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maechtlinger62
Helferlein
 103
 Arnsberg/Sauerland
M, 44
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Fri, 25.Aug.06, 22:04 Spontan - spontan sein? |
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 Hallo zusammen...
... ein Thema, was mich immer wieder nachdenklich stimmt, ist der Umgang mit der (meiner) Spontanität.
Wann kann ich wirklich aus dem Bauch heraus spontan sein, ohne dass ich immer meinen Kopf einschalte - der ja dann Spontanität fast nie zulässt?
Kann ich mein Spontan-Sein immer und jeder Zeit "freien Lauf" lassen, oder WER zwingt mich, meine Gefühle - die es ja in ihrer Reinheit und Unbefangenheit sind... - zu UNTERDRÜCKEN?
Darf mich die "Gesellschaft" (ich hasse eigentlich das Wort) hindern, spontan zu sein, ohne gleich abgeschoben, erniedigt oder kaputt gemacht zu werden...?
Ist Spontanität "messbar"? - Gibt es Regeln oder sowas?
Ach ja, da sind natürlich noch viele andere Fragen...
Wie denkt Ihr darüber?
Nachdenkliche Grüssies
 Frank
PS - Spontanität würzt das Leben und den tristen Alltag... Macht mich aber auch oft zum Außenseiter - *ups - bin ich gesellschaftsfähig? Es sollte mir eigentlich egal sein... Ich merke gerade, dass ich in dieser Hinsicht, obwohl ich schon ab und dann aus mir herauskomme, doch noch Hemmungen habe... *seufz - aber ich bin manchmal gerne Außenseiter - das macht mich so besonders... anders... *lächel
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"Wer von der Hoffnung lebt, tanzt ohne Musik" |
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Philipp1982
Forums-InsiderIn
169
Groningen
M, 23
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Sat, 26.Aug.06, 18:38 Re: Spontan - spontan sein? |
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Hallo,
du hast dein Problem ja interessant verpackt. Eigentlich geht es gar nicht so sehr um Spontanitaet sondern um die Aussenseiterrolle. Ob das was miteinander zu tun hat, weiss ich nicht. Also ich kenne spontane Aussenseiter und unspontane Aussenseiter. Also denke ich, dass dein eigentliches Problem, dass Aussenseiterproblem ist. Und du bist offensichtlich nicht gerne Aussenseiter sonst waere es kein Problem. Ich wuerde die Nuss gerne durch einige zentrierte Fragen knacken:
Wie wuerde sich ein Insider verhalten?
Wofuer moechtest du tagein/tagaus leben?
Was gibt dir das Gefuehl, etwas wert zu sein?
Gruss
Philipp
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Wir rennen vor dem Leben weg. (Erich Fromm) |
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Der Suchende
Helferlein
134
NRW
M, 20
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Sat, 26.Aug.06, 19:57 Re: Spontan - spontan sein? |
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Hallo maechtlinger62!
| Quote: | | Kann ich mein Spontan-Sein immer und jeder Zeit "freien Lauf" lassen, oder WER zwingt mich, meine Gefühle - die es ja in ihrer Reinheit und Unbefangenheit sind... - zu UNTERDRÜCKEN? |
Spontanität ist weitestgehend ungebunden und ungehemmt, darum darfst du deiner Spontanität nicht immer freien Lauf lassen. Das Problem bei der Spontanität ist nämlich, dass sie sich kaum an Regeln hält. Wenn ein Kind zum Beispiel ein anderes Kind schlägt, weil es ein Spielzeug von ihm angefasst hat, so ist diese Reaktion zwar sehr spontan, wird aber von unserer Gesellschaft nicht toleriert. Ab dem Moment wo dann die Eltern eingreifen, das Kind bestrafen und ihm erklären, dass es keine anderen Kinder schlagen darf muss das Kind diese Spontanität unterdrücken um sich regelgerecht zu Verhalten. Es lernt also aktiv seine Spontanität zu unterdrücken.
Ich denke, dass die Fähigkeit seine Spontanität im Zaum zu halten die Komplementärfähigkeit zur Spontanität ist. Nur wenn ich beides kann bin ich in der Lage mich an Regeln zu halten und dabei trotzdem nicht zu steif oder spießig zu wirken. Es gilt mal wieder ein Gleichgewicht zwischen beiden Komponenten zu finden mit der sich andere und man selber wohl fühlen. Es ist im Prinzip in etwa dasselbe, wie wenn man sagt, dass man sich als Erwachsener seine Kindlichkeit bewahren will... genauso will man seine Spontanität unterdrücken lernen, ohne die Fähigkeit zum Ausleben der Spontanität zu verlieren.
| Quote: | | Darf mich die "Gesellschaft" (ich hasse eigentlich das Wort) hindern, spontan zu sein, ohne gleich abgeschoben, erniedigt oder kaputt gemacht zu werden...? |
Ich sehe da allgemein nichts Falsches dran. Man stelle sich nur mal vor man ließe einen Menschen von Geburt an alle Spontanität ausleben... der Mensch der dabei herauskäme wäre geradezu unmenschlich.
Ich vermute jedoch, dass du eine andere Art bzw. eine spezielle Art der Spontanität meinst, darum wäre es besser wenn du mal erklärst welche deiner spontanen Handlungen eigentlich abegelehnt werden.
| Quote: | | Gibt es Regeln oder sowas? |
Hmm... da Spontanität wahrscheinlich ein Ausdruck des Unterbewusstseins ist würde ich sagen, dass solche Regeln - sofern vorhanden - nicht sichtbar sind - eben implizite Regeln. Wenn diese Regeln nämlich sichtbar, also explizit werden, dann würde das daraus resutlierende Verhalten nicht mehr spontan sein. Darum könnte es beim spontanen Verhalten zwar Regeln geben, doch wenn wir uns selbst diesen Regeln bewusst werden sollten, würde das die Spontanität zerstören.
