Auszeit von der besten Freundin?!

sporadischer Gast 6 deutschland W, 25

Guten Morgen!

Ich glaube, ich habe gerade auf gewisse Weise mit meiner besten Freundin Schluß gemacht bzw mir eine Auszeit erbeten. Und obwohl ich weiß, dass diese Auseinandersetzung fällig war, fühle ich mich gerade sch*** und denke, ich hab mal wieder übertrieben.

Die Geschichte in Kurzform: Wir kennen uns seit vier Jahren, haben uns übers Internet kennengelernt (ist demnach eine Mailfreundschaft anfangs gewesen) und schnell gemerkt, dass wir wie Seelenverwandte sind. Unsere Freundschaft war supereng und intensiv, jeder war die wichtigste Vertrauensperson des anderen. Dann vor 2 Jahren hat sie mit dem Studium begonnen, ist von zuhause ausgezogen und dann begann es. Die Abstände unserer Mails wurden immer länger und die Entschuldigungen dafür immer weniger nachvollziehbar. Viel Stress in der Uni, Kopfschmerzen, der Mitbewohner blockierte tagelang den PC und als er frei war, war sie zu müde zum Schreiben. Anfangs habe ich es akzeptiert, weil sie ihr Leben umstellen musste und es ihr nicht sehr gut ging (beinahe Firmenpleite des Vaters, Herzinfarkt desselben, Verlust von alten Schulfreunden, kaum neue Freunde an der Uni) dann - als die Abstände des Kontakts auf 4 Wochen anstiegen - habe ich sie darauf angesprochen. Große Entschuldigung, keine Änderung auf Dauer.
Die letzte Episode war wieder 4 Wochen kein Kontakt von ihrer Seite und nun erfahre ich auch noch, dass sie im Urlaub ist ohne was gesagt zu haben. Ist ja kein Ding, aber mittlerweile sind es 6 Wochen ohne Kontakt und das kann es doch nicht sein. Nun habe ich ihr eine Mail geschrieben, in der ich mir eine Auszeit von unserer Freundschaft erbeten habe, in der wir beide mal darüber nachdenken sollten, wie es mit uns weitergeht.
Für mich war das wichtig, aber ich habe dennoch ein schlechtes Gewissen. Reagiere ich überzogen? Müsste ich nicht für sie da sein, wenn es ihr nicht gut geht? Das war sie ja auch immer, bis vielleicht auf die letzte Zeit, in der ich auch einige Probleme hatte und von ihr nichts kam (oder nicht viel). Aber ich sehe mir das seit 2 Jahren an, rede mir den Mund fusselig, versuche für sie da zu sein und jetzt ist bei mir einfach eine Grenze erreicht.

LG

Forums-Gruftie 531 Germany W, 39

Ich denke ihr (mehr sie als Du) habt euch auseinandergelebt und eure Chance wäre eine Neustrukturierung der Freundschaft.
Ich stelle mir das aber schwierig vor, denn es ist/war ja eine intime Freundschaft, die gerade darin ihre Bedeutung hat/hatte, das man sich alle Gemütszustände erzählt.
Nach dem was Du erzählst, hat sie ihr Leben jetzt ohne Dich eingerichtet.
Das meint sie sicher nicht böse und Du bist ihr auch nicht egal, aber irgendwie scheint es für sie nicht mehr so zu passen, da sie jetzt ein neues Umfeld hat und wohl doch genug Leute kennengelernt hat.

Vielleicht ist eine Auszeit sowieso schon da, aber wurde nicht als solche benannt. Du bist glaube ich auch ein wenig gekränkt und verletzt, das Deine Bedeutung für sie geschrumpft ist. Vielleicht wäre es sinnvoll ihr das zu sagen und weniger die Häufigkeit eures Kontakts zu bemängeln.
Zeigst Du ihr, das Du verletzt bist?

sporadischer Gast 6 deutschland W, 25

Hallo Williams!

Du hast so ziemlich mit allem recht, was du sagst. Zumindest, was mich betrifft. Ich bin verletzt wegen ihrem Verhalten und ich habe mir so oft Gedanken darüber gemacht, dass ich wohl tatsächlich in eine andere Richtung drifte, als sie. Ich habe sie schon diverse Male in den 2 Jahren angesprochen, hab eigentlich immer gesagt, dass es mich verletzt, weil ich mir nicht wichtig genug für sie vorkomme (war ja gerade die Art unserer Freundschaft). Das Ergebnis waren immer tränenreiche Entschuldigungen, "Liebesschwüre" (platonisch*g*) und dass sie es einfach nicht auf die Reihe kriegt Prioritäten zu setzen. Übrigens ist durch ein ähnliches Verhalten schon einmal eine Freundschaft von ihr zerbrochen, wie sie mir sagte (war aber vor meiner Zeit).

Aber was du über sie meinst, stimmt glaube ich gar nicht. Sie kennt eben nicht genug Leute, sie sagt, sie wäre sehr einsam und die, die sie kennt, sind total unzuverlässig ihrer Meinung nach. Oft jammert sie darüber, dass sie so gern richtige Freunde an ihrer Uni hätte. Ich denke, es geht ihr nicht so klasse, jedenfalls meinte sie neulich mal, dies wäre das schlimmste Jahr ihres Lebens. Deshalb hab ich ja das schlechte Gewissen, aber ich musste einfach mal an mich denken.

