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lamandarina
neu an Bord!


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Deutschland W, 26
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Mon, 26.Jun.06, 22:04 Ich Werde Die 2 Mir Liebsten Menschen Verlieren ... |
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Ich bin in einer Situation, für die es keine Lösung gibt und ich leide enorm darunter. Es gelingt mir nur durch Ablenkung, die Tage einigermaßen zu überstehen.
Meine Geschichte:
Vor zwei Monaten wurden bei meiner Mama nach bereits drei überstandenen Krebserkrankungen multiple Metastasen im Kopf diagnostiziert; wenig später kamen Lebermetastasen und Lungenmetastasen hinzu, auch weitere Bereiche sind geringfügig befallen.
Der Krebs hat ihren Körper übernommen, und sie ist doch erst 51. Die Ärzte geben ihr zwischen 3 Monaten (seit Diagnose) und einem Jahr ...
Meine Familie und ich sind so wahnsinnig traurig und können es einfach nicht fassen. Sie ist so eine liebe, die beste Mama auf dieser Welt. Sie war immer für uns da, mit unendlich viel Liebe und Fürsorge ...
Es bricht mir das Herz, sie leiden zu sehen ... Sie hat im Moment keine starken Schmerzen, aber sie ist sehr schwach, antriebslos und müde. Sie möchte so sehr, dass es ihr wieder besser geht, und ist deprimiert und weint oft, weil es einfach nicht mehr so richtig wird ...
Sie hat immer so gekämpft, und nun kommt es mir so vor, als gibt sie auf ... Sie ist doch noch so jung, hat ihr Leben noch gar nicht zuende gelebt, sie möchte noch so viel erleben und glücklich sein, aber die Krankheit raubt ihr all das ... Wir sind so oft verzweifel und unbeschreiblich traurig.
Ich versuche mich in irgendeiner Weise darauf vorzubereiten, sie zu verlieren, um es ertragen zu können, aber es gibt keinen Weg. Es ist und bleibt unerträglich. Es ist so schlimm, das Schlimmste ist jedoch das Warten, ein unbestimmtes Warten und viel Leere, die ständige Frage nach dem Warum ...
Ich würde ihr so gern die Hälfte meines Lebens schenken, ich möchte, dass sie gesund und glücklich sein darf ...
Mein Freund ist für mich da, nimmt mich in die Arme und tröstet mich. Doch Ende des Jahres wird er mich verlassen. Seine Heimat ist am anderen Ende der Welt, wo wir uns kennen- und lieben gelernt haben. Doch er kann sich sein Leben nicht hier in Deutschland vorstellen, vermisst zu sehr seine Heimat und seine Familie. Sein Visum ist sowieso auf ein Jahr begrenzt.
Ich habe darüber nachgedacht, mit ihm zu gehen, aber das war, bevor meine Mama wieder krank wurde. Schon da fiel mir allein der Gedanke äußerst schwer, denn auch ich hänge sehr an meiner Familie, besonders an meiner Mama. In der jetztigen Situation ist es nun absolut undenkbar. Es würde meinen Eltern das Herz brechen, ich kann und möchte ihnen nicht noch mehr wehtun. Und ich möchte für sie dasein und so weit es geht alles wenigstens etwas leichter machen.
Ich bringe es nicht fertig, zu gehen, doch ich möchte auch meinen Freund nicht verlieren, denn wir lieben uns über alles. Auch er ist hin- und hergerissen, aber er hat sich entschieden, dass er hier nicht leben kann. Auch er weiß nicht mehr, was richtig und falsch ist.
Ich bin noch nie gut damit klargekommen, allein zu sein. Jetzt habe ich unmso mehr Angst davor, denn ich sehe es klar und deutlich auf mich zukommen. Ich habe Angst, es nicht zu ertragen, denn er wird nicht mehr für mich dasein, besonders wenn ich wegen meiner Mama so traurig bin. Er sorgt jetzt wenigstens dafür, dass jeder tag irgendwie funktioniert, macht mir Essen, geht mit mir spazieren; bei ihm kann ich mich ausweinen.
Besonders Angst habe ich vor den einsamen Nächten, wenn ich traurig bin und das Bett neben mir leer sein wird ... Wir leben seit 1,5 Jahren zusammen, er ist der Mann meines Lebens und aufeinmal wird alles anders sein.
