Meine Tochter hat Bulimie - wie soll ich mich verhalten

sporadischer Gast 8 wien W, 48

ich habe eine tochter, die unter bulimie leidet. sie war 2 jahre in therapie und hatte die eßstörung sehr gut in griff.

nun hat sie aber einen jungen mann kennen gelernt, zu dem sie gerne ziehen möchte. leider geht der mit ihr sehr respekt und lieblos mit ihr um.
kurz gesagt, sie leidet unter dieser beziehung wie ein hund und ist wieder voll in der bulimie drinnen.

meine tochter studiert noch und hat selbst kein einkommen. ich hab ihr klargelegt, daß sie gerne ausziehen kann, nur muß sie sich dann einen job suchen und ihren lebensunterhalt selbst bestreiten. ich bin nicht bereit, sie bei diesem wahnsinn zu unterstützen.

jetzt plagen mich gewissensbisse und selbstzweifel, ob ich richtig entschieden hab. einerseits will ich sie nicht in ihr unglück laufen lassen, andererseits will ich aber, daß sie ihr leben so gestalten kann, wie sie es sich vorstellt.

ich bin ziemlich ratlos und bitte euch um eure meinung.

danke - schmetterling1

(Hinweis Admin: Betreffzeile präzisiert)

Helferlein 38 Köln W, 31

Hallo schmetterling 1,

ich habe selber mal unter Bulimie gelitten und meine Mum und ich haben uns in der "Hochzeit" jeden Tag bis auf's Blut gestritten! Mit dem Endergebniss, dass ich zwei Wochen vor meinem Beginn des stationären Aufenthaltes in eine psychosomatischen Klinik, zu meinen Großeltern gezogen bin. Ich hatte mich so doll mit meiner Mum zerstritten, dass ich ihr während meines 3,5 monatigen Aufenthalts in der Klinik, eine Kontaktsperre durch die Ärzte etc. auferlegt habe und es nach Beendigung des Aufenthalts keinen Sinn hatte, zu ihr zurückzuziehen!

Ich bin dann tatsächlich GANZ zu meinen Großeltern gezogen. Nach langer anschliessender Therapie (Analyse von ca. 5 Jahren) und dramatischen Gesprächen mit meiner Mum, wo wir uns angeschrien, geweint etc. haben, verstehen wir uns jetzt super!

Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass es gut für deine Tochter wär, in ihrem "akuten" Zustand mit ihrem Freund zusammenzuziehen! Vor allen Dingen nicht, wenn der Typ sie nicht gut behandelt! Verbieten kannst du es ihr natürlich nicht!
Ich kann dir nur raten, dass du Gespräche zu deiner Tochter suchen solltest, ihr klar machen, was sie dir bedeutet, versuchen, dass sie eventuell noch mal professionelle Beratung aufsucht, gegebenfalls mal eine Familientherapie vorschlägst etc. Was ich definitv vermeiden würde an deiner Stelle, wär extremen Druck auf sie auszuüben oder sogar über ihren Freund hetzen! Auch wenn er nicht der Richtige sein sollte, deine Tochter ist anscheinend stark verliebt und wenn du über ihn herziehen würdest, denke ich würdest du deine Tochter damit nicht für dich gewinnen können. Im Gegenteil!
Ich hoffe, ich konnte dir was helfen!? Auch, wenn es etwas lang geworden ist....Sorry!

MfG

Engel d. U.

sporadischer Gast 8 wien W, 48

danke für deine liebe antwort....du hast mich echt bestärkt, den weg, den ich eingeschlagen habe fortzugehen!

die zeiten,wo wir uns gefetzt haben, sind gottseidank vorbei. sie hat bereits 2 jährige gesprächstherapie hinter sich und da wurde einiges aufgearbeitet. der frustauslöser ist nix anderes als der junge mann.

und.....auch ich finde, daß aufgrund solcher verworrener verhältnisse
nicht zu ihm in eine wg ziehen sollte.

nur...du sagst...keinen druck ausüben!!!

ich hab eigentlich nur klare fronten schaffen wollen.
-------entweder du richtest dich nach meinen spielregeln oder du gehst
ganz.

wie geht es dir jetzt eigentlich??? hast du deine bulimie im griff und führst du ein "geordnetes" leben??? und---wie alt bist du denn???

danke nochmals für deine antwort.

ciao
schmetterling1

Helferlein 38 Köln W, 31

Hallo schmetterling 1,

schön, dass ich dich bestärken konnte!