Eigentlich sollte ich deshalb vielleicht lieber mit "nein" antworten... 
Gruß
Der Suchende
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maechtlinger62
Helferlein
103
Arnsberg/Sauerland
M, 44
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Tue, 29.Aug.06, 13:06 Re: Spontan - spontan sein? |
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| Der Suchende wrote: | | Spontanität ist weitestgehend ungebunden und ungehemmt, darum darfst du deiner Spontanität nicht immer freien Lauf lassen. |
Hallo Suchender...
... ja, das ist richtig. Wie Du richtig beschreibst, sollte bei einer spontanen Handlung so eine Art Gleichgewicht zwischen den (Gesellschafts-)Regeln und des eigenen Tuns herrschen - ist natürlich nicht immer möglich. Wie kann ich, während ich überlege, spontan sein? Anders gesagt - ich kann ja ruhig einen spontanen Gedanken haben - aber in ihrer Ausführung ist vielleicht ein Nachdenken angesagt... Dann ist's meist schon nicht mehr spontan... irgendwie drehe ich mich da im Kreise...
Spontanität muss ja auch nicht heißen: Gegen-den-Strom-schwimmen, oder? Spontan kann ja auch heißen: JA, ich mach es einfach... - praktisch, ohne zu überlegen, welche Konsequenzen das für mich hat.
Ich bin oft "Un-spontan" - weil ich zu viel "hirne" (nachdenke, mich im Kreise drehe etc.) - die Folge ist dann oft, dass ich nicht bzw. sehr langsam zum Ziel komme. Das hängt sicher auch mit meiner mangelnden Entscheidungsfreudigkeit zusammen, die wohl das Resultat der Unbeweglichkeit meines Tuns ist... Oder sind es gar Ängste...? Ich weiß es nicht, werde daran noch arbeiten müssen...
Liebe Grüssies
Frank
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"Wer von der Hoffnung lebt, tanzt ohne Musik" |
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Der Suchende
Helferlein
134
NRW
M, 20
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Tue, 29.Aug.06, 15:37 Re: Spontan - spontan sein? |
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Hallo maechtlinger62!
| Quote: | Wie kann ich, während ich überlege, spontan sein? Anders gesagt - ich kann ja ruhig einen spontanen Gedanken haben - aber in ihrer Ausführung ist vielleicht ein Nachdenken angesagt... Dann ist's meist schon nicht mehr spontan... irgendwie drehe ich mich da im Kreise...
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Während du überlegst kannst du natürlich nicht spontan sein. Du kannst höchstens eine Überlegung spontan umsetzen. Außerdem gibt es Ideen, die eine spontane Umsetzung unmöglich machen. Man kann z.B. nicht spontan einen Text interpretieren, aber man kann spontan entscheiden es zu tun. Ab diesem Zeitpunkt ist mein Handeln aber natürlich nicht mehr spontan, das ist normal.
Nur das dafür Entscheiden kann in einem solchen Fall spontan sein und das muss man klar von der Handlung für die man sich entschieden hat abgrenzen. Folgt der Entscheidung dann direkt die Handlung (auch wenn diese aus Denken besteht), dann ist die Entscheidung spontan. Folgt der Entscheidung jedoch weiteres Nachdenken über die Entscheidung und nicht über die Handlung (sodass die Handlung für die man sich entschieden hat hinausgezögert wird), dann ist man in diesem Moment unspontan.
| Quote: | | Spontanität muss ja auch nicht heißen: Gegen-den-Strom-schwimmen, oder? |
Genau, spontan sein heißt für mich losschwimmen bevor man die Richtung kennt. Ob man dann gegen oder mit oder quer durch den Strom schwimmt sieht man erst während man es bereits tut.
| Quote: | | Ich bin oft "Un-spontan" - weil ich zu viel "hirne" |
Ich kenne das Problem von mir selbst. Es hängt meistens damit zusammen, dass man zuviel auf sich selbst schaut. Während spontane Menschen ihr Leben sozusagen aus der Ego-Perspektive gestalten, tun unspontane Menschen es oft aus der third Person Perspektive, wobei sie jeden ihrer Schritte analysieren. Das ist natürlich wieder eine ambivalente Sache: Einerseits refletkiert man so mehr über sich und das was man durchlebt, andererseits kommt man nur langsam vorwärts.
Ich denke Ängste können viel dazu beitragen Spontanität zu unterdrücken, ich denke aber auch, dass diese Ängste in den meisten Fällen lediglich schwache konditionierte Ängste sind, die man einfach wieder verlernen kann (ich würde es in den meisten Fällen eher als eine Unsicherheit als eine Angst bezeichnenen). Möglicherweise entstehen sie teilweise einfach daduch, dass man schlichtweg keine spontanen Entscheidungen trifft: Die Psyche gewöhnt sich daran nur reflektiertes Verhalten zuzulassen und ist bei spontanem Verhalten verunsichert.
Das Mittel dagegen: Wenn es bei einer Gelegenheit geht einfach mal das Denken aufgeben und Handeln. Statt dass man versucht sich selbst zu überzeugen handelt man einfach... ohne Legitimition. Am Anfang fühlt sich sowas (wie bei allem was man neu lernt) noch steif und ungewohnt an, aber mit der Zeit lernt die Psyche es zu akzeptieren.
Gruß
Der Suchende
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Arnsberg/Sauerland