Ich sehr keine Lösung und die Zukunft erscheint mir so schwer und traurig und sinnlos. Zudem bin ich arbeitslos. Die Menschen, die ich am meisten liebe, werden nicht mehr dasein ... Wie soll ich das nur schaffen?
Ich habe Angst, an einen Punkt zu kommen, an dem ich ernsthaft durchdrehe und nur noch mit Depressionen leben muss. Was kann ich nur tun? Ich sehe einfach keinen Ausweg und keine Lösung!
Tief traurig LAMANDARINA
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C*
Forums-InsiderIn


368
--- W, 44
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Tue, 27.Jun.06, 8:02 Re: Ich Werde Die 2 Mir Liebsten Menschen Verlieren ... |
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Liebe Lamandarina,
mir fehlen im Moment die Worte, um meine Erschütterung über Dein schweres Los auszudrücken.
Ich weiß nicht ob es Dir hilft, aber ich nenne Dir mal Links und Bücher von Personen, die sich mit dem Thema Krebserkrankung der Mutter auseinandersetzen:
Dr. Daniela Tausch (ihre Mutter Dr. Annemarie Tausch ist an Krebs gestorben)
http://www.hospiz-und-palliativmedizin.de/tausch.html
Schau Dir mal ihre Vorträge und Bücher auf der oben genannten Website an.
Dr. Annemarie und Prof. Dr. Reinhard Tausch
http://www.rowohlt.de/buch/Reinhard_Anne_Marie_Tausch_Tausch_Sanftes_S terben.6880.html
Die ganze Familie hat sich mit dem Sterben der Mutter auseinandergesetzt und wunderbare Bücher dazu geschrieben, die im Abschiednehmen vom Sterbenden tragen und begleiten.
Ich habe Daniela (Tochter) und Reinhard Tausch (Vater) bei einem einwöchigen Seminar kennengelernt. Von beiden geht ein unglaublicher Frieden und eine Verbindung zu allen Mitmenschen aus. Ich glaube das hat viel mit der intensiven Auseinandersetzung mit Leben und Sterben zu tun.
Viel Kraft für Dich
Cantadora44
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lamandarina
neu an Bord!


4
Deutschland W, 26
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Tue, 27.Jun.06, 9:40 Re: Ich Werde Die 2 Mir Liebsten Menschen Verlieren ... |
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Hallo!
Vielen dank für die Links, ich werde sie mir mal anschauen.
Ich habe schon einige Bücher von Kübler-Ross gelesen ... Oft wird darin der Tod (fast) als etwas Schönes und Erstrebenswertes beschrieben, als erlösend, ruhig und friedlich.
Was mir am Anfang beim Lesen gutgetan hat, macht mich jetzt umso wütender, denn ich kann sie einfach nicht gehenlassen. Sicher, bei einer schweren Krankheit kommt irgendwann der Tod als Erlösung, doch meine Mama will leben, sie hat noch so viel vor und ist einfach nicht bereit zu gehen.
Doch der Krebs macht ihr da einen riesigen Strich durch die Rechnung. Keiner von uns kann sie loslassen, ihr Leiden bricht uns täglich aufs neue das Herz. Dazu sehe ich meinen Papa leiden, er ist mittlerweile total hinüber, denn er kann ohne sie nicht sein. Manchmal wünsche ich, dass er mit ihr gehen dürfte, denn er wird nicht klarkommen ohne sie, sie ist sein Leben. Ich leide lieber selbst, als andere leiden zu sehen ...
Das zehrt so an der eigenen Kraft. Ich tue mich so schwer mit der Demut, dem Hinnehmen. Ich möchte etwas tun können, sie gesund machen, Gott spielen... Doch das machtlose Zusehen, die Gewissheit, es nicht ändern zu können, das macht mich so kaputt.
Ich kann mit Verlust nicht umgehen, klammere mich an alles. Und nun steht es mir gleich doppelt bevor ...
Wie soll ich nur weiter leben und jemals wieder glücklich sein ...