Ich sollte auch noch erzählen, dass ihr Verhalten bereits einmal nach 4 Monaten Freundschaft das erstemal auftrat. Damals wohnte sie noch zuhause. Da hat sie auf meine Meckerei hin mir dass mit den Prioritäten und der zerbrochenen Freundschaft erzählt und dass sie manchmal egozentrisch wäre und es gar nicht merkt und nicht sehr belastbar wäre (also keine Mails schreiben kann, wenn sie den ganzen Tag was anderes gemacht hat sozusagen).
Es ist also eigentlich nichts, was mit den äußeren Umständen zusammenhängt (die erschweren es nur noch), sondern mit ihrer Persönlichkeit, oder?!

LG

Forums-Gruftie 531 Germany W, 39

Tja ich kenne sie nicht, daher ist Deine eigene Einschätzung hier mit Sicherheit die richtige. Ich kann nur aus dem was ich lese einschätzen wie es sein könnte.
Es passt auf jeden Fall nicht zusammen, das man einsam ist und Kontaktmangel hat, darunter leidet und gleichzeitig die beste Freundin "vergißt". Shocked

Das ist mir fremd, daher kann ich nicht mal groß etwas dazu sagen.
Vielleicht hat ja noch jemand anderes hier dazu eine Idee.
Das einzige was mir einfällt, ist Depression,
da viele dann auch mit totalem
Rückzug/Kontaktabbruch reagiern.

Wichtig ist aber, das Du weißt, was Du brauchst und
was Dir gut tut.
Diese verletzende Vernachlässigung sicher nicht.
Außerdem scheint ja die Hilfe in der Freundschaft
seit einiger Zeit nur noch in eine Richtung zu fließen?

Bei aller (platonischen) Liebe!
Du musst auf Dich Acht geben.
Wenn es Dich so belastet ist die Idee
einer Auszeit gut und richtig.

Du kannst ihr doch sowieso nur helfen,
wenn sie Dich lässt.
Nicht mal das scheint zur Zeit drin zu sein.

sporadischer Gast 6 deutschland W, 25

Hab mir auch schon überlegt, ob es sowas wie eine Depression sein könnte. Sie sagte mal, sie sitzt gerade in einem großen schwarzen Loch, weil alles schief geht. Sie hatte auch schon Panikattaken und dergleichen im letzten Jahr. Andererseits macht sie sonst nicht einen depressiven Eindruck, sie geht zur Uni, sie geht aus... Passt ja nicht. Kenne mich da allerdings auch nicht aus.

Stimmt, sich einsam fühlen und gleichzeitig die beste Freundin vergessen passt auch nicht. Habe ich ihr in meiner Mail jetzt auch mal gesagt. Ich glaube, sie nimmt mich für sehr selbstverständlich, sie meinte das mal und dass andere Freunde nicht so ein enges Verhältnis zu ihr hätten und sie sich um diese deshalb mehr bemühen müsste, weil sie sonst weg wären. Tja, jetzt bin ich auch weg.

Mittlerweile denke ich auch, dass die Idee mit der Auszeit ganz gut war, jedenfalls konnte es so nicht weitergehen für mich und was sich daraus ergibt (und ob überhaupt) sieht man ja dann. Traurig bin ich aber schon, denn unsere Freundschaft war echt (einst) was wunderschönes.

Lieben Gruß

Helferlein 126 Deutschland W, 24

Hallo du,

ich gebe dir mal einen gegenteiligen Ratschlag zu den anderen ... nimm dir die Auszeit und trauere deiner Freundin nicht hinterher.

Freundschaften über das Internet sind immer eine sehr kritische Sache, und ich weiss, von was ich rede. Ich steckte selbst eine lange Zeit in einer Phase, wo ich online viele Freunde kennenlernte und diese Freunde wirklich als wichtiger erachtet hatte, als andere Menschen.

Ich habe den Eindruck, dass sich dein Leben sehr um diese ONLINE-Freundin dreht. Sie ist sicher ein toller Mensch, aber ihr werdet niemals eine Freundschaft haben, wie man sie mit Menschen haben kann, die WIRKLICH da sind. Man neigt gern dazu, seinen Online-Freunden das Herz auszuschütten, sich sehr eng mit ihnen verbunden zu fühlen ... in Wirklichkeit ist da eine Menge Projektion dahinter, weil man sich ja auch nicht gegenüber steht.

Mein Tipp: Suche dir echte Freunde. Eine solche geistige Verbundenheit wirst du vielleicht nicht so schnell wiederfinden, aber meiner Erfahrung nach gehen solche Freundschaften sowieso auseinander, wenn sich im echten Leben eines der Beteiligten etwas tut - so wie bei deiner Bekannten gerade. Sie entdeckt nun das wahre Leben, das solltest du auch tun ...

