habe, dass jemanden etwas passieren könnte.
Und diese Angst ist schrecklich...

Ich habe Angst, mit Leuten, die mir vertraut sind, darüber zu reden.
Es ist einfach so...dumm, und nicht nachvollziehbar.
Nicht einmal meinem Freund traue ich es mir ihm zu sagen.

Ich weiß nicht an wen ich mich wenden soll... - und aus diesem Grund bitte ich hier um Hilfe.

Kann man mein Verhalten als eine Zwangshandlung bezeichnen?
Kann ich mir in irgendeiner Art helfen...?

Ich würde mich wahnsinnig über eine Antwort freuen.
Schon jetzt vielen, vielen Dank...!
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vallée
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Post Wed, 10.May.06, 8:34      Re: Zwang zu sinnlosen Handlungen Reply with quoteBack to top

Hallo,
klingt nach Kontrollzwängen, wenngleich ein bisschen anders als es vielleicht gewöhnlich ist. Kann mir vorstellen, dass dich das sehr belastet.
Ein kleines bisschen habe ich auch Kontrollzwänge, wenn ich unter Druck stehe. Es ist also auch eher periodisch. Durch die Therapie hat es nach Jahren wieder angefangen, doll. Rolling Eyes Ich denke jetzt es liegt daran, wenn ich befürchte Kontrolle zu verlieren, abgeben zu müssen. Es hat auch was mit Schutz zu tun. Meine Kontrollzwänge beziehen sich nämlich auch auf meinen Schutz und auf Menschen, die mir sehr wichtig sind.
Ich hab das auch noch nie jemandem erzählt. Auch der Therapeutin nicht. Müsste ich mal. Rolling Eyes

Und ja es ist total schwer das alleine abzulegen. habe ich bisher immer wieder geschafft, weil der Druck dann halt nachließ.
Nun ich habe eh eine Therapie angefangen, wegen eines anderen Problems. Wegen der Zwänge alleine hätte ich das wohl nicht so schnell getan, obwohl es besser ist.
Die Zwangsgedanken und Zwangshandlungen werden ja immer schlimmer. Ich kenne jemanden, die kommt permanent zu spät, hat schon einiges vermasselt, weil sie halt so viel Kontrolliert vor dem verlasen der Wohnung. Und wenn du dann was vermasselst fühlst du Kontrollverlust und dann werden die Zwänge stärker. Meine Theorie dazu.

Also überlege mal ob du eine Therapie machen willst. das würde sicher helfern!

_________________
Human consciousness is the only seeing eye of the Deity.
- C.G. Jung
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Revas
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Post Wed, 10.May.06, 12:15      Re: Zwang zu sinnlosen Handlungen Reply with quoteBack to top

Hallo,

wenn Du praktisch ausser stande bist dem Zwang zu einer bestimmten Handlung nicht nachzugeben ist die "Bezeichnung" Zwang sicherlich zutreffend. Dem Ausmaß Deiner Schilderung nach zu urteilen erscheint es zumindest mir sehr unwahrscheinlich, dass Du Dich ohne fremde Hilfe "wirst befreien können". Wie auch vallée denke ich, dass Dir eine Therapie vielleicht nicht völlige "Heilung" aber zumindest eine DEUTLICHE Linderung bringen würde.



luscinia wrote:
Ich "muss" mich immer auf die gleiche Art und Weise verabschieden, sonst habe ich Angst, dass ihm etwas passieren könnte.


Das kenne ich leider auch. Ich "mußte" jeden abend meiner Schwester mit den gleichen Worten eine gute Nacht wünschen. Außerdem "mußte" ich danach noch "hoffentlich passiert nichts" sagen - zumindest so laut, dass meine Schwester hören konnte, dass ich noch etwas gesagt habe. Sie "durfte" aber auf keinen Fall nachfragen ("Was hast du gesagt?" oder "was meinst du damit?" o.ä.) - weil ansonsten würde mir, ihr oder einem anderen nahen Verwandten etwas geschehen. Liegt zum Glück schon ca. 20 Jahre zurück, hat sich irgendwann glücklicherweise wieder gelegt.
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luscinia
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Post Wed, 10.May.06, 19:47      Re: Zwang zu sinnlosen Handlungen Reply with quoteBack to top

Vielen Dank für eure Antworten grinsend

An Druck/Stress liegt es bei mir nicht. In der Zeit, in der ich diese Zwänge bisher hatte/habe, hatte ich oft Druck, aber dann auch wieder überhaupt keinen - im Moment z.B. kaum einen, aber es ist ziemlich schlimm.

Meinen Freund, um den es sich hauptsächlich dreht, kan ich nur am Wochenende sehen, evtl. jede 2. Woche miottwochs oder so, noch dazu.
Wir hören jeden Tag voneinander.
Aber wenn ich darüber nachdenke, frage ich mich, ob ich solche Zwänge Abfolgen etc zu kontrollieren habe, weil ich das Bedürfnis habe, sein Leben mehr zu "kotrollieren"? Bzw mich mehr auf sein Leben unter der Woche auszuwirken...?
Hm, das klingt sehr weit hergeholt, ich weiß.


Es tut gut, zu hören, dass ich kein Einzelfall mit solchen Zwängen bin... Embarassed


Würde ich eine Therapie beginnen, müsste ich aber mit meinen Eltern sprechen...und wenn ich ehrlich bin, hält mich das davon ab...
Weil es mir einfach so peinlich ist...
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