Lamandarina
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Illja
Forums-InsiderIn


226
Trier W, 25
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Tue, 27.Jun.06, 12:55 Re: Ich Werde Die 2 Mir Liebsten Menschen Verlieren ... |
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Hallo lamandarina,
das ist wirklich sehr hart was du da erzählst. Ich kann mir nicht annähernd vorstellen was du da durchmachst. Allerdings kenne ich jemand der dich sicher gut versteht, und ihr könntet euch vielleicht gegenseitig ein bisschen aufbauen?
Sie ist meine 'Schwester', ihre Mutter hat auch 2 Tumore im Kopf, und ihr Freund und sie werden sich wohl bald auch trennen.
Wenn du Interesse daran hast dich mit jemandem auszutauschen, dann sag schreib mir eine PM.
Ich wünsch dir ganz viel Kraft das alles durchzustehen!!!
Illja
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_________________ Geliebt wirst du einzig, wo du schwach sein darfst, ohne Stärke zu provozieren. |
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AnnaD
Helferlein


55
Hamburg W, 46
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Wed, 28.Jun.06, 7:28 Re: Ich Werde Die 2 Mir Liebsten Menschen Verlieren ... |
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Hallo Lamandarina,
das ist alles sehr schmerzhaft, was du durchmachst und auch mir fehlen die Worte. Es ist unglaublich schwer, Menschen, die man liebt, leiden zu sehen und letztendlich nicht halten zu können, ihnen auch nicht wirklich etwas abnehmen zu können.
Du bist halt auch noch sehr jung und deine Mutter auch, das finde ich dann noch schwerer auszuhalten. Ich habe mich ein paar Wochen vor dem Tod meiner Mutter an einen ambulanten Hospiz gewandt. Wir hatten das Glück, dass es bei uns vor Ort so ein Angebot gab. Eine Mitarbeiterin ist regelmäßig zu Besuchen gekommen. Mir hat das alles sehr geholfen. Meine Mutter konnte sich nicht mehr äußern. Ich hatte aber den Eindruck, dass sie besser mit dem Sterben umgehen konnte als ich.
Alles Gute
Gruß
Anna
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Mejte
Forums-InsiderIn


153
Dép. Hauts de Seine - bzw. - Ostdeutschland W, 61
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Wed, 28.Jun.06, 9:19 Re: Ich Werde Die 2 Mir Liebsten Menschen Verlieren ... |
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Hallo,
Ich dachte mir, daß es zwischen diesen beiden liebsten Menschen eine Reihe von Gemeinsamkeiten geben muß. Sie können da, wo sie sind, irgendwelche Dinge nicht ertragen, müssen weggehen, obwohl sie gerade da liebe Menschen haben.
Die Mutter wird sich dessen wahrscheinlich nicht recht bewußt sein, der Freund allerdings schon.
Vielleicht ist er nur hergekommen, um das klarzumachen und somit die Mutter zu retten.
(Es gibt da auch die Theorie von dem umstrittenen Dr. G. Hamer, die besagt im Prinzip, daß ein Schock in der entsprechenden Hirnsubstanz einen Schatten hervorruft und infolgedessen das Organ, welches damit in Verbindung steht, Krebs entwickelt.)
Mejte
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lilu
[nicht mehr wegzudenken]
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1154
wien W, 32
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Wed, 28.Jun.06, 13:14 Re: Ich Werde Die 2 Mir Liebsten Menschen Verlieren ... |
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hi,
ich wünschte ich wüsste etwas zu sagen das dir hilft.
ich kann zumindst nachvollziehen wie es ist, an der seite von menschen zu leben die krebs haben. passiert in meinem umfeld leider öfter.
erst vor wenigen wochen ist meine absolute lieblingstante gestorben . innerhalb nur weniger wochen. an krebs. ich habe einen weg gefunden damit gut zu leben. den nämlich, das leben des menschen zu feiern - in den vordergrund zu stellen - und nicht das, was er nicht hatte/haben wird. man wird nämlich wahnsinnig, wenn man versucht, gegen den tod anzukämpfen - er ist immerhin unser aller schicksal. wir MÜSSEN also lernen damit umzugehen - es bleibt uns keine andere wahl - so brutal das auch klingt.