Niemand kann die Freunde erstetzen, mit denen man abends im Café einen Kaffee trinken kann während man ihnen ebenfalls das Herz ausschüttet. Die Freunde, die einen besuchen kommen, wenn's einem schlecht geht, und die nicht auf Mails und "Liebesschwüre" auf ICQ angewiesen sind.

sporadischer Gast 6 deutschland W, 25

Hallo Cartoon Hero!

Hhm, jein, kann dir nur so halb zustimmen. Hast recht, dass online Freunde immer den Nachteil mit sich bringen, dass man nicht kurz mal einen Kaffee mit ihnen trinken gehen kann etc (aus dem Grund wäre mir der regelmäßige Mailaustausch mit dieser Freundin ja so wichtig, weil es gerade die Hauptbasis ist) und dass man bis zu einem bestimmten Punkt vielleicht gar nicht weiß, welcher Typ Mensch sich wirklich dahinter verbirgt. Aber sie ist keine "richtige" online-Freundin. Wir haben uns übers Internet kennengelernt und korrespondieren hauptsächlich über Mails wegen der Entfernung, aber wir haben uns in den 4 Jahren auch schon gegenseitig besucht, oft telefoniert, sms verschickt, uns sofort benachrichtigt, wenn irgendwas wichtiges im Leben passiert ist.

Ich habe einige Freunde im richtigen Leben, aber von denen würde ich nur zweien zutrauen und vertrauen, dass sie sofort kommen würden, wenn irgendwas wäre. Und ihr, soweit kenne ich sie schon (denke ich zumindest). Sowas ist selten und bekommt man nicht alle Tage, selbst wenn man mit der ganzen Stadt "gut Freund" ist. Und deshalb ist für mich diese Freundschaft enorm wichtig und deshalb kämpfe ich um sie, auch wenn ich mir jetzt diese Auszeit erbeten habe.
Wenn die beste Freundin in eine andere Stadt zieht, kann man doch trotzdem noch beste Freundinnen sein, auch wenn der Live-Kontakt gezwungenermaßen auf ein Minimum runtergefahren wird. Die beste Freundin einer Freundin wohnt in USA und zuletzt "miteinander gelebt" haben sie vor 10 Jahren und ich hatte zu Schulzeiten eine beste Freundin, die sich längst aus meinem Leben verabschiedet hat (dabei wohnt sie im Nachbarort). Die Frage ist nur, wieviel man bereit ist trotz der Umstände in die Freundschaft zu investieren, denke ich.

Lieben Gruß

Helferlein 126 Deutschland W, 24

Huhu!

Du kannst aber niemanden dazu zwingen, die Dinge so zu sehen, wie du. Du kannst nicht von ihr erwarten und erzwingen, dass sie sich meldet und für dich da ist. Es wird mit Sicherheit nie wieder so werden wie früher, auch das muss man akzeptieren und irgendwie verarbeiten.
Daher nochmals mein Tipp ... erzwinge nichts, denn das kann man nicht, sondern gehe ebenfalls deinen eigenen Weg mit neuen Freunden.

sporadischer Gast 6 deutschland W, 25

Okay, da hast du echt recht, aber ich weiß auch, dass es nie wieder so wird, wie früher, wenn mal ein Knacks drin ist und ich will nichts erzwingen, das wäre ja auch nicht schön. Wer will schon, dass man jemandem zum Kontakt zwingen muss?

Im Grunde habe ich ja das gemacht, was du sagst - ich hab ihr in der Mail nicht geschrieben, dass sie sich wieder so intensiv mit unserer Freundschaft beschäftigen soll, wie früher (nur dass es mich stört, wie es ist), sondern dass es erstens für mich nicht so weitergehen kann, wie gerade jetzt und zweitens, dass sie sich (und ich auch) überlegen soll, wie es weitergehen soll, wenn es weitergehen soll. Ich finde, ich habe einen cut gemacht, den sie bestimmt nicht gemacht hätte und den sie vielleicht gar nicht will?! Kommt darauf an, ob ihr Verhalten Desinteresse ist oder sie gar nicht merkt, wie ihr Verhalten bei mir ankommt.

Aber nach der Mail hatte ich ein schlechtes Gewissen und war von meiner Meinung auch gar nicht mehr so überzeugt, wie davor. Einfach, weil es mir überzogen vorkam so zu reagieren und die Freundschaft einfach mal auf Eis zu legen. Andererseits verlange ich nicht mehr, als in 4 Wochen mal ne sms zu schreiben und das ist in einer - eigentlich - sehr guten Freundschaft wohl nicht zuviel verlangt.

Übrigens frage ich mich z.Zt. wie es überhaupt weitergehen soll. Sie hat mir gerade eine Antwortmail geschrieben, die ich noch nicht gelesen hab (hab Angst). Und ich merke, dass es vielleicht gar nicht sie ist, die die Freundschaft "beendet" (warum und wie auch immer), sondern ich. Bin im Moment wirklich auf Auszeitskurs und wie du, Cartoon Hero sagst, wie früher wird es eh nicht mehr, das merke ich schon an meinem eigenen Gefühl. Fragt sich nur, was man dann mit so einer Freundschaft macht?!

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Auszeit von der besten Freundin?!