Das mit den Fronten klären ist schön und gut, aber bedenke, dass deine Tochter tief im Innern selbst verzweifelt ist!
Weiss der Typ überhaupt von der Krankheit deiner Tochter?
2 Jahre Gesprächstherapie sind ja schon super, aber da sie rückfällig geworden ist, sollte sie schnellstmöglich entweder noch mal ihren alten Therapeuten aufsuchen oder zu einem anderen gehen! Aber gegen ihren Willen bringt das nicht unbedingt was! Was sagt sie denn dazu? Will sie gar nicht zum Therapeuten mehr?????

Wie es mir jetzt geht?
Also:
Ich bin seit mind. 10 Jahren rückfallfrei! Ernähr mich normal. Habe mein Abi nachgeholt. Studier jetzt Psychologie, mache gerne Sport und bin mit meinem Körper mittlerweile zufrieden.
Ich bin 31 Jahre alt.
Lebe mit meinem Freund zusammen. Wir haben ein gemeinsames Kind, was jetzt 2,5 Jahre alt ist.
Habe einen kleinen festen Freundeskreis, auf den ich mich zu 10000% verlassen kann etc. etc.
Also, alles im Grünen Bereich! Ich habe kleine Probleme zwischendurch, die jeder "normale" Mensch hat (im Alltag oder mal Stress wegen der Uni...).

LG
Engel des Universums

sporadischer Gast 8 wien W, 48

hallo engel!

also ich find es wirklich toll, daß du soooo großartig dein leben im griff hast. für deine genesung war scheinbar die räumliche trennung von deiner mutter auch mit ausschlaggebend.

ich hab mich sehr über bulimie informiert und weiß, daß diese krankheit ein spiegelbild der familie ist.

ich versuche immer wieder mit ihr zu reden und sie zu verstehen. sie vertraut mir auch alles an. wahrscheinlich bin ich zu viel für sie da.
und eine große schwäche von mir ist mangelnde konsequenz, die sich leider durch unser ganzes leben geschlichen hat.

aber es ist nie zu spät sich zu ändern, und drum bleibe ich auf dem standpunkt, sie beim umzug zu dem freund nicht zu unterstützen.

ich kann und will ihr aber den umgang mit ihm nicht verbieten. sie trifft sich heute wieder mit ihm.........sie macht aber alles andere als einen glücklichen eindruck dabei. ich hab das gefühl, sie muß wieder sehr tief fallen um aufzuwachen.

mir geht es echt scheiße dabei.das kannst du mir glauben.

danke nochmals fürs zuhören

schmetterling1

Helferlein 38 Köln W, 31

Hallo schmetterling 1,

danke für dein Kompliment! Hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber ich bin froh, dass ich Bulimie mit magersüchtigen Tendenzen hatte. Ohne die Krankheit, wär ich jetzt nicht da, wo ich bin! Ich habe in der therapie viel über mich selbst gelernt und mich RICHTIG mit meiner Mutter ausgesprochen! Ich bin auch davon überzeugt, dass die räumliche Trennung von meiner Mutter mit all ihren Problemen besser für mich war!

Ich kann mir das gut vorstellen, dass du dich sch*** dabei fühlst! Das ist auch alles andere als einfach! Ich glaube aber, dass der Freund nur der Auslöser ist. Wäre deine Tochter tatsächlich vollkommen im Reinen mit sich gewesen (soweit man das sein kann als normaler Mensch), wäre es nicht wieder soweit gekommen. Da müssen noch tiefer sitzende Probleme bei deiner Tochter sein, als dieser Freund!!?? Sonst hätte sie sich ja auch gar nicht erst so einen ausgesucht, der ihr nicht gut tut!!!??

Das mit der Inkonseqent bei dir kann man ja schon fast als Symbol für die Krankheit Bulimie sehen! Man isst viel, ist aber nicht so konsequent das Essen in sich zu behalten!
Noch mal zu meiner einen Frage: Weiss der Freund von ihrer Krankheit?

Und: Könntest du dir eine Familientherapie vorstellen bzw. würde deine Tochter sie mitmachen?
Wie alt ist denn deine Tochter und was studiert sie?
Kümmert sie sich noch um ihr Studium oder lässt sie im Moment alles schleifen?