das fällt einem bei älteren menschen sicher leichter. bei einer 19-jährigen freundin war das schon schwerer. man meint - ihr leben habe gerade erst begonnen. aber: auch hier war jedes jahr das sie lebte ein geschenk. ich bin froh sie gekannt zu haben und habe schöne erinnerungen. ich kann nicht sauer und wütend sein, weil es den tod gibt, weil er sie holte. gefühle von recht und unrecht möchte ich mit sterben nicht verbinden - denn tod hat nichts mit gerechtigkeit zu tun.
speziell bei meienr tante habe ich mir das immer wieder gesagt. wenn meine schwester meinte, sie habe es nicht "verdient" zu leiden und zu sterben. ich meinte: WER hat es denn verdient? ich kenne niemanden, der es verdient hätte. es ist wie es ist. und so brutal tragisch das ist - man kan nes nicht ändern, man kann nur da sein und leben was einem gegeben ist.
derzeit leidet meine schwiegermama an ihrer zweiten krebserkrankung innerhalb von 2 jahren. sie ist erst 53. und sie ist auch ein toller mensch - ein sehr starker mensch. in den letzten wochen ging es ihr so schlecht, das wir täglich mit ihrem sterben rechnen mussten. sogar der arzt sagte gestern, er habe damit gerechnet das sie stirbt. sie lebt aber noch und es geht ihr tagtäglich besser.
wir wissen alle miteinander - auch sie selber weiß es - das jeder tag der noch bleibt ein geschenk ist - ein wunder. noch kann man nicht sagen ob der krebs geheilt ist weil das komplette gewebe zerstört ist - aber es ist auch nicht mehr wichtig. das leben ist wichtig - jeder tag der bleibt (sie leidet große schmerzen). wir wissen, das "geheilt" nicht bedeutet, das es das nun war. letztes mal hielt es ja nur ein halbes jahr...
aber irgendwie... es lohnt, das gute zu sehen.
ich kann mir vorstellen, das dich das mit deinem freund auch jetzt doppelt trifft. vielleicht ist es auch sehr nüchtern was ich schreibe - aber ich habe den verdacht, du wirst vom leben genötigt etwas sehr wichtiges zu lernen. vielleicht betreffend des alleine seins, des wertes den du dir selber gibst.
das es deiner mutter schlecht geht, ist niemandens schuld, und es hat auch mit recht und unrecht nichts zu tun. nicht mal mit fairness. das leben hat eigene massstäbe. ich denke aber auch, deine wut ist völlig normal und gehört zum trauerprozess dazu. uns wurde als angehörige psychologischer beistand angeraten, da speziell angehörige sehr unter den umständen leiden. vielleicht magst du diesbezüglich hilfe in anspruch nehmen. und dein vater ebenso...
wiesst du. mein schwiegervater ist beileibe kein typ für eine therapie oder so. aber dieses angebot hat er angenommen. es IST schwer verkraftbar. und seit er diese hilfe annimmt, kann er auch besser umgehen mit den gefühlen, sie sogar sinnvoll leiten.
weißt du, der sinn der erkrankung deiner mutter ist doch nicht, das sich die gesamte familie selber zerstört. das ist ja auch ein enormer druck der so auf deiner mutter lastet. gebt euch da nicht alle selber auf. ich denke, sie kann auch friedlicher gehen, wenn sie weiß das ihr prächtige menschen seid die das leben anpacken - und sich nicht gehen lassen - aus ihrer krankheit heraus...
ich kann nur sagen: genieße jeden tag. sei dankbar über jede gute stunde.
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_________________ Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung |
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C*
Forums-InsiderIn


368
--- W, 44
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Wed, 28.Jun.06, 13:36 Re: Ich Werde Die 2 Mir Liebsten Menschen Verlieren ... |
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Hallo Lamandarina,
jetzt wurden hier schon einige Beiträge geschrieben, die Dich stützen und trösten sollen. Ich hoffe Du kannst das fühlen.
Ich möchte mich an dieser Stelle noch lilu anschließen bei der Betrachtung von
| lilu wrote: |
- aber ich habe den verdacht, du wirst vom leben genötigt etwas sehr wichtiges zu lernen. vielleicht betreffend des alleine seins, des wertes den du dir selber gibst.
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Ich habe das auch gedacht, als ich Deine Geschichte gelesen habe. Du bekommst das Thema Verlust eines geliebten Menschen im Doppelpack ab und dann noch innerhalb eines kurzen Zeitraumes und in Deinen noch ganz jungen Lebensjahren, wo vielleicht noch garnicht so viele psychische Ressourcen zur Verfügung stehen.
Die Frage stellt sich nach dem Sinn des Ganzen
Vielleicht ist es auch andersrum. Vielleicht soll Dir durch diese schwere Aufgabe der Loslösung gezeigt werden (durch das Leben selbst), dass Du eben genau diese Ressourcen hast, um zu bestehen, um zu verstehen, um weit über das was Dir bisher über Dich selbst bekannt ist, hinauszuwachsen.
Vielleicht wird es so sein, dass Dir diese Erfahrung in Deinem späteren Leben hilfreich ist oder dass andere Menschen die mit Dir zusammen sind davon profitieren können.
Ich weiß, das sind jetzt alles Spekulationen, die Dich in Deiner momentanene Situation nicht weiterbringen. Ich möchte Dir nur sagen, dass man oft erst Jahre später versteht, warum etwas so oder so passiert ist und warum es so oder so hat sein müssen.
Ganz liebe Grüße
Cantadora44
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lamandarina
neu an Bord!


4
Deutschland W, 26
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Wed, 28.Jun.06, 22:01 Re: Ich Werde Die 2 Mir Liebsten Menschen Verlieren ... |
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Hallo ihr Lieben,
vielen vielen Dank für eure Worte, Ratschläge und Mitgefühl. Es ist ein gutes Gefühl, meine Gedanken mit jemandem teilen zu können und nicht so ganz allein dazustehen.
@Anna:
Du hast geschrieben, dass ambulantes Hospiz sich um Deine Mutter gekümmert hat. Ich denke, dass wir das (noch ...) nicht brauchen, aber es wäre ja gut zu wissen, wie man das beantragen kann usw. Vielleicht kannst Du mir einige Tips geben?
Im Moment ist das Wort Hospiz allerdings etwas, mit dem ich schwer umgehen kann, denn es bedeutet sich einzugestehen, dass der Weg nur noch in eine Richtung führen kann ... Vielleicht ist das ein wenig schwer zu verstehen, ich finde, ein Hospiz ist eine wundervolle Einrichtung, aber wir sind einfach noch nicht soweit ...
Meine Mama weiss nichts von der Prognose... Sie hat nie danach gefragt und indirekt hat sie zu verstehen gegeben, dass sie gar nichts genaueres wissen möchte. Sie wollte auch nie die Berichte des Krankenhauses mit allen 'Details' lesen ...
Sie ist davon überzeugt, dass sie das irgendwie schaffen wird, wenn auch nur an guten Tagen. An schlechten Tagen ist sie niedergeschlagen und weint sehr oft ... Ich denke, da meldet sich das Unterbewusstsein, dass sich vielleicht doch etwas mehr eingesteht. Ich denke, mit dem Gedanken, dass sie sterben könnte, setzt sie sich nicht auseinander.
Gestern z.B. war ich den ganzen Nachmittag bei ihr und wir hatten eine richtig gute Zeit. Sie ist regelrecht aufgeblüht und hat mir erzählt, wie sehr sie sich darauf freut, wieder gesund zu werden und was sie dann alles machen möchte ... Es hat mich sehr glücklich gemacht und gleichzeitig hatte ich einen riesigen Kloß im Hals. Dann sage ich mir, sie will doch 'nur' leben und gesund sein, warum nur, warum wird ihr das genommen??? Die ständige Frage nach dem Sinn, dem WARUM frißt mich noch auf!
@Lilu
Es tut mir leid zu lesen, dass auch Du immer wieder mit Krebs konfrontiert wirst. Meine Familie ist auch davon heimgesucht. Mein Papa hat mit 28 seinen Vater verloren, meine Mama vor 10 Jahren ihre Mutter. Nun wurde auch noch festgestellt, dass der Krebs (Grunderkrankung Brustkrebs) bei meiner Mama erblich bedingt ist - zumindest ist das ein auslösender Faktor. Jedenfalls müssen jetzt meine Schwester und ich auch in gewisser Weise in ständiger Angst davor leben. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig übertrieben, aber ganz kalt läßt es mich nicht ...
Aus Deinen Worten kann ich entnehmen, dass Du für Dich einen Weg gefunden hast, den Tod zu akzeptieren und damit umzugehen. Ich wünschte ich könnte es auch irgendwie lernen. Mein Problem ist wohl, dass ich nur das akzeptieren kann, was ich verstehe. Und den Tod, besonders einer geliebten Person, die noch viel zu jung ist - meine Mama, den kann ich nicht verstehen.
Ich möchte aktiv sein können, etwas tun, helfen, ändern, was auch immer, aber nicht machtlos zusehen müssen ... Das ist es, was mir den Verstand raubt. Ich tue mich sehr schwer mit dem Hinnehmen.
Du schreibst, ich werde wohl vom Leben genötigt, etwas sehr wichtiges zu lernen. Was ich mittlerweile gelernt habe, ist bewußter zu leben und jeden Tag viel intensiver wahrzunehmen. Ich gehe auch behutsamer mit mir selbst um.
Die Angst vor dem Alleinsein kommt daher, dass ich mich dann gehenlasse und schnell in eine Depression abrutsche. Das habe ich schon zweimal erlebt, und es war schrecklich. Ich bin so abhängig von der Liebe und dem 'Dasein' anderer.
@Cantadora44
An manchen Tagen fühle ich mich stark und denke, da werd ich mich schon durchbeißen, doch weiss ich nicht, welcher Sinn denn hinter all dem steht. Was will mir das Leben mit diesem Schicksal sagen?
Vielleicht befürchte ich auch, dass mich das Alleinsein verbittert ... Mein Freund hat sich für sich selbst entschieden statt bei mir zu bleiben, gerade jetzt, also denke ich, er liebt mich nicht genug - das meine ich zB mit verbittert.
Lamandrina
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AnnaD
Helferlein


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Hamburg W, 46
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Thu, 29.Jun.06, 7:44 Re: Ich Werde Die 2 Mir Liebsten Menschen Verlieren ... |
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Hallo lamandarina,
das ambulante Hospiz ist bei uns der Kirchengemeinde angegliedert. Die Menschen arbeiten dort ehrenamtlich. Ich kannte das Angebot durch Zeitungen und habe irgendwann dort angerufen. Es ist kostenfrei und ohne jeden Antrag möglich. Uns - oder besser mich, weil ich es am meisten brauchte - hat eine 73 Jährige ganz tolle weise Frau begleitet. Mir hat das ganz viel Druck genommen. Sie kam, wenn ich den Wunsch hatte, vorbei und wir haben ganz viel gesprochen und eigentlich mehr über das Leben als über den Tod. Ich hatte so schrecklich viel Angst und sie war mir eine große Stütze.
Rückblickend war es am schlimmsten, meiner Mutter nicht wirklich helfen zu können. Was zählt, egal wie der weitere Verlauf ist, ist dazusein. Ich habe oft mit meiner Mutter auf dem Balkon gesessen und der Natur zugeschaut, habe Musik mit ihr gehört, habe ihr vorgelesen. Sie konnte sich im Gegensatz zu deiner Mutter jedoch nicht mehr äußern bzw. nicht mehr reden.
Wichtig ist es, sich es selbst gut gehen zu lassen, soweit es geht. Trotz allem gut zu essen, genug zu schlafen, Freunde treffen, all das, was einem Kraft gibt.
Viele Grüße
Anna
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lilu
[nicht mehr wegzudenken]
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wien W, 32
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Thu, 29.Jun.06, 8:02 Re: Ich Werde Die 2 Mir Liebsten Menschen Verlieren ... |
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hi,
ja. in meiner familie haben alle 4 großeltern krebs gehabt. aber bis jetzt ist nur meine oma daran gestorben, bei den anderen konnte er wohl rechtzeitig erwischt werden. aber auch die cousine (tocvhter meiner an krebs) verstorbenen tante hatte vor ein paar jahren krens... also ich kann sagen - wohin ich mich wende - krebs. meist darmkrebs. wenn nicht ich, so werde ich wohl an einem meiner 4 geschwister dieses schicksal noch öfter mitmachen. da sind wir genetisch prädestiniert, kann man sagen. meine mutter hat zudem eine chronische darmkrankheit die vererbbar ist - also volltreffer!