LG
Engel d.U.

sporadischer Gast 8 wien W, 48

hallo engelchen!

ich find es total nett, daß du dich für mein problem interessierst.

tja...zum thema freund.....

ich kenn ihn nicht persönlich, geschweige denn weiß ich was sie so mit ihm bespricht.

doris ist 22 und hat im vorjahr mit der ausbildung zur grundschullehrerin begonnen. sie ist 2 jahre in therapie gegangen und in unserer familie hat sich auch viel verändert. wir haben den wohnsitz gewechselt, ihr einen hund gekauft, sich total viel um sie gekümmert.......

seit 2 monaten ist kein stein mehr auf dem anderen. eben seit dem zeitpunkt, als sie sadyyy, so nennt er sich kennengelernt hat.
die sitzt tag und nacht vor dem pc und warten auf seine mail. sie starrt das handy an und wartet auf seinen anruf.....sie macht sich mit ihm einen treffpunkt aus und er kommt einfach nicht hin. er ist 18 jahre alt und noch sehr unreif. das beste: er hat ihr klipp und klar gesagt, er will keine feste beziehung, sondern er braucht nur eine mitbewohnerin um sich die miete zu teilen.

mehr brauch ich ja nicht zu erzählen ..........

sie geht nicht mehr zum therapeuten, das hat sie mir klipp und klar gesagt.

es wird wohl das beste sein..........sie zieht aus kriegt entweder ihr leben selbst in den griff...oder auch nicht!

was meinst du?

schmetterling1

Helferlein 38 Köln W, 31

Hallo schmetterling 1,

ohjeh, das mit diesem Saddy hört sich ja echt ÜBERHAUPT nicht gut an! Für mich ist deine Tochter noch immer nicht im Reinen mit sich, sonst würde sie sich auf sowas gar nicht einlassen. Das kann für sie ja nur übel enden!

Tja, zu deiner Frage, was ich machen würde....Sehr, sehr schwer! Wenn sie unbedingt will, kannst du sie ja eh nicht aufhalten. Sie ist immerhin volljährig, kann ausziehen, wann und zu wem sie will. Entsprechend hat sie natürlich auch die Konsequenzen zu tragen.

Ich hatte gehofft, da wär vielleicht noch ein Hintertürchen Richtung Therapie bei ihr auf. Scheint aber nach deinen Aussagen leider nicht der Fall zu sein!

Das was ich auf jeden Fall machen würde, wäre ihr immer wieder in Gesprächen mitzuteilen, dass du dir Sorgen machst. Aber egal, wie ihre Entscheidung ausfäll, dut für sie da bist! Bist du doch, oder?
D.h. ich würde ihr auch sagen, dass wenn sie feststellt, dass es mit Saddy nicht klappt, sie zu Hause immer herzlich willkommen ist! Ist sie doch, oder?

LG
Engel d.U.

sporadischer Gast 8 wien W, 48

hallo engelchen!

ja, du hast recht, die sache mit dem sadyyy ist sehr übel.
sie nimmt eine lange zugfahrt in kauf um sich mit ihm zu treffen.
sie vereinbart einen termin um sich mit ihm zu treffen........
und siehe da: samstag,montag und gestern...jedesmal ist er nicht hingekommen und hat sein handy ausgeschaltet.

sie kommt dann ganz gekinickt nach hause und flüchtet sofort in eine freßorgie. kannst du dir vorstellen,wie arg das für mich ist, das auszuhalten????

weißt:ich hab seit jahren geduld und verständnis, bin immer für sie da.
und ich glaub.....genau das ist der falsche weg. wie soll sie denn erwachsen werden, wenn ich sie ständig auffange und ihr alle hindernisse aus dem weg räume?

gestern abend hab ich ihr klipp und klar gesagt:
"ich bin am limit und muß jetzt auf mich schauen. ich bin nicht mehr bereit, das alles auszuhalten. jeder mensch hat irgendwann einmal liebeskummer........und muß es durchstehen. du weißt, du kannst immer mit meiner hilfe rechnen, doch ich erwarte mir von dir, daß du auch was dazu beiträgst. es gibt 2 möglichkeiten: entweder du kommst deinen verpflichtungen ...schule...hunde...hilfe im haushalt....nach, oder du gehst!" ---das waren meine letzten worte, die ich mit ihr gesprochen hab.

wie siehst du das?

schmetterling1

Helferlein 38 Köln W, 31

Hallo schmetterling (mit geknickten Flügeln!!!) 1,

irgendwie komisch! Wenn ich lese, was du schreibst, sehe ich gaaaanz extreme Parallelen zu meiner Mutter und mir damals!