dennoch habe ich keine angst. nicht mehr. und ich denke das hat sehr viel damit zu tun, wie ich die verluste durch diese krankheit mittlerweile handeln kann. ich meine - ist ja so - irgendwann MUSS man es ja begreifen. bei mir war das heuer so. eben als meine tante starb. bis dahin ging ich auch innerlich in die knie. jetzt aber sage ich mir: mich krigst du nicht - und wenn doch, so befreie ich mich wieder. damit meine ich den krebs. ich weiß das ich stärker bin.
was du schreibst über deine ängste vor dem alleine sein. das klingt ein bisschen nach DEM knackpunkt. ich kann deine ängste verstehen - auch ich habe tendenz zu depressionen. aber du darfst dich dennoch nicht so von der fürsorge und liebe anderer abhängig machen. weißt du - auch wen ndir nichts ferner liegt und du es nicht nach aussen trägst - es kann eine art erpressung sein. wenn ein partner in seinem selbstwert, seinem wohlgefühl so abhängig ist von einem - das spürt man. es ist ein druck. und wie du selber bemerkst - ist es für dich ebendfalls sehr hinderlich, so abhängig zu sein.
freilich wünscht sich jede mensch nähe und liebe. und bis zu einem gewissen grad stabilisiert das auch durchasu jeden, diese zuwendung zu haben. blöd wird es aber, wenn die angst vor dem verlust dieser zuwendung bereits fuß fasst wenn noch jemand da ist. verstehst du? wenn du zuwendung nicht voll annehmen kannst, weil die angst vor deren verlust dich bereits hemmt. und das passiert wen ndu der angst zu viel raum gibst. vielleicht ist es deine nächste aufgabe, zu lernen, wie du alleine zurechtkommen und dabei en zufriedener mensch sein kannst. lernen, wie du selber verhindern kannst, dich gehen zu lassen. den ndas ist etwas, das in DEINER verantwortung steht. in niemandens sonst. weder deine mutter noch ein liebespartner ist zuständig für dein glück und deine stablität. dafür bist nur DU zuständig. vielleicht ist es das, was dir dein leben jetzt in diesen monaten lernen will. manchmal sind die lektionen brutal, wenn es erforderlich ist.
ich sehe das auch an dem wie du über deinen freund denkst. anstatt dich zu freuen das er aus liebe noch ein halbes jahr bleibt - obwohl es ihm hier scheinbar nicht gut geht und er auch noch in eine sehr schlimme familiensituation geraten ist - ist ein beweis das er dich liebt. du aber siehst jetzt schon nur den verlust und legst da hinein das er dich nicht lieben kann. und umgekehrt könnte er ja ebenso meinen, das du ihn nicht liebt, weil du ihm nicht folgst.
ich wünsche dir viel kraft. und ich wünsche deiner mutter viel kraft und viel schöne zeit.
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_________________ Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung |
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r69
Helferlein


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Österreich, Wien M, 36
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Sat, 08.Jul.06, 12:58 Re: Ich Werde Die 2 Mir Liebsten Menschen Verlieren ... |
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Ich würde Dir auch gerne aufmunternde Worte schicken, mir fehlen aber an der stelle die Passenden. Mein Mitgefühl hast Du jedenfalls.
In der Situation würde ich mir Unterstützung holen - Ob's jetzt ein Coach oder Therapeut ist, und sprich durch, wie Du damit umgehst. Das sollte aufgearbeitet und nicht runtergeschluckt werden.
Den unabwendbaren Verlust der Mutter sehe ich.
Den des Partners allerdings nicht. --> Warum muss es schwarz/weiss sein
(Er bleibt da / och gehe mit / Es ist aus) Es gibt auch Abstufungen oder Andere Alternativen (Später nachkommen / Gemeinsam woanders hin / ...)
Der Erste Schritt wäre, den Satz umzudrehen von "Meinen Partner verliere ich auch" in "Ich weiss noch nicht, wo und wie wir unsere Beziehung weiter gestalten werden."
ich denke, ein mitgehen / woanders hingehen mit der Aussicht "jetzt verlier ich meine Familie für immer" ist Angstmachend. Es gibt sicher in Deiner umgebung Paare, die das lösen konnten, und sowohl Partner als auch Familie behalten haben. Hol DIr doch ein paar Lösungsmöglichkeiten aus der Praxis. Vielleicht ist ja eine dabei für Dich. (Veremeide es, die Hilflosigkeit aus der Einen Situation in die Andere zu übertragen, das sind zwei verschiedene Dinge!)
Wie auch immer Du es löst, ich halte Dir die Daumen!
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lamandarina
neu an Bord!


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Deutschland W, 26
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Mon, 17.Jul.06, 12:07 Re: Ich Werde Die 2 Mir Liebsten Menschen Verlieren ... |
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Hallo,
Nach einer etwas ruhigeren Zeit musste ich gestern erfahren, dass mein Freund mich bereits in 10 Tagen verlassen wird. Nun ist also der Moment gekommen, den ich nie wahrhaben wollte. Er hatte mir fest versprochen, bis November bei mir zu bleiben, um für mich dazusein, weil es mir wegen meiner Mama und dem Krebs oft sehr schlecht geht. Vor einer Woche hat er dann seinen Flug umgebucht, ohne vorher mit mir zu sprechen, und nun wurde ich vor vollendete Tatsachen gestellt. Das hat mir so sehr den Boden unter den Füßen weggezogen, ich habe die ganze Nacht nur geheult. Ich bin so unendlich traurig und verstehe die Welt nicht mehr ...
Er sagt, er liebt mich und will mich nicht verlieren, aber er hat zu viel Heimweh und kann hier in Deutschland nicht leben. Er hat es aber auch nie versucht, immer nur gemeckert, keinen Job zu haben, statt sich zu bewerben und Deutsch zu lernen. Er möchte, dass ich mit ihm gehe, doch es ist eine einseitige Entscheidung, wir haben das nicht zusammen entschieden. Entweder ich gebe hier alles auf, um ihn nicht zu verlieren, oder ich muß eben ohne ihn klarkommen.
Schon bevor meine Mama wieder krank wurde, fiel mir allein der Gedanke daran sehr schwer. Ich hänge extrem an meinen Eltern und an meinen wenigen aber sehr guten Freunden, und ich lebe gern hier. Es bricht es mir das Herz, ihn zu verlieren, doch es gibt keine Lösung. Niemals würde ich es fertigbringen, meiner Mama noch mehr Schmerz zuzufügen, indem ich weggehe. Ich kümmere mich so oft ich kann um sie und mache es auch gern.
Wie soll es jetzt nur weitergehen? Es kommt mir so vor, als würde mein Leben aus einer Aneinanderreihung von Tiefpunkten bestehen, und zwischendrin bekomme ich immer gerade genug Zeit, um mich wieder aufzurappeln - bis zum nächsten Schicksalsschlag ... Ich habe es so satt, denn es nimmt mich auch körperlich sehr mit. Jedesmal verliere ich drastisch an Gewicht, da mir der Appetit vergeht und ich massive Schlafprobleme bekomme, und der emotionale Dauerstress zieht zusätzlich Energie ab ... Da ich sozusagen schon von Natur aus untergewichtig bin, macht mich das noch depressiver. Es ist dann jedesmal ein Kampf, die Kilos wieder drauf zu bekommen. Ich hasse meinen Körper und meine starke Emotionalität so sehr dafür. Oft schaue ich dann tagelang nur flüchtig in den Spiegel, denn der Anblick meines viel zu dünnen Körpers macht mich wahnsinnig ... das steht mir jetzt alles wieder bevor ...
Übrigens war ich schon vor 3 Jahren für 18 Monate in psychotherapeutischer Behandlung (wegen meines damaligen Freundes, der drogenabhängig und alkoholkrank war und mich psyschisch fertig gemacht hat), jetzt wieder, doch oft weiss auch mein Psychologe nicht mehr, was er sagen oder mir raten soll. Er sagt, ich muß lernen, hinzunehmen, Demut. Ich möchte aber nicht abstumpfen, ich möchte leben und endlich auch mal glücklich sein, ist das denn zuviel verlangt?
Mein Freund sagt, ich soll mir doch Pillen gegen die Depressionen verschreiben lassen, wirklich eine tolle Idee! Ich möchte einen erträglichen Weg finden, mit allem fertig zu werden, doch wie?
LAMANDARINA
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