Bei uns war das damals GENAU (!) so! Ich hatte zwar keinen Liebeskummer, habe aber wirklich alles vernachlässigt! Schule etc. Und war mit meinen Launen (teilweise hoch agressiv etc.) bestimmt nicht leicht im Umgang! Meine Mutter hat mir damals fast exakt dasselbe gesagt, wie du zu deiner Tochter!
Hm, ich weiss nicht, ob das sooo gut ist! Im Endeffekt bin ich ja dann zu meiner Oma und meinen Opa (wie du weisst) und das trieb mich eher weg von meiner Mutter! Es hat einen langen und schmerzhaften Weg nach sich gezogen, bis ich und meine Mutter das Verhältnis hatten, was wir jetzt haben (ein sehr gutes).
Es ist sicher NICHT optimal, wenn du ihr alles aus dem Weg räumst. Da bin ich einer Meinung mit dir!
Wie war denn ihre Reaktion auf deine Sätze?

Mal eine Frage: Hast du schon selber mal eine Therapie gemacht?
Nicht böse gemeint, aber es überfordert einen ja selber extrem, mit so einem kranken Menschen zusammenzuleben und dann noch sich RIESIGE Sorgen zu machen, weil es deine eigene Tochter ist!

LG
Engel d.U.

sporadischer Gast 8 wien W, 48

hallo engel!!

ich glaub, daß es immer paralellen in eßgestörten familien geben wird.
leider sind es die verhaltensmuster inerhalb der familie, die überhaupt zu eßstörungen führen können.

ich bin fest davon überzeugt, daß du es nur geschafft hast, weil du dich räumlich von deinen eltern getrennt hast. wir mütter meinen halt, daß unsere töchter das leben nach unseren vorstellungen gestalten sollten und mischen uns immer wieder in ihre verhaltensweisen ein. (meine mutter ist 76 und macht das heute noch mit mir).

ich hab hart an mir gearbeitet und beiß mir lieber die zunge ab, bevor ich was sag. doch was nützt das alles, wenn sich meine gedanken ständig im kreis drehen und ich bereits die panik habe, wenn ich nur schon die türschnalle zu hause in die hand nehme, im auto sitze und denke:was wird mich bloß jetzt wieder zuhause erwarten??

es ist echt ein scheißgefühl und ich fühl mich wie eine gefangene in mir selbst. ich liebe meine tochter über alles...das ist keine frage....

nur wir behindern uns im moment gegenseitig......es liegt soviel negative energie in der luft..........was gibt es da sonst noch für eine lösung als sich räumlich zu trennen????

ich bin schon sehr auf deine antwort gespannt!

dein schmetti

Helferlein 38 Köln W, 31

Hallo schmetti,

ich bin an sich auch überzeugt, dass eine räumliche Trennung besser wär! Nur ist das Problem bei euch, dass sie in eine noch viel negativere Umgebung ziehen würde! Bei diesem Saddy... Bei mir war der Vorteil, dass ich sehr gut bei meinen Großeltern aufgehoben war und die mich stark emotional gestützt haben! Wenn die nicht gewesen wäre, wer weiss, was jetzt mit mir wär...???!!!

Ist alles so verzwickt bei euch! Gibt es bei euch nicht auch noch andere Anlaufstellen, so wie z.B. bei mir früher. Oma? Ihr leiblicher Vater (falls ihr getrennt seid????), Geschwister...????? Wär doch besser, wenn sie erst mal da irgendwo unterkommen könnte! Aber ich kenn ja wirklich GAR NICHT eure familiären Verhältnisse oder sozialen Verbindungen zu anderen! Es gibt auch sowas wie WG's mit psychologischer Betreuung...Wär ja auch noch eine Möglichkeit! Oder was meinst du?????????

Ich hoffe, sie bzw. du oder ihr trefft die richtige Entscheidung!

LG
Engel d.U.

Helferlein 38 Köln W, 31

Hallo schmetterling 1,

gibt es was Neues bei dir und deiner Tochter?

MfG
Engel d.